St. Ingberter Anzeiger.
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1879.
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Deutsches Reich.
Berlin, 7. Juni. Die Vertagung der Berathung über
das Eisenbahngütertarifwesen in dem Bundesrathsausschusse erfolgte
duf Antrag Württembergs. Der Entwurf war einzelnen Regier-
ungen auf amtlichem Wege noch nicht einmal in vollem Umfange
»ekannt geworden. Die Beraihung wird erfolgen. sobald die Justruc⸗
cionen für d'ie Commissaire vollständig eingegangen sind. Die
Möglichkeit, diese hochwichtige Vorlage noch in dieser Session
bollständig durchzuberathen, begegnet vielfach lebhaften Zweifeln.
Aus Berlhin, 8. Juni wird der „Köln. Ztg.“' berichtet:
Der mehefach erwähnte Antrag, din der bayerische Bevollmächtigte
m Bundesrath in dessen Plenarsitzung vom 30. Mai zu dem Ge⸗
jetzentwurf über Verfassung und Verwaltung Elsaß Lothringens ge⸗
stellt hat, ging lediglich „auf Consiatirung des Einverständnisses,
zaß die Angliederung der Stalthalterwürde an den Chef eines re⸗
zierender bundesfürftlichen Hauses mit dem reichsländischen Charakter
von Elsaß Lothringen nicht als vereinbar zu erachten sein würde“.
Der Correspondent der „Köln. Ztg.“ fügt bei, ein Einvberständniß
aͤber diese Auffassung sei im Bundesrath nicht erzielt worden.
Berlhin, 9. Juni. Die Tarif-Commission des Reichstages
setzte die Berathung der Popierzölle fort und genehmigte die Zoll⸗
ätze der Vorlage unverändert mit nachfolgenden Ausnahmen: der
Zoll für ungeglättetes Packpopier wurde von 4 auf 3, für geglät⸗
retes Padpapier, Glanzpappe und Lederßpappe von 8 auf 6 M.
herabgesetzt, für Druckpapier, Schreibpapier, Löschpapier und Seiden⸗
»apier von 8 auf 10 Mark erhöht.
Die in Berlin wieder eingetroffenen baierischen Reichstags⸗
bgeordneten, von denen ein beträchtlicher Theil auch dem baieri⸗
schen Landtage angehört, geben der Annahme Ausdruck. daß die
Vertagung des Reichstages unter allen Umständen vor Ablauf der
zwe'ten Juliwoche in Aussicht stebe. da andernfalls der baierische
dandtag nicht zum 14. Juli einberufen sein würde. Uebrigens
neinen auch Reichsboten aus anderen Gegenden Deuischlands, daß
iller Wahrscheinlichkeit nach die Reichstagssession nicht weit in den
Juli sich bineinziehen würde.
In den letzten Tagen haben zwischen hervorragenden Mitglie—
)ern der Tarif⸗Commission vertrauliche Besprechungen stattgefunden.
Dieselben bezogen fich auf das zwischen der zweiten und dritten
desung zu treffende Arrangement, die Korn⸗ und Eisenzölle betref⸗
end. Es verlqutet auf das Bestimmteste, daß die Eisenzöllner,
wenigstens die Mehrzahl derselden, die unter keinen Umsländen von
iner Herabsetzung der Eisenzoͤlle etwas wissen wollen. enischlossen
iund, in der dritien Lesung für die Erhoöbung der Kornzöͤlle auf
M. zu stimmen. Man nimmt als ziemlich sicher an, daß die
Fisenzölle nach dem Beschluß zweiter Lesung und die Kornzölle mit
1M. zur Annahme gelangen werden.
Zerlin, 9. Juni. Fürst Bismardk wird heute Abend hier
rwartet.
den in den letz'en Jahren etwas zurückzegangenen Einnahmenffder
pfälzischen Bahnen wieder aufzuhelfen. Man hofft nämlich, die
neue Bahnlinie werde den bedeutenden Kohlen⸗ und Güter⸗Verkehr
aus dem industriellen Saargebiete nach Elsaß, Südbaden und der
Nordschweiz, welcher jetzt größtentheils auf die reichsländische Bahn
iberging, wieder durch die Pfalz führen. Die schon durch die er⸗
ffnete Bliesthalbahn verkürzte Entfernung der Linie Frankfurt —
da serslautern — Frouard — Paris wird durch die St. Ingbert —
Saarbrücker Bahn abermals verkürzt. Man sieht hiernach, daß die
neue Bahnstrecke, trotz ihrer geringen Länge dennoch bestimmt ist,
eine wichtige Stelle in dem südwestdeutschen Eisenbahn-Neß einzu-
nehmen.
Zweibrücken. Die Rennen finden heuer am 28.
Zepiember Rachmittags statt. Der höchste Preis ist der der Siadt
Zweibrücken, 2000 M., bei einem Jagdrennen für Pferde aller
dänder; dann kommt ein Preis von 1000 M. für ein Jagdrennen
mit Pferden im Besitz von aclkiven Officieren der deutschen Armee
ind nachweisbar im Dienste geritten. Die Preise bei den sechs
inderen Rennen bewegen sich zwischtn 380 und 880 Mark.
fDie Geflügel-Ausstellung in Frankenthal hat einen
ßeing wian von 575 M. 62 Pf. ergeben.
F Dem Bürgermeister Mich. Becker in Böchingen wurde
n Anerkennung seines langjährigen und ersprießlichen Wirkens im
Vemeindedienste das silberne Ehrenzeichen des Verdienstordens der
aierischen Krone verliehen.
Frantfurt, 6. Juni. Das Universal⸗Reise⸗Bureau
„eabsichtigt den diesjährigen Reigen seiner Vergnügungs-Extrazüge
nit einer Tour nach der Schweiz durch die Pfalz und die Reichs⸗
ande zu eröffnen. Als Abfahrtszeit ist die ersie Woche im Juli
in Aussicht genommen, da um diese Zeit auch die Ferien der hie
igen Schulen, Gerichte ic. beginnen.
fAmberg, 7. Juni. Gegen den k. Landrichter Anton
k᷑der in Burglengenseld, der als Mitglied der patriotischen Partei der
dammer dvon 1869 bis 1875 angthörte und die Stelle eines M.
Zekretärẽ bekle.dete, soll, wie dem Fränk. Kur.“ geschrieben wird,
eit geraumer Zeit straftechtliche Untersuchuag eingeleitet sein.
tMünchen, 6. Juni. Das Bejirksgericht Muͤnchen rechts
ver Isar hat heute die Polytechniler Henel aus Dürkzeim, Pflaum
nus Nürnberg, Stauffer aus Roth, Jolaste aus Hamburg, Zoller
ius Erlbach und Bischoff wegen Vergehens des Zweikampfes —
donvenienzpaukerei mit Schlägern und voller Deckung —, welcher
im 9. Februar zu Forstentied Statt hatte und wobei Henel einen
blutigen Schmiß“, Jolaste eine Wunde am Arme erhalten hatte,
u je 8 Monaten Festung verurtheilt, den Forstgehilfen Sepp. der
»er Theilnahme durch Verschaffung des Lolals (ein Stadel) beschul⸗
deogt war, freigesprochen.
7 München, 8. Juni. Heute Nacht wollte sich ein yphus⸗
ranler junget Mann in einem Anfall von Delirium aus vdem
Fenster seiner im 4. Stock befindlichen Wohnung stürzen. Seine
Mutter in dem vergeblichen Versuche ihren Sohn abzuhalten, stürzte
nit demselben aus dem Fenster auf einen Balkon dez zweiten Stock⸗
verkles. Beide mußlen erheblich verlezt in das Krankenhaus ge⸗
zracht werden.
Leipzig, 8. Juni. Der Vorstand des deuisch⸗ieraelilischen
Bemeindebundes dat beschlossen, an den Kaiser und die Kaiserin im
Namen der deutschen Juden eine Gluckwunsch⸗Adresse zur goldenen
dochzeit zu tichten. In den deusschen Tempeln und Syhugagogen
ollen am 11. d. deuische und hebtä'sche Gebete abgehalen und
Beilräge zu einer wohlthätigen Stiftung gesammelt werden.
fEn höchst settenes Naturereigniß erlebten vor einigen Tagen
das Zucperschal und die Passagiere des aaf der Lespziger Baͤhn
abgegangenen Essenbahrzuges auf der Reise nach Thüringen. Als
der Zug in Trecden hald 8 Uhr abfuhr, thürmten sich in der
Segend nach Moritzburg zu gewallige Gewilterwollen auf, 1Und faum
zatte der Zug Köbichenbroda erreicht, ais auch sdon das Gwitler
mit aller Macht losbach. Ter Zug hatte eben die hicn Häuser
on Hotzchentroda purjsict, als plozich sich ein eigerthümsicues
dnistern btmertbar mag!te, wottnt sämmiliche Paßbagicre in cbren
Ausland.
Petersburg, 8. Juni. Großfürst Alexis Alexandro⸗
oiisch ist gestern von Zarskoje⸗Selo nach Berlin abgereist, um den
Fzar bei der Jubelfeiet des Kaisers Wiih lm zu vertreten.
Petersburg, 9. Juni. Das über Solowjeff ausge⸗
prochene Todesurtheil wurde heute Vormittag 10 Uhr auf dem
Smolendkyschen Felde mittelst des Stranges vollstredt. Der zut
dinrichtung bestimmte Platz war von Militärabtheilungen abgesperrt,
jinter den letzteren hatten sich große Zuschauermassen aufgestellt.
der Verurtheilte bewahrte bis zum Momente der Hintichtung voͤllige
duhe, geistlicher Zuspruch wurde von ihm zurlickgewiesen. Der
anze Akt verlief obne iede Störung oder sonstigen Zwischenfall.
ermischtes.
.Die Saarbr. ZItg. schreibt: Mit kommendem 1. Juli sell,
»c bestimmt derlaetet, die Boahastrece Gaarbrüchen—
21. Ingbert, an deren Ferligjtellung gegenwärtig rust g und
nunterbrobben genrbeitet taird, dein Beirieb ühergeben werden, Es
nden dadurch nicgt pur pasere Schwesterstadte der pfälzijsten Nach—
acstadt naher geruckt, fondern die neue Bohnsist auch dazu bhestimmt,