Full text: St. Ingberter Anzeiger

GBensdarm ist berechtigt, jederzeit überall Haussuchungen vor⸗ei 
zunehmen. 
In der Stiadt Merito soll nächstes Jahr eine am 15. 
Januar zu eroffnende und auf die Dauer von drei Monaten be— 
rechnete Aussteliung von Erzeugnissen der Landwirthschaft, der In⸗ 
dustrie, der Wissenschaflen und Kunste statifinden, an welcher alle 
Völker sich betheiligen lönnen. Das Uaternehmen steht unter der 
Zeilung der mexkanischen Regierung. 
Sermuqtes. 
*St. Ingbert, 2. Mal. In der Nacht von Mittwoch 
auf Donnerstag leßen in ber Kohlenstraße einige Nachtschwärmer 
ihrem Muthwillen dermaßen die Zügel schießen, daß die Polizei 
fich beranlaßt sah, nach ihnen zu fahuden. 
9Aus dew Biesgau. In Wittersheim hat sich ein 
hedauernswerther Fall ereignet. Ein Oekonom, Vater von meh— 
reren unmundigen Kindern, hat sich in einer Anwandlung von 
Trübsinn, als Ausfluß einer Milzkrankheit, mit einem Be'ile fast 
den ganzen Arm durchhauen, so daß für die Erhaltung seines 
Lebens Gefahr besteht. 
In Raundel hat sich der Apotheker Hoffmanz, der an 
Verfolgungswahn uütt, erschossen. 
FLudwig 3hafen, 30. Apr'l. Die heutige General⸗ 
versam nlung der Pfälzischen Eisenbahnen erledigte die sämmtlichen 
Punkte der Tagesordnung nach den Anträgen des Verwaltungs⸗ 
rathes. Die staiutengenäß aus dem Verwaltungsrath ausscheiden⸗ 
den Muitglieder Reichsssrath Ferdinand v. Boecking in Landau, Re—⸗ 
gierungẽrath Franz Flamin Meuth in Kasserslautern, Anwalt Fr. 
August Maͤhla in Landau und Barquier Maher Karl v. Rothschild 
wurden wieder gewählt. 
Speyer. In der Pfalz bestanden seit dem 1. Juli 
18783 273 Brauereien und zwar 268 Privat· und 5 Actien⸗ 
hrauereien. Malzverbrauch: 99802 H.ktol., Bier: 207,646 H.-ktol.; 
Weißbierbrauereien: 1 mit 16 Hetol. Malzberbrauch und 32 Heklol. 
Dier; Branntweinbrennereien: 1307 mit 12110 Hektol. erzeugtem 
Branniwein, 44 Eisigsiedereien mit 3304 Hektol. Esjfig und 75 
Gramsiedereien wit 1824 9etiol. Hefe. — Im Jahre 1878 stan⸗ 
den in Gebrauch 10 öfentliche und 87 gemeinschaftliche Mühlen; 
ohne Messungkapparat 330; —XE 
Futterschrot⸗ und Hausmühlen ohne Controlapparat: 243, mit Con⸗ 
srolapparat: 1. Nahimalzbrechende Mühlen: 639. (Pf. 3) 
JAuch auf dem Ne ubauerhosfe brei Dielkirchen ist eine 
uh plöhlich erkrankt und verendet und wurde durch den Bezirks⸗ 
thierarzt Milzbrand constarirt. Die veterinärpolizeilichen Maßregeln 
wurden sofort angeordnet. — Waͤhrscheinlich ist, daß diese Sesch⸗ 
mit jenen mitbrandähnlich , n Krankhrit, die unter dem Wild des 
Forsitebiers Imebach so veheerend auget eten ist und auch weuere 
Herbreuung gefunden hat, im enesten Zusammenhange sseht. 
pFrankfurt. Verschiedene der höchsten Finanz ange⸗ 
horige Familien haben ihre Gärtner und Kutscher entlassen und die 
Anlage und Unterhaltung ihrer Gärten einem Garten⸗Director, das 
Fuhrwert hiesigen Lohnlkutschern übergeben. 
F Unter allen deutschen Staaten verwendet, wie die „Neut 
Pad. Ztg.“ berichtet, Bayern aus Regierungsmitteln am me sten 
jur das Schulwesen, nämlich 2,68 M. pro Kopf der Bevölkerung, 
Hessen 2,61 M., Wuͤrtlemderg 1,96 N., Baden nur 1,75 M. 
Preußen logar nur 1,36 M. pro Kopf. 
p Aus Württembetg. Bis zum Jahr 1855 bestand 
in Württemberg das wohl begründele Verdot, Kälber, die noch nicht 
drei Wochen all sind, zu schlachten. JIu genanntem Jahr wurdt 
dies Verbot aufgehoben, und seiidem hat man die Ersahrung machen 
müssen, daß, namentlich auf dem Land, das Schlachten unzeiliger 
Fälber zum Schaden von Gesunden, Kranken und Genesenden sehr 
berhand genommen hat. Nicht bloß sür die Gesundheit der Mensch— 
heit sist Tas zu beklagen, sondern auch in vollswirthschaftlicher 
Beziehung, denu unzeitige Kälber können kein dauerhoͤftes Ledet 
riefern. Neuerl'ch hat Dr. Hettich in Stuttgart wieder darauf 
aufmerksam gemacht, wie nothwendig eine ernste polizeiliche Für⸗ 
sorge in dieser Beziehung ist. 
Kirn. Emi 10jahriges Mädhen, das auf hiesiger Stal on 
das Bahngeleise überschreiten wollte, gerieth zwischen die Pfuffer 
Rwoeiet Wagen und wurde ihm —X 
queischt, daß es alsbald verschitd. 
p' Den Benrieb der Loofe der Prämiencollelle zum Neubau 
einer kalholischen Kirche in KRissingen hat die Firma A. und 
B. Schuler in Zweibrücken übertragen erhalten. Es werden im 
Ganzen 8300, 000 Loose ausgegeben werden, deren Preis per Stüc 
auf 2 M. festgesetzt worden ist. 
p Die helandlen Vorgange in Würzbur g sind nicht chne 
nachtheiligen Einsluß auf die Frequenz der dortigen Universität 
geblieben. Bis zum 26. ds. haben sich, obwohl der gesetzlicht 
Inskriprionstermiu schon zu Ende ging, erst citca 200 Studenten 
Mmunattikulitt. Im ganzen glaubt man, daß die Zahl der Hoͤrer 
iich in diesem Semester auf nur etwa 500 belaufen wird. 
pWärzborg, 29. Apil. Auf Grund der Arztlichta 
wButachten wurde gestern die Schuhmachersehefrau Burger, welch 
m Dezember vor. Is. in einem Anfalle von Geistesstorung drei 
hrer Kinder tödtete, aus der Beobachtungsabtheilung des Juliukße 
pitals dahier entlassen. — Für die Nothleidenden im Spefsart 
fünd bei dem Zentralhilfskomite bis heute rund 106,0090 M. 
ingegangen. 
F 'Alles versammelt sich! Vom 15. bis 18. Juni ds. Is 
halten die deutschen Conditoren ihren Verbandstag in Würzburg 
Wenn sich genug Tbeilnehmer finden, soll am 19. ein —X 
sicher Aueflaͤg mittelst Extrazuges nach Kissingen gemacht werden; 
wo nicht, begnügt man sich mit einem „musikalischen Frühstüd.“ 
f (Zeiigemaße Annonce.) In der Köln. Zig. lesen wir fol- 
zendes Juserat: „Für einen gesitteten 18jährigen Tertianer, der 
zicht stieg, w'rd ein anderes Gymnasium gewuͤnscht. Bei gleichen 
Wünschen andererseits könnte kostenfreie Auswechselung der Knaben 
erfolgen. Gute Referenzen.“ 
Eine aufregende Scene lockte, wie die .Hamb. Nachr.“ 
nittheilen, anr 24. d. Mis. in der Neustädter Fuhlentwiete zu 
Hamburgq ein so zahlreiches Publ'kum an, daß die Straße durch 
Schutzmänner abgesperri werden mußte. Es hatte namlich eint 
Dame einen Laden daselbst verlassen und aus Veisehen ihren Hund, 
einen mittelgroßen schwarzen Pudel, mitzunehmen vergessen. Als 
das Thier durch die Spregelscheibe des Ladens seine Hircin fort⸗ 
gehen fah, sprang es ehe man es noch daran verhindern konnie, 
durch die diemlich dicke Scheibe hindurch, und ohne einen Laut von 
sich zu geben, stürzte eß, da ihm Hais und Brust vollständig durch 
Hnuten so wie der Leib aufgeschlezt war, zu Boden und starb bald 
darauf. Das an dem Fensier und an der Mauer herabfliehendt 
Blut veranlaßte mehrere Leute zu dem Glauben, es sei dort ein 
Mord verübt. 
pBremen. Eine arme Arbeiterfrau von hi'er erhielt un— 
vermuthet eine Erbschafr von 2000 Mark. Natürlich war ihre 
Freude darüber groß. Sie trug dieses Geld zut Bank und setzie 
ich, während ihr der Beamte ein Cernficat darüber ausstellte, auf 
inen Sluhl. Als fie das Ceruificat in Empfang nehmen sollte, 
war sie leblo?e. Der herbe gerufene Arzt constatirte einen Herzschlag 
herdorgerufen durch die übergroße freudige Aufreguug. 
4Hartnäckige Spieler. In einer Stadt im Erzgebirge wurde 
neulich ein langes Kartenspiel absolvirt. Ein Herr aus Schneeberg 
sam vorthin und traf mincinem Varbier in einer Restauration zu— 
ammen. Abends 6 uUhr fingen Beide an, Korten zu spi len und 
war Sechsundsechzig. Sie spielten die ganze Nacht —XL 
vechselndein Glück; Goldstücke — deyn es wurde hoch gespielt — 
itun hinaber und heruber. Es wurde früh, sie spielten; «s 
vurde Mittag, sie spielten, und so spielten sie und tranken nicht 
denig, bid Nachmittags 4 Uhr, um welche Zeit der Barbier gründ⸗ 
ich barbirt war, denn er hatte nicht nur sein ganzes Geld dverspielt, 
sondern sinem Partner auch noch einen Weghel üder 200 M. ge⸗ 
zeben. Veide waren zudem so im Thee, daß sie nicht wuß!en, ob 
3 hell oder dunkel war. Spaßvdgei danden fie mit Bindfaden 
zusammen und ein paar dreiste Schuljungen führten sie so in der 
Stadt herum. 
'Gest' Kaffe Gift) Mebrire lebenslustige Berlinern 
Chambregarnisten saßen an einem Abend der letzten Woche gemüth⸗ 
uch plaudernd beifammen, als man auch auf die Schädlichkeit det 
Keafftes zu sprechen kam. Während die Einen die Unschädlchleit 
des edleu Motka behaupteten, meinten die Anderen, daß der Traul 
sozar tödtlich wirken könne. Der Streit follte bald entschieden wer⸗ 
den indem einer der Anwesenden; der Architekt S.— sich bereif 
— selbst zu prüfen 
und zu beweisen. In Gegenwart aller Freunde bereitete mon aus 
rinem halben Pfund besten, gemahlenen Kafftes eine tleire Portions 
jasse voll Molka-Ertrakt, die S. denn auch mit sichtlichem Wohl—⸗ 
behagen in etnem Zuge leerte. Ungesähr 10 Minuten spater stellten 
sich dei S. die ersten Symtome eint Vergiftung ein. Zunächt 
nolgie heftiges Erbrechen, h'eraus quollen die Augen aus den weit 
geöffneten Augenhöhlen, Schaum bedeclie die blau ewordenen Lippen, 
der ganze Körper verfiel in krampfhafte Zudungen, wobei der 
Angstchweiß in hellen Haufen aus den Poren floß. Der sofor! 
herdeigerufene Arzt erllärte den Zustand für einen außerst gefäbt⸗ 
schin da jeden Kugenblick ein Schlagfluß zu deftlechten stand. Ersi 
nach mehrstündiget Anstrengung gelang es unter Anwendung starker 
—— doch dürften 
noch Wochen vergehen, bevor derselbe völlig wieder hergestellt ist 
Amn Samstag Abtend befand sich der Kranke noch in einem höchst 
bedauerlichen Zustande, und der ärztlliche Besuch ist noch täglich 
erforderlich. 
paAus Holstein. Am 21. Apeil starb in Hademarschen 
der ältesie Geistliche Schleswig Holsteirs, der Konsi forialrath Vent 
im Altet von 94 Jahrer. Derselbe hat fünf Königen gedient, 
was in einer Beamicmaufbahn wohl noch nicht dagewesen sen dürfte. 
Das Wasser in Szegeduen ist abermals gestigen; der 
Wasseistand ist nur Einen Schuh niedriger als zur Zeit der —X