Full text: St. Ingberter Anzeiger

mit dem ersten Preis bedachten Seidenspitz (Name: Schnips, Be⸗ 
itzer: Frau Dr. Fischer in Berlin) wurden von einem Engländer 
1000 Pfd. Sterl. geboten, ohne daß der splendide Bieter in den 
Besitz des begehrten Hündchens gelangen konnte. 
f Der Generalpostmeister Stephan beabsichtigt in mehreren 
aroß ren Städten wie Köln, Frankfurt a. M., Breslau, Leipzig u. s. w. 
die Rohrpost einzuführen. 
F Fürst Bismardk soll angeblich dem Prinzen Alexander von 
Battenberg, als derselbe ihn um Rath fragte, wegen An⸗ 
nahme der ihm angebotenen Fürstenkrone Bulgariens, geanwortet 
haben: „Warum nicht, nehmen Sie das Anerbieten nur an, es 
bleibt immerhin eine angenehme Erinnerung für's Leben.“ 
fEine kleine Geschichte. In Schlefien lebte, so schreibt 
man der „Tribüne“, ein sehr reicher Rittergutsbesitzer, welcher eine 
Tochtet und einen Sohn hatte. Die Tochler war zuerst geboren, 
jedoch nicht Erbin, weil man allgemein glaubte, das Gut sei ein 
Majorat. Der Vater statrb und der Sohn freute sich, nun das 
Majorat antreten zu lönnen; aber da kam ein zwar armer, doch 
kluger Assessoe, auf welchen die Tochter bereits vorher ein Auge 
gJeworfen hatte, und lieferte den Beweis, daß das Gut kein Majo⸗ 
tat, sondern Seniorat sei. Da war es leider um den jungen 
Herrn geschehen. Seine schönsten Träume für die Zukunft waren 
jerstört, er zog, mit einer Summe von 6000 Tholern abgefunden, 
aach Amerika, und der Assessor führte die Braut und das Geld 
und das Gut heem! — Von dem enttaͤuschten Majoratserben jen⸗ 
feits des Oceans haben wir keine Kunde, der „luge“ Assessor von 
damals aber id heute — erster Präsident des deutschen Reichstages. 
Bern, 1. Juni. Kin schreckliches Lawinen⸗Unglück hat 
sich gestern zu Fontana in der Nähe von Airolo ereignet. Wie 
zein Telegramm melsdet, wurde dort eine ganze Familie, Vater, 
Nutter und vier Kinder, verschüttet; außerdem wurde noch die 
Kuche, das Gemeindehaus, eine Anzahl anderer Häuser und Ställe 
jerstort, sowie weitere Gebäulichkeiten arg beschädigt. 
Paris, 2. Juni. Der Zudrang ju dem Wellrennen 
von Auteil, wo der Prinz von Wales erwartet wurde und sich auch 
einfand, war groß. Der H'mmel aber ergoß seine Ströme über 
die Zuschauer, als das erste Wettrennen seinen Anfang nahm. Als 
um den großen Preis (30,000 Fres.) gerannt wurde, ertd ate plötz⸗ 
lich der Ruf: „Au feu!“ Das Feuer war in der Küche der Reun⸗ 
zahn ausgebrochen und in einem Augenblicke stand fast der ganze 
cechte Flügel der Tribünen in Flammen. Alles ergriff die Flucht, 
aber man wurde schnell Herr des Feuers und es blieb auf den 
rechten Flüzel beschränkt, der über zwei Stunden lang brannte. 
Im Augenblick, wo der Feuerruf erscholl, stürzten die Zuschauer 
unter Angstgeschrei aus den Tribünen, während d'e Pferde ganz 
xuhig ihre wilde Jagd fortsetzten und die große Menge dor den 
Tribünen sich um das Feuer gar nicht belümmerte, sondern den 
Pferden zujauchzte, die zuerst am Ziel angekommen waren. In 
dem durch den Brand entstandenen Gedränge haben viele Personen 
Verletzungen erlitten. 
fLondon, 3. Juni. Ein furchtbarer Zusammenstoß hat 
auf der Linie zwischen Birmingham und Crewe bei —A 
zefunden, indem der Expreßzug in einen Personenzug fuhr. Gegen 
30 Personen eiltten dabei mehr oder minder scubere Veilchungen. 
fLondon, 83. Juni. Baron Lionel v. Roihschud“ is 
gestorben. 
t Rom, 28. Mai. In Norditalien sind bedenkliche U⸗ber⸗ 
schwemmungen eingetreten. D'e Flüsse Po, Tanars, Belbo sind 
ausgetreten. In Turm sind die Häuser am Po bedroht, sie wurden 
deraumt. Bei Alessandria ist die ganze Umgegend ein See, die 
Stadt ist in groößter Gefahr. Die Schutzarbeiten waren bis jetzt 
ꝛergeblich; die Eisenbahn ist zerstört: bei Asti haben die Ueber⸗ 
chwemmungen schon Menschenlehben gekhostet. 
Méantua, 2. Juni. Faft die ganze Stadt ist über⸗ 
schwemmt, doch sind Vorkehrungen getroffen, durch die maa grö⸗ 
zeren Schaden zu verhüten hoffi. 
FMantua, 4. Jum. In Folge eines Sturmwindes hat 
ein Dammbruch am rechten Ufer des Po zwischen Sermide und 
Revere stastgefunden. Die Gegend von Sermide bis Fergare ist 
überschwemmt. Der Schaden isi beträchtlich. 
T Donna Baldomera Larra Weclotrt. die beruchtigte span'sche 
„Dachauer Bank“-Schwindlerin, ist vom Madrider Gerichtshof 
zu einer Zuchthausstrafe von 6 Jahren und 1Tag verurheut 
worden. Ihr Genosse Satornino Isiegas Sagastizabai wurde frei⸗ 
desprochen. Der Proceß hat nahezu zwei Jahre gedauert. 
Wasbington, 1. Juni. Nach hier eingegangenen 
Nachtichten hat in Kansas und Nebraska in Orkan gewürhet, durch 
welchen 40 Personen getödtet, mehr als 100 verwunde wurden 
5*0 Gebaude find zersioͤrt worden. Die Ernten und anderes Be⸗ 
sißzthum haben beträchtl chen Schaden erlitten. 
Arsenikvergiftung. — In Amerila hat man von Seite der 
Hesundheitzbehörden die Entdecklung gemadt, daß dort Stärle im 
bandel vorfommt, welche einen Zusatz von Arsenik enthält. Es 
joll dies sogenannte „Glanzstärle“ sein, und man behauplet, daß 
der Arsenik derlelben ein desonders schönes glänzendes Aussehen 
ersheile. Es ist auch bereits ein Vergiftungsfall durch Wäsche, die 
mit solcher Stärke behandelt war, nachgewiesen worden. Da die 
Befahr nahe liegt, daß solche Stärkte auch nach Deuischland im— 
»ortirt, oder daß hier die Zusammensetzung nachgeahmt wird, so 
jalten wir es für geeignet, auf diese Thatsache aufmertsam zu 
nachen. — Auch in sogenannten Glanzpapieren von gruͤver, rother, 
»lauer und Choboladefarbe hat der amerikanische Staalschemiker 
Wood Arsenik in gefährlicher Menge gefunden. Da solche Papiere 
u allerlei Gegenständen des täglichen Gebrauchs, zum Einwickeln 
von Bonbons, für Spielwaaren von Kindern u. s. w. häufig Ver— 
vendung finden, so dürfte es nicht überflüssig sei, auch auf diesen 
Begenstand die Aufmerksamkeit hinzulenken. 
Ein Ersatz für irdene Geschirre. — In Amerika werden jetzt 
Befäße aus Baumwollenbrei gesertigt, die bestimmt sein sollen, die 
Stellen der Töpferwaaren zu vertreien. Sie sind mil einer Com— 
position glacirt, welche einen reichlichen Antheil von geschmolzenem 
Blas enthält. Sie sollen sich durch Leichtigkeit, Unzerbrechlichkeit 
ind Dauechaftigkeit auszeichnen. Selbstverständlich muß die Er— 
indung erst ihre Probe im Groben bestehen. Derartige Geschirre, 
die kürzlich in England eingeführt wurden, haben Beifaäll gefunden. 
Eisenbahn Biensies en. 
Versetzt bezw. ernannt wurden vom 1J. Juni ab: Bahnhofpverwalter Karl 
Zauer von Marximiliansau nach Worth, Siationsverwaller Ed. Lex von 
Wörth in gleicher Eigenschaft nach Kandet, Bahnhofverwalter Fr. Schuhmann 
n Biebermühle als Verwaltungs-Assistent nach Maximiliansau, Stationsver⸗ 
dalter Eugen Sommer von Beliheim als Bahnhofverwalter nach Biebermühle, 
ʒtationsverwalter Fr. Rode von Ebernburg als Stationsverwalter nach Bell⸗ 
eim, Gutererxpeditor Jul. Schild von Münster a. St. zum Stationsverwaller 
n Ebernburg, Gehilfe Gg. Schaefer von Frankenthal zum Gütererpeditor in 
MNunster a. St., Gehilfe Max Godron in Bexbach zur Guͤtererpedition Franken⸗ 
hal und Ingenieur⸗Assistent Theodor Bäckler von Edenkoben zum Ingieur⸗ 
diirt dee — Ausgetreten ist am 1. Juni: Ingenieur Aug. v. Schilling 
n Langmeil. 
Gemeinnütziges. 
Nachweisung von Fuchsin im Wein. (Von R. Brunner). In 
ein mit dem zu untersuchenden Weine gefülltes Glas wird ttwas 
Stearinsaͤure (ein etwa nußgroßes Stuͤck einer Stearinkerze) ge⸗ 
zracht, worauf das Glas in den Ofen oder in heißes Wasser ge⸗ 
tellt wird, bis das Stearin auf dem Weire geschmolzen ist. Einige 
Minuten lang wird nun die Flüssigkeit stark umgerührt, worauf 
nan wartet, bis das Stearin sich wieder auf dem Niveau des 
Weines abgeschieden hat und dann das Ganze erkalten läßt. War 
der Wein Fuchsinhaltig, so erscheint nun die Stearinsäure mehr 
»der weniger intensiv violett gefarbt. Das Resultat ist das näm— 
iche, ob der untetsuchte fuchsinhaltige Wein ursprünglich weiß war, 
»der ob der natürliche Rothwein den Augen der Confumenlen zu 
diebe durch Fachsin „aufgebessert“ wurde. Bei fuchsinfreiem 
)unkelrothen Wein färbt sich das Stearin nie violett, höchstens er⸗ 
cheint die untere Flache der Scheibe schwach röthlich, von einzelnen 
zeim Erstarren mechanisch eingeschlossenen Weintropfen. 
Terpentiröl als Hilfsmittel beim Bleichen der Wäsche. Ein 
Mittel, welches die Bleiche gelb gewordener Wäsche an Licht und 
Luft in hohem Grade unterstützt und in keiger Weise zersidrend auf 
»as Zeug einwirkt, wenn man Rasenbleiche nicht haben kann, ist 
as Terpentindl im Stande, den Sauerstoff der Lust in Ozon zu 
JNerwandeln, welcher letztere eine stark bleichende Eigenschaft hat; ja, 
nan hat starte Giünde, anzunehmen, daß die ganze Rasenbleiche 
ruf die Gegenwart des Ozons zu begiünden sei. Wird nun dem 
eten Spulwasser, welches die Wäsche passirt, etwas Terpentindl 
ugesetzt, so häagt sich ein wenig des letzteren an die Fasern det 
zeugs, und ts findet beim Trocknen des letzteren zugleich ein ziem⸗ 
ich energisches Bleichen stait. Um das Teipentind passend anf 
as Zeug zu bringen, muß dasselbe sehr genau unter das Wasser 
zemischt werden; man vermengt zu diesem Zwecke in einem Glase 
Th. Terpentinöl und 3 Th. starken Spiritus mit einander. 
AIuf einen Eimer Wosser genünt ein Eßlöffel voll dieset Mischung. 
Die Wäsche wird hierin eingeweicht, gut ausgerungen und zum 
Trochnen an die freie Luft gehängt. Das Zeug ist nach dem 
Trocknen gebleicht und riccht nicht im Geringsten nach Terpentinöl, 
wenn dasselhe rectificirt und nicht im Uebermaße angewendet wurde. 
ZAarktberichte. 
Zweibrücken, 5 Juni. (ruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 10 M. 85 Pf. Korn 7 M. 833 Ppf., Gersie zweireihige dO M. — pjf. 
ierreißige & M. — Pf., Spelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf. 
Dinkel — M. — Pf., Mijchfrucht d M. — Pf., Hafer 8 M. 85 p., 
krbsen æ M. — Pf., Widen 0 M. — Pf., Kartoffeln 4 M. — pf. 
deu 2 M. 50 Pf., Stroh 2 M. 60 pf., Weißbrod Ul/3 Kilogr. 54 Pf 
dornbrod 3 Kilogr. 74 Pf., 2 Kilogr. 50 Pf., 1 stilogr. 25 Pf., Gemischi⸗ 
brod 8 Kilogr. 91 Pf., das Paar Wed 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 
36 Pf. II. Qual. 60 Pf., Kalbfleisch d0 Pf., Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 
56 Pf. Butter / Kilogr. 1 M. 15 Pf., Wein J Liter 80 Pf. Bier J Liter 24 Pf. 
Fur die Redactior ortlich: æ Dem — 55 
Inateressanu 
ist die in dar heutigen Nummer unserer Zeitung sieh befindende Glücks- 
Anzeigo von Samues Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat sieh 
Jurch seine prompte und verschwiegeno Auszahlung dor hier und in der 
Umgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworbon, 
lass wir Jeden aut dessen heutiges Inserat schon an dieser Stello auf- 
ner;-Isam machen 
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