f.Auch in Blieskastel wurde am 11. de. eine goldene
dochzeit von den Eheleuten Joseph Paulh, beide noch verhaͤliniß
mäßig rüstig, mit ihrer zahlreich anwesenden Familie und ihren
Freunden gefeiert.
I, Vom mittleren Haardtgebirg, 8. Jani. Mit un⸗
seren Weinbergen geht es nun allmählich vorwärts, so daß das
Versaumte bald nachgeholt sein kann. Doch wollen Manche an
einem Theil der Triebe nur wenig Samen (Schein) bemeiken. Am
oberen Gebirge soll in manchen Lagen sich bereirs der Sauerwurm
finden. Hinsichtlich unserer Früchte, die im Allgemeinen, besonders
die Sonmmerfrucht, sehr gut fiehen, ist zu bemeiken, daß im Korn,
hdauptlächlich in Sandböden, die Vogelwicke sich in großer Menge
zeigt. Auch unsere Wiesen bringen das theilweife zurückgebliebene
Bodengras wieder ein. Schließlich möchten wir die Landwirthe
darauf aufmerlsam machen, daß hinsichtlich des Maͤhens die gün⸗
stigste Zeit dann ist, wenn die meisten Gräfer in der Blüthe stehen,
nicht aber schon verblüht haben und also verholzt, d. h. nahrungs⸗
los sind. (Pf. K.)
7 In Frein sheim wurden am 9. ds. die ersten Kirschen
dersandt. Fur das Pfund zahllen die Händler 70 Pfennige.
— Speyer, 1II1. Juni. Zugleich mu dem Kaiser Wihelm
begeht auch ein hiesiger Bürger, Weinwirth Annicker, früher Lehrer,
heut⸗ sein goldenes Hochzeitsfesi.
t, Aus Darmestadit' wird gemeldet: Ein hiesiger Tauben⸗
züchter hatte vor ca. 3 Wochen mehrere Tauben nach Bergzabern
in der boyer. Pfalz verkauft. Die Thiere haben sich nun in den
letzten Tagen nach und nach fämmtlich wicder hier in ihrem alten
Schlage eingefunden.
7 Aus Rohracker (Würtemberg) erzählt man eine heitere
Geschichte. Die dortigen Milchhändlerinnen ließen durch den Amts⸗
diener mit der Schelle bekaunt machen, daß sie fortan 2 Pfennige
weniger für den Liter Milch als bisher bezahlen würden. DTarauf—
hin versammellen sich die Kuhbauerinnen des oberen Dorfes und
beschlossen nach seht ertegter Debatte: — auch etwas ausschellen zu
iassen. Jeßt kam aber erst die Hauptfrage zur Erörlerung, was
man ausschellen lassen wolle. Nach erneutem heftigem Disput,
wobei eine Besitzerin verschiedener Gaisen und Kühe ganz hervor⸗
ragende Anlagen für Persönliche Bemerkungen? und andere parla⸗
mentarische Kleinigkeilen bekundet hatte, eiaigte sich der Kühbäue⸗
rinnentag zu folgender Redakton ihrer Resolution: „Jedes Weib
vom oberen Dorf, die ihre Milch unter dem alten Preise gibt,
rthält zwei Schröpflöpfe an die Suirne gesetzt. Das wurde denn
auch ausgeschellt. Es ist übrigens Aussicht vorhanden, daß die
Milcherinnen vom unteren Dorf troß der Schröpflöpfe den Milch
abschlag durchsetzen werden.
J Calw, 4. Juni. Herr Spöhrer, Direllor der hiesigen
Handelsschule, hatte mit seinen Zozlingen über Pfingsten einen
Ausflug gemacht, von dem er am Montag Abend mit dem letzten
Zuge zurückkehite. In Unterreichenbach si⸗l einem der Zoglinge
seine Mütze zwischen 2 Wagen hinunter; anstatt von der Pͤlau—
form auf den Perron zu steigen und, für das Zugspersonal sicht ⸗
bar, dieselbe von außen wieder zu erlangen, stieg derselbe zwischen
den Puffern hinab, in demselben Auuenblicke aber setzte sich der
Zug in Bewegung. Schnell entschlossen legte sich der junge Mann
Aatt auf den Boden und es gingen die drei letzten Wagen des
Zuges über ihn weg, ohne ihn zu berühren. Abends 6 UÜhr kam
der Vermißte vergnuͤgt mit dem Pforzheimer Zuge zurück und wird
uun wohl zeitlebens an die Paar Augenblicke unter dem Zuge
denken.
x Erschossen, ethängt und verbrannt. Ein seltener Selbstmord
iam dieser Tage in der Taubergegend vor. Am Miltwoch Vor⸗
nittag 11 Uhe hörte ein Hirtenknabe im nahen Walde bei Weikers⸗
geim einen fürchierlichen Schuß. Neugierig ging er hinein. Do
ah er an einer jungen Fichte einen Mann sitzen, voa dem Rauch
aufstieg. Rasch ergr ff der Kaabe die Flucht, er glaubte, es sei
der leibhafte Gotiseibeiuns. Später h'nzugekoramene Leute erkannten
den Schlosser E. von Weitersheim „der in sitzender Stellung an
der Fichte hing. In der Nahe lag eine sogenannte Legbüchse
entladen. Es unterlag keinem Zweifel, daß der E., um einer Vor—
adung aufs Rathhaus zu entgehen, sich mit der Legbüchse erschossen
und vorsorglich noch den Strick um den Hals gelegt, damit, wenn
zas eire Mittel nicht genüge, das andere nachhelfe. Durch die
tarke Schußladung entzündelen sich die stleider, daß der Mann den
dreifachen Tod, des Erschießens, Erhängens und Verbrennens erlitt.
Die T.Zig.“ fügt noch bei: Jede dieser Todesarten war sehr
Jündlich, so daß J. B. ein großer Theil des Korpers förmlich ge
raten war. Uner solchen Umständen war eine Abfuhr des Selbst⸗
noͤrders an die Anatomie nicht moͤglich.
. In einer schwäbischen Ortschaft prangte jüngst in
anem Transparent folgendes geschmackvolles Verslein;
„Der Bismarck ist ein Bauer fein,
Betreid und Viehzoll führt er ein.
Das macht den armen Bauer relch,
Und alles Andere ist unz gleich.“
J., x Die Vermählung des Prinzen Friedrich von Hohen⸗
zollern mit der Prinzessin Luise von Thurnund Tarxis
findet am 21. Juni in Regensburg sian.gin derselben
vird der Oberceremonienmeister des deutschen —XRXbO —
ried, Oberburghauptmann von Hohenzollern, auf eine an ihn er⸗
gangene Einladung theilnehmen. J
7. Bamberg, 8. Juni. Heule Nachmittag 1 Uhr erschoß
ich mit einem Revolber die 18juhrige blühende Tochter eines hie—
igen sehr achtbaren Kausmannes, nachdem sie noch eine Stunde
»orher mit ihrem Verlobten einen Spazierçang gemacht hatte. Die
dugel war ihr durchs Herz gedrangen, so daß der Tod sofort ein⸗
srat. Als Anhaltspuntt für den Beweggrund der Unglucklichen
wird mitgetheilt, es sei ihr, als sie nach Hause gekommen, ein
Brief des Vaters ihres Verloblen vorgelesen worden, in welchem
hre Ehre in rohen Ausdrücken verunglimpft wird. In der ersten
Aufregung ihres Schmerzes zog sie sich in ihr Zimmer zurüch, und
wenige Minuten darauf iag sie in ihrem Blute,
Mänchen, 9. Juni. Die sämmtlichen 46 Kandidaten,
welche dahier die vom 10. März bis zum April d. J. währende
Prufung für den Staatsbaudiensi mitmachten, haben das Examen
ꝛestanden. Einer derselben, welcher die Note J mit Auszeichnung
hielt, ist bereits als Assessor angestellt, einem andern, welcher der
Prüfung zum zweiten Maie sich unterziehen mußte, wurde die Note
II zuerkannt. Leßtere Note ist als Endergebniß bei den Geprüften
oorherrschend.
FMoos (I Siunde südlich von Salzburg) 8 Juni. Dem
„Wendelstein“ schreibt man: Es öffnete sich im dortigen Torfmoose
ane natürliche brennende Gakquelle. Nachdem schon im vorigen
Jahre von den Torsarbeitern ein sonderbares Knistern und Stoßen
unter der Erde wahrgenommen worden war, fing heuer beim Wie⸗
derbeginn der Torfarbeit und Tiefergraben das Wasser in den
Bruben zu brennen an, nachdem ein Arbeiter das noch brennende
Zündholz in dasselbe geworfen hatte; unter der Torfschichte lagern⸗
der mergelartiger Kies wurde bald darauf haushoch emporgeschleu⸗
dert und der in der Nähe sich befindende Arbeiter konnte nur mit
Mühe nach vielen erhaltenen Brandwunden aus dem Graben gezo⸗
gen werden. Vor drei Wochen stieß man an betreffender Stelle
eine Bleiröhre 4 Fuß tief in die Erde und jetzt brennt auf offenem
Felde Tag und Nacht die Flamme aus demselben herbor. In
einer lleinen Röhre ist ein Theil des Gases von der großen abge⸗
japft und in die Arbeiterhütte geleitet, wo es vie jede andere
künstliche Gasflamme brennt. Das Landvolk ist auf diese Erscheis
nung nicht gut zu sprechen, denn nach einer urallen Bolkssage ist
für jene Zeit, wo Feuer aus der Erde brennt, viel Elend prophe⸗
zeit. Die Wissenschaft vermuthet eine Schwefelquelle (da das Gas
start nach Schwefel riecht und Schwefel an der Flamme nicht
brennt) oder ein Kohlenlager. Bohrdeisuche find bereis im Gange.
(Südd. Pr.)
F. Wie der Berl. „Börsen⸗Kurier“ vernimmt, gründet Jacob
Plaut in Leipzig, früher Inhaber des Bankhauses Plaut und Comp.
aselbst, am Tage der go'denen Hochzeit des Kaiferpaares eine
Stiftung für Altersversorgung in seiner Valerstadt Nordhausen die
ex mit einem Capitat von 300, 000 Mart für eigene Rechnung
ausstatten.
T. Dae Fest der goldenen Hochzeit ist in dem preußischen
önigshause nuc einmal begangen worden, und zwar seltsam genug
in der puren Schein⸗ und Konvenienzehe Friedrichs des Großen mit
der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig. Der Verkehr
des großen Königs mit der ihm durch seinen Vater aufgezwungenen
Bemahlin beschränkte sich belanntlich, wenigstens von seinet Thronbe⸗
deigung aß, auf einen der tadellosen und schönen, aber nicht eben
durch Geist ausgezeichneten Gemahlin alljaͤhrlich am Neujahrstage in
Escarpins und Schnallenschuhen gemachien Anstandsbesuch. Die
Ehe des jetzigen deutschen Kaiserpaares fing in der Stille einer
derhältnikmäßig sehr bescheidenen Häuslichte r an.
FIn Betreff der Borsig'schen Werke dringt die
Vossische Zeitung“ folgende Nachricht: Eine sehr empfindliche
Maßregel, die namenilich die aͤlteren der Betheiligten schwer treffen
wird, hat die Verwaltung des Vermözens der Borsip'schen Erben
dadurch getroffen, daß sie sämmil'chen Beamten und Meistern der
Werke bis auf Weileres 25 Procent des bisherigen Gehalts in
Anbetracht der schlechten Geschäfisnerhälemisfe abgezogen hat.
J eric,.e.
Zweibrücken, 11. Juni. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.
Beizen 10 M. 28 Pf., Korn 8M. 18 Pf., Gerste zweireihige d M. — pjf.
»ierreihige d M. — Pf., Spelz O M. “ pf Spelzlern — M. — Pf.,
Dinkel — M, — Pf. Mischfrucht M. — Pf. Hafer 8 M89 Pf.,
—
deu 2 M. 50 Pf., Siroh 2 M. 60 pf., Weißbrod It/ Kilogr. 54 Pf..
Kornbrod 3 Kilogr. 75 Pf., 2 Kilogr. 50 Pf., 1 Kilogr. 25 Pf., Gemifchi—
brod 3 Kilogr. 92 Pf., das Paar Weck 100 Sr. 6 Pf. Rindfleisch J. Oual.
36 Pf. I. Qual. 60 Pf., Kalbfleisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch
56 Pf. Butter /2 Kilor. 1IM. — Pf., Wein 1 Liter 80 Pf. Bier J Liter 24 Pf.
Homburg, 11. Juni. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Wetzen
11 M. o6 Pf. Korn 8 M. 806 Pf., Spelzlern 10 M. — Pf., Spelz O M
— Pf. Gerste 2reihige — M. — Pf. Gerste 4reihige O M. — yÿf. 615
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