St. Ingberler Acnzeiger.
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1379.
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Deutsches Reichh.
(GKeichstag.) Bei der am Donnerstag begonnenen zweiten Le⸗
sung des Zolltarifs trat Bundeskommissar Burchardt bei der Po⸗
ition „Eisen und Eisenwaaren“ für die vorgeschlagenen Eisenzoösle
ein, da dieselben nach der Ansicht der Regierungen durchaus voth⸗
wendig seien, um der deutschen Eifen-Industrie die Möglichkeit dee
Fortbestehens zu sichern. Abg. Bamberger hingegen behauptete,
das Verlangen nach Schutzzöllen sei nur durch das unermüdliche
Drängen und Queruliren der reichen groben Eifen⸗ und Hütten⸗
verlsbesitzet und Actiengesellschaften herbeigeführt; Deutschlands
Fisenerzeugung sei so stark, daß sie den Wettkampf mit allen anderen
Landern wohl bestehen könne; durch Eisenzölle derde vielen anderen
Bewerben ihr Rohmaterial verthuert. Abg. Rentzsch bestritt Bam⸗
vergers Behauptungen. Abg. Delbrüd fragte an, ob, wie fruͤher,
Eisenmaterial zu Schiffsbauten zollfrei eingehen und der Eilenzoll
ür Material zu im Inlande gebaulen Schiffen vergütet werde,
erner, ob den Befißern von Schmelz⸗ und Walzwerken auch ferner
die zollfreie Einfuhr von Bruch⸗ und Roheisen zum Export gewährt
werde. Bundescommissär Burchardt erwiderte. die Erleichterungen
ür Steschiffe würden jedenfalls aufrecht erhalten; betreffs der zwei⸗
ien Frage glaube er versichern zu konnen, daß dem Veredlungs⸗
dertehr jeder mögliche Vortheil zu Theil werden solle. Danach
vurde die weitere Debatte über die Position „Eisen“ auf Freitag
dertagt. —
Berlim, 15. Mai. Der Bundesrath nahm das Gesetz
aber die provisorische Einführung von Aenderungen des Zolltarif—
zesetzes (Sperrgesetzz, nach dem Antrag des Zoll⸗ und Justizaus⸗
chusses an. — Behufs rascher und ununterbrochener Erl edigung
der Geschäfte wird der Bundesrath zu Pfingsten keine Ferien machen.
Aussand.
Paenst. Es find an baarem Geld für Szegedin vigher volle
wei Millionen Gulden eingeflofsen. Von diesem den Wohltbätig⸗
eitssinn Europa's beleuchtenden Betrage find bis jetzt nur 100.0600 fl.
perausgabt worden. Der übrige Betrag soll erst beim Wieder—
nufbau zur Verwendung kommen. Es find namlich von allen
Seiten und aus der Nachbarschasft so zahlreiche Spenden an Kleid
ungsstüden und Lebensmitteln eingelangt, daß diese bisher zur
Unterstüßung ausreichten, und nicht mehr baares Geld verausgabt
ju werden brauchte. Leider läßt die Witterung die Intwasserungs⸗
arbeiten nur sehr langsam fortschreiten.
Nachrichten aus Madrid beftätigen, daß die Vermählung
)es Koͤnigs Alphons von Spanien mit ver Erzherzogin Chriftine
oon Oefterreich beschlossen sei.
Die Waffenfabriken der Bereinigten Staaten sind
vegen der aus Südamerika eingelaufenen Aufträge über und über
efchaͤstigt. Argentinien hat Gewehre, Chile Schießpulver und
Bolivien allerlei Kriegsmaterial beftilil. Am 105 635. fuhr der
Dampfer Crescent Cih mit 10,000 Gewehren und 800,000 Pa⸗
gonen für Peru von Newyork nach Panama ab. Die italienische
Regierung hat den stre tigen Pa rteien in Südamerika anempfohlen,
ich einem Schiedsspruche 2u um⸗rwerien.
Der Direltor der deutschen Seewarte, Admiralitätsrath
Professor Dr. Neumaher, ein Frankenthaler, isi, wie aus Ha m⸗
purg berichtet wird, vorigen Samstag von Rom zurücͤgekehrt,
vo er als Vertreter des Deuischen Reiches dem internaonalen
neteorologischen Kongreß beiwohnie und als Vorsitzender der Kon—
zreßKommission für maritime Meteorologie und Wetter⸗Telegraphie
ine xeiche und angestrengte Thätigkeit zu entfalten Gelegenhei hatte.
F In Bezug auf das Körpermaß einiger Mitglieder des
aiserlichen Hauses und des Reichskanzlers ist die „D. L. 3.“ in
»er Lage. nach amttichen Quellen folgende Mittheilungen zu machen.
Dder Kaiser hat 5 10 36, Der Kronprinz 50 10“. Der
Brinz Karl 50 9“. Prinz Friedrich Karl 7 L. Prinz Al⸗
recht 60 49. Prinz Wilhelm 50 6 2, — Fuürst Bismarck
nißt 5 11. —
Nach der soeben vollendeten Bebölkerungs⸗ Aufnahme zählt
Szegedän noch 10,100 Seelen, vor der Katastrophe hatte es
iber 70,000.
fParis. Der Gewmeinderath von Paris bewilligte 5000
Francs für die Ueberschwemmten in Szegedin.
Das italienische Ministerium hat die Concession zum Bau
iner Zahntad⸗Bahn auf den Vessunveertheilt. Mit den Arbeinen
vurde sogleich begonnen, und man hofft, die Bahn am 1. August
em Verkehr übergeben zu können.
fFPetersburg. Aus Irbit wird vom 13. dz. gemels⸗
det: Heute Abend fand abermals eine große Feuersbrunst statt,
velche vier der ärmsten Stadtviertel zerstörie. U
kUeber einen neuen Coup der Rihilisten meldet man aus
Petersdurg wie folgt: „Vor Kurzem erhielt der hierselbst am
deschtulow Pereulock im Hause Nr. 15 wohnende Kaufnann Pawel
xufalew ein mit „Rebolutions⸗Komile“ unterzeichnetes Schreiben,
a welchem von Fufajew ein Betrag von 40,000 Rubel „für
zwecke der geheimen nationalen Regierung“ verlangt wurden und
er Kaufmann aufgefordert wurde, diese Summe bi⸗ laͤngstens 3.
Nai an einem bestimmten Orte zu hinterlegen. Im entgegenge⸗
tzten Falle war Fufajew mit dem Tode gedroht. VSis zum 2. Mai
var Fufajew unschlüssig, ob er das Losegeld zahlen oder den ano⸗
ymen Drief bei der Polizei hinterlegen sollen. Um 10 Uhr früh
es 2. Mai ging Fufajew aus, und erst draußen enischloß er sich
»ahin, bei der Polizei Raih und Hilfe zu suchen. Kaum aber war
er in der Nähe des Polizeihauses angelangt, ols er übder den Kopf
nit einet eisernen Stange einen heftigen Schlag erhielt und be⸗
innungs los zusammenstützte. Der Aitentäter und mit ihm 40,000
tubel, die Fufajew bei sich trug, sind spurlos verschwunden und
onnte der Verbrecher, der unzweifelhaft ein Abgesanvter des Re⸗
olutions⸗somites“ gewesen, bis heute nicht ermittelt werden. Der
Zustand des Verletzlen ist besorgnißerregend.“
Die Reise um die Erde beträgt 40,000 Kilometer. Ein
Nann, der Tag und Nacqht in gewöhnlichem Schritt marschirte,
»urde, um den Weg zurüchulegen, 1 Jahr und 68 Tage brau⸗
den, eine Eisenbahn 83—40 Tage, der Schall 8230 Siunden,
me Kanonenkugel 21 Stunden, das Licht inidESecunde, vi⸗
klekir ciaͤt weniger als ad Secunde. 2)
., Die von Dottor Kehr herausgegebenen „Pädagogischen
Blatter“ enthalten folgende höchsi interessanten statistischen Mit⸗
heilungen; Im deuischen Reiche leben 24,830 Irre, 835,048
Blinde, 88,489 Taubftumme, 54 519 Blodfinnige, 1917 Bldd⸗
innige 8* Irre. — Welche Fülle von Elend schliehen diese Jab⸗
en ein
Vermischtes.
Die Bürgermeister des Cantons Ber gzabern beab⸗
ch tigen nach dem „T. f. d. S.“ ihrem scheidenden Amtsvorstande
in Aibum mit photographischen Ansichten sämmtlicher Gemeinden
nes Cantons zu widwen. Gleiches wird auch von den Buärger—⸗
neistern des Cantons Annweiler beabsichtigt.
F Bei dem Brande in Tann sind 40 —50 Gebäude, dar⸗
inter die Kirche, das Amtshaus und die Post ein Raub der
Flammen geworden. Auch Menschen sollen verbrannt sein da in
em abgebrannten Sladttheile viele Typhuskranke sich befanden.
Schleunige Hilfe thut um so mehr noth, als den ganzen Winter
sindurch eine heftige Typhusepidemie in Tann und Umgebung
errschte, überdies die Bevollerung jener Gegend sets mit großer
doth zu bekämpfen hat und die Hilfsmittel seit Monaten auper⸗
rdentlich in Anspruch genommen si
Gemeinnütziges.
Butterprobe. Das „P. Nol.“ stheitt eine sehr einfache Me⸗
hode mit, die Verfalschung der Butter durch andere Felle zu er⸗
ennen. In einer Mischung nämlich von 5 OC. Nethes und 15
20 85atãdigem Spiritus wird ein Gramm reine Buter bei eine
Temperatux von —- 20 Grad Celsius bis auf das darin enthal⸗
ene Solz und wenige Cas⸗ In vollstandig gelöst, wäͤhrend Schweine⸗
ett, Rinder. wie Hammeltalg nur wenig zur Lösung gelangen und
jaher ihr Vorbandersein mindestens über 10 Procent eidi u con-