Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Nnzeiger. 
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M IBA. 
Sonntag den 24. August 
18785 
Deutsches Reich. 
Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ hält es für zweckmäßig. 
doß den deutschen Handelsinteressen im Orient unsere ganze Auf 
merksamkeit zugewendet werde. Es erscheine angezeigt, die Herstell⸗ 
ung einer Verbindung Deutichlands mit den Staaten der Balkan⸗ 
Halbinsel auf dem Seewege über Salonichi um so mehr zu erstreben, 
als hierdurch einerseits bei der großen Entfernung Deutshlands und 
den noch nicht vollendeten Eisenbahnverbindungen der Transport der 
Waaren auf ein Minimum der Kosten reducirt werden würde, 
anderseits aber, weil die Donau kaum als Communicationsminei 
in Betracht gezogen werden kann. Es läge daher im Interesse des 
deutschen Handels und der deutschen Industrie, sich möͤglichst bald 
mit dem Gedanken der directen Verfrachtung deutscher Waaren nach 
den Häfen des Mittelmeeres vertraut zu machen. 
Aussand. 
Petersburg, 21. Aug. Durch Erkenntniß des Odessaer 
Ktriegsgerichts in dem am 17. d. beendelen polit schen Prozesse 
wurden die Angeklagten Tschubaroff, Lesogub, Davidenlo, Willen- 
berg und Ligowenko zum Tode durch den Strang, Fräulein Gukoms— 
kaja zur Ansiedelung in Sibirien, die übr'gen 22 Angeklagten zu 
Zwangsarbeiten bis zu 10 Jahren verurtheili. 
Gegen den Unfug des Mormonenthums zieht die amerikanische 
Regierung mit aller Energie zu Feld. In einer Note des Staats- 
sekretärs Evarts wurden diejenigen europäischen Staaten, aus wei⸗ 
chen sich der Mormonismus haupisächlich relrutirt, ersucht, den Zu⸗ 
zug nach Utah und insbesondere die Verlockung der Frauen zum 
Uebertritt in die Secte nach Kräften zu verhindern. Auch an 
Deutschland ist diese Note gelangt, woselbst haupfsächlich Sachsen 
und Württemberg an der Sache interessirt sein sollen. Die ameri⸗ 
lanische Regierung wird übrigens dabei nicht stehen bleiben, sondern 
namentlich die Gesehe, welche gegen die Bigamie gerichtet sind, mit 
rüdsichtsloser Strenge zur Ausführung bringen. 
um 2 Uhr 33 mit dem Zuge an Station Sckönthal ankommenden 
Festgäste durch Musik; von da Zug zu den schattigen Festplätzen, 
vo Musil und Gesangsvorträge seitens verschiedener Musitkbereine, 
Waldhornquartett ꝛc. ꝛxc. das Publitum amüsiren werden. Für ganz 
vorzügliche Restauration am Platze hat der Verein ebenfalls Sorge 
getragen. Abends ist der NRückmarsch, wodei das Auge durch eine 
zroßartige bengalische Beleuchtung augenehm überrascht iwerden wird. 
Alle Bergesspitzen, wie auch die Maxburg, das Haardter Schloß, 
owie die verschiedenen Landhäuser auf den benachbarten Höhen 
derden illuminirt sein; nach den Vorbereitungen, die allseinng ge⸗ 
ro fen werden, verspricht die Illumination, schon wegen der Ällge⸗ 
neinheit, großartig zu werden. Um 9 Uhr wird auch der Saalbau 
jestlich erleuchtet, in desfsen Anlagen wird eine italienische Nacht mit 
all ihrem Zauber und ihren Uebetraschungen arrangirt, während 
im Saale selbst eine Tanzunterhaltung Statt findet. Dies das 
Programm nur in seinen Haupipuntten. — Das Fest verspricht, 
wie gesagt, eines der schönsten und gelungensten zu werden, die je 
in der Pfalz gefeiert wurden. 
Neustadt, 21. Aug. Seine Exzellenz Herr Regier⸗ 
uingspräsident v. Braun wird dem am Sonntag Statt findenden 
Waldfeste und Abends der Burq⸗ und Villenb⸗eleuchtung beiwohnen. 
Dirigirt wird das großartige Illuminationswert durch die Pyrotech⸗ 
niker Kilian aus Speier und Schmitt aus Mannheim. Beleuchtet 
verden die Amalienburg, die Augustahöhe, die Villen der Frau 
Wwe. Dacquo, des Hrn. Rud. Dacqus und des Hrn. Schiffer, 
der Apollotempel des Hrn. Deldesheimer, das Waldschlößchen des 
Drn. Böckler, die Maxburg, die Villa Hetzel, die Woidmannsburg, 
der Steinbruch, das Hotel zu den vier Jahreszeiten und der Saal⸗ 
bau, letzterer mit 2200 Flammen. Das werd jedenfalls ein große 
artiges Schauspiel werden. 
FSpeyer, 21. Aug. Heute früh 5 Uhr verschied Herr 
Ph. Fr. H. Moschel k. b. Consistorial'ath hier, in einem Aller von 
75 Jahien. In weiten Kreisen wird dieser Todesfall aufrichtige 
Theilname erwecken, da der Verstorbene, eine kernige Natur durch 
und durch, sich im Leben durch sein biederes joviales Wesen die 
Zuneigung aller derer erworben hat die mit ihm verlehrien. 
fFFrankfurt, 18. Aug. Zwei Bremser gerieihen gestern 
Ubend auf der Weserbahn in Wortwechsel; im Verlauf defsselben 
tieß der eine dem andern ein Messer in den Hals. Noch während 
die herbeigerusenen Aerzte mit dem Verbinden beschäftigt waren, 
darb der toödtlich Getroffene. 
FDas kaiserliche Generalpostamt in Berlin 
jat jetzt strenge Weisung ergehen lassen, daß mit den Paqueten 
rünftig behutsamer umgegangen und dieselben namentlich nicht ge⸗ 
worfen, gegen einander gestoßen oder zu Boden fallen gelassen, son⸗ 
dern vorsichtig niedergelegt werden sollen. (Rh. u. N.⸗3.) 
Dem jüngst aus Helgoland gemeldeten erfreulichen 
Ercigniß, daß die gewandie Schuulreiterin Klotilde Loisset⸗Roux ihr 
Herz und ihre Hand dem Prinzen Reuß schenkte, dürfle, wie die 
Bolkszeitung zu erzählen weiß, ein ebenso erfreuliches auf dem Fuße 
olgen, nämlich die Vermählung der Schwester der Prinzessin Klo⸗ 
ilde, Emilie Loisset-Rour, mit dem Fürsten H.... 2 Der 
Fürst machte die Vekanntischaft der schönen Emilie, als dieselbe mit 
hrer Schwester im Circus Salomonsky engagirt war. Allabendlich 
eutete Fürst H. der reizenden Springerin seine brennende diebe an 
durch ein Bouquet rother Rosen, und jetzt soll derselbe entschlossen 
ein, dieselbe zur Fürstin zu machen. Die Verantworkung fülr diese 
enfationelle Notiz glauben wir freilich dem genannten Blatte über⸗ 
assen zu müssen. Ueber die Abstammung der Damen erfahren wir 
Folgendes: Die Mutier derselben, eine geborene Loiffet, Tochter des 
zerühmten Kunstreiter-Direkiors, den Freiligrath besang, heirathete 
ꝛeinen Konditor Roux in Lyon. Die aus dieser Ehe entsprossenen 
Töchter blieben nicht in der süßen Branche ihres Vaters, sondern 
raten in die Manege ihres Onkels Loisset ein, bei dem sie bis zu 
dessen Tode engagitt waren und dessen Namen sie auch adoptirten. 
7 Einfranzsfisches Eisengeschäft hat seine Kunden in Deutjch⸗ 
land miltelst Circulares benachrichtigt, daß es seine Preise nicht 
erhöht, sondern den Zoll selbst zu tragen bereit ist. 
Rermischtes. 
fLateinische Unterrithts⸗Briefe. KTin Uner⸗ 
nehmen, welches gewiß in hohem Grade Beachtung verdient, be⸗ 
reitet der Verlag des Hausfreundes in Leipzig vor, dessen italienische, 
spanische und russische Unterrichts-Briefe sut das Selbst⸗ Studium 
nach der Methode Toussaini- Langenscheidt sich in allen Kreisen, 
welche Sprachstud'um treiben, ungetheilte Anerkennung erworben 
haben. Durch den bisherigen Ersoig und die vielfachen Anfragen 
aus allen Kreisen des Publitums ermuͤthigt, brabsichuigt die genannte 
Verlagsfiema latein sche Unterrichts Briese nach der Methode Tous 
saint · Langenscheidt herauszugeben, und da die bewaͤhrten Verfasser 
der italienischen Uaterrichts ⸗Briefe, Prof. Gamb. Buonaventurg 
und Dr. Albert Schmidt, die Leitung auch dieses Unternehmens 
Abernommen haben, kann man eine in jeder Veziehung gediegene 
Leistung erwarten. Die lateinischen Unterrichts-Briefe werden 
Tausenden willkommen sein. Alle Jene, welche noch nachholen 
mödten, was ihnen in der Jugend versagt geblieben, werden nun 
Gelegenheit finden, sich den deichen Schah der laleinischen Lueraim 
zu erschließen und an allen Voriheilen der classischen Bildung Theu 
ju nehmen. Namentlich Adspiranten zum Einjährig Freiwilligen⸗ 
Examen dürften diese Briefe mit ihrer leicht faßlichen, d'e Schwie⸗ 
rigleiten des Unterrichts auf ein Minimum reduzirenden Lehrmethode 
sehr willlommen sein. Wir werden nach Erscheinen der Briefe noch 
auf dieselben zurückkommen. 
.Neustadta/H., 20. Aag. Der hiesige Verschönerungeverein, der 
jeit einigen Jahren mit unausgesetzter, aufopfernder Thaͤtigkeit an der 
Ausschmückung unserer Stadt und ihrer an Naturschönheiten so reichen 
Umgebung arbeitet, wird nächsten Sonntag zur Feier des Geburts⸗ 
ages unseres allverehrten Koͤnigs und gleichzeitig zur Einweihung 
der don ihm im Schönthal parlartig prachtvoll ausgeführten An⸗ 
lagen ein Vollsfest begehen, an dem sich, wie die Vorbereitungen 
deigen, die ganze Bevölkerung betheiligen wird. Doe Programm für das 
—AI Vormittags von 2 11 bis 12 Uhr Mili— 
tärmusil in den Anlagen des Saalbaues. Nachmitlaas: Begrüßung der