St. Ingberter Anzeiger.
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mA dem Hauptslatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis betragt vierteljährlich
1A 40 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 BGO H, einschließlich 40 3 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswartt
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder ꝛeren Raum. Reclamen mit 30 — pro Zeile berechnet.
M 75. Dienstag, den 18. Mai
vSBio
Deutsches Reich.
Berlin. Nach der „Kreuzzeitung“ gilt die Ernennung des
Feldmarschalls Frhen. v. Manteuffel zum Siatthalter von Elsaß⸗
Lothringen als sicher und würde derselbe dieses sein Amt noch vor
dem Besuch des Karsers im Reichsland antreten.
Bersin. Der Reichslanzler hat dem Bundesrathe einen
Besetzentwurf, betreffend die provisorische Einführung von Aender⸗
ungen des Zolltarifs vorgelegt. Darnach lönnen Eingangszölle von
bis dahin jollfreien Gegenständen und Erhöhungen bestehender Zolle,
wegen deren Einführung dem Reichstage ein Gesetz zum Beschluß
dorgelegt ist, mit Zustimmung des Bundesraths und Reichstages
durch Änotdnung des Reichskanzlers vorläufiz in Geltung gesetz
werden. Die Anordnung erlischt, wenn das jetzt dem Reichstagt
vorliegende Gesetz in Kraft tritt oder abgelehnt wird, spätestens
mit dem 15. Tage nach Schluß der Reichssagssession. Falls höhere
Zoͤlle erhoben sind, als durch das neue Giesetz bestimmt sind, müssen
die zuviel erhobenes Beträge sofort zurückgezahlt werden. (FIr. 3.)
Berlin. Der Bundesrath berieth über sein Verhalten
gegenüber den im Reichstag eingebrachten Wucheranttägen und be—
schloß, seine Zustimmung zur Aufnahme solcher Bestimmungen in's
—ADVV
Wucher qualificirende Geschäft bestraft werden kann.
Unter Vorsitz des Ministers Maybach trat der außerordentliche
Zundesraihs-Ausschuß behufs Ausarbeitung eines Gesetzes zur
Regelung des Gütertariswesens auf deutschen Eisenbahnen zu⸗
ammen.
(Reichstag.) Am Freitag wurde endl'ch die General⸗
debatte über die Zolle und Steuervorlagen zu Ende gebracht. Ge⸗
mäß einem Antrage don Löwe wird von dem Zolliarif ein Theil
einer Commission zur Vorberathung überwiesen, ein Theil abtr so⸗
fort vom Plenum in Spejialberathung (zweite Lesung) genommen.
Außerdem wurde in der Freitags⸗Sitzung der Gesetzentwurf über
die Vertheilung der Mairikularbeiträge für 1879/80 in erster und
zweiter Lesung angenommen, desgleichen der über die Erwerbung
der preußischen Staatsdruckerei für das Reich, ferner der über die
Nosten der Bethe'ligung des deutschen Reichs an der Weltaus⸗
stellung in Eydney. Die drei zuletzt genaunten Gesetzentwurie be⸗
chäftigten auch in der Samstagssitzung den Reichsnag und wurden
in druter Lesung angenommen. Es folgte hierauf die erste Bera⸗
thung der Tabaisteuervorlage, die heute (Montag) fortgesetzt wird.
Aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges zwischen den Repu⸗
bliken Chile, Bolivia und Peru hat die deuische Reichsregierung
zum Schutze der an der Westküste Süd Ameriklas wohnenden Deuischen
das Kriegsschff „Hansa? in die dortigen Gewösser beordert. Vor
10 Jahren noch war das nicht möglich. Da waren in den fremden
Erdsheilen die Deutschen schutzlos allen Eventualitäten ausgesetzt.
Ausland.
ẽDie Bonapartisten in Frankreich sind sehr beunru⸗
higt; denn der gxkanserliche Prinz (Lulu), der bekanntlich nach
Afrika ging, um bei den Engländern im Zulukriege Lorbeeren zu
pflücken, soll ernstlich erktrankt sein. (Ob er wohl das Kanonen⸗
jieber haben wird 7)
London. Dem „Standard“ geht aus Lahore vom 9.
Mai: Jalkub sthan nahm sümmtliche Friedensbedingungen Englands
an. Dieselben umfafsen: Vorschiebung der Grenze Indiens in der
Richtung auf standahar hin bis Kojalamram einschließlich des
stajah · Passes und des Pischin⸗Thales, Abtretung des Kurum-Thales
bis Shaturgaroan, des Khyberpasses bis Loargi. Major Cavag⸗
nari geht mit dem Emir nach Kabul als englischer Gesandter.
England ist derechtigt, einen diplomatischen Agenten in Kaadahar
aufzustellen. (Es scheint sich also der Frieden zwischen England
und Afghanistan rasch seinem Abschlusse zu nähern.)
Vorträgen folgten die Anwesenden mit großer Aufmerksamkeit.
Der Deklamator lkomischer Gedichte hatte für den Abend wieder
zuwas Neuct und regte dadurch zu lebhafter Heiterleit an. Die
Pausen zwischen den Vorträgen und Deklamationen wurden passend
durch Chor⸗ und v'erstimmige Lieder ausgesüllt. Erst nachdem die
Blocke die Polizeistunde verkündigt, treunte sich die Gesellschaft.
Zweibrücken. Ueber den vermißten Chevaurleger
Bergmann wird der „Zw. Zig.“ berichtigend geschrieben, daß
veder Bergwann noch dessen Begleiter am Ostermontag mit Ein—
vohnern von Bubenhausen Streit gehabt haben. Bergmann habe
dart betrunlen die Franl'j he Wirthschaft in der Nacht mit seinen
dameraden ganz friedlich verlassen, sich noch im Ort von denselben
getrennt, wahrscheinlich den Weg nach dem Miltärspital in Ernft⸗
beiler, wo er als Lazarethgehilfe verwendet war, eingeschlagen und
ei vermuthlich in die Schwarzbach, die er auf seinem Weg zu
iberschreiten hatte, gefallen und darin ertrunken.
fOtterbach. Hier wurde am Donnerstag das Wilteln
gang'sche Haus abgerissen. Unter den Ziegeln, resp. zwischen
inem Sparten und der Pett, fand sich in einem kleinen Sädchen
die Summe von 88 fl. in Kronenthalern und 17 Kreuzerstücken.
— Der frühere Besitzer dieses Hauses, Friedr. Bang, verkaufte im
Jahre 1848 eine Kuh für obige Summe. Mit dem Nachzählen
eines Erlsses beschäftigt, wurde er durch den Ruf „Die Preußen
ommen!“ aufgeschrechi. In seiner Bestürzung versteckte er das Geld
uinter dem Dach. Nach einigen Minuten wollte er dafsselbe hervor⸗
joten, sand aber zu seinem Entsetzen den Platz leer. Natürlich
mußten hier die Preußen einen Diebstahl verübt haven, was er
sich auch nie ausreden ließ. (Pf. V.)
* Am Sonntag wurde zu Sdenkoben der ocdentliche
fälzische Turntag abgehalten. Vertreten waren von 23 Veremen,
velche der Pfälzer Turnerbund zählt, 20. Di Mitgliederzahl hat
ich gegen früher bedeutend vermehzrt. Die Kasserrebision ernab
321 M. 13 Pf. Kassenbestaud. Die Vertretung beim deutschen
Turntag im Juli e l. J. zu Berlin wurde Hrn. Dr. Waßmanns⸗
orf übertragen. Zur Adhaltung einer allgemeinen pfälzischer Turn⸗
ahrt wurde das Dahner Thal gewählt. Der nächste Turutag für
ie Pfalz findet in Kusel statt.
F Am Sonniag den 25. Mai wird in KCirchheimbo—
anden der 10. Verbandstag der pfaälzischen Kampfgenossenschaft
ibgehalten. Auf der Tagesordnung steht u. A.: „Minheilung
»er Verhandlungen mit dem Präsidium des boyerischen Veteranene,
drieger· und Kampfgenossen-Bundes; Beschlußlfassung übet even—
uellen Anschluß an diesen Verband und dadurch nothwendig wer⸗
dende Erhöhung der Verdandsbeilräge von 10 Pf. auf 15 pf.
'ür das Mitglied jährlich.“
fSelbstmorde. In Speier erhängle sich der Zimmer—
wann J. Höhl; Moriv zerrüttete Vermögensverhältnisse. In Kai⸗
serslautern ertränkte sich der Notariatsgehilfe Jakob Messer
zus Herxheim; Grund: Uaterschlagung von 160 M. bei seinem
rüheren Prinzipal. Im Glan ertränkte sich der 27 Jahre alte
Jakob Drum von Ul met; als Mortiv wird Ge'istesstoͤrung angegeben.
Saarbrücdcken. Der Staatsanwalt hat die Appellation
zegen das im Marpinger Wunderproceß ergangene Erkenntniß zu⸗
rückgezogen.
F Nüruberg. Der Scecondelieutenant Freiherr Schenk
jon Geyern wurde wegen 66 einzelner Fälle von Mißbrauch der
Dienstgewalt durch Mißhandlung von Untergebenen in die öffentliche
Sitzing des Militärbezirksgerichss Würzburg verwicsen.
FInsterburg. Der Redaclkeur dez hiesigen „Bürger⸗
and Bauernfreund“, Dr. Wolff, wurde heute vom Kreisgericht
vegen Beleidigung des Unterofficiert Pude in Würzburg, sowie des
dortigen Militärberirlsgerichts zu 100 M. Geidstrafe, event. 10
Tage Gefängniß verurtheiit. Die Beleidigung war in einem die
Erschießung des caud. med. Sicken besprechenden Artikel begangen,
n welchem Pude ein „Pteuchelmörder“ genannt und g'sagt war,
das genannte Gericht habe den „Meuchelmörder“ einfach freigesprochen.
f Daß es noch Leute gibt, die Geld haben, beweist die Hin⸗
erlassenschaft des Rugs burger Bankiers und Rittergutsbesigers
Baron Beck; dessen Sohn und die beiden Schwiegersöhne, Ritt⸗
eeden e
RVermischtes.
Sit. Ingberf. (Arbeiterbildungäverein) Die am
Sonntag Abend stattgehabte Unterhaltung desselben war seht zahl⸗
ceich besucht und verlief in recht würdiger Weise. Ernstes und Hei⸗
geres wechsellten in bunter Folge mit einander ab. Den beiden