St. Ingberler Anzeiger.
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Dder St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wö hentlich mj dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierieljährlich
AA 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 J, einschließlich 10 Z Zustell zebuhr. Anzeigen werden mit 10 S, von Auswarts
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist odetr deren Raum, Reclamen mit 80 pro Zeile berechnet.
1879.
M 153.
Samstag den 27. September
Abonnements-⸗Einladung.
Bei dem bevorstehenden Beginne eines neuen Quartals er
sauben wir uns, zumn Abonnement auf den „St. Jugberter
Anzeiger“ hiermit ergebenst einzuladen. »
Der ‚Anzeiger“ wird fortfahren, die Tagesereignisse in gedrängter
Uebersicht, aber möglichst rasch und vollständig mitzutheilen.
Vesondere Aufmerksamkeit werden wir den lokalen und provin⸗
iellen Angelegenheiten zuwenden.
In dem mit dem Ste. Ingberter Anzeiger verbundenen Unter⸗
jaltungsblatt kommt nur Gutes und Gediegenes zum Abdruck und
wird das illustrirte Sonntagsblatt auch ferner als angenehme Beilage
ausgegeben.
Neubestellungen wollen gefälligst bald, sowohl bei der
Post wie bei uns oder unseren Austrägern gemacht werden. Unsere
zisherigen hiesigen Abonnenten werden den „Anzeiger“ auch im neuen
Quartale fortgeliefert erhalten, wenn sie nicht ausdrücklich abbestellen.
Schließlich erlauben wir uns noch den „St. Ingberter An—⸗
zeiger“ einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum zur Auf⸗
jabe von Inseroten aller Art in empfehlende Erinnerung zu bringen.
Redackion und Expedition des SIf. Ingberter Anzeiger.
danzlers entgegengesehen wurde und die in dem Begrüßungsartike
»es halbamtlichen Blaties Ausdruck fand, und hebt hervor, daß die
jesammte Wiener Presse den deutschen Kanzler mit wärmster Sym⸗
jathie begrüßt und daß die Meinung von der großen politischen
zedeutung des Besuches in der lebhaften Bewegung Bestätigung
sefunden habe, welche sich in den leitenden Regierungskreisen an
en Besuch kaüpfte. Bezüglich der Auffassungen und Erwartungen
iber die Wiener Verhandlungen nimmt die Korrespondenz auf die
stotiz der amtlichen „Wiener Zeitung“ und auf eine Stelle des
tannten Wiener Briefes der „Nordd. Allg. Ztg.“ Bezug und
hließt ihre Besprechung dann mit fsolgenden Sätzen: Soweit das
vorläufize Urtheil übetr Charakter und Bedeutung der im Gange
efindlichen Verhandlungen. Eine in hohem Maße beachtenswerthe
khatsache ist die, daß, abweichend von allen sonstigen ähnlichen
Fällen, diesmal ganz Europa von der friedlichen Bedeutung und
Wirkung der Verhandlungen überzeugt zu sein scheint.
Mit den Gesinnungen der Bevölkerung des Reichslandes
eschästigt sich anläßlich des Besuches des Kaisers im Elsaß ein
ingerer Artikel der „Kreuzzeitung“, „Aus dem Elsaß“ datirt. Der
hewährsmann des Blattes glaubt, daß man die Gesianungen am
Zeflen nach drei Ständen charakterifiren könne, nach dem Bauerne,
Zürger⸗ und Notabelnstande, welche sich alle drei seit der Wieder⸗
zewinnung des Landes in ihrer Eigenart treu geblieben ind. Das
dandvolk sei urdeutsch und im Grunde recht glücklich, wieder
u Deutschland zu gehören. Zurückhaltender sei der Bürger—
rand. Freilich enthalte er sich offener Opposition, aber er sei
naißtraursch und vielfach in der Hand der Protestler, welche die
Ibhängigleit des Gewerbetreibenden und des Kaufmanns von dem
kapital zur Verhinderung einer Annäherung an Deutschland oder
sielmehr an Preußen mißbrauchten. Doch seien in den letzten Jahren
iele Vorurtheile und Beargwöhnungen geschwunden, und würde
aan sich offen zur Huldigung belennen, wenn nicht dieses Wagniß
u viel widrize kommerzielle und finanzielle Folgen haben könnle.
In sehr gereiztem Tone aber äußert sich die „Kreuzzeitung“ über
ie Rotablen: „Von einer kleinen, aber nicht minder mächtigen
Hesellschaft wird bis heute fast das ganze Reichsland beherrscht, von
hr wird „Stimmung“ gemacht. Es ist jene durch Kapital und
ranzösische Bildung präralirende Klasse, welche, eng mit Frankreich
nerbunden, Kaiser Wilhelm vielleicht im Vergleich zu den früheren
Machthabern Frankceichs als Menschen auch in ihrem Innern hoch-
uachten beginnt, aber in der Wiedervereinigung mit Deutschland
sen Unglücksstern für die Geschicke ihres besonderen Vaterlandes
rblick. Von den sog. Notabeln wird das ganze Volk in einem
llem deuischen Wesen abholden Geiste beeinflußt. Diese Wider⸗
acher des deutschen Patriotismus sind nicht zu gewinnen; sie sind
nur niederzuhalten durch ein echt deutsches Regiment. Je deuischer
ie deutsche Regierung in Elsaß Lothringen, um so geringer und
enlräftiger die französische Partei!“ Abgesehen von unseren
Zweifeln an der Ersprießlichkeit des in den letzten Zeilen gegebenen,
vohl gut gemeinten, aber recht unklaren Rathschlages, halten wir
die Schilderungen der Stimmung in jenen drei Gesellschastsschichten
des Elsasses für richtig.
Straßburg, 24. Sept. Wie die Kaiserin bei dem Be⸗
uch der Wohlthätigkeitsanstalten dieselben persönlich beschenkte, so
jat der Kaiser dem Oberptäsidenten 3000 Mi. übetgeben zur zweck⸗
nätzigen Vertheilung an die Armen, welche sich.mit Bittgesuchen
sersönlich au Se. Majestät gewandt hatten. — Der Bürgermeisterei⸗
Zerwalter Back verbffentlicht folgende Bekauntmachung: „Se. Ma⸗—⸗
estät der Kaiser und König haben mir den Auftrag zu ertheilen
jeruht, für den Allerhöchst ihm und Ihrer Majestät der Kaiserin in
iesen Tagen hierselbst gewordenen freundlichen Empfang der Bes
yölkerung Straßburgs seinen Dank auszusprechen. Es gereicht mir
ur Freude, dieses allerhöchsten Auftrages mich hiedurch erled gen
u können.
Deutsches Reich.
München, 23. Sept. Vom Generalkommando wurde
bezüglich der Einstellung der Rekruten des heurigen
Jahrgangs verfügt, daß dieselbe bei sämmtlichen Truppentheilen zum
Dienste mit der Waffe und als Kraukenwärter am 7. November zu
zeschehen habe; die als Oekonomie-Handwerker und zur Equitation
iusgehobenen Rekruten sind schon am 1. Ottober einzustellen.
Berlin, 283. Sept. Der Reichskanzler legte dem Bundes⸗
rath eine Verordnung betreffnd die Abänderung der Bestimmung
iber die Tagegelder, Fuhrkosten und Umzugskosten der Reichsbe—
imten vor. — Die Einführung der neuen Prüfungsordnung für
Deutschlands Aerzte, welche am 1. Olt. wirksam werden sollie, ist
runächst auf ein Jahr vertagt worden, da über die bezüglichen Vor⸗
chriften kein Einvernehmen der betheiligten Ressoris zu erzielen
har. — Die Vorarbeiten zur Nevision der deutschen Pharmakopde
chreiten so langsam vor, daß die Einberufung der Sachverständigen ⸗
dommission nicht vor dem Dezember erfolgen wird.
Berlin, 24. Sept. Die Kaisermandver in Elsaß⸗Loth⸗
ringen besprechend, schreibt die „Probinz'al⸗Korrespondenz“: „Auch
n den Reichslanden war der Empfang des Kaisers, dessen majestä⸗
ischer Huld ja ohnehin kein Herz widerstehen kann, ein so wohl⸗
huender, daß darin gewiß der Beweis für die Richtigkeit der Po⸗
itik, welche diesen dem deutschen Vaterlande wiedergewonnenen
Provinzen gegenüber gehandhabt worden ist, zu erkennen war. Die
reudige Begrüßung des Kaisers bezeigte den Dank für das Ver⸗
zrauen, welches den Reschslanden durch Gewähruag des hohen
Brades von Selbstständigkeit, welche sie genießen werden, bewiesen
worden ist, eine Selbstständigkeit, die ohne Zweifel mehr und
nehr dazu beitragen wird, ihnen die Wiedervereinigung mit
dem deutschen Vaterlande theuer zu machen. Jedenfalls haben sie
hurch den Empfang bewiesen, daß sie den Berühr. naspunlt zefunden
jaden, welcher alle deutschen Herzen gleichmäbig bewegt: die Liebe
uind Verehrung des Kaisers.“
Die „Provinzial⸗-Korre pondenz“ bespricht den Besuch des
Fürsten Bismarck in Wien, welcher, zunächst als Gegenbesuch
Undtassy's und zugleich zur Fortsetzung der Gasteiner Besprechungen
ꝛeider Staatsmänaer in Aussicht genommen, durch den Gang der
Sreignisse und durch die Unstände und Kundgedungen, welche die
Anwesenheit des Reichskanzlers in Wien begleitelen, eine noch erhöhte,
uicht bloß in beiden großen Reichen, sondern auch in ganz Europa
tlannte Bedeutung gewonyen habe. Der Empfang Bismarcs in
WBien seitens dis Hofes wie in der Regierungssphäre, nicht minder
eitens der Bevölletung sei ein so ehrenvoll auszeichnender, wie er
n solcher Weise kaum einem fremden Staalsmaun jemals zu Theil
eworden sei. Die Korrespondenz schildert den Empfang und die
Stimmung, in welcher seitens der Regierungskreise dem Besuche des
Ausland.
Wien, 22. Sept. D'e „Presse“ übertreibt nicht, wenn
ie sagt, daß noch niemals einem fremden Staatsmann ein so
varmer Empfang in Wien zu Theil geworden sei, wie gestern dem