St. Ingberler Anzeiger.
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M Ido.
Donnerstag den 26. Juni
—
eutsches Reich.
Berlin, 23. rinee Vernchmen nach würde Gene⸗
ralfeldmarschall v. Manteuffel am 1. August die Statthalterschaft
Elfaße Lothringens übernehmen; gleichzeitig würde auch der Staats
jekretär und der Unterstaatssekretär dahin abgehen.
Berlin, 23. Juni. In der heuligen Vorm'ttagesitzung
der Tarifkommission wurde von Seiten der bayerischen wie der
uchsischen Regierung der Nachweis des finonziellen Bedüstfnisses
porgelegt, der bayerische Nachweis veranschlagt den ungedeckten Be⸗
srag für jedes der beiden Jahre 1880 und 1881 auf 25,536,185 M.,
der sächsische das Jahresdeficit auf 5,500,000 Mark.
Berlin, 24. Juni. Oificsö3.nalionalliberale Correspon⸗
denten theilen mit, daß zwischen Führern des rechten und linken
Flügels der nationalleberalen Parlei eine Besprechung stattgehabt
Jabe, in der in loyalsler Weise eine Trennung der Frakt on als
nothwendig anerlannt wurde. Mit Bennigsen verbleibt das Gros
nei der Fraktion; es scheiden aus Forckenbeck, Stauffenberg, Lasker,
Receit, Bamberger, Braun mit der Minodrität. Die Scheidung
oll nach der dritten Lesung des Tarifs statifinden. (Fr. 3.)
Berlin, 24. Juni. Bezüglich der Frage der konstitutio⸗
aellen Garantieen derlautet, beide konservativen Fraktionen hätten
nit dem Zentium sich dahin verabredet, dem ersten Theile des
Franckenstein'schen Antrages zuzustimmen, falls die Tabaisteuer in
iner dem Zwed der Voilage entsprechenden Höhe bewilligt werde,
vogegen das Zentrum den zweiten Theil des Franckenstein'schen
—XX Darnach würde die Forderung all⸗
ãhrlicher Bewilligung gewisser Zölle (Salz, Kaffee) wegfallen; alle
Zoͤlle und Reichssteuern flössen zur Reichskasse behuͤfs Ueberweisung
un die Einzelregierungen. Dee Fesistellung der Höhe der Matrikular⸗
Beiträge bliebe nach wie vor von der Zustimmung des Reichstages
bhaͤngig. (Darch Reußerungen der „Nordd. All, Ztig.“ bestätigt.)
Ausland.
Der „Soleil“ bespricht heut nochmals den Tod des Prinzen
douis Napoleon und nennt denselben das Ende der Ty⸗
nastie, das Ende des Regimes, das Ende der Partei der Bsnapar⸗
isten. Jetzt seien für Frankreich nur zwei Lösungen offen. Die
Begenwart gehört der Republik mit einem Grevy, dem später ein
sßambelta und dann ein Clemenceau (cadikalh) foigen wird. Die
zukunft aber siellt eine monarchische Losung in Aussicht, die mit
dem Grafen Chambord beginnt, mit dem Grafen von Paris ihre
Fottsetzung feiett und mit dem jungen Herzog von Orleans schlie⸗
ien wird.
London, 23. Juni. Den englischen Zeitungen gehen
ahlreiche Zuschriflen zu, welche der Beschaͤmung Ausdrod verleihen
iber die Vorfälle bei dem Tode des Prinzen Louis Nopoleon.
ẽs giebt fich eine große Entrüstung kund über den Mangel an
ollegialer Aufepferung sestens der Eskorte und des Offizert,
velche vor den Zulus flohen und den Prinzen im Stich leßen.
kbenso wird die Unfähigkeit Lord Cdelmsjords als Befehlsdaber ge⸗
adelt. Aus diesen Umständen erklärt sich auch die besondere
heilnahme der englischen Volles an dem Todesfalle; man betrach⸗
sꝛ den Prinzen gewissermaßen als ein Opfer brilischer Fahi⸗
sigkeit.
jahlbar in 6 gleichen Terminen immer am 1. August. Schon den Ankaufs⸗
pxeis mußte der Ängeklagte gegen hypothekarische Sicherheit aufnehmen und
zing die Mühle trotz der großen Anstrengungen des Angeklagten, der allge⸗
nein als fleißig und zuverlässig galt, so schlecht, daß vorauesichtlich der“1.
Termin nicht bezahlt werden kennte In der Racht vom 24. auf 25. Feb⸗
uar abhin gegen 5 Uhr Morgens bemerkte ein Nachbar im Hause det
Ungellagien Feuerschein, lief, nachdem er sich angekleidet, in den Obsigarien
esselben und klopfte daselbst an den Fensterladen, worauf letzterer heraussah
ind fragte: „was ist !“ Auf die Mittheilung hin, daß es brenne, dffnete
er Angeklagie mit einem Mühlanzug angethan die Mühle und den verein—
en Anstrengungen der herbeigeeilten Leule gelang es, den Brand zu bewäl⸗
jen, so daß der entstandene Schaden sich nur auf 831 Mart belief. Der
Imstand, daß der Angekllagte sehr lässig beim Löschen fich zeigte, sowie die
Vahrnehmung, daß viele Petroleumflecken und mehrere Brandsteilen ohne Zu⸗
ammenhang gesehen wurden, sowie daß an der Haupibrandsielle viel Spreu
ufgebäuft war, daß der Angeklagte, der die Entstehung des Biandes einem
jeinde zuschob, selbst wohl der Brandstifter war. Drei Tage darauf brannie
ie Muhle voliständig meder. Als die Flammen sich auf das Wohnhaus
iusdehnen und die zum Löschen herbeigeeilten Leule die Mobilien retten
vollten, schloß der Angeklagte min den Weren „Wenn's bren:nt, darf man
aichts heraͤustragen“, sammtliche Zimmerthüren zu und sah am Ende des
hanges, der vom Wohnhaus nach der Mulhle führte, in das Feuermeer, wo—
ei er die Bemerkung machte „Da kann mian fich auch noch wärmen.“
das ropide Umfichgreifen des Feuers, das Benehmen und die schlechten Ver⸗
nögensverhältniffe des Angeklagten lassen keinen Zweifel an der Schuld des
Angeklagten zu. Die Untersuchung über den Brand im Ma 1878 wurde
ieder aufgegriffen, und wenn sie auch bezüglich einer Braudftiftung zu kei⸗
em Resultate führte, so ergab sich doch, daß der Angeklagte die Müuchener
Feuerverficherunsgesellschast um circa 100 Mark dadurch betrogen hatte, daß
r zwei neue Dedbeiten als verbrannt angab, während sie noch jetzt vor
handen sind. Die Anklage lautet daher auf zwei Verbrechen der Brandstif⸗
ung und ein Vergehen des Betruges. Die k. Staatsbehörde erachtele den
ollen Beweis im Sinne ver Anklage für erbracht und beantragle Schuldig⸗
prechung wegen der beiden Brandstiftungen und des Betrugs. Die Verthei⸗
igung fuͤhrte aus daß bezüglich des ersten Brandes zwar bewiesen sei, daß
erselbe gelegt aber durchaus nicht, von wem er gelegt sei. Alle zu Tage
etretenen Momente spraͤchen gegen die Annahme, daß es gerade der Ange⸗
lagte war, der die zundende Hand an das Haus gelegt habe. Schon aus
»em Umstande, daß der Angeklagte durch einen wirklichen Brand nicht wie
ie k. Staatbehörde behauptete ein gutes, sondern vielmehr, wie er nachzu⸗
veisen versuchte, ein sehr schlechtes Geschäft gemacht hätte, folge, daß ein
lmderer, sei es nun ein Feind oder ein Pyromane das Feuer gelegt habe.
kine so bodenlose Dummheit, sich selost durch einen Brand Schaden zugu⸗
gen, konne der Angeklagte nicht besessen haben. Beim 8. Brand läge auch
icht ein gewichtiges Indicium dafür vor, daß das Feuer gelegt worden sei
nd noch viel weniger sei hier die Schuld des Angeklagten auch nur wahr⸗
heinlich gemacht worden. Der Betrug sei vom Angeklagten eingestanden,
—RE Versuchung dazu so groß gewesen, daß wmildernde
imstände angenommen werden müssen. Die Geschworenen sprachen den An—
„ellagten der ersten Brandstiftung und uner Annahme mildernder Umftände
»es Betrugs schuldig, sprachen ihn jedoch wegen der zweiten Brandstiftung
rei. Das Uriheil, auf 4 Jahre 1Monat Zuchthaus und „iährigen Verlust
er bürgerlichen Ehrenrechte lautend, nahm der Angeklagte bleich und nieder
zeschmettert. vohne ein Mori n reden, entgegen.
Bermistes.
Kirchheimb olanden, 24. Junꝛ. Am Sonntag
Norgen statb der älteste Mann unserer Stadt, Herr Christ au Lin
ech, im Alter von 86 Jahren. Der Verstorbene hat noch unter
et Fahne Napoleons gestanden. Nach seiner Entlassung aus d⸗em
Nilitärdienst und mehrjährig· m Aufenthaite in der Fremde, ließ er
ich hier als Färber und staufmanng nieder. Herr Liebeck hatte
ich noch bis kurz vor feinem Tode eine selten 5 p.rliche und
Jeist'ge Frische bewöahrt PiV
Achwurgericht der Pfalz.
Zweibrücen, 19. Juni. Verhandlung gegen Georg L eitgeber,
5 Jahre alt, Müller, gebürtig zu Hersbruck in Mittelfranken, wohnhaft in
dalßheim bei Landau, wegen Brandstiftung und Betrug. Vertreier der k.
taatsbehoͤrde: Staatsanwalt Scherrer. Vertheidiger: Anwalt Frenckel.
im Jahre 1870 kam der Angeklagte nach Hainfeld und heirathete dafe lbst
n Mädchen, daß ihm als Mitgift einen Hausantheil, nebst Wingert und
harten einbrachte. Dies Eindringen verkaufte er jedoch bald wieder um
0 fl. und taufte um 400 fl. einen anderen Hausantheit, in welchem seine
jtau einen Kramladen betrieb, während er selbst vor wie nach als Muhlarzt
tbeitete. Der Umsiand, daß der Kramladen schlecht ging, erwedte, als der
ilbe in der Nacht dom 5. auf 6. Mai 1878 abbrannte, schon damals den
herdacht der Brandstiftung. Da jedoch Beweise fehlten, wuͤrde dem Ange⸗
lagten eine Brandentschädigungssumme von 2850 i 88 Pf. ausbezahit,
oomit er das Haus wieder aufbaute. Im August v. Is. kaufte der Ange⸗
lgte die sogenannte Dorfmuhle in Wals heim, bestehend aus der eigentlichen
Rahle, Wohnhaus, Stau, Sceuer, Kellerhaus, Schweinstall, Hof Pflanz⸗
ind Obstgarten, um den verbältnißmaßig hohen Vreis von 13514 9. 38 Pf.,
Marktberichte.
Homburg, 285. Juni. (Fruchtmiitelpreis und Victualienmarki.) Weizen
10 M. 81 pf. Korn 7 M. 94 Pf. Spelzkern — M. — pf., Spelz O M.
-.Pf. Gerste Lreihige — M. — Pf. Gerste 4reihige O M. — pf., Hafer
J M. 79 Pf., Mischsrucht 8 M. 106 Pf., Erbsen O M. — pf., Widen
M. — Pf. Bohnen — M. Pf.AKleesamen — M. — Pf., Korn—
prod 6 Pfund 72 Ppf. Gemischtbrod 6 Pfund —, Pf., Ochsenfleisc — Pf.,
Rindfleisch 56 Pf., iee Pf., Hammelileisch — Pf., Schweinefleisch
50 Vf., Butter 1 Pfund Oo M. 9) Pf., Kattoffeln per Cir. a M. — Pf.
Kaiserslautern, 24. Juni. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.)
Beizen 10 M. 23 Pf. aAorn 8 M oĩ pf Spelzkern M. — pf. Spelz
W. 16 Pf., Gerste d M. — pf., Hafer M. 76 Pf., Erbsen 09 M
O Pf., Wichen O M. — Ppf., Linsen o M. — Pf., Kleesamen — M. —
8f. Kornbrod 6 Pfund 1. Qual. 64 Pf. 2. Qual. Pf., Gemischtbrod
Pfund 87 Pf., Butter per Pfd. — M.70 Pf., Eier 2 Stück 00 Pf., Kar⸗
offeln per Ceniner ꝛ M. 80 Vif., Stroh J M20 Vf., Heu 1 M. 50 pf.
— — MäBBM—«»—aοο ο— ——2üůů2 222-7-2 — X
Fur die Redaction veraniwortlich: F. x. D n.
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