Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Ingberter Auteiger und das (2 mal wöthentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Wei⸗ 
lage) erscheint wöchentlich vViermalz Dienstag, Donnerstag, Suünstar und Sonntag. Der Abonuementéepreis betragt vierteljahrlich 
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A 9. Dounerstag, den 16. Januar —*8 I 1879. 
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Deutsches Reich. J 
(GVbgeordnetenkammer.) Die Aafrage Dalle's be— 
zzuͤgl'ch der neuen Gerichtssitze beantwortete der Justizminister dahin, 
daß die Veröffentlichung derselben gleichzeitig mit der Verkündigung 
der Einführungsgesetze demnächst erfolgt. — Der Fimanzminister 
brachte einen Gesetzentwurf ein betrefft Aufnahme eines Anlehens 
von 28 Millionen Mart in Schatzscheinen zur Vergrößerung des 
Berlagskapitals der Centralstaatstasse; davon sind 12 Millionen 
zur-Deckung des Defizits, 16Meillionen zur Verstärkung des Be⸗ 
riebffonds bestimmt. Die Vorlage wurde dem Finanzaunsschuß 
iberwiesen. — Morgen kommt der Äntrag von Schels über Wucher⸗ 
gesetze zut Berathung. I 
Der „Pf. K.“ bericbtet aus München: Der an den Bun⸗ 
desrath gelangte Gesetzentwurf in Betreff der Strafgewalt des Reichs⸗ 
ages über seine Mitglieder wird auch in unsern Abgeornetens 
Zreisen sehr lebhaft besprochen, wober sich die Mitglieder aller 
Parteien in seltener Uebereinstimmung gegen diesen Gesetzeszvorschlag 
extlären; man hegt aber auch allerseits die Erwartung, daß die 
»aherische Staataregierung diesen Gesetzentwurf. im Bundesrath 
belampfen were. 
.Das Berl. Tagebl. berichtet: Wie w'r mitzutheilen in der 
dage sind, ist der preußische Entwurf eines Reichseisenbahngesetzes 
anter borläufiget Umgehung des Bundesraths an die Regierungen 
der eirzelnen Bundesstaaten zur Begutachtung eingereicht worden. 
Wie man der Magd. Zig.“ aus Berlairn Ichreibt, verlautet, 
Zaß nach dem Vorschlage der würtembergischen Regierung der Kaffee⸗ 
joll eine Erhoͤhung von 20 pCt. nämlich 5*06 auf 7. Pf. er⸗ 
jahren sol. 
7 In Ernsweiler feiern heute (Mitiwoch) die Ehe⸗ und 
Adersleute Sebastian Anstadt, 76 Jahre alt, und Christina Wil⸗ 
zelm, 74 Jahre alt, ihre goldene Hochzeit. Beide erfreuen sich 
ioch eines solchen Grades körperlicher Rüstigkeit, daß sie ihren Be— 
chäftigungen obliegen können. 8 (Zw. 3.) 
Dem Wirtihe L. Trumpf in Pirmasens wurden in der 
Racht von Samstag auf Sonntag ca. 600 M. gestohlen. Ein 
der That verdächtiges Frauenz'mmer wurde gefänglich eingezogen. 
7Leimen, 183. Jan. (Eine Hexengeschichte) Die seit 
angerer Zeit hier schon sehr große Kindersteriblichleit war neuct 
vngs noch gestiegen; in einem Hause waren in turzer Zeit zwei 
dinder schnell weggestorben. Da entdedte ein erleuchletes Gemeinde⸗ 
Jlied den Grund des großen Sterbens und behiell natürlich seint 
zͤntdedung aicht füe sich: die Kinder sind verhert, so ging es bald 
»on Mund zu Mund in der Menge der Gläubigen. Nun galt es 
ider die Heren selbst zu finden, die daa Unheii angestiftet. Auch 
ierfür wußle der kluge Entdecker guten Rath. Ein Sies sollte 
—IELLX Straßen in's Rollen 
jebrocht werden und durch die Richtung seines Laufes die Haͤuser 
»er Hexen bezeichnen. In stiller Abendstunde wurde die Sache in 
Zeene gesetzt und fünf Frauen durch das ihren Hãusern zurollende 
Sieb als Hexen ausfindig gemacht. Vor ein paar hunder Jahren 
ãtte man schnell den Scheiterhaufen zugerüstet; Dank dem Fori— 
chritt der Zeiten ging's in Leimen glimpflicher ab. Aber arg 
zenug ging es hin und her mit Schelten und Zanken. Zulehti 
velam das Gericht noch mit der Sache zu thun. dessen Hülfse die 
»on der öͤffentlichen Meinung in ihrer Ehre geschädigten fünf 
Frauen anrufen mußten. Der Anstifter det Unfugs wurde mit 
nehrwöchentlchet Haft bestraft und auch seinen Theilnehmern und 
Behilfen ein entsprechender Dentzeitel degeben. (Pf. Post 
— In Neustadt fand man am Montag Morgen den 
1djahrigen Sohn einer Ww. Jang odt in seinem Beite. Durch 
das Platen einer Gasroͤhre war Gas in das Zimmer, in welchem 
der Jungling schlief, gedrungen, so vaß dieser ersticke. 
F Neustahdt, 13. Jan. Auf dem deutigen SchAtzentag 
iel die Wahl des Ortes zur Mhaltung det gemeinsamen Verbandse 
chießens des pfälzischen, badischen. und hessischen Schützenbundes 
unächst auf Frankenthal; die dortige —A 
binnen 14 Tagen darüber definitid ju erllären. In zweiter Linie 
iel die Wahl auf Edenkoben, und jollie auch dieses ablehnen, so 
vürde Neustadt es übernehmen. Itcdenfalls soll daa Feft ohne 
Prunk gehalten werden. 
fGrünstadt, 12. Jan. Durch die Geistes gegenwart der 
Frau des an der Kirchheimer Chauffte postirten Bahnwärters ist 
am Samstag ein großes Unglück verhütet worden. Das mit zwei 
Pserden bespannte Fuͤhrwerk des Landwirths Zoll e aus Kirchheim 
1. E., geführt von dessen Dienstknecht, fuühr zur Zeit, als der um 
7. 17 nach Kirchheim abgehende Zug herandrauste, in vollem Galoppe 
in den Schlagbaum mit solcher Wucht, daß derselbe durchbrach. 
dasch dffaete die Frau des Bahnwärters, —XC 
en entgegengesetzten Schlagbaum, so daß das Geleise noch recht⸗ 
eitig frei wurde. Die Pferde gingen durch und wurden ohne In⸗ 
assen in Kirchheim aufgegriffen. Das Sohnchen des ꝛc. Zoller, 
owie ein Mehgerbursche und der Knecht, welche sich auf dem Fuhr⸗ 
verkle befanden, sprangen oder stürzten unlerwegs von dem Fuhr⸗ 
verk, ohne Schaden zJu nehmen. Der Veranlasser des sollen 
Streiches, der erwähnte Diensttnecht, soll belrunken gewesen sein; 
zerselbe wurde schon kurz zuvor in hiesiger Stadt wegen muth⸗ 
villigen Peitschenknallens angehallen und wie wir hoöͤren, auch deß⸗ 
halb zur Anzeige gebracht. (Pf. Pr.) 
fHeiligenstein, 18. Jan. (M. R.) AÄuch don hiet 
lann ich ein empörendes Wucherstückchen berichten. Ein hiesiger 
cinwohner entnohm dei einem dieser Herren ein Darlehen von 
100 M.; der edle Menschenfreund licß sich hierfüt pro Monat 
12 ꝓCi. bejahlen. Also fũt 100 Nart — 144 Mark. Inleressen! 
Wann wird dagegen ein DeginfettionsPulver ersunden werden 
fSaarbrücken. Im vor. Monat waren zwel jungkt 
Schlosser, der eine von hier, der andere von St. Johann, flüguüg 
Ausltand. 
Es wird bestätigt, daß die Großniächte einen veriraulichen 
Ideenaustausch über die Kandidasur des Prinzen von Battenberg 
für den balgarischen Fürstenthron gepflogen haben. Das Ergebniß 
duvon war, daß konstatirt weiden konnte, keine einzige Macht erhebe 
irgend welche Einsprache gegen diese Kandidamr. Man geht denn 
auch bereits so weit, zu sagen, kein Anderer als der genaunte Prinz 
werde der Flͤrst von Bulgarien sein. 
Die Bewegung in Rußland scheint sich nicht mehr ein⸗ 
dammen zu lessen. Im „Neuen Wiener Tagebl.“ veroffentlicht, 
wie aus Wien telegraphirt wird, ein Petersburger Korrespondent 
den Text einer Adresse, welche von mehreren VProvinzialdvertretungen 
an den Cjaren gerichtet worden, und in der unumwunden um Ver. 
eibung einer Verfafsung gebeten wird. Den russischen Blaͤnern 
vuide die Veroffentlichuns natürlich verboten. Ob's diel helfen 
wvied ꝛ 
J Vermischtes. — 
*— Die Handels⸗ und Gewerbekammer der Pfalz erließ 
nen Auftuf, der gegenüber dem Schlendrian in der kleinen Ge⸗ 
ichäftswelt für Einführung der Baarzahlung wirken will. 
— Gestorbenam 14. Jan. in Blieskaslel Frau Caro⸗ 
lina Lamarche, geb. Voill, 588 Jahre alt, an den Folgen eines 
Schlaganfalles. 
F Dem Landauer Eilbote“ wird aus Mü nch en mitgetheilt: 
Sicherem Vernehmen nach bleiben die Besirks⸗ (lunftigen Lande) 
Werichtsbezirke und Landgerichtesitze in der Pfalz wie bisher bestehen. 
Es kann jedoch der Zweifel nicht unterdrudit werden, ob dieser 
õtand ein definitiver sein wird. Die definitide Ordnung wird von 
der Arbeitslast und Vertheilung derselben unter die verschiedenen 
Berichte, die sich nur mit einiget Beslimmihei jeßt noch nicht über⸗ 
sehen läßt, abhängen. 
t Ein Correspondent der Z. Z.“ will erfahren haben, daß 
der stud. chem. L. Wolff aus Neufladt, der belanntlich als 
Begner dem stud. jur. Lahm aus Dürkheim in dem für leßteren 
—RX Marz vorigen Jahres gegen⸗ 
iberstand und dis jetzt in Muünchen weiler seinen Studien oblag, 
vort in Untersuchungühaft genommen ist und also dessen Verweisung 
vor daß Schwurgericht in Aussicht steht.