Full text: St. Ingberter Anzeiger

stätten in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe. Darmstadt und 
Hamburg 4,257,084 Stück Doppelkronen, 3,891,199 Stüuck Kronen 
und 729,323 Stück halbe Kronen, zusammen für 59,727, 885 Mi., 
überhaupt im Gesammtbetrage sür 124,699,46065 Mt. An Reichs⸗ 
silbermünzen keine Fünsmarkstücke und keine Zwanzigpfennigstücke 
Aberhaupi. Letztere dürften vielleicht anscheinend späler eine Aender⸗ 
ung in der Größe und dem Umfange erfahren, doch sind bis jetzt 
alle dahin gehenden Anträge noch nicht zur Erwägung gelommen. 
3 wurden 349,578 Stück in Hamburg, Einmarkstücke 
485,384 Stüd in allen Münzstätten, mit Ausnahme von Dresden, 
Stuttgartt, Darmstodt, Fünfzigpienn'gstüce 575,403 Stück geprägt. 
Berlhin, 24. Juli. Das Reichsgesetzblatt verkündigt das 
Gesetz über den Zolllatif und die Tabalfteuer. 
NAusland. 
Aus Rom, 18. Juli wird der „Augsb. Postztig.“ geschrie⸗ 
ben: Im Monat September l. J. wird ein geheimes Konsistoriuu 
abgehalten werden. Der heilige Vater wird in demselben mehrere 
neue Kardinäle creiten. Einer der neuen Kardinäle wird Migr. 
Jacobini, apostolischer Nuntius in Wien, sein, der, auch wenn er 
Fardinal sein wird, noch einige Zeit als Pro⸗Nuntius in Wien 
zu verble'ben haben wird. Ja diesem Konsistoriun wird der Papft 
auch neue Bischöfe für Preußen und Rußland ernennen, was als 
ein Zeichen genommen wird, daß die Unterhandlungen zwischen dem 
hl. Stucl und den beiden genannten Staaten den gewünschten Ece 
folg haben werden. Ueberdies steht eine große Bewegung in dem 
Personal der apostolischen Nuntialurten bevor. Migr. Roncetti, 
der gegenwärtig hier in Rom weilt, wird nicht mehr als Nuntius 
nach Rio de Janeiro zurüdkehren, sondern als Nuntius nach München 
versetzt werden. 
Es wird in England sehr auffällig bemerkt, mit welchem Eifer 
man die Exrichtung eines Denkmals für den verstorbenen laiserlichen 
Prinzen Louis Napoleon betreibt. Nicht nur daß der Thron⸗ 
folger an der Spitze des Comite's steht, welches die Ausführung 
dieses Planes zur Erinnerung an einen doch mindestens mit der 
Regierung des England befreundeten Nachbarstaates auf sehr ge⸗ 
spanntem Fuße stehenden Mann übernommen hat, so dern auch der 
Umstand, daß das Denkmal in der Westminster⸗Abtei errichtet weiden 
soll, erregt manches Bedenken. Wenn Großbritannien sich einer 
Schuld bewußt ist gegen den unglüchlichen jungen Mann, so ist, um 
die Sühne hiefür zum Ausdruck zu bringen, die Westminster⸗ 
Abbey, der Schauplatz der Denkmale von Männern, die sich um 
Englands Größe verd'ent gemacht haben, doch geweßenchl der rich 
tige Ott, da selbst die wätmsten Freunde der Person dis Prinzen 
nicht behaupten werden, er habe etwas für England oder überhaupf 
etwas Großes gethan. Dechant Stanley von Westminster erklärt 
denn nun auch, er habe die Errichtung eines Denlmals für den 
kaiserlichen Prinzen nicht in der eig ntlichen, dem Andenken be— 
xühmter Engländer geweihten Abtei gestattet, sondern in der Königs— 
grabcapelle, woselbst verstorbene Exilir'e aus der ersten Bourbonen⸗ 
zeit, nämlich der Bruder Louis Phslippe's und die Gemahlin 
Ludwig's XVIII. begraben liegen. Polit sche Gründe hätten ihn 
nicht dabei geleitet, da er Niemand der Familie Bonaparte persön⸗ 
lich kenne uid die Nicderlage Napoleon's III. bei Sedan so freudig 
wie irgend Jemand empfunden habe. Auch im Parlament hat das 
Befremden über das beabsichtigte Denkmal für Lous Nipoleon 
feinen Ausdruck gefunden. Jenkins, entschieden liberaler Abzeord 
neter für Dundee, hat am Freitag im Unterhause (allerdings unter 
Protest der irischen Homeruler, die trotz ihres Radikalismus sehi 
tlerilal und sehr boncpartistisch sind) angekledigt, er werde in einen 
der nachsten Sitzungen den Schaßkanzler fragen,“, ob die Regierung 
irgend welche Verfügung über die Gewährung von Begräbniß— 
plätzen in der Wesiminster⸗Abtei habe, nund wenn Dies der Fall, 
db sie gedenke, Schtitte zu thun, um die Errichtung eines Denkmals 
in der Abtei für den Prätendenten des Thrones einer jetzt republi⸗ 
lcnischen Nation, mit der England aus freundschaftlichem Fuße lebt, 
zu verhindern.“ — Nach den „Times“ ist in Kalkutta die 
Fhnlera ausgebrochen 
Vermischtes. 
FKaiserslautern. Wie schon früher erwähnt wurde, 
veranstaltet der landwirthschaftliche Bezirksverein Kaiserslausern 
unter Mitwirkung des Kreitcomitees des landwirthschaftlichen Ver— 
tins der Pfalz und in Verbindung mit der diesjährigen Kreisver— 
sammlung im kommenden Herbst dahier in der Fruchthalle eint 
„pfälzische landwirthschaftliche Ausstellung“. Ihre Dauer ist vom 
d. bis 12. Otober bestimmt. Der späteste Termin für die An⸗ 
metdungen ist dr 15. August. Wer Gerärhe und Malchinen ein— 
jchicti, hat die Kosten des Transportes selbst zu tragen; fulr die 
landwirthschaftlichen Producte aber trägt das Ausstellungscomitee 
die Kosten des Trausportes nach Kaiserslautern. Für die nicht 
verlauften Gegenstände wird auf den Pfälz. Bahnen und der Hess. 
Ludw'igsbahn binnen 14 Tagen nach der AusLellung freier Rüd⸗ 
uansport gewährtt. — 
. Wegen Abnahme des Bepdlkerunassandes in dem Zuch'⸗ 
hause Kaiserhautern werden die in der Pfalz zur Zucht 
hausstrafe von mehr als 2 Jahren dverurtheilten männlichen Per⸗ 
donen nicht mehr nach Plassendurg, sondern nach Kaiserslautern 
verbracht. 
FFrankenthal, 20. Juli. Bei Wirth Fr. Götzler 
hier wurde eine Maus gefangen, die als Nalurseltenheit gelten kann. 
Dieselbe hat bis in die Naͤhe der Augen graue Schnauze, von da 
bis zur Halfte des Körpers ist sie schneeweiß, ebenso am Bauch 
und an den Füßen, der übrige Körper ist grau, der Schwanz ist 
perhälmißmäßig stark und endet ganz siumpf, ist grau und unbe⸗ 
haart wie bei der Ratte. Die Ohren sind sehr breit und von 
Farbe grau. Heute fing derselbe Wirth eine ganz junge Maus, 
die ganz grau war, und hinter ven Ohren waren weiße Fleden. 
pLandau, 23. Juli. Dem Verfasser der in moserer 
Stadt in den Jahren 1304 - 1508 spielenden Erzählung „Der 
zute Kaiser Max“,. Ed. Jost, ist heute von der österreichischen 
Desfandtschaft in München folgendes Schreiben zugegangen: „Wohl⸗ 
jeborener Herr! Seine la serl. königl. apostolische Majestät gerudten 
nit allerhoͤhster Entschließung vom 12. ds: Mtis. Ihr Werhk: 
„Der gate Kaiser Mox!“ historische Erzühlung aus dem XVI. 
Jahrhundert, für die k. k. Familien⸗Fideicommiß Bibliothek huldvollft 
inzunehmen. Hiecvon beehre ich Euer Wohlgeboren im Auf— 
rage des k. k. Oberstkämmerer⸗ Amtes ganz ergeben in Kenntniß 
u Hsetzen. München, 22. Juli 1879. Der lk. und k. Geschäfts⸗ 
räger v. Pußwald.“ 
7Si. Johann, 22. Zuli. Nach den amtlichen Bekanpt⸗ 
machungen haben sich in unseren Städten bisher fünf Innungen 
ebildet, nämlich: 1. der Bäcker, 2. der vereinigten Holzarbeiter 
Schrelner, Glaser, Drechsler, Korbmacher, Stuhlmacher, Gypser x.), 
3. der Schlosser, Mechaniker und Windemacher, 4. der Schuhmacher 
uind Schneider, 5. der Schmiede und Wagner. Wir vernehmen, 
»aß nach vollsiändiger Einrichtung dieser Innungen — Wahl der 
horsitaände u. s. w. — die Innungsvorstände zur Bildung eines 
Zesammt-Innungs« Ausschusses zufammentreten werden, um nach 
dem Vorbilde von Osnabrück, Magdeburg, Berlin ꝛc. eine Spitze 
des Handwerts aller Gattungen zu besißen, welche anstreben wird, 
uuf Äenderungen der Gewerbeordnung durch Verbindung mit den 
hehöcden 2c. hinzuwirken. Zugleich sind diese Innungsausschüsse 
erüfen, unter sihh in Verbindung zu treten und so die Jateressen 
des Hindweirls im ganen Lande durch Wort und Schrift wahr⸗ 
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‚ares. Wir woll'n heute nur wunschen, daß möglichst alle Hand⸗ 
vertsmeister den Innungen beitreten, um die sozialen und technischen 
horthele derselben zu genießen. Jedenfalls haben die Innungsstatuten 
Zaragtaphen, welche auf ein Zusammenhalten hindeuten. So lauiet 
. B. der 8 26 des Statuts der Schneider und Schuhmacher, daß 
Innungegenossen, welche einen Lehr ing oder Gesellen eines Nicht⸗ 
nunungsgenossen in Arbeit nehmen, in eine vom Voistande zu erken⸗ 
nende Ordnungsstrafe von 50 Mark verfallen. Aehnliche Paragrophen 
haben die anderen Innungen. Die Eltern, welche ihre Söhne in 
zin Lehtlingsverhäliniß thun, werden daher vorsichtig sein und sich 
jcagen müssen ob es vortheilhafter ist, den Lehrling einem Innunge— 
neister oder nicht anznvertrauen. Jedenfalls haben die Innungen 
zu'e Kontrolen über die Lehrlinge, Lehrlingsprüfungen, beglaubigie 
GBesellenbriefe u. s. w. und sind demnach auch die erziehlichen Ab— 
ichhten der Innungen nur zu loben. (Saarbr. Zig.) 
Mainz, 21. Juli. Während seit dem Tode des Bischofs 
p. Kettiler die Firmung in der Diöcese Mainz unterblieben ist, 
vird nun am 3. August der Bischof von Speier dieselde im hie— 
sigen Dome vornehmen. 
FFrankfurt, 22. Juli. Heute Vormitlag erregie in 
den Straßen der Stadt eine in 14 Miethwagen aufziehende Gesell— 
schuft Amerilaner die Aufmerksamkleit. Dieselbe klam von Heidel⸗ 
zerg und begab sich, nach Besichtigung einiger Hauptsehenewürdig⸗ 
leiten, um 1Uhr wieder zur Eisenbahn, um nach Wiesbaden zu 
jahren. Ein hi siger Wirth, der in Folge e nes Mißverfländnisses 
der Meinung war, die Gesellschaft würde vor ihrer Abreise das 
Diner dei ihm einnehmen, und ein solches für 100 Mann vor⸗ 
dereitet hatte, wurde unangenehm enttäuscht, als er erfuhr, daß die 
Fremden bereits wieder abgereist sei n und nicht diniren wurden 
da fie ‚leinen Hunger hätten.“ 
fErlangen, 20. Juli. Zum Prorektor unfeter Uni⸗ 
vecfität für das Studienjahr 1879/80 wurde gestern, wie das 
„Tagzblaii“ meldet, dem Turnus entsprechend aus der theologischen 
Fakultät Herr Professor Dr. Franck gewählt. 
FGelbocipedrenuen.) Das vor einigen Tagen dowm 
Mün vener Velocipedklub veranstasiete Rennen bildete den Schluß 
einer Reihe von Festlichkeiten, mit der derselbe sein 10jähriges Be⸗ 
tehen jeietlse. Es waren zahireiche Eingeladene, darunter eine großt 
Unzahl hier studirender Engländer und Amerikaner erschienen, welche 
Alle die Entwicklung des Rennens mit größtem Interesse verfolgten- 
Am Start waren 9 Herren erschienen und zwar mit Maschinen 
von 1,9 b's 1,34 Raddurchmesser. Das Rennen war nur, füc 
Auhmitalleder. In dorislalicher Verfassang kam als Erstet ans