Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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A IIBM. 
Dienstag den 22. Juli 
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Deutsches Reich. 
München, 19. Juli. Aus der Etatsvorlage des Justi z⸗ 
ninisters geht hervor, daß eine Gehaltsaufb esserung der Richter am 
b. Ociober nicht eintritt; lediglich die Gehalte der Staatsanwälte 
fud etwas erhöht. 
München, 20. Juni. Wie man vernimmt, soll für die 
cledigte Stelle eines Präsidenten des Appellations- (künftigen Ober⸗ 
landes:) Gerichts der Pfalz der Justiz⸗Min sterialrath Dr. Gott⸗ 
ried von Schmitt in Aussicht genommen sein. Derselbe hat 
is Mitglied der Comm'ssion für Bearbeitung eines Civilgesetzbuches 
für das Deuische Reich schon seit einigen Jahren seinen festen 
Wohnsitz in Berlin. Dr. v. Schmitt war früher Rath am Appel⸗ 
ialionsgericht zu Bamberg und einige Zeit auch Mitglied der baher. 
Abgeordnetenkammer. — Der Finanzausschuß der Abgeordneien⸗ 
lammer nahm in gestriger Sitzung den Voranschlag des Finanz⸗ 
ministeriums Uber die Ausgaben auf den Verwaltungsgerichtshof 
für das letzte Quartal 1879 ohne Abänderung an und beschloß, 
ihn dem Kammerplenum zur Genehmigung zu empfehlen. Es wurde 
n Laufe der Sitzung constatirt, daß moöglicherweise eine spaͤtere 
Mehrforderung nicht ausgeschlossen ist. 
Berlin, 18. Juli. Das Justizministerialblatt verkündigt 
heute die allerh. Entschließung, wodurch für die Richter, Staatsan⸗ 
walte und Gerichtsschreiber, sowie für die in den öffentlichen Sitz ⸗ 
ungen der Landgerichte und Oberlandesgerichte handelnden Rechts⸗ 
anwälte als Amistracht ein langes schwarzes Kleid, Halsbinde und 
schwarzes Barret mit vecschiedenen Abzelchen je nach den Rang⸗ 
klafsen eingeführt wird. 
Bresltau, 18. Juli. Bei der heutigen Stichwahl eines 
Abgeordneten zum Reichstage erhielt Leonhardt (nationalliberal) 
ã390 Stimmen, Hasencleber (Socialist) 7889 Stimmen. Hasen⸗ 
lever ist somit gewäblt. 
Aussand. 
droteftirt gegen die von Brüssel aus bestätigten Gerüchte einer Be— 
heiligung der Jesuiten bei den Drohmanifesten in Belgien. 
(Deuisches Mont.Bl.) 
Der von Bulgarien an die Pforte zu entrichtende Tri⸗ 
but ist für das Jahr auf 500,000 Fres., wie wir englischen 
Blattern entnehmen, festgestellt worden. 
Petersburg, 20. Juli. Der hiesige zeitweilige General⸗ 
jouverneur General Gurko erließ eine vom 17. d. datirte Verfüg-⸗ 
ing, wonach im Falle der Entdedung geheimen Druckens oder 
zithographirens regierungsfeindlicher oder rebolutionärer Schriften, 
owie geheimen Verkaufs oder sonstiger Uebergabe von Druclettern 
nicht nur unmittelbar Schuldige, sondern auch Eigenthümer und 
Bächter der betreffenden Drucketeien der strafrechtlichen Verantwor⸗ 
ung mit vorläufiger Verhaftung unterliegen sollen, wobei die 
Druckereien und Lithographieen geschlossen werden. 
New-York, 19. Juli. In Memphis ist abermals ein 
Todesfall am gelben Fieber vorgekommen, und hat die Zahl der 
krkranlten zugenommen. Handel und Verkehr haben faft aufge⸗ 
ört; die Bantgeschäfte sind geschlossen. Die Einwohner verlaffen 
nassenhaft die Stadt. In mehreren Städten des Südens ist die 
QAuarantäne wieder eingeführt. 
Rermischtes. 
7* St. Ingbert, 22. Juli. Am Samstag wurde in 
ser benachbarten Gemeinde Scheidt ein 134 jähriges Kind von 
iner hiesigen Fuhre so unglücklich überfahten, daß es bald darauf 
erschied. — An demselben Tage, Nachmittags, schlug der Blitz 
iuf der Kohlenhalde dahier ein. Der Strahl zerfchmelterte einen 
Theil eines Wagebalkens, sprang dann zu dem neben der Wage 
tehenden Schutzhäuschen des Ladkrechtes über und fuhr in eimt 
xkIce desselben in die Erde, während in der andern Ecke Ladkaecht 
Roͤdel saß, der glüdlicherweise vollstandig unbeschädigt blieb und 
nit dem bloßen Schrecken davon kam. — In der Nacht von Sonn⸗ 
ag auf Montag stürzte in der Kohlenstraße der zweistöckige Neu⸗ 
au des Buchbinders Seibel theilweise zusammen, wahrscheinlich in 
rjolge des starken KRegens der letzten Tage. Der Baussollte in 
nachster Zeit völlig fertig gestellt und noch im Nachsommer be— 
jogen werden. 
Die GEroffnung der Wasserleiuung in Pirmasens soll, 
der „Zw. Zig.“ zufolge, durch ein Fest am nächsten Sonntag den 
27. Juli gefeiert werden. Am 21. Juli findet eine Feuerwehr⸗ 
ibung statt, um den praltischen Werth der Leiturg bei Vrandfällen 
estzustellen. 
fKaiserslautern, 20. Juli. Heute Vormittag ist 
jier der in weilen Kreisen bekannte quiescirte Richter Reuthner, 
borstand der hiesigen altkatholischen Gemeinde, ploͤhlich in Folge 
ines Schlaganfalles gestorben. (Pf. K.) 
fBergzabern, 18. Juli. Heute wurde eine Dienst⸗ 
nagd von hier verhaftet. Dieselbe soll mit einem Helfershelfer in 
Ztraßburg einen bedeutenden Gelddiebstahl man spricht von circa 
3600 M. — verübt haben. Ein großer Theil des Geldes wurde 
noch bei ihr aufgesunden. (L. A.) 
Speier, 19. Juli. Im abgelaufenen Jagdjahr 1878/79 
1. Juni 1878 bis 31. Mai 1879) wurden nach statistischen Zu— 
ammenstellungen im Regierungsbezirie der Pfalz folgende Wild- 
jattungen etsegt: 1 Dammhirsch, 240 Saue, 2921 Rehböcke, 
11,173 Hosen, 216 Lapins, 2068 Füchse, 50 Edelmarder, 115 
Steinmarder, 43 Wildkatzen, 21 Fischotier, 96 Dächse, 131 Iltis, 
Auerhahn, 28 Haselhähne, 246 Fasanen, 20,738 Feldhühner, 
13 Wildgänse, 812 Wildenten, 884 Waldschnepfen, 335 Bakassinen. 
—Würzburg, 19. Juli. Im Juliushospital wurde vor⸗ 
zestern dem Gendarmen Volpert aus Piellrichstodt durch Dr. Pie⸗ 
inget eine Chassepotkugel glücklich herausgenommen, die er im 
Treffen bei Orleans am 2. December 1870 erhallen hatte. Acht 
Jahre und sieben Monate war die Kugel im Beine gesteckt, bis 
die heftigen Schmerzen, die sie in letzter Zeit verursachte, Volpert 
eranlaßten, Hilfe im Juliushospitale zu suchen. 
München, 19. Juli. Die internationale Ausstellung 
Mehrere franzosische Bläuter erwähnten vor einigen 
Tagen das Gerücht, der Minister des Innern hätte dem Minister⸗ 
rath die ihm zugegangenen Berichte über die Ernteaussichten vor⸗ 
zelegt und gleichzeitig erllärt, daß Frankreich im nächsten Jahre 
ür ungefähr 500 Millionen Franken Getreideeinkäufe im Auslande 
u machen haben werde. Hiergegen wird nun officiös geschtieben, 
es sei gar keine Betrachtung dieser Ait im Ministerrathe angestellt 
vorden, und das Publikum solle sich nicht durch falsche Nachrichten 
äuschen lassen. — Die „Ftance“ glaubt, unter Bezugnahme auf 
zie von den Präfeeten der Regierung erstatteten Berichte, eine 
nittlere Ernte in Frankreich in Ausssicht stellen zu können. 
Aus Brüssel wird gemeldet, daß der Mensch, welcher 
uüber dem Anheften eines Drohbriess gegen den König betroffen 
vurde und uachher angab, von einem Jesuitenpater dazu und zum 
Aufwiegeln des Volkes gedungen worden zu sein, ein ganz verkom⸗ 
nener Mensch, ein Säufer sei, der aus dem latholischen Verein, 
velchem er früher angehötte, seit mehreren Jahren ausgeschlofsen sei. 
Rom, 20. Juli. Der päpstliche Nuntius in Munchen, 
Masella, erhiest Befehl, nach Kissingen abzureisen, um dort mit 
Fürst Bismarck vertrauliche Besprechungen über einen modus vi- 
sondi zu eroffren. Der Vanlan wäre zu genehmigen geneigt, daß 
zach ertheilter Amnestie einige Bischöfe und Pfarrer außerhalb ihrer 
tüheren Didzese Verwendung finden. Nach Asschluß eines Vertrags⸗ 
Perhältnisses auf der Basis der Bulle ‚de salute animarum“ soll 
die jetzige Majorität des Reichstages die Maigesetze abändern. 
hierauf werde der Papst den Frieden durch ein öͤffentliches Doku⸗ 
nent feierlich verlunden. Der mit vatikanischen Kressen in engen 
Beziehungen stehende „Courrier d'Italie“, welcher obige Insor ma⸗ 
onen ebenfalls bestätigt und noch diel weiter gehende Mittheilungen 
zringt, sazt, der Vatikan sei ganz unbesorgt wegen der Zustimmung 
)es Reichstags und Abgeordnetenhauses, weil Flrst Bismarck im 
»origen Jahre dem Nuntius Masella erllärt habe, der Reichstag 
nüsse thun, was er, Bismaidh, wolle, anderenfalls würde er ihn 
gfott auflösen. Dec, Courrier d'Italie“ verbürgt diese angebliche 
leußerung des deuischen Kanzlerz. Die kletitale Voce della deritg“