Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
Dder St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wochentlich? mie dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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M 79. 
Dienstag den 20. Mai 
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— Z 
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Deutsches Reich. 
Dem „Pf. K.“ wird aus Mün qeen geschrieben: Die Per⸗ 
sonalberanderungen, welche im Zusammenhang wit der neuen Ge⸗ 
ichtsverfassung zu erwarten sind, werden sich, wie man verninunt, 
uuch auf mehrere der höheren Richterstellen erstrecken. Mit der 
Eniwerfung des „Justiz⸗ Armeebefehls“ — wie man wohl sagen 
darf — ist man jetzt im Justizmiaisterium auf das eifrigste beschäftigt. 
»In seiner Freitagssitzung nahm der Reichstag den im Ta— 
cifentwurf angesetzten Zoll auf Roh⸗ und Brucheisen (pro 100 
ꝛilogramm 1 M.) bei namentlicher Abstimmung mit 218 gegen 
38 Stmmen an. 2 Mitglieder hatten sich der Abstimmung ent⸗ 
halten. Die pfälzischen Abgeordneten stimmten für die Position. 
*Auf dem am Samstag in Berlin abgehaltenen deutschen 
Städtetag waren von den eingeladenen Städien 72 verireten, die 
Abstimmung über die Resolution gegen Getreide⸗ und Viehzölle 
ergab 68 Städte für dieselbe und dagegen. Auf das Resultat 
zer Berathungen im Reichztage wird das Votum der Städte, wie 
ne Sachen heute liegen, wohl von geringem Einflusse sein. 
Wie das „D. M. Bli.“ hoͤrt, wird die Betheiligung der aus⸗ 
pvärtigen Höfe an der Feier der bevorstehenden goldenen Hochzeit 
des deutschen Kaiserpaares eine viel bedeutendere sein, als dies bis 
jetzt geglaubt wurde und die Zahl der fremden Fürstlichkeiten, welche 
nach der deutschen Hauptstadt zu kommen gedenlen, wird eine sehr 
deträchtliche sein. Namentlich steht seitens der russischen und Ister⸗ 
reichischen Herrscherfamilien eine starke Betheiligung bevor. Wie 
dis jetzt fesigesetzt, sollen außer dem Kaisee von Rußland auch seine 
drei juͤngsten Sohne in Berlin eintreffen, die Großfürsten Paul, 
Alexei und Sergei, so daß hier wahrend der Festlage so zu sogen 
rin kleines russisches Hoflager aufgeschlagen werden wird. O ˖ster⸗ 
reichischerseitz wird der Kaiser Franz Josef in Begleitung des Kron⸗ 
zrinzen Rudolf erwartet. Man verspricht sich in den diplomatischen 
reisen, daß die Feierl chleiten, sowie das ganze Fest einen äußerst 
zlänzenden Verlauf nehinen und sogar die berühmten Drei⸗Kaiser⸗ 
Tage hiuter sich lassen werde. 
Das Furflenthum Liechtenstein ist der einzige europäische 
Staat, der bisher in seinem Strasprozesse noch dos Inquisitions⸗ 
verfahten hatte. Dem am 15. d. zusammengetrelenen Landiag für 
diechtenstein ist nun eine der österteichischen nachgebildete moderne 
Strafprozeß: Ordnung vorgelegt wrden. 
Ausland. 
Wien, 18. Mai. Bekanntlich sollie nach den russischen 
Dispositionen die vollständige Raumung Bulgariens und Rumeliens 
am 25. Juli volljogen sein. Auf den Wunsch Englands, Oester⸗ 
reichs und Italiens, den Raäumungstermin zu derkürzen, wobei 
Defierreich den 8. Juli als Termin bezeichnete, um eine baldige 
zefinitive Konstituirung Ostrumeliens zu erleichtern, antwortete Ruß⸗ 
land entgegenkommend, Alles zur Beschleunigung zu thun und dabei 
einzig milüär ·technesche Erwäqungen zelten zu lassen. 
Paris, 18. Mai. Die „Republique française behauptet, 
die Uñterhandlungen über die Regelung der griechischen Grenze 
vürden Anfang Juni in Konstantinopel beginnen; die Thätigkeit 
der Mächte dabei werde eine kollektive sein und wahrscheinlich den 
Tharoctet einet Konferenz haben, deren Entscheidungen mit Ein⸗ 
timmigkeit zu treffen wären. 
Petersburg. Meldung aus Livadia vom 16. d.: 
Die gestern eingetroffene bulgarische Deputation überreichte heute 
dem Füuͤrsten Alexander (Prinz Baltenberg) die Acie seiner Thron⸗ 
erhebung. Mittags 12 Uhr wurde der Fürst an der Spitze der 
Deputauon vom Kaiser empfangen und richtete an denselben in 
franzosischer Sprache solgende Worte: „Nachdem ich von der De⸗ 
hutation die Acte meiner Erhebung empfangen, erachte ich es als 
irste Pflicht, Ew. Maj. als Befreier unseres Volles meine Dant⸗ 
barkeit auszusprechen“. 
*Petersburg gibt die Stadt der Hausknechte. Nach 
den Vorschriften des General⸗Gouverneurs Gurlo mußte die Zabl 
derselben auf 51,000 erhbht werden. 
Floren. Das Schwurgericht verurtheille drei Leute, 
welche am 9. Fihruar v. J. Orsinibomben unter die von der 
Requiem füe König Vicior Emanuel heimtehreuden Arbeitervereine 
Jeworfen hatten, zu 2ljähtiger Zuchthausstrafe. 
Vermischtes. 
—* St. In aberf, 109. Mai. Die gestrige Abendunter⸗ 
haliung des Musikvereins war recht gqut besucht; der in Aussicht 
lestellte musikalische Genuß. Theater und Tanz übten ihre Anzie⸗ 
sungskraft aus. Die musikalischen Vorträge wurden ohne Aus⸗ 
ahme sehr beifällig aufgenommen. Besonders günstige Aufnahme 
and wieder die Piece für gemischten Ehor. Was den theatra⸗ 
ischen Theil der Anterhaltung betrifft, so dürfen wir mit Ver⸗ 
mügen constatiren, daß die Leistungen der Mitwirkenden in hohem 
rade befriedigten. Jede einzelne Stelle wurde zu enisprechender 
hellung gebracht und dadurch ein so exaktes und glattes Zusam⸗ 
nenspiel erzielt, daß wir überrascht waren. Denn für wirlliche 
Zchaus pi eler, und nicht nur für 'dilettanten, ist es oft schwer, ein 
o qules Zusammenspiel, wie wir es gestern Abend sahen, zu er⸗ 
jelen. Wir haben darum zum Lobe alle Ursache. — Auch der 
II. Theil der Unterhaltung fand lebhafte Theilnahme. Wer wird 
uuch einem Tänzchen abhold sein! Die Tanzmufik, von unserer 
nesigen sogen. Stadtkapelle ausgeführt, war recht gut. Die ge⸗ 
aunte Kapelle kann, das bewies uns der gestrige Abend, bei fort⸗ 
gesetztem Fleiße und tischtiger Schulung unseren Vereinen sehr gute 
dieaste leisten und sich dadurch selbst eine entsprebende Einnahme 
ichern. 
2Si. Ingbert, 20. Mai. Da die Lateinschulcaumlich⸗ 
eiten bei der stärker gewordenen Frequenz der Anstalt nicht mehr 
usrrichen, so beschloß der Siadtrath in seiner gestein Nachmittag 
tatigehabten Sizung, auf das jehige Lateinschulgebäude im Laufe 
es nächsten Jahres einen dritten Stock aufführen zu lassen.“ Die 
Mittel hierzu sollen in das nächstjährige Budget eingestellt werden. 
⸗»Sit. Ingbert. Das Aseeonneeeeast wird für das 
Zezirlsamt Zweibcücken am 26., 27., 28. und 30. Juni zu 
Zweibrücken. stattfinden. 
*Sit. Jugbert. Am Samslag Nachmittag kam ein 
wa elfjahriger Qnabe au der Stutzmann'schen Siraßenece unter 
in Fuhrweik und erlitt einen Oberschentelbruch. 
paus dem Bliesthal. Nacdem der Cbersinger 
tisenbahndamm bei der Station Bliesbrücken vor etwa 14 Tagen 
rochmals eine Senkung erlitt, ohne jedoch den Betrieb irgendwie 
zesiört zu haben, scheint derselbe nunmehr bald. zu feiner Ruhe 
ommen zu wollen, denn es gehen zu dessen vollständiger Her⸗ 
tellurg seit dem 15. Mai nur noch täglich zwei ftalt wie bisher 
rei Materialzüge von St. Ingbert aus dahin ab. (Zw. Z3.) 
pPirmasens. Der , Pirmas. Anzeiger“ schreibt: „Wir 
Jaben neulich berichtet, daß die hiesige Schuhfabrilation in solcher 
qlüthe steht, daß man von der schlechten Zeit dahier nichts merlt. 
Zu unserem Vedauern müssen wir aber constatiren, daß die guten 
—rinnahmen, welche die Arbeitet haben, auch idre schlimmen Wirk⸗ 
ingen äußern, und daß unter der erwachsenen Jugend sich eine 
Ktohheit geltend macht, die unsere Stadt in einen sehr schlimmen 
Luf bringen kann, wenn nicht ganz energische Mittel dagegen an⸗ 
Jewendet werden. In der abgelaufenen Woche sprach das 
Jiesige Polizeigerich 8 Monate und 17 Tage Gefangniß und 292 
Tage Haft aus, welche größtentheils Bewohner von hier trafen.“ 
Der Ausbau des Districtsstraßennetzes im Bezitk Hom⸗ 
zurg schreitet immer mehr vorwäriz. Außer zwei bemabe fertig 
zestellien Sttaßen sind zur Zeit noch fünf im Bau begiiffen. 
irhheimboltanden.Ueber die Todesursache des 
rützlich in Chicago verlebten Deutschamerikaners Hetrn Th. Weber 
ceberlig aus Alsenz),, welcher sich in den letzten Johren hier, in 
Diesbaden und Kaijerslautern aufhielt und wegen eines Prozesses 
egen eine fallite Bant, welcher er einen großen Theil seines an⸗ 
ehnlichen Vermögens anbertraut halte, vor Aurzem nach Chicago, 
einem früheren Wohnorte, zurückgelehrt war, erfährt man nun 
zurch amerikanische Zeitungen, daß derselbe auf dem Bureau seines 
Advolaten erschossen worden ist. Pf. Presse.) 
F Die 64 Jahre alle Schwester des Bürgermeisters Klein zu