Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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A i39. 
Dienstag, den 7. Oktober 
1879. 
— Ibounementis auf dieses Blatt für das vierte 
Quartal werden von allen Postanstalten, sowie in der 
Expedition oder von den Trägern entgegengenommen. 
iammlungen, 8 Ausschußsitzungen, das Stiftungsfest, eine Christ- 
»aumverloosung und in der Fastnachtszeit eine Carnevalssitzung ab⸗ 
zehalten wurden, zwei Ausflüge nach Neuweiler und Saatgemünd, 
sowie eine Woaldpartie auf dem sogenannten Verschöneruagsplatze 
tattfanden. Auch wurde zum ersten Male das Geburts und Na— 
mensfest Sr. Maj. des Königs Ludwig II. durch einen Festball und 
vie alljährlich im Vereine mit vielen Mitbürgern, sowie auch das 
Sedanfest gefeiert. Die Erllärung über an bedürstige Kametaden 
aeleistete Unterstützungen und den Stand des Vereinsvermögens. 
das sich trotz vieler Ausgaben um ein Ansehnliches vermehrt hat, 
ildele den Schluß des Napportes über das Wirken des Vereins 
im Innern. Der Redner theilte dann den Stand des Krieger⸗ 
jereinswesens im Allgemeinen und der pfätzischen Kampigenossen⸗ 
chaft insbesondere mit. welch letztere durch Beschluß des Verbands⸗ 
ages in Kirchheimbolanden in corpors dem bahr. Veteranen⸗ 
drieger· und Kampfgenossenbunde umer ausdrücklicher Wahrung 
hrer Angehörigkeit zu Allgemeinen Deutschen Krie 
zerkameradschaft“ beitrat, und ermahnte die Kameraden 
vie bisher festzuhalten an der guten Kameradschaft, da nur daraus 
edem Einzelnen Gutes ersprießen köͤnne. Nachtem derselbe noch 
»er hoffentlich bald erfolgenden Uebernahme des Protectorais über 
ämmtliche deutschen Kriegervereinsverbände von Seiten S. M. des 
kaijers Wilhelm Erwähnung gethan, brachte er ein Hoch auf die 
Deuische Kriegerkameradschaft aus, in das Alle kräfug mit ein— 
timmten. 
Hierauf folgten Gesangsvorträge der beiden eingeladenen Chöre 
des Musik⸗ und Ardeiterbildungs-⸗Vereins, die 
reichen Beifall erntelen, sowie ein Lied: Kaiserblumen, vorgetragen 
von Kamerad Grewenig, der ebenfalls durch Applaus de— 
lohnt wurde. 
Des Kaisers Wilhelm und Königs Ludwig II. gedachte der 
I. Vorstand Herr Conrad in einem vereinigten Toaste. Der 
Abend verlief in der gemüthlichsten Weise, wozu die guten Leistungen 
det Vereinscapelle und einige Klaviervorträge des Herrn Schader 
witz nicht wenig beitrugen, und hielt die messten Festgenoisen bis 
pät in die Nacht hinein vereint. 
Möge dem Kriegervereine St. Ingbert auch für die Folge 
zutes Gedeihen blühen, was wir ihm von Herzen in Anbetracht 
einer patriotischen Gesinnung wünschen und derseibe steis festhalten 
am Wablspruch aller deutschen Krieger⸗-Vereine: 
Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland! 
In Treue fest! 
Si. Ingberi, 7. Olibt. In der Nacht von Sonnlag 
auf Montag wurden die Bewohner unserer Siadt durch Feuerläcia 
nus dem Schlafe geschreckt. Es brannten die Gebaul'chtkeiten dog 
dorenz Nautin Schüren. Unfere Feuerwehr war baid zur 
Ztelle. Ihrem thatigen Eingreifen ist es zu verdanken, daß das 
Feuer auf seinen Heerd beschräntt blieb und die nächst gelegenen 
daͤuser verschonte. Der zuerst vom Feuer ergriffene Stall mit den 
datauf sitzenden Futtervorrälhen wurde jedoch gänzlich zerstört. 
Ein Pferd in demselben konnte nicht mehr gerellet werden und 
zing jammeclich in der Flamme zu Grunde. Auch ein an den 
Stall angtenzendes Wirthslokal hat stark vom Feuer gelitten. Ueber 
die Entstehung des Feuers können wir nichts mittheilen. 
St. Ingbert. Die neuangelegte Bahnhossstraße, welche 
auch als Distrikisstraße dient, wurde dieser Tage an den Distrikt 
bergeben und zu gleicher Zeit der bisherige Uebergang der Ens⸗ 
heimerstraße über das Bahngeleise cassirt. Säwmtliches Fuhrwerk 
nach der jenseits des Bahnldrpers gelegenen Ensheimersiraße hat 
aun seinen Weg durch die neue Bahnhofsstraße zu nehmen. 
Die Genetalversammlung der Pollschia wird am 11. Olti. 
im Siadlhaussaale in Dürkheim statfinden. 
Annweiler, 2. Olt. Der ‚Bote vom Trifels“ hat 
nach 10monatlicher Existenz mit dem heutigen Tage sein Etcscheinen 
eingestellt. 
f In Mutterstadt ist unter den Sch veinen eine Seuche 
aukgebrochen, welcher bereits 50 Stüd erlegen sind. 
*Speyer, 2. Okt. Auch in diesenn Jabre hat die Prü— 
— 
Deutsches Reich. 
München, 5. Okt. Der deutsche Kronprinz ist heute früh 
88*/4 Uhr in Begleitung seines Adjutanten des Rittmeisters v. Ny⸗ 
venheim hier eingetroffen und vom Polizei⸗Präsidenten v. Feilitzich 
am Bahnhof empfaugen worden. Der Kronpriaz ist im Hotel zu 
den vier Jahreszeiten abgestiegen. Die Weiterreise nach Italien 
erfolot morgen. 
NAusland. 
Wien, 8. Olt. Die hochoffizidie Montagsrevue bespricht 
d'e volitische Lage nach dem Bismarckbesuch und sagt, das Gefüh! 
moralischer Isolirung werde allerdings schwer auf Rußland lasten, 
doch sei die Isolirung wesentlich selbstverschuldet, da innerhalb des 
Dreikaiserbundes kein Raum war für den Panslav ssmus, welchen 
die russische Regierung niederzuhalten oder zu desavouiren unmächtig 
oder nicht gewillt sei. Innerhalb Europas sei kein Raum für so 
weitreichende turbulente, alle destehenden Verhältnisse bedrohenden 
nationalen Bestrebungen. Der panslavbistische Chauvinismus habe 
die Wirkung erzielt, daß die Stellung der Friedensmächte Europas 
Rußland gegenüber eine andere geworden. Uebrigens sei es in 
Petersburg betannt, daß die deutschösterreichische Verbindung für 
Niemand eine Herausforderung oder Bedrohung enthalten, jedoch 
vom Gedanken an deren Abwehr beherrscht und geleitet werde. 
— Rußland sei ein aufrichtiger Anschluß freigestellt. Bisher stehe 
Rußland im Verdacht beabsichtigter Selbstausschliißung, und erst, 
wenn dieser Verdacht beseitigt, werde Euroba das Gefühl voller 
Beruhigung wiedergegeben sein. 
Paris, 4. Olt. Wie man dem „Globe“ aus Laon tele⸗ 
zrophirt, hat die Revue, welche gestern den Abschluß der dortigen 
VMandeer bildete, einen sehr Ublen Verlauf genommen; nachdem 
nämlich die Fußjäger, die Infanterie und Artillerie glücklich vorbei 
defilirt, kam dꝛe Reihe an die Kavallerie; diese machte aber eine 
jalsche Bewegung und ritt mitten in die Volksmenge hinein, welche 
sich nur mit genauer Noih vor den Pferden der Kürassiere retten 
tonnte. Die Sache war um so peinlicher. als viele fremde Mili— 
jaͤrs dem Schauspiele beiwohnten. 
Nach Reuter'jchen Berichten aus Konstantinopel hal der 
Sullan dem österreichischen Botschafter, gegenüber den Wunsch ge⸗ 
üußert, in ein Buündniß mit Oesterreich zu treten. — Der fran⸗ 
ösische Botschaller hatte am 1. d. beim Sulian eine Audienz, der 
—AVV 
lüber die griechische Frage erörtert wurden. — Der Sullan hat dem 
inglischen Vertreter Malet erklärt, er beabsichtige die Bestimmungen 
des Berliner Vertrages getreulich auszuführen, und theilte ihm 
weiter mit, daß er Maßregeln zur Wiederherstellung des firarciellen 
GBleichgewichts angeordnet habe. — Laut Nachrichten aus Scuilari 
zereitet der albanesische Aufstand den montenegrinischen Behörden 
große Besorgniß. Sie fürchten, daß die Erbebung sich üher das 
ganze jüngst einverleibte Gebiet erstrecken werde. 
Rermischtes. 
VSt. Ingberi, 6. Ott. Gestern Abend feierte der 
Kriegerve rein St. Ingbert sein Stiftungosest im Oberhaufer'schen 
Saale. Nachdem die Vereinsmusik unter der Leitvng ihres Diri— 
genten zur Einleinung der Feier einen Marsch gespelt hatte und 
das Bundeslied: „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ von allen 
Anwesenden gesungen war, begrüßte der J. Vorstand des Krieger⸗ 
Vereins Herr Fijcheer die eingeladenen Gäste, als: die hier 
wohnenden Herren Reserbe-Officiere und ⸗Unterofficiere, den Sän— 
gerhor des Musikvereins, den Ausschuß und den Saͤngerchor des 
Arbeiterbildungs Vereins, sodann die Vereinsmitglieder mit ihren 
damil en und hieß olle herztich willlommen. Hierauf flanuele er 
en JahreSberichi ab, wonach der Verein deute aus 102 Mutgliedern 
zesteht, im letzten Jahre 4 Monateberfammlunagin, 3 Gemrasver.