Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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—— I32 Donnerstag den 21. August 1879. 
Deutsches Reich. 
München, 18. Aug. Der bisherige päpstliche Nuntius, 
Msg. Masella, hat heute Vormittag unjere Stadt verlassen; er 
»egibt sich zunächst nach Rumm. 
Muüuchen, 19. Aug. Die weue Gerichtsor-anisat'on wirft 
ztereits ihre Schatten vor sich her in Form zahlreicher Pensionirungen 
»on Justizbeamten, welche bei der numn Orduung der Dinge nicht 
neht mitthun föünen. So wurden neuerlich füaf Appellations⸗ 
zerichlscäthe, ein Bezirksgerichtsdirector, drei Bezirksgerichtsräthe 
ind fünf Landrichter (alle in den rechtsrheinischen Kreisen des 
dö nigreichs) wegen „Krankheit“ in den dauernden Rubestand ver⸗ 
tzt. Bei der besherigen Ocdnung der Dinge würden diese wohl 
zrößtentheils noch einige Zeit mitgethan haben; aber mi der 
Aenderung dier Gerichtsorganisation blieb am Ende keine andere 
Wabhl als daurch Pensionirung ihrer angegriffenen Gesundheit Rech— 
nung zu tragen. — Die diesjährigen Absolutorialpcüfungen an den 
amanistischen Gymnasien des Königreichs haben im Allgemeinen 
ehr günstige Resultate ergeben. 
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so hat die deutsch-russische 
Freundschaft vorläufig ihren Höhepunlt überschritten und nur das 
nnige persönliche Band zwischen den Hertschern beider Reiche ist 
8, welches die gegenseitige Abaeigung der ruisischen und deutschen 
eiteuden Staatsmänner nicht schroffer zu Tage treten läßt. Die 
nspirirte russische Presse ergeht sich andauernd in Angriffen gegen 
die deutsche Poltik und liebäugelt nach einem Bünduisse mit Frank⸗ 
reich, waͤhrend diejenigen Organe, denen man nicht mit Unrecht eine 
jewisse Beziehang zu unserm deutjchen Auswärtigen Amte nachsagt, 
ine solche Sprache gegen die russische Volitil führen, wie man sie 
zisher nicht gewohnt war. 
Münsster, 14. Aug. Die giestern hier statigehabte Versamm ˖ 
ung des Klerus der beiden Diöcesen Münster und Paderborn war 
»on mehr als 500 Geistlichn besucht; aus dem Verlauf der Ver⸗ 
sandlungen ist Folgendes zu entnehmeu: Die Versammlung erklärte, 
)em Minister v. Putikamer ihr Vertrauen entgegenbringen zu wollen 
uind bes hloß deshalb, ihm eine Deunklschrift zu üderreichen, in welcher 
)e „Nothlage auf dem Gebiete der Schule“ dargelegt und Adhelfe 
rbeten würde. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen wurde 
benso eiustimmig beschlossen, eine Petiton an deide Häuser des neu 
u wählenden Landtags um Aufhebung der Maigesetze zu richten. 
Die Versammlung billigte das Verhalten des Centrums im Reichs⸗ 
age rückhalnos; die Schutz ölle seien norhwendig für die Existenz 
der heimischen Industrie und Landwirthschaft gewesen. Die Finanz⸗ 
ölle hätten als neue Einnahmsquelle nicht bermieden werden können, 
veil die „vom Liberalismus begünstigten“ Ausgaben im Reichs⸗ 
ind Staa'shaushalt Deckung verlangten; Ersparnisse müsse und 
verde das Centrum nunmehr anstreben. Als eigentliche Parole 
ther wurde jür die Neuwahlen ausgegeben: Aufhebung der Maigesetze. 
Aussand. 
Die Noihlage der englischen Landwirthschaft hat die cana⸗ 
ische Regierung veranlaßt, neuerdings Schritte zur Foörderung der 
luswanderung von England nach Canada einzuleiten. Pachter und 
andliche Arbtiter sind gerade die Classe von Auswanderern, deren 
man in Canada vor Allem bedarf und begehrt. Der canadische 
Minister der Landwirihschaft hat einen Vertreter in L verpool er⸗ 
aanunt, welcher ermächtigt worden ist, Abgesandten engl scher Pächter 
ine freie Reise nach der Colonie mit Empiehlungen an die dortigen 
Dehörden zu gewähren. Sobald sich eine Anzahl Pächter zu⸗ 
ammenfinden, von denen anzunehmen ist, daß sie, sofern ihnen die 
Lerhältuisse zusagen, mit einigermaßen austeichenden Piitteln zur 
Ansiedlung, in Cauada auswandern werden, soll der Verueter der 
ortigen Regierung ihnen gestatten, auf je fünfundzwanzig Aus- 
vanderungslustige einen Adgesandten auf Kosten seiner Reg'erung 
ach Canada abzusenden, um sich dort Land und Leute in den 
Jegenden, welche ihnen passend ecscheinen, anzusehen. Enischließen 
ich die Uebrigen zur Auswanderung, so deabsiqtigt die canadische 
degierung, sich ihnen gegenüber nach Möglichkeit entgegenkonunend 
u zeigen. 
uus Philadelphi« vom 1858. d. erhält die „Times“ 
»in Telegramm, welches gegenüber den mehrfach erwähnten Silber⸗ 
depeschen einen Rückzug darzustellen scheint und folgendermaßen 
autet: Die Vereinigten Staaten regen auf dem diplomatischen Wege 
vie durh besonders beauftrazte Vermittler den Zusammentritt eines 
„weiten Koneresss an, der die Silberfraze in Betracht ziehen und 
vomözlich für d'e Doppelwährung sich eutscheiden soll. Ste möchte 
en Kongriß nicht seldst zusammenrufen, sondern einer europäischen 
Macht diesen Schr'tt überlassen. Wahrend Deutschland Neigung 
leint, eine neue Erörterung des Gegenstardeg günstig auf:unehmen, 
st es doch roch nickt abzusehen, ob irgend enne europäische Re— 
jierung gewillt ist, einen zweiren Kongreß einzuberufen, obwohl die 
imerikanische D plomatie eifrig darauf hinarheitet. 
Vermischtes. 
f Die Direktion der französischen Oslbahn hat wieder einen 
Frtrazug von Nancy nach Paris angekündigt, was 
ür Vergnüßungs- und Beschäfts-Reisenden von Interesse sein 
»ürfte. Der belreffende Extrazug verläßt Nanchy Samstag, 30. Aug., 
Abends 11 Uhr und trifft am nächsten Vormittag 10 Uhr 10 Min. 
n Patis ein. Nach fünftäzigem Uufenthal:e in der Seinestadt 
rfolgt die Rückceise nach Nauch am 4. September 10 Uhr 10 Min. 
Abends. Der Preis für Hin⸗ und Rücfahrt beträgt, wie gewöhn⸗ 
ich, in zweiter Cloasse 20 Frs., in dritter Classe 13 Frs. 
fFKaiserslautern, 17. Aug. Die Entlassungs⸗ und 
Aufnahmsprüfungen an dem kzgl. prorcstantisch u Schullehrerseminar 
der Palz sind gestern zu Ende gegangen und haben folgendes Re— 
ultat ergeben: Sämmelsche 30 Schüler des obern Curses dürfen 
n die Proxis übertreten; von den 52 Zözlingen des untern Cur⸗ 
es haben 14 die Eclaubniß zum Vorrücken nicht erhalten; von 77 
Präpatranden, welche sich der Aufnahmsprüfurg in das Seminar 
interzogen, wurden 66 als zum Uebertrilt befähigt erklärt, so daß 
er untere Seminarcurs im nächsten Jahre 78 Schüier stark sein 
vird. Eine Zahl, wie sie unsers Wissens noch niemals dagewesen 
st und wmodurch dem Lehrermangel bald abgeholfen sein wird. 
Kaiserslautern, 19. Auzg. Wi wir vernehmen, 
»Ul die Steuer, welche die hiesigen Brauer in Folge dis Malzauf⸗ 
hlages im letzten Jahte gezahtt haben, sich auf etwa 150,000 
Nark belausen. Jn erslter Linie steht die Actienbrauerei mit 
39,000 Mark. 
f. Kaiserslautern, 19. Aug. Welche Anerkennung 
zie der landwirthschaftlichen Ausstellung zu Grunde liegende Idee, 
Rieselbe zu einer instructiy wirkenden zu gestalten, auch auswärts 
indet, bewe st die Thatsache, daß die Fiima Mayer K Comp. in 
dalk bei Köoln a. Rh. dem Ausstellungscomite eine Unkrautsamen⸗ 
Juslescmaschine, für Gerste passend und zu 380 Vre. gewerthet, 
zratis für den Zweck der Verloosung überlassen hat. — Solche 
roulante Unterstützung des gemeinnüzigen Unternehmens bverdient 
in den weitesten Kreisen bekunnt zu werden. 
f Nach dem Geschäftsbericht des Vorschußvereins Kaifer s⸗ 
'autern beträgt der Reingewinn iri ersten Semester des laufen⸗ 
)en Jahres M. 7396.853. Die Mitgl'ederzahl ist um 2 gestiegen 
und beträgt 469. 
fSi. Wendel, 17. Aug. Allgemeines Mitgefühl errgt 
dietr das Schicksal eines Gymnastasten, welcher, vor einigen Tagen 
don einem Jusect in die Oberlippe gestochen, gestern notz aller 
izztlichen Bemühungen au Blutvergistung verstorben iff. Die tele— 
raphisch aus Elvecsberg bei Neuntirchen herbeigerufenen Eltern 
rafen den hoffaungsvollen Sohn als Leiche an. 
f Triet, 18. Aug. Füe die 31. Versammlung deuischer 
Philologen und Schulmanner (24. —27. Sept.) dahier, hat der 
Reichskanzler für die Reichs Eisenbahnen und der preuß. Haudels⸗ 
ninister für die preuß. Stgaisdahnen freie Rückasrt der Theil⸗ 
ehmer gewährt. Da auch von Seite der bayerischen Staatsbahnen, 
zer Rheinischen, der Hessishen Ludwigs- und der Pjälzischen Eisen— 
zahnen den Theilnehmern an jener Verfammlung Vergüustigungen 
ugestanden sind, so ist der Besuh der alten Trediris so viel als 
nöglich erlejchtett. Nach den disherigen Anmeldungen werden Ge⸗