ören. Die Sache wird einer sehr genauen Untersuchung unker⸗
ogen.
Aus durchaus zuverlässiger Quelle verlautet, daß aus Peter 82
zurg allein 4900 Personen verzogen sind, welche in dem Verdacht
tehen, daß sie mit den Nihilisten in Berbindung sind, resp. den
Tendenzen derselben huldigen, ohne daß ihnen Strafbares nachge⸗
viesen werden konnte. Diese Personen haben sich nach den nicht
Anter dem Belagerungszustand befindlichen Gouvernements gewandt
ind befinden sich dort selbstredend unter weiterer polizeilicher
Aufsicht.
Braunschweig, 3. Mai. Die Lehrerversammlung ge⸗
nehmigte einstimmig eine Anzahl Thesen, in welchen den Lehrern
empfohlen wird, zur Besserung der sozialen Mißstande das religidse
Bewußtsein der ihnen anvertrauten Jugend mehr als bisher zu
weden und zu pflegen, mehr als bisher in ethischerziehlicher Weise
zu wirken und durch bessere Bildung des heranwachsenden Geschlechts
Ane veredelnde Rüdwirkung auf die Familie und die soziale Wohl⸗
fahrt auszuüben.
Brrunschweig, *. Juni. Die deutsche Lehrerbersamm⸗
lung nahm heute einstimmig folgende Resolution an: 1. Der Reli⸗
giousunierricht darf der Stule, wenn diese ihren Zweck erreichen
soll, nicht entzogen werden; 2. die Versammlung protestirt gegen
die Vorwürfe, daß in der deuischen Volksschule der Religions⸗
anterricht nicht mehr mit alideutscher Pflichtireue und Gewissen⸗
Haftigteit gelehrt werde.
NAusland.
Bern, 4. Juni. Der Bundesrath beantragt bei der
Bundesversammlung, daß zur Wiederherstellung des finanziellen
Gleichgewichts vom 1. Januar 1880 an jolgende erhöhte Zollsätze
per 100 Kilo zur Erhebung kommen sollen: Rohtabak 25, Ta⸗
halfabrikate 80, Cigarren 80 Fres., Petroleum 1*/3 Centimes,
Kaffee 4 Fres. Kaffeesurogate 3, Thee 60 und Gewürze aller
Art 16 Fres.
Wie das Berl. Tagebl. mittheilt, wird zu Constant inopel
im Palast von Dolma Bagdsche schon Quartier für Fürst Alexander
von Bulgarien vorbereitet. Inzwischen hat, wie der Paciser „Globe“
erfährt, in Sofia sich bereits ein panbulgarisches Agitationslomitee
gebridet, dessen Zweck ist, mit allen erdenklichen Milteln die Ver⸗
cinigung Bulgariens, Ostrumeliens und Macedoniens — trotz des
Berlinet Vertrages — anzustreben. Dieses Revolutionslomitee hat
in allen drei Laͤndern schon an 40 Lokalausschüsse ins Leben ge⸗
rufen, welche nachstehendes Programm zu verwirklichen berufen sind:
1) Die Bewaffnung der Bevölkerung ist zu vervollständigen
und in Siand zu erhalten.
2) Es sind „Befreiungsgelder“ einzusammeln und an die Cen⸗
ralkasse in Sofia adzuliefern.
j 3) Die Bevö.kerungen sind derart zu bearbeiten, daß der
doltalpatriotismus sich zu einem allgemeinen bulgarischen Patriotismus
auswächst.
4) Die bulgarische Presse muß geschaffen und gepflegt werden.
5) In den Schulen ist durch bulgarische Lehrer der Jugend
von früh auf die Vaterlandsliebe einzuimpfen.
6) Das Landvolk ist durch Grundung von Sparkassen, Volls
hanken und Kreditinstituten für die bulgarische Sache zu gewinnen.
Wie man sieht, ist dieses Programm ziemlich erfchöpfend, und
wenn man bedenkt, daß diele bulgarische Propaganda im russischen
Solde steht, so hat man in Mostkau alle Ucsache, mit der ausge⸗
streuten Saat zuftieden zu sein.
Petersburg, 4. Juni. Durch kaiserlichen Befehl wird
die Bewaffnung sammtlichet Polizeibeamten mit Revolvern ange⸗
ordnel. — Nach amtlichen Meldungen aus Irkutst vom 2.d.
sind der Amur und dessen Nebenflüsse ausgetreten; Wiesen und
Felder stehen unter Wasser, die Verdindungen sind unterbrochen,
der Telegraph ist beschädigt. Die Haäuser werden von deu Be—
wohnern verlafsen. Blagow ischenek ist ernstlch bedrohi. Das
Wosser steigt noch weiler. Es macht sich Hungersnoth fühlbar.
In Pelersburg ist ein Diebstahl ausgeführt worden,
der einen etwas politischen Beigesomack hai. In der Wohnung
des preußischen Militairattachees, Majors v. Lagnitz, ist doct, wie
die Kreuzztg. erfährt, „dieser Tage ein Einbruch derübt worden;
ihm sind alle m'öglichen Papiere, Geld, sowie seine Oden entwen—
dat worden. jSehr () wichtige Sdriftflücke hat man nischt gestoh—
len, da dieseZon nicht in der Wohnung, sondern in der deutschen
Botschaft aufbewahrt wurden. Der Diebstahl geschah am Tane
während der Abwesenheit des Majors und feiner beiden Diener
and ist mit großer Ortskenntniß ausge üuhrt. Die sofortigen Nach⸗
focschungen der Polizei waten bisher ohne Erfolg.“ Seyr wichliz
ind also die gestohlenen Schriftsiücke nicht, aber vielleicht wichtig.
Demselben Blatt wird ferner solgende geheimnißvolle Geschich te
mitgeiheilt: Am 29. v. M. begab sich der Großfürst-⸗Thronfolger
nebst Gemahlin und Gefolge von Peterhof, woselbst derselbe seinen
Sommeraufenthalt genommen, zu Wagen nach Oranienbaum, um
dort den Thee einzunehmen. Etwa eine halbe Stunde, bevor die
Hertschasten ihre Rückfahrt antraten, gegen 11 Ugr Abends, ritt
An Officler vom Garde Ulanen-Regimegt der Thronfolgerin den—
selben Weg und fand die Straße nach P terhof durch eine Barci⸗
kade gesperit, in der Nähe der letzleren mehrete verdaͤchtig aus
sehende Gestalten. Da er wußte, daß der Großfürst in kurzer
Zeit im offenen Wagen an dieser Stelle ankommen müsse, be⸗ilte
er fich, Peterhof zu erreichen, benachrichtigte die Polizei und mit
deren Hüife wurde die Barrilade fortzeräumt und der Weg frei
gemacht. Zwei Menschen, die ihren Aufenthalt mitten in der
Racht an dieser Stelle nicht begründen konnten, wurden arretirt;
air gaben an. zur Dienerschaft einer fürltlichen Persönlichkeit zu ge⸗
Vermischtes.
Warenproben, welche 20em in der Länge, 10em in
der Breile und dem in der Dicke in irgend einer Richtang über⸗
hreiten, werden, wie wir verneh nen, seit dem 1. April von der
Post nicht mehr befördert. Es kommt nun aber vor, doß derartige
Zendungen von den Aufgebern in die Brie stasten gelegt, und wenn
ie dort vorgefunden, den Absendern nicht wieder zugestellt werden
önnen, weil jene sich auf den Ausschriften nicht genannt haben und
uch sonst undekannt sind. In Fällen dieser Art werden die Send⸗
ingen einige Monate bei der Oder-Postdirektion des Aufgabebezirks
usbewahrt und, wenn der Adsender sich bis dahen nicht gemeldet
Jat, vernichtet. Es wird sich daher empfehlen, daß Absender größerer
Hrobenpalete, welche in der bezeichneten Weise eingeliefert worden
ind und von deren richtiger Zustellung an die Empfaänger Nach⸗
icht noch nicht vorliegt, sich der erfolgten Beförderung besonders
versichern und nach Umständen zu pwäheren Ermittelungen an die
etreffende Ober. Postdirektion wenden.
pOber⸗Tribunals-⸗Entscheidunng. Die in einem
uffen lichen Lokal abgehaltene Tanzlustbarteit, an welcher sich nur
ine geschlossene Gesellschaft betheiligt, fällt nach einem Erlenntniß
es Boer Teibunals vom 6. Mal 1879 nicht unter die von der
Irta polizeibehorde für Schanl⸗ und Vergnüungslokule vorgeschriebene
Holizeistunde. „Die Ausführung des ersten Richters, daß jede in
nem offentlichen dokale abgehaltene Tanzmusik als eine oͤffentliche
anzlastbarkeit anzusehen sei, auch wenn nur eine geschlossene Gesell⸗
chaft sich daran betheiligt, ist von dem Nekursrichter mit Recht als
mhaltbar zuräckgewiesen, denn unler einer oͤffentlichen Tanzlustbar⸗
eil kann nur eine solche verstanden werden, an welcher ni t ledig⸗
ich einer Anzahl im Voraus bestimmter Personen, die sich zu diesem
— haben, sondern
)em Publikum ais solchem die Theilnahme gestattet ist. Muß aber
iernach durch die Negatiofeststellang des zweiten Richterz bezuglich
zer Abhaltung einer öffentlichen Tanzlusibarkeit die Unschuldigung
der Verletzung der Polizeiverordaung vom 4. Januar 1859 für
viderlegt Jelsen, so erledigt sich auch der Vorwurf einer Uebertretung
des g 363 Str. G.⸗B. von selbst, da sich diese Bestimmung nur
auf die von Wrthe in seinem Lokale, soweit dasselbe als ein bffent⸗
'iches aazusehen ist, geduldeten Gaste, nicht aber auf die Mitalieder
ziner ges hlossenen Gesellschaft bezieht.“
fLambrecht, 8. Juni. Der romantische Geisbod
nachte heute seine Jahreswanderung von hier nach Deidesheim;
derselbe wurde, da er die vertragsmäßigen Eigenschaften besaß, von
den „Vätern der Stadt“ ohne Bedenken acerptirt und dem Führer
das „Kaͤsebrod nedst einer Flasche Wein“ sosort verabreicht. Wie
anze shon dieser Bocktribut besteht, geht daraus hervor, dag eine
irtunde vom Jahre 1534 jaut, Lamdrecht muß seit „unfürdenl⸗
chen“ Zeiten an Deidesheim einen Geisbock geben. (Ruust. 3)
F Ein Bursche von HRauer Sheinm bei Kirchhtimdolanden,
er dei Gelegenheit der jüngsten Militäcmusterung dem Uebermaß
einer Freude dadurch Ausdruck verlieh, daß er einer dortigen
Dienstmnagd um den Hals fil und ihr einen Kuz gab. erhiell des⸗
jalb eine Hasistrafe von diei Tagen.
Daee Gesammtzaht der Stnd renden der Universität uu
deidelberg in diesem Sommersem'ster beträgt 843. De
heologische Facultät zählt 24 Zuhörer, die jristische 399, die
nedicinische 136 und die ph'losophische 232. Dazu kommen noch
32 Personen reiferen Altets, welche zum Besuche von Vorlesungen
ugelassen sind. Die Zunahme in der Frequenz gegenüber dem
»otigen Semester beträgt nasezu 300 Studirende; auch überle fft
zie jetz ge Frequenz deeienige der Semester von 1873. 1877. 1876
ind 1875.
F Ern reichetr Bauer in Gaifsach lebte in 10jäahrizer
inderioser, aber glücklicher Ehe und hatte endlich die Freude einem
reben entgegen zů sehen. Im Wirthshaus ader wurde er so oe
zänselt und wülhend gemacht, daß er in blinder E fersucht heim⸗
tärmte und seine Ftau erschoß.
Munchen, 29. Juni. Sechzehn Pridaleihgeschãsib⸗
nhabec geben bekannt, daß sie sich dahin geeinigt haben, vom
. Juni an für Darlehes auf Pfandstüde aller Act per Mart und
Monat 1 Pfenaig Zins zu berechnen.
f (Em theures Hundchen.) Das hoͤcste Gebol, welches ʒiel⸗
eicht je auf einet Rac⸗hunde-Ausstellung gemaht und trohzdem
efüsirt wurde, ist auf der gegen värtigen Ausflellunz in Hanno ver
indeltreien. Auf den im Kataloz unter Re. 8607 aufgführten und