Ollerberg seine zEnistehung, und die Familien Raquet, Louis,
Fordier, Therdron ꝛc. ⁊xc. stammen von diesen ab. Ruͤhmend hob
der Festredner hervoe, daß hier auch die Union zwischen Reformir⸗
sen und Lutheranern schon lhatsächlich in's Leben gerufen wurde,
noch ehe sie offiziell sankt'onirt worden. Er schloß seine Festbe⸗
rachtung mit dem Wunsche, daß in unserer heutigen, so vielfach
—VO malerielle Interessen so vielfach auseinander
Jerissenen Zeit der Geist der Liebe, des Friedens, der Eintracht
und der Opferwilligleit, wie er in der alten Wallonengemeinde ge⸗
herrscht, wiederkehren, die Siadt Otterberg namentlich für alle Zu⸗
tunft beseelen und einer schönen Zukunft zuführen moͤge.
Am Sonntag Morgen strömten schon vom frühen Morgen an
Festgäste don Nah und Fern in die festlich geschmückte Stadt. In
der Siadt selbst herrschte, bald nachdem um 6 Uhr Choral⸗Musil
die Feser eingeleitet, das regste Leber. Die Schultinder durchzogen
mit Fahnen und Kränzen die Straßen, die Fremden bewunderten
die hecriich dekorirte Stadt. Kurz vor 10 Uhr stellte sich der Fest⸗
zug vor dem Triumphbogen am unteren Thote auf, votan die fest⸗
lich gekleideten Schulkinder unter Führung ihrer Lehrer, hierauf
der Gesangverein „Liederktanz“, sadann mehrere Geistliche im Or⸗
nat, denen sich das Festkomitee und die auswärtigen Deputationen
laus Frankenihal, Lamsrecht, Aaiserslautern ꝛc.) anschlossen; die—
sem solgte eine unabsehbare Menge hiesiger und auswärtiger Fest⸗
genossen, deren Zahl man eist recht merkte, als der Zug sich in die
sestlich geschmückte Kirche begab. Diese war troß ihres großen
Flächeninhaltes bald bis auf den letzten Platz gefüllt, so gefüllt,
wie wohl kaum jemals zuvor.
Nach einem mit Occhesterbegleitung ausgeführten Choralge⸗
sange („Allein Gott in der Hsh' sei Ehr“) hielt Herr Pfarret
Ddeß von Kaiserslautern die Fesnpredigt, welcher er den biblischen
Text zu Grunde legte Offenb. Joh. UI, V. 11: „Halte, was Du
hasi, daß Niemand Deine Krone nehme,“ die auf alle Zuhörer
zinen wahrhaft erhebenden Eindruck machte.
Nach einem sehr schön durchgeführten Chotgesange des Lieder⸗
kranzes (, Der Herr ist mein Hirte“) hielt Herr Pfarrer Laurier
eine begeisterie und begeisternde Ansprache, welcher er das Bibel⸗
wort zů Grunde legte: „Sehet Euch vor,Daß wir nicht verlieren,
was wir erarbeitet haben.“
Er begrüßte in seiner Aalprache die Festversammlung persön⸗
lich als ein Abkömmling der vertriebenen Hugenotten, im Namen
der protestantischen Gemeinde Fraakenthal, die gleichfalls wallonischer
Abstammung ist, sowie im Namen des protestantischen Vereins der
Pfalz und schloß mit einem poetischen Gtuß an die Gemeinde
Otterberg, in welchem er dieseilbe zum treuen Festhalten an dem
Glauben ihrer Väter ermahnte.
Nach einem Schlußgebete und Schlußgesange wurde der dest
gottesdienst geschlossen. Besonders hervorgehoben zu werden vei⸗
dient. doß sich an dem Festzuge und am Gotltesdienst u. A. auch
ein ü6jähriger Abkomme der alten Wallonen (Carra vom Gehr⸗
weiler Hofe) betheligte, der sich voch einer fur dieses Aller selienen
körperlichen und geistigen Frische erfreut.
Nach dem Gotte⸗-dienst zerstteuten sich die Festiheilnehmer in
der Stadt, um die witrklich sehenswerthen Dekorationen zu besich⸗
rigen und auch dem Magen ihren Tribut zu zollen. Nachmitlags
nach 3 Uhr begann sodann die Fest⸗ Reunion in den Gartenloks⸗
sldlen und im Saale des Heusser'schen Baues, wobei die Herren
Pfarrer Reiffel und Bezirksarzt Dr. Ullmann den Vorsiß führlen.
Tie erste Ansprache hielt Herr Pfarrer Knipser von Heiligen⸗
moschel, der mit seiner ganzen Gemeinde jzu dem Feste ersch enen
war. In begeisterten Worten, die ihren Eindruck nicht verfehlten,
sproch et Uüber die Schirmherren des deuischen Protestantismus, von
denen er namentlich den Kurfürsten Friedrich den Weisen voun
Sachsen, Philipp den Großmüthigen von Hessen, Guslav Adolph,
stönig von Schweden, den eigentlichen Beg ünder der proteftan⸗
üischen Gemeinde Otterberg, Johann Casimir, und schließlich unse⸗
ren erhabenen Kaser herdorhob. In das auf Letzteren ausge⸗
brachte Hoch stimmte die Versammlung begesstert ein.
Die zweite Ansprache hielt Herr Pfatrer Reiffel von
Olterberg über d'e Beschützer der pfälzischen protestantischen Kirche.
Er hod hervor, was die protestannsche Kitche dem Wialtelsbachet
Herrjchergeschlechte und namentlich dem jetzigen Könige in dieser
Zeziehung zu verdanken habe, und schloß mit einem Hoch auf den
önig von Bayern, daß begeistert aufgenommen und sofotrt in
einem Telegramm nach München gemeldet wurde.
Hert Pfarrer Laurier von Frastentbhal hielt sodann eine be—
zeisterie Ansptache über die Segnungen der kirchlichen Union, mahnte
angesichts det diohenden Reaktion eindringlich zum energischen Fest⸗
halten an den Errungenschaften der protestantischen Freihcit und
schloß mit einem Hoch auf die unirte Kirche des Pfalz, welches
gleichfalls ungetheilte Zustiwmung fand.
Hert Pfarrer Reffel begrüßle hierauf die auswättigen Fest⸗
äste und Deputalionen, zu denen u. A. auch als Vertreter des k
Bezirksamtes Kaiserslautern Herr Bezirtsamisassessor Conrad ge
due; und verlas eine große Anzahl Zaichriften und Telegramme
bon auswärts, in denen die herzlichsie Theilnahme an dem Fesle
heisichert wird, u. A. von den Pfarretn Liebrich, Dieisch, Kalbfuß
Tröger, D'Alleux, Maurer, Reiffel MOuicubach), auch eine Zuschrift
des Konsistoriums der Pfalz, welches dem Feste reichen Segen
wünscht ꝛc.
Herr Dr. Ullnann vou Otterberg dankte den Festrednern für
ihre Reden, die so viel zur Verherrlichung des Festes beigetragen,
und brachte diesen ein Hoch. Herr Lehrer Pfleger von Erlenbach
rühmte das friedliche und gedeihliche Zusammenwirken zwischen den
Geistlichen und Laien der Gemeinde Otterberg und brachte ein Hoch
auf das schöne Fortbestehen dieses Verhältmiffes.
Zunm Schlusse wies Redatteur Weise von Kaiserslautern noch
auf die soziale Bedeulung des Festes hin und hod hervor, was
die umliegenden Ortschaften und namentlich die Stadt Kaisers⸗
autern der Apofiedlung der gewerbfleißigen Wallonen in Oiterberz
zu verdanken haben. Sein Hoch gaßt dem Fortbestehen der guten
Zeziehungen zwischen der Bürgerschast von Kaiserslautern uad
Diterberg.
Voriräge eines gutbes hzien Musilkorps IIIV
Besangvortraͤzen, die von den Gesangvereinen von Ottecberg und
Frienbach richt gut durchgeführt wurden, die Pausen aus, und nur
zu früh nahte für die Festlheilnehmer der Abend, der dem Feste
ein Ziel setzie.
Als interessanter Festbeitrag ist hervorzuheben, daß eine Flascht
herumgezeigt wurde, die ein altes Erbstück der Famihe Louis bil—
bet, indem dieselbe beim Auszug der Wollonen aus Antwerpen vor
300 Jahren einem Vorfahren der Familie Louis als Feldflasche diente.
So viel steht fest, daß das Fest von Aufang bis zu Ende den
chönsten Verlauf hatte und seinen Veranstaltern alle Ehre macht.
Besonders hervorgehoben zu werden verdient die Gastfreundschaft
nit welcher die Bürger von Otterberg die auswärtigen Festgenossen
aufgenommen haben, und das Bestreben, auch für die materieller
Bedücfnisse derselben nach allen Richtungen hin zu sorgen, das auch
mit bestem Erfolge gekrönt wurde.
So wind denn das Ollerberger Wallonenfest sicherlich allezeit bei
allen Fesitheilnehmern eine angenehme Erinnerung bilden. Kais. 3.
Sie Fesivelsammlung hat an Se. Maj. König Ludwig nach
stehendes Telegramm abgesardt:
„Die protestantische Kirchengemeinde Otlerberg, in zahlreicher
Festversammlung zur Feier ihres dreihundertjährigen Stiftungsfestes
dil den Gliedern aus den Schwestergemeinden vereinigt, hat soeben
der reichen Seznungen gedacht, welche Eure Majestät und deren
zrlauchte Ahnen, unter welchen besonders der hochherzige Pfalzgra
Johann Casimer die hiesige protestantische Gemeinde gegründet hat,
zer pfälzischen Kirche und auch im Besonderen decr hiesigen Gemeinde
Jaben zu Theil werden lassen. Die Festversammlung hat ihren
Dantk für diese Wolthaten in lauter Begeisterung Ausdruck gegeben
Sie beeilt sich, diesen Dank vor Euerer Majestät erhabenem Thron⸗
niederzulegen mit dem begeisterten Wunsche: der Allinächtige segne
chütze und schirme unserer pfälzifchen unirten Kirche Schutz⸗ und
Schirmherrn, Anseren allergnädigsten stönig.“
Auf dieses Telegramm ist am 16. Juni aus Schloß Berg
Vormitiags 10 Uhr 45, folgende telegraphische Antwoit eingetroffen
Herrn Reafffel, Kirchenvorstand in Otterberg. Seine Majestät der
önig haben Ihre Meldung von der gestern begangenen erhabener
Gedeutfeier mu Freude entgegengenommen und lassen den Festiheil—
nehmern für den aus Aulaß der Feier Uber nittelten Ausdruck ihrtn
Befühle huldvollsti danken. Die besten Wuünsche Seiner Majestaͤ
hegle ten die Kirchengemeinde Oiterberg in das neu begonnene viert
Fahrhundert ihres Besftandes. Im allerhöchsten Auftrag: v. Z'egler,
—AWffsr
In einer in der Nähe von Bedesbach a. Gl. gelegerer
Sandgrube wurde am Sonntag der Aderer Drum unter einer her
abstürzenden Sandmasse begraben; nach eindiertelstündiger Arbei
wurde er als Leiche hervotgezogen.
pVom Klingbach. Das Wetter macht noch Alle⸗
hört man gewöhnlich den Landmann fagen. Er hat auch wirklid
Recht und man darf zum Beweise hiefür nur den jhzigen Stani
det Früchte und Weinberge betrachten. Welcher Wuchs und welchi
uppigten Winter⸗ wie Sommeifrüchte stehen rorzüglich. Rept
zeht langsam der Reife entgegen, er zeigt schöne, volle Schoten
Das Koru hat bereits verblüht. Die übrigen Früchte zeigen jttz
hre Aehren. Die Gerste ist diefes Jahr mit Leichtigkeit aus der
hosen geschlüpft. Die Kartoffeln sind gehackt und gehäufelt un
sehen schon, fuifch und drafng. Decwurzein sind auch schon gefetzt
zuch mehrete Accker sieht man mit Tabat depflanzt. — Die Reben
ehen prachtdoll aus und man glaubt allgemein, daß sie dis Kuans
ag“ blühen. Die einzige Klage verutsacht die wilde Wice, welch
bitses Jaht wieder fast alle mit Winterfrüchten destellien Aede
lark überwuchert hat. Pf. 3.)
pFrankfurt, 17. Juni. Die Zeil gibt eben dit
cchörste Illustralion zu der detmaligen Geschäftslage. Bom, Türken
Duͤß bid zur Conftabler Wache sind nicht weniger als 10 Lader
zu vermieihen und 12 Ausverkäuse angezrigt.