Sl. Ingberrer Anzeiger.
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1879.
A 107.
Dienstag den 8. Juli
ein undeschollener Mann, Namens Schultheis — sei an den Folgen
jenes Bisses gestorben.
.Darkheim, 5. Juli. Heute Nacht um 1292 Uhr wußte
die in der Fieberhitze liegende 25jährige Frau des Steinhauer⸗
meisters Fries in Hardenburg ihre Wärter zu entfernen und stürzte
sich in den nahe der Behrerschen Mühle gelegenen Weiher, ohne
daß sie in ihrem sraurigen Vorhaben von irgend Jemand gehin—
dert werden konnte. Die Leiche wurde erst nach vierstündigem
Suchen aufgeiunden. (D. A.)
7 Dürkheim, 6. Juli. Das Fest der Amerikaner zur Erinnerung
an die Unabhängigkeitserllärung am 4. Juli 1776 verlief hier in programm-
mäßiger Weise und in schönster Harmonie. Die vortreffliche Lauenburger
Kapelle holte gegen 11 Uhr die anlangenden Gäste aus der Pfalz, Baden
und Hefsen, gegen 70 Personen, mit klingendem Spiele und wehendem Ster⸗
renbanner ein. Der Zug begab sich von da in Schick's Garten, wo die
Besellschaft, vermehrt durch eingeladene Gäste von hier, bis 1 Uhr vereinigt
»lieb. Gegen 2 Uhr machten die Fremden einen Ausflug auf die Limburg.
Im halb 6 Uhr begann in dem reich und geschmeckvoll mit Bildern, Büsten,
mierikanischen, deulschen, bayerischen Fahnen, Guirlanden und Kränzen ge⸗
hmückten Saale der „vier Jahreszeiten“ das Banquet. Gegen 80 Personen,
Damen und Herren, mochten hier vereinigt sich eingefunden haben. Herr
eopold aus New-Orleans, der Veranlasser des Fefies und der Vorsitzende
dcs Comites, erbifnete die Reihe der Toaste mit einer in englischer Sprache
zehaltenen Begrüßung der Gäste. Er hob die Bedeutung des Tages, den
sohen Werth der amerikanischen Constitution hervor und schloß mit einem
doch auf die Uni onn, Mit einem gleichfalls in englischer Sprache gehal⸗
enen speache reihte sich das anwesende Congreßmitglied für Boston, Moxrse,
ein gebdrener Wachenheimer, an. Er schilderte die Pfalz als schönes, reiches
Land, und betonie die Aufklärung jeiner Bewohner, bedauerte aber den
Mangel an Freiheit und den Druck der Militär- und Steuerlasten, der
chwer auf der alten Heimath laste. In der Reihe der offiziellen Toaste fuhr
derr J. Lob von hier mit einem hubschen Toaste auf den deutschen Kaiser
ort, ihm folgte Hr. Th. Mayser mit einem solchen auf den Landesherrn,
dönig Ludwig V., sowie auf die Stadt Durkheim und ihre liebenswuͤrdige
Vertretung. Hr. Bürgermeister Bart sprach dafür den Dank der städtischen
Vertretung aus und sprach zugleich den Wunsch aus, den Gästen möge es
zier wohl gefallen. Hr. DBr Mehlis von hier erinnerte an die 200
Jahre andauernde Auswanderung aus der Pfalz und den Rheinlanden nach
ben Vereinigten Staaten, betonte die Culturarbeit der „Pfälzer“ daselbft,
hob den Minister Karl Schurz als Repräsentant deutscher Kraft hervor, ferner
»en Senatspräsidenten von Ohib, Jakob Müller, einen geborenen Kirchheim⸗
»vlander, als einen Berireter des deutschen Geistes, ferner das anwesende
Tongreßmit lied Morse als den Mann der deutschen Arbeit. Er schloß mit
inem Hoch auf die Deutschen in Amerika, als die Pioniere der deutschen
Jultur in der Union. H. Kahm vom Staat Missouri toastete in humori—
tischer Weise auf die amerikanischen Frauen, deren jede eine Konigin an
Sittenreinheit, Unabhängigleit und Einfluß sei, was wir dem Rtedner für
»iesmal gerne glaubten. Gegen 8 Uhr schloß unter allgemeiner Vefriedigung
das Banquet. — Die festlich beleuchteten Räumen füllten sich gegen 9 Uhr
mit Damen und Herrn in reicher Balltoilette. An der Polongaise mochten
zegen 99 Paare Theil genommen haben. In zwangloser, gemuihlicher Weise
nerlief der schöne Ball, der von einer hübsch arrangirten bengalischen Be—
euchtung des hübsch arrangirten Gartens unterbrochen ward. Mit dem
Morgengrauen trennten sich die Gäste, wohl Atle mit angenehmen Erinner—
angen an diesen Tag und mit einem gewissen Gefühl des Vantkes für das
zelungene Arrangement der ganzen Feier, dem sich das Comite und besonders
derr Leopold mit rühmlichem Eifer unterzogen hatte. Möge dieser Erfolg
Veranlassung geben, daß wir diesen bedeutungsvollen Tag noch biters von
Seiten unserer amerikanischen Freunde in den Mauern Dürkheim's ge—
feiert sehen! (D. A)
F Wie die a hört, wird der SaAarbrücker
driegerverein die Gedenlkfeier der Spicherer Schlaht dieses
Jahr am 10. August begehen, und zwar im Alten Calinogarien
port, wohin der Verein sich im festlichen Zuge begeben witd und
voselbst Concert der Kapelle des Saarbr. Drazoger⸗Regiments
jowie Gesangsvorträge des Kr'egerveteins⸗Sängerchotes jtattünden
sollen.
Mannheim. Das 9. mitt Irheinische Munkfest wird
in unserer Stadt am 26., 27., 28. und 29. ds. Mts. abgehalten
werden; es ist damit die 50jäahrige Jubiläumsfeier des Mannheimer
Musikvereins verbunden. Tirigent der beiden Konzerte ist Herr
Hofkapellmeister V. Lachner in Karlsruhe. Als Miwirkerde für
die Gesangs-Solopartieen sind Ftau M. Kölle-Murjahn, die HH.
Hofopernsänger Staudigl und Stritt, fämmtlich aus Karlsruhe,
zewonnen. Im zweiten Konzert spielt Herr Jean Becker Beethoven's
Violinkonzert; der Chor besteht aus etwa 700 Sängern und Sänge—
rinnen aus den Städten des mitteltheinischen Musilverbandes.
7 Die Eröffnung der neuen Eisenbahnstreke Mannheim—⸗
Deutsches Zeich.
Munchen, 5. Juli. Durch königl. Rescripi vom 3. dse.
w'rd der am 2. März vertagte Laundtag auf den 16. Juli wieder
einberufen.
Berlin, 5. Juli. Die Brausteuer Commission des Reichs—
tages, welche in der ersten Lesung den Satz für ungebrochenes
Malz auf 2 Mk. pro Hektoliter festgesetzt hatte, erhöhte in der
deutigen zweiten Lesung auf den Antrag Feustels den Zoll auf
8 Mtk., schlug also den Mittelweg ein, da die Regierungs-Vorlage
4 Mk. gefordert hatte.
Ein Züricher Blatt macht aufmerksam auf die im Herbst
devorstehenden, in der Nähe von Straßburg zu hallenden deutschen
Mandvber, und fährt dann fort: „Während die deuische Heeres⸗
leitung durch die in den letzten Tagen vollendete Armee⸗Eisenbahn
bvon Berlin nach Metz die Stoßkraft Deutschlands gegen den Nord—
osten Frankreichs vermehrt hat, antwortet Frankreich, nachdem dessen
ungeheure Festungsbaulen nahezu vollendet sind, durch ähnliche
gegen den Sadwesten Deulschlands gerichtete Maßregeln. Die Ar—
beiten der Linie Besangen⸗ Morteau werden in der allernächsten Zeit
wieder aufgenommen, gle'chzeitig mit ihr soll eine von Pontarlier
über Morteau und St. Hippolht der Schweizergrenze entlang nach
Montbeliard führende Linie fertig werden. Die der Paris-Lyon⸗
Mittelmeer-Gesellschaft gehörende 219 Kilom. lange einspurige
Linie von Bourg en Bresse über Besangon vach Vesoul läßt der
Staat auf seine Kosten zu einer zweiten Spur erweitern und die
diesfälligen Arbeiten sind bereits vergeben. Das zweite Geleise
wird Eigenthum des Staates. Wie wenig dieser mit seinem Gelde
geizt, zeigt sein Vorgehen gegenüber der Linie Besangon⸗-Morteau.
Die frühere Gesellschaft hasle auf den Bau 3,200,000 Franken,
darunser 1,200,000 Ir. Staatssubvention, verwendet, und, da sie
zu Grunde gegangen, nahm ihr der Staat das Objelt für 2 Mill.
ab, so daß die Gesellschaft nichts verliert; der Wunsch nach mög⸗
Ip rascher Durchsührung des Werkes sei dabei mabgebend ge⸗—
wesen.“
Auscand.
Paris, 5. Juli. Nach der Lichenfeler für den kaiser—
lichen Prinzen wird sich die Kaijerin Eugenie auf einize Monate
in ein Kloster bei Burgos (Spanien) zurügz ehen.
Paris, 6. Jul:. Rach dem Vorgange des Genetal Fleury
bat ouch ein anderer ehtmaliger Adjutant Napoleon III., General
Castelnau, seinen Abschied genommen, well ihm der Kriegsminister
die Etlaubniß versagte, zum Leichenbegängniß des Prinzen nach
england zu gehen.
Versailles, 5. Juli. Die Kammer der Deputirten
der'elh heute über den Artikel 7 des Unterrichtsgesetzeß. Der De—⸗
putirie Keller vertheidigte den Unterricht der Kongregationen und
der Jesuiten und verwaährte sich besonders gegen den Vorwurf,
lein Franzose zu sein. Paul Berk griff die Jesuiten an und zitirte
Auszüge aus deren Werken. Man müsse die Jugend einem solchen
Unterricht entreißen.
London, 4. Juli. Lieulenant Careh, welcher den Prin⸗
zen Napoleon auf der Recognokcirung, wo dieser fiel, begleitete,
wird vor ein Kriegsgericht gestellt.
Bermisqtes.
F.Die Direction der pfäl zischen Bahnmen gewährt
bei Ausflügen, an denen mindestens 20 Petsonen theilnehmen, eine
Fahrlaxermäßigung von 50 pCs., wenn ein und dieselbe Strede
zur Hin⸗ und Rückfahrt benutzt wird.
F Pirmasens, 4. Juli. Der Maurer Reiland von
Otterberg, welcher sich durch eͤnen Sturz vom Walz'schen Neubau
den Schadel zerschmetterte, ist heute Vormillag in den Armen sei⸗
ner hierhergekommenen Frau seinen furchtbaren Verletzungen er⸗
legen. (Pi. V.)
frKusel, 85. Juli. Vor einigen Wochen wurde, wie da⸗
mals berichtet, einen Manne aus Dennweiler auf der Diedellopfer
Straße von einem Tagelshner, Namens Kohler, der Finger abge⸗
bifsen. Heule gelangte nun die Nachricht hierhec, der Verletzte