Sl. Ingberter Anzeiger.
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöoͤchentlichj mi/ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt mit illustrirter Bei⸗
lage) erscheint wochentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonmnementspreis beträgt vierteljahrlich
l A 40 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.A 60 , einschließlich 40 Zustellgeblhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswärts
mit 15 fur die viergespaltene Zeile Blatischrift odet deren Raum, Neclamen mit 30 vro Zeile berechnet.
A ios.
Donnerstag den 10. Juli
1879.
Deutsches Reich.
Berlin, 7. Juli. Der Reichstag hielt heute Abend noch
ine Sitzung, in welcher u. A. der Gesetzentwurf über Abänderung
er Gewerbeordnung (Schenkwirthschaften ꝛc. betr.) in zweiter Lesung
zis Art. 2 eiunschließlich angenommen wurde mit einem Amendemeni
»on Windthorst, wonach die Entscheidung der Bedürfnißfrage bei
srtheilung von Konzessionen für Schenkwirthschaften den Gemeinde-
behörden zustehen soll.
Berlhin, 8. Juli. Der „Reichsanzeiger“ veröffenllicht
eine Belanntmachung des Reichskanzlers, betr. die vorläufige Ein⸗
führung von Eingangszöllen auf Tabak und Tabakfabrikate nach den
Beschlüssen zweiter Lesung des Reichstages.
Berlhin, 8. Juli. Reichstag. In heutiger zweiter Be⸗
rathung des Gesetzentwurss über die Nachsteuer von Tabat beschloß
jas Haus ohne Debatte, dem Commissionsantrag gemaß den Ge—
etßzentwurf abzulehnen.
Das Reichsgesetzblalt verkündet die vom 5. d. M. datirte
undmachung des Reichskanzlers, wodurch die in zweiler Lesung
aingenommenen Eingangszölle auf Material- und Spezerei⸗, auch
Konditorwaaren und andere Kosumtibilien (Arrak, Rum, Essig,
Wein, Most, Südfrüchte ꝛc.) sofort vorläufig eingeführt werden, —
darunter auch roher Kaffee mit 40, gedrannter mit 50 M. pro
100 xg, Thee mit 100, Petroleum und Mineraldle mit 6 M.
Den Zollbehörden ist gestern telezraphische Weisung zugegangen.
— Das Gesetz betreffs der Rechtsverhälinisse der Studitenden und
der Disziplin auf den Landesuniversitäten ist unter dem Datum
ges 29. Mai jetzt verkündet.
Ausland.
Paris, 8. Juli. Der Prinz Napoleon geht mit seinen
iden Söhnen Freitag, die Prinzessin Mathilde schon Donnerstag
nach London, um dem Leichenbegaͤngnisse in Chislehurst beinu
vohnen. — Eine Schweizer Versicherungszeitung das Assecuranz⸗
glatt“, behauptet, daß der kaiserliche Prinz vor seinem Abgange
jach Afrika sein Leben bei einer englischen Gesellschaft auf d'e
zumme von 830,000 Pfund Sterling dersicher! hätte.
In Nanch wird am 3. August ein Denkmal Thiers ent⸗
üllt. An diesen Alt kaüpfen sich viermigige Festlichkeiten, welche
m 1. August, als am Jahrestage des Abjugẽ der deutschen Ol—
ubationstruppen, ihren Aufang nehmen sollen. Die Minisiet Lepoͤre
ind Jules Ferrh werden gewiß, die Herren Waddington, Léou
zah und Freycinet vielleicht zu diesen Festen in Nancy er⸗
beinen.
sehle, nachdem sie sich einem argvöhnischen Diener des Gesetzes
gegenüber legitimirt hatte, ihre Reise nach Coblenz fort.
fKeaiserstautern, 8. Juli. Joseph Demuth,
der letzte Veleran von jenen Vielen aus hiesiger Stadt, welche s. Z.
der ehemaligen franzöfischhen Armee angehörten, ist gestern im 88.
Lebensjahre verschieden. (Ksl. 3.)
Wachenheim, 9. Juli. Bei der gestrigen Guͤlerver⸗
teigerung der Erben Benger in Forst wurden für 834 Dezimalen
Wingert im Mäuerchen (noch lange nicht von den besten Lagen)
12,400 Mark und für 1510 VDezimalen Wingert im Hofftück
3250 Mt. erloͤst; ein Beweis, das bei diesen schlechten Zeiten
Weinberge in guten Lagen immer noch bejahlt werden.
FIn Edentkoben soll nachstens ein humoristisches Blatt
für die beiden Cantone Edenkohen und Neustadt. die „Reblaus“,
erscheinen.
Speyer. Dr. Halenke verdffentlichte dieser Tage in
der „Speyer. Z.“ das Ergebniß der von ihm und Dr. Bräuninger
m Auftrag bes Stadtraths angestellten chemischen Untersuchung der
—Speyerer Biere, welche die erfreuliche Ueberzeugung verschaffte, daß
die Speherer Biere, im Vergleich mit gleichzatig untersuchten
Münchener, Augsburger, Erlanger, Wiener ꝛc. Sieren, zu einem
johen Procentgehalt eingesotten werden und durchschnittlich einen
zohen Alkoholgehalt haben, welch letzterer lediglich aus der Ver⸗
zührung des Zuckers herrührt, wie die Ziffern des Extractgehalts
rweisen. Auch hat die chemische Untersuchung keinen Anhaltspunlt
rgeben, der auf die Verwendung von Surrogaten schließen ließe.
Den starken Alkoholgehalt der Speyerer Biere erllären, wie Vr.
dalenke angiebt, die dortigen Bierbraͤuer damit, daß es nicht mög⸗
ich sei, bei den dortigen örtlichen und klimatischen Verhaͤltnissen
leichtere und zugleich haltbare Biere herzustellen.
fFBonder Saar, 28. Juni. Heute Nachmittag wurde
die Frau des Müllers Jacoby in Bibelhausen, die sich am Putz⸗
jange in der Mähle zu schaffen machte, vom KNäderwerk erfaßt, in
»ie Höhe gezogen und ganz zerqueischt. Die Frau war, nachdem
ie Mühle zum Stehen gebracht wurde, eine Leiche. Der Muller
it erst feit 4 Wochen verheiralhet, seine Frau aus Trawern und
zie Tochter eines Müllers.
rAusdemReichsland. Die kayerische Besatzungs⸗
zrigade in Mez sammt dem 2. Jäger-Bataillon (Z veibrücken) wird
om 6. bis 9. Sepibr. Detachements · Uebungen bei Saaralben vor⸗
iehmen, vom 13. bis 16. September an den Mandvern der 30.
Division bei Buchsweiler⸗Hochfeiden theilnehmen. Das 8. bayer.
Lhevauxlegers ⸗Regiment nimmt vom 30. August bis 5. September
in den Brigade- Uebungen bei Hagenau Theil, vom 9. bis 13.
September an den Detachementa⸗Uebungen der 6I. Insanterie-
Irigade bei Mutzig, dom 15. bis 17. Seplember an den Tabalerie
dibisions⸗Uebungen bei Brumath, die 4. Schwadron des Regiments
iber vom 18. bis 16. September an den Manbbern der 81. Di⸗
ifion bei Oberehnheim. Die 4. und 6. Batterie des bayer. 2.
Felde Art.Reg. hat vom 6. bis 9. September Detachements⸗Uebungen
ei Saaralben und betheiligt sich vom 13. bis 16. September an
den Mandvern der 80. Division. — Am 19. und 20. September
st große Parade des 15. Armeecops bei Straßburg und Corps⸗
nanoͤver nordwestlich davon; an 22. und 23. September Feld⸗
nandver der Divisionen gegen einander an der Zorn in der Gegend
jon Hochfelden.
f Mannheim, 7. Juli. (Pfälzer Tabak.) In Folge
»er neuen Wendung der Tabal-Steuer⸗ Frage macht sich großes
deben in unserem Tabal⸗Markte bemerlbar und nicht unbedeutende
Transactionen zu namhast höheren Preisen fanden in den letzten
Lagen statt. Wenn erst die neuen Gesehe in Kroft geireten, wird
as Geschaft in ganz andere Bohnen gelenkt werden. Man vder.
nuthet, daß das Pfaͤlzer Gewächs — insbesondere bei guten Jahr⸗
ängen wie 1877 und 1878 — in Zukunft auch im Heimath⸗
ande mehr gewürdigt werden wird. Möchten nun nur die Land—
virthe die größimögliche Sorgfalt der Pfiege dieser hochw'chligen
dandelspflanze widmen! Wie wir hören, wurde in dierr
edeutend weniger Tabak andepflanu—
Vermischtes.
Der Verbandstag der pfälzischen Credit—
renossenschaften mußte nochmals derschoben werden, um
dem Anwalte Herrn Dr. Schulze⸗Delitzsch zu ermoͤglichen, der
dersammlung beiwohnen zu koöͤnnen und findet nunmehr endgiltig
mm 16. und 17. Juli nächsthin in Speher siatt.
fMit dem Neumond am 19. voe., Vormittags, ist eine
ʒonnenfiasterniß verbunden; jedoch wird nur im südlichen Deutsch⸗
and gegen 9 Uhr früh ein sehr kielner Theil der Sonne verfiasiert
ijheinen und zwar sudlich von der durch nachstehende Orte ge⸗
dzenen Linie: Luxemburg, Mainz, Kissingen, Koburg, Hof, Ober⸗
niesenthal, Leitmeritz, wenig norduͤch von Reisse unn wnig sadlich
n Oppeln.
f3weibrücken, 8. Juli. Die Eroͤffnung des pfaͤlzischen
zIhwurgerichts für das 3. Quarial ist auf Montag den 8. Sep⸗
mber sestgesetzt und zum Präasidenlen desselben der k. Appellat'ons⸗
etichtsraih Hr. Karl Osthelder ernaunt.
FAus der Pfalz,, 8. Juli. Wie man der „Pf. 3.“
ud Kaiserblautern mittheili, stand dortselbst gerade an dem Tage,
mwelchem die beiden Excellenzen, Hr. Minijster v. Pfeufer und
st. Regierungspräsident v. Brann die Siadt mit ihrem hohen
lesuche deehrten die Furstin don Reuß, die Gemahlin des deuischen
Jesandlen in Pelersburg, in Gefahr, verhaftet zu werden. In
mem Reisewagen, von drei Lakaien begleiten, fuhr die hohe Frau
inem Meßgerladen an, kaufle da sür 3 Mar Watun