Full text: St. Ingberter Anzeiger

Withen (a. d. Ruhr), 28. Sept. In der Nacht von 
destern auf heute sand zwischen 8 und 4 Uhr ein Erdbeben statt, 
welches von Norden nach Südosten ging. Die Erschütternna war 
eine so heftige, daß die Mehrzahl der Bewohner unserer Stadt aus 
dem Schlafe geweckt wurde. Man fühlte die wellenförmige Erschüt⸗ 
terung deutlich 3—4 Secunden lang, und in einem Schlafzimmer 
wantie ein kleiner Nachttisch sowie eine Spiegeltoilette. In einem 
anderen Hause fiel ein großes Bild von der Wand. 
7 Ver Berliner Luftschiffer Da min hat vor einigen 
Tagen in Amsterdam eine ziemlich gefahrvolle Fahrt unternommen, 
die sich bis zu einer Hoͤhe von 6000 Meter ausdehnte. Das Ge— 
sahrbolle der bei dichtestem Nebel und anhaltend stülrmischer Witter— 
ung ausgeführten Luftreise wurde durch die hereinbrechende Nacht 
noch erhoht. Auch vas Landen auf freiem Felde konnte erst nach 
unsäglichen Mühen stattfinden. Wie Herr Damm nach Berlin mel— 
dele, befindet er sich augenblidlich auf der Reise nach Spanien, wo 
er während der Hochzeitsfeierlichkesten in La Grandia zu Luftsahrten 
eugagirt worden ist. 
PIm Plötzensee bei Berlin, dessen Tiefe bekannilich sehr 
bedeutend ist und fiellenweise 26 Meter beträgt, ist ein interessanter 
Versuch gemacht worden gesunkene Schiffe sowie versenkte Gegen⸗ 
slande durch Kohlensäure zu heben, welche Erfindung dem Ingenieur 
Eidner aus Wien zu verdanken ist. Herr Eidner wendet folgendes 
Berfahren an: In einem leeren Ballon steckt zur Hälfte eine Flasche 
mit Schwefeisäure, die mit Bullrich'schem Salz umgeben ist. So⸗ 
bald nun durch Drehung einer Schraube died Flasche zerstört wird, 
so mischen sich die genannten Substanzen, es entwickell sich Kohlen⸗ 
jaure und füllt den Ballon. Es ist klar, daß dieser Apparat wenn 
er in einem versunkenen Schiffskörber zut Wirkung gelangt, diesen 
al?bald heben muß. Es wurde nun im Plötzensee zuerst ein kleines 
Schiff versenlt, das mehrere Centner schwer war. Ein Taucher ging 
mit dem Apparat hinunter, befestigte denselben und setzte ihn in 
Thangleit. Kaum war dies geschehen, so erschien das Schiff an 
det Oberfläche und wurde von dem Ballon auch gehalten. Bei 
einem zweiten Versuch warf man fünf schwere Sandsäcke über Bord 
hei einer Tiefe von 16 Meter. Der Taucher ging hinunter, be⸗ 
jestigte die Saͤcke an einander, und alsbald brachte der Ballon die— 
jeiben an die Oberflüche. 
Major Covagnari ein Sohn Napoleons III. Dem 
Pester Lloyd“ wird von seinem Londoner Correspondenten folgende 
inysteriöse Geschichte erzühlt: Man versichert mir auf das Bestimm⸗ 
jesie, daß der in Kabul ermordete englsche Gesandte Sir Louis 
Napoleon Cavagnari der natürliche Sohni Napoleons III. gewefen 
sei. Der spätere Kaiser machte ais Prinz während seines Londoner 
Aufenthaltes die Bekannischaft der Irländerin Kavannah oder Ca⸗ 
dannah und gab dem Sohne, der aus dem eingegangenen Verhält⸗ 
aisse entsprang, den italienisch klingenden Namen, der an denjenigen 
der Mutler erinnert und nun der englijschen Geschichte angehört. 
Für die Mönlichtelt der Behauptuug, die ich hiermit widergebe, 
spricht außer den beiden Vornamen des Majors, naͤmlich Lonis 
Napoleon, und dem Alter desselben auch noch die große Aehnlichkeit 
in den Gesichtszügen der angeblichen Verwandten, die ganz besonders 
auffällt, wenn dasbiüngst ia der „Illustrated London New⸗“ erschienene 
Portral Cavagnaris genauer betrachtet wird. — Fürt die Richtig⸗ 
deit dieser Enthüllung möchten wir keine Bürgschaft übernehmen. 
f'Dreißig Kinder verletzt. In Chrudim brach 
am 19. d. M. nach 8 Uhr früh im Hause eines Bäcers in der 
Llostergasse Feuer aus. In wenigen Augenblicken stand der ganze 
Dachstuhl in Flammen und auch das Dach des benachbarten Schul⸗ 
zebäudes fing schon zu brennen an. In der Verwirrung vergaßen 
die Lehrer, daß ihrer Obhut unvernünstige Kindtr anvertraut sind, 
und liefen in das zweite Stockwerl, um nachzuschauen, ob keine 
Befahr drohe. Unterdessen bemächtigt sich der Kinder eine solche 
Panik, daß sie, auf die Gefahr nicht ach tend, so schnell als möglich 
die Stiege herunterzukommen trachteten. Die Kleineren konnten 
natürlich nicht so schnell sortkommen wie ihre ältere Kameraden, 
tolperten und fielen zu Boden. Die nächstfolgenden konnten wieder 
hretwegen nichl vorwärts, fielen auch zu Boden und Einer kollerte 
über den Andern die Stiege herunter. Um das Maß des Unglück— 
voll zu machen, gab schließlich auch das Stießengeländer nach und 
die armen Kinder fielen kopfüber ins Stiegenhaus hinab, woselbst 
die schwer verwundeten liegen blieben, während die zufällig unver— 
letzt gebliebenen über die Leiber ihrer unglücht'chen Kameraden dem 
Ausgange zueilten. Herzerschütternd war daß Jammern der Kinder, 
die vor Schmerz und Schreck nicht im Stande waren, sich von der 
Stelle zu ruhren. Noch größer war das Lamento, als die besorgten 
Mütter, von dem Ungluͤck, das ihre Lieblinge betroffen, benach⸗ 
richtigt, an der Urterrichtsstätte erschienen. Im Ganzen sollen über 
)reißig Kinder mehr oder minder verletzt sein. Ein besonderes 
Klück kann man es nennen, daß Niemand dodtgetrelen wurde. 
oiterarisches. 
Im Verlage von J. Diemer in Mainz ist soeben erschienen und durch 
alle Buchhandlungen zu beziehen: Die außerordentliche Witterung 
des Jahres 1879. Ihre Ursachen; ihre Fortdauer in der Zukunft. 
kinfluß der Störungen und bewegenden Ursachen auch auf den menschlichen 
Irganismus. Nach Beobachtungen seit vorigen, seit Beginn der Haupilrifis, 
von Nudolph Nöttger. Der Leser sieht hier vor einein merlwuͤrdigen 
leinen Werke. Der Verfasser beginn im December d. J, nachdem er mehr⸗ 
sache Versuche angestellt hai, sich in compelenten Kreisen init seinen Theorien 
iner auf dem Ausbau der Falbschen Lehre basirlen Melereologie — der 
Ausdruck ist unpassend; denn es handelt sich hier um weit mehr als das, 
vas man Metereologie nennt; doch wir haben keinen anderen im Augenblick 
— Eingang zu verschaffen, unter stetem Hinweis auf bevorstehende außeror⸗ 
dentliche Ereignisse seine Beobachtungen zu veröffenilichen und Alles was 
nachfolgt gibt ihm Recht. In der Lufte, swie in der Erde geschehen Dinge, 
„wie seit Menschengedenken nicht.“ So hört man sagen und sieht man ge⸗ 
chrieben, wenn man in die Berichte über Wolkenbruche, Sturme uͤ. j. w. blidt. 
Alles ist außerordentlich, was seit Tecember v. J. gesdah. Erinnern wir 
uns an Szegedin, Mantua, an die einstürzenden Vergwerke, die versiegenden 
deilquellen, die Ebbe und Fluth in den Grundmassen der Erde, die Ausbrüche 
der Vulkane, Aetna Vesuv u. a. die zahlreichen Erdbeben, die Schneefälie 
im Sommer, die Mißerndten fast überall und was sonst in kurzen Zeiträumen 
geschah, während es sonst auf Jahrzehnte selbst Jahrhunderte sich zu vertheilen 
pflegt. Der Verfafser hat ein kleines Voltsbuch geschrieben. um das Alles 
wissenschaftlich aber leicht faßlich zu erklären. VDas kieine Werk ist auf weite 
eene berechnet und der Preis stellt sich trotz schͤnem Drucke auf nur 
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