Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (23 mal wöhentlichj mie dem Hauptolatte verbundene Uaterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei— 
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A IBI. 
Dienstag den 19. August 
U— 
Deutsches Reich. 
München, 16. Aug. Der Köaig hat dem von hier ab⸗ 
verufenen päpstlichen Nantius, Masella, wescher am 20. d. München 
herläßt, das Großkreuz des Verdienstordens verliehen. 
Berlhin, 16. Aug. Sicherem Vernehmen nach wurde 
Fonlreadmiral Baisch, der seit eiwa 14 Tagen seine schsmonatiche 
Festungshaft angetreten hat, begnadigt. In unterrichteten Kreisen 
»erlautet, daß seine Ernennung zum Director der Admiralität be⸗ 
vorstehe. 
Wie wir erfahren, ist dem früheren Finanzminister Hobrecht 
zon einigen Wohlkreisen seiner heimathlichen Probinz Preußen ein 
Mandat für das Abgeordnetenhaus angeboten woden. Es ist ge⸗ 
zründete Aussicht vorhanden, daß Herr Hobrecht sich zur Annahine 
einer Kandidatur verstehen wird. 
In h'esigen Hofkreisen wil man wissen, daß auch der Czar 
ich binnen kurzer Zit zum Besuche nach Schloß Heiligenberg bei 
Zugenheim begeben werde. Es wird hier nicht für uͤnwahrscheinlich 
zehalten, daß Kaiser Wilhelm — man nimmt an, auf der Tout 
uu den Mandvern nah Elsaß-Lothringen — dem russischen Kaiser⸗ 
»aare dort einen Besuch abstatten wird. 
Ausland. 
London, 16. Auz. Das Thatsächliche an der Mittheilung 
der „Times“, die Geneigtheit Deutschlands zur Einführung der 
Doppelwährung betreffend, reducirt sich auf Folgendes; Die Re— 
zierung der Vereinigten Staaten fragte in Berlin an, ob De utsch⸗ 
and einen Silbercongreß zu beschicken bereit sei und erhielt hierauf 
ufagende Antwort. 
Rom, 15. Aug. Wiederum wurden mehrere Deutsche aus 
Flalien ausgewiesen. Fanfulla sagt, es seien Sozialisten, und ver˖ 
ichert, die deutsche Boilchafi habe die Maßtregel lobend gebilligt. 
Rom, 17. Aug. Der , Courrier d'Italie“ meldet unler 
Vorbehalt, es sei wahrscheinlich, daß Cairoli und Bismarck in einer 
deutschen Stadt im Laufe des Sommers zusammentreffen werden. 
Das Blatt berichtet ferner, daß über den Zusammentritt einer ston⸗ 
erenz duischer, oͤsterreichischer und italiegischer D plomaten in der 
zayptischen Frage Verhandlungen schweben. Die Riforma meldet, 
England befestige mit Zustimmung des Sultans Tanger in Marolko 
vegen eines von Spanien geschürten Auflehnungsversuhs des Prinzen 
hassan. — Der Vesuv war seit dem großen Ausbruch von 1872 
niemals so stark in Allion wie gestetn. — Jtalien derlangt von 
Lhili 19 Millionen Franken als Entschädigung für die dort 
vährend des Krieges benactteiliaten Italiener. 
mente und Musikalien mit großem Fleiße obliegen, um die 
technischen Schwierizkeiten des Spieles zu überwinden. Von 
diesen drei Faltoren darf zu einer erträglichen Leistung kein ein⸗ 
jeluer fehlen, und in Anbetracht der Schwierigkeiten des Zustande—⸗ 
kommens darf daher die gestrige Leistung e'ne vorzügliche genannt 
werden. Die Auswahl der Stüde war reichbaltig und wohlge⸗ 
noffen; Getragenes wechselte mit schönen Märschen und Tänzen 
ab. Der Vortrag war paäcis, die Intonation durchweg rein, der 
Anjchlag frisch, so daß in den raschen Taktarten das Orgelähnliche 
der Ocarinamusik gänzlich verschwunden war. Ju einigen dieser 
Stüche, namentlich einem Marsche, glaubten wir sogar Etwas Hasi 
zu gewahren, was dem Eifer und der Neuheit des Austretens wohl 
ugeschrieben werden darf. Die meisten Stücke aber waren tadel⸗ 
os, fess.lten das Ohr und steigerten den Frohmuth der Zuhzrer. 
Voczüglich tönten die Ouverturen, Blumenlese“ von G. Sonntag 
und der „Patiser Weltausstellungswalzer“ von Faust; eine eigen- 
hümlich liebliche Musik lieserten die Schalmeientöne des Harmoni⸗ 
ror mit einer Ocatinafextett⸗Begleitung. — — — — 
Zwischen d'ie zahlreichen Ocarina⸗Piecen wurden ein Klavier⸗ 
Bortrag und vier Vokalstücke eingelegt. Die treffliche Durchführ⸗ 
ung dieses Theiles ist der Mitwirkung des Tenoristen Herrn 
de hmann aus Kasserslautern zu verdanken, der an diesem Äbend 
Borzügliches leistete und welchet mit Herrn Seiter in der Wie⸗ 
dergabe des Duettes aus „Belisat“ manche Bühnenanfführung über— 
raf. — Das ganze Concert ist ein sehr Schönes zu nennen und 
als Wahrzeichen dieses Ausspruches führen wir an, daß die nahezu 
dreistündige Dauet keinerlei Etmüdung im Saale hervorrief. Möge 
die Ocarinagesellschaft auf dem beiretenen Wege fortfahren und 
uns dald wieder eine so schöne Unterhaltung bieten: Dees ist der 
Wunsch, den wir von vielen Zuhörern vernommen haben. 
*St. Ingbert, 19. Aug. Bei der gestern Abend statt⸗ 
ehablen Versammlung wegen Abhaltung des Sedansfestes 
vurde nah Wahl eines Comte's das Programm dahin festgestellt, 
»as Sedanfest wie alljährlich am 2. September durch Beflaggung 
der Häufser event. Bollerschießen und Abends durch eine Reunion im 
Iberhauser'schen Saale zu feiern. 
St. Ingbert, 19. Aug. Eine festliche Reunion wird 
norgen die Bürgerschaft unserer Stadt zur Feier des 25jährigen 
Priesterjubilaums des Herrn Stadtpsarrers J. D. Den⸗ 
Jel dahier in din Grewenig'schen Localitäten vereinigen, bei wel⸗ 
her Gelegenheit dem Jubilar seitens der hiesigen kathol. Einwohner⸗ 
chaft ein prachwoller silberaet Polal mit reicher Goldverzierunßz 
iberreicht werden wird. 
F Die Schülerzahl der humanistischen Anstalten der Pfalz 
im Schluß des Schuljahres 1878/79 ist folgende: a. Gymnasien: 
1) Speyer 466; 2) Landau 354; 3) Zweibrücken 285; 4) Rai⸗ 
erslautern 256. b. Loteinschulen: 1) Giünstadt 161; 2) Frau⸗ 
enthal 132; 3) N.ustadt 129; 4) Pumajsens 115; 5) Eden⸗ 
oben 107; 6) St. Ingbert 104; 7) Ludwigshafen 101; 8) 
Dürkheim 100; 9) Germersheim 95; 10) Winnweiler 93; 11) 
zetgjabern 89; 12) Landstuhl 80; 13) Kirchheimbolanden 66; 
.4) Annweiler 53; 15) Kusel 51; 16) Hombutg 46; 17) Blies- 
astel 45; 18) Deidesheim 28. 
F Vor eiwa 2 Monaten wurde in der Nihe von Wesel- 
derg eine alte Frau von einem Strolch angefallen und beraubt. 
Wie der „P. A.“ mittheilt, begegnete die Frau ihrem Augreifer 
rürzlich auf dem Landstuhler Naikt und erkannte denselben mit 
aller Bestimmtheit, worauf dessen Verhaftung erfolgle. 
g. Kaiserslauteren, 15. August. Mit der Ausgabe 
der Loose zu der mit der landwirthschaftichen Ausstellung ver— 
»undenen Verloosung wurde heute begonnen. Der Preis eines 
Looses bettägt IM.; 70 Procent des Erlösez werden zum An— 
kauf von Gewinnsten verwendet. 
Auf 100 Loose treffen 5 Gewinnste. Der Werth des höch- 
ten Gewinnes soll mindestens Mk. 500, der des niedtigsten Mk. 2 
hettagen. Beim Ankaufe der Gewinnste wird auf möglichst allge⸗ 
neine Brauchbarkeit und solide Herstellung gesehen und sollen alle 
Zweize der Haus⸗ und Landwüurthschaft BVerüchsichtigung finden. 
Bermischtes. 
s St. Jugbert, 18. August. Das längst erwartete 
Dearina⸗Concert, das zweite das die hi sige Dileitanten⸗ 
—ILLL anderthalbjährigen Bestehen dahier gibt, hat 
zestern Abend vor einer zahlreichen Zuhsrerschaft Stott gefunden, 
und wird allerseits als wozigelungen, als schön bezeichnet. In 
er That entjprachen die Leistungen den geheglen Erwartungen — 
ind überttafen fie noch. Wer sich nämlich des vorigjährigen Cou⸗ 
ertes hier und in Schnappbach erinnert und die damaligen Pro⸗ 
dultionen mit den heurigen vergleicht, dem mötchte es fast ein 
säthsel sein, wie einer aufänglich so unjcheindaren und wirllich sehr 
anvolllommenen tönernen Pfeife eine fast orchestermaͤßig harmonisicte, 
eine Musit entlockt werden kann. Auf Befragen wurden uns drei 
Schlüssel zu diesem Räthsel angegeben: Einerseits hat Ht. Seiter 
einem Titel Reichsbosseler“ wieder alle Ehre gemacht, indem er 
ucch vieles Nachdenken und immer neue Versuche es dahin brachte, 
ie ursp ünglich sast durchwegs unreine Stimmung der Instrumente 
un berichtigen und so das erforderliche Assortiment vollständig zu 
zarmonisiren — eine Auigabe, die nur von einem geschickten Me⸗ 
haniker, der zugleich Peusiker ist, gelöst werden kann. Undrerseits 
auße ein Dircdior wie Herr napellmeister So nntag da sein, 
delcher die Geduld hatte, die einzelnen Lagen der 12218 Instru⸗ 
nenie zu beobachten und alsdann möglichs günstig bei der Com⸗ 
vsition und Harmonisirung zu verwerhen Außerdem mußten 
adlich die andern 11 Mitgueder dem Sludium ihrer Insicu— 
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