Full text: St. Ingberter Anzeiger

Uhr die Audienzstunde herankommi. Um 274 Uhr ißt der Papst 
zu Mittag; nach einen kurzen Schläfchen setzt er sich an die Ar⸗ 
»eit bis sieben Uhr Abends. Um diese Zeit erscheinen die intim⸗ 
tten unter den Kardinälen, einige guie Freude aus Perugio und 
don Zeit zu Zeit bald dieser bald jener der bei ihm akkreditirten 
Botschafter. Die Uaterhaltung pflegt sich dann uͤm allerlei, um 
dunst, um Politik, um Aufsehen erregende Prozesse zu drehen, bis 
ich der Papst zum Abendessen zurückzieht und dann die Arbeit einsig 
bis spät in die Nacht von Neuem aufnimmt. Wenn der Kammer— 
ent Bossi sieht, daß Leo XIII. das Licht auslöscht, geht er auch 
u Bett. 
Ein Berg von Glas. Die wefstlichen, an das 
Felsengebirge grenzenden Gegenden von Nordamerika bergen bekannt 
ich eine Menge seltene Schatze der Natur, welche das Staunen und 
die Bewunderung der Beschauer erregen. Zu denselben gehött auch, 
paß man neuerlich ia dem sogenannten Yellowston Park einen ganzen, 
mehrexe Hundert Fuß hohen Berg von vulkanischem Glas (Odsidian 
»der Glasachai) von verfchiedenen Farben enideckt hat. Die Spe⸗ 
rulation geht vereitz damit um, diese merkwürdige Enldeckung in⸗ 
dustriell zu verwerthen und auszubeuten. Die Indianer haben aus 
diesem natürlichen Glas seit undenklichen Zeiten Spitzen für ihre 
Speere und Pfeile verfertigt. 
Eine Pflanzer⸗Assoziation auf Kuba hat eine Petition an 
stönig Atfonso Behufs Sammlung von Unterschriften aufgelegt, in 
velcher um die Erlaubniß nach zesucht wird, in Anbetracht der bevor⸗ 
itehenden und unvermeidlichen Aufhebung der Sklaverei auf Cuba, 
jür die Sinwanderung anderer Elemente Propaganda zu machen. 
Ju dir Petition wird der Vorschlag gemacht, 25 000 bis 30 000 
Thinesen einzuführen, ferner bvon Spanien und den Canarischen 
Jaseln 10 000 Arbeiter heranzuziehen, und in diesen Maßnahmen 
sortzufihren, bis die Zahl der Eingewanderten 400 000 Köpfe er⸗ 
reicht hat. Solchen Personen soll freie Ueberfahrt verschafft und 
dieselben für die Dauer von 10 Tagen nach ihrer Ankunft unter⸗ 
tützt werden. Die Assoziation veranschlagt die Kosten, welche durch 
Heranziehung von jäbrlich 40 000 Personen enistehen werden, auf 
3000 000 Lste., welche Summe, wie sie vorschlägt, durch eine all⸗ 
gemeine Besteuerung aufgebracht werden soll. 
F Ein Fußgänger. Ein Seitenstück zu Seume's be⸗ 
rühmtem „Spaziergang nach Eyracus“ hat kürzlich ein fünfzigjäh— 
riget Kalufornier, Namens Denis Collins geliefert, welcher den Weg 
von San Francisco nach Newyoik der Pacifikbahn entlang binnen 
93 Tagen zurücklegte und damit eine Wette von 3500 Dollars 
gewann. Am 1. Juni um 10 Uhr Morgens war Collins vor 
Tausenden von⸗ Zuschauern von San Francisco aufgebrochen, am 
1. September Nachmittags traf er in Newyork ein, wo seine An⸗ 
kunft ebenfalls ein von den Zeitungen schon zum Voraus verkünde⸗ 
res Schauspiel war. Er hatte einen Weg von 3255 englischen 
Meilen zurüchgelegt. Ich habe mich, erzählte er dem Berichterstatter 
des „Newyork Herald'“, auf dem ganzen Weg neben der Bahnlinie 
zehalten; ich hätte die Strecke in 100 Tagen zurudcklegen sollen, 
und da ich sie binnen 93 Tagen zurücklegte, so bin ich durchschnitt⸗ 
lich 35 englische (uber 7 deutsche) Meilen im Tage gegangen. Bei 
Nacht habe ich geschlafen und auf jeder Bahnflation eine Ruhe⸗ 
oaufe gemacht, während die Stationschess mir die Ankunft in einem 
eigenen Büchelchen bescheirigten. Ein Vertreter der gegen mich 
Wettenden fuhr auf der Bahn und traf mich verabredeter Weise 
ile 24 oder 36 Stunden auf einer Babnstation, um die Eintra⸗ 
zungen im Büchlein zu kontroliren. Die Bahnzüge bedürfen be— 
tanntlich für die Strecke San Francisco bis Newyork, welche Collins 
in 93 Tagen zurücklegte, fast eine volle Woche, wobei fie Tag und 
Nacht fahren. 
FGründliche Kur. Der Vorsleber einer Bapftistenge⸗ 
meinde hatte einen Bruder, der zum größten Kummer des from⸗ 
nen Mannes in hohem Grade min dem Laster des Lügens behaftet 
var. Eines Tages theilte der Sunder ihm jedoch mit, daß er in 
der letzten Nacht durch eine Vision zur Fiömmigkeit gemahnt wor⸗ 
den sei. Er gelobte Besserung und emschloß sich zur Taufe, ob⸗ 
Jeich es so bitterlich kalt war, daß zu der am nächsten Sonntag 
tatifindenden Ceremonie ein Loch in das Eis gehauen werden 
nußte. Als der Täufling aus dem Wasser kam, fragte sein Bru⸗ 
der, ob ihn sehr friere. „Nicht im Geringsten,“ serwiderle der 
Reubekehrte in seinem Eifer. „Bitte, taucht ihn noch ein Mal 
unter,“ wandte sich darauf der Gemeindevoisteher an den Geisi— 
lichen, „er lügt noch.“ 
7 Das Celluloid. Rombergs technische Zeitschrift bringt 
olgende wichtige Mitiheilung: „Gefährliche Surrogate! Vielfältig 
ängt man jetzt an, Griffe von Thürklinken, Glockenzüge, Bilder- 
ahmen und dergleichen statt aus Messing, Bronce, Silber ꝛc. aus 
iaitirtem Elfenbein oder aus eiger eigenthümlichen, metallähnlich 
ussehenden Glasmasse zu erzeugen. Nun ist aber dieses imitirte 
ẽlfenbein nichts Anderes als das berüchtigte Celluldid, eine Com⸗ 
position mit Schießbaumwolle als Hauptbestandiheil (eine Satans⸗ 
dee), welches mit geringet Beimischung zur Nachahmung aller mög⸗ 
ichen Stoffe (Bernstein, Korallen ec.) verwendet wird; das andere 
Beheimmittel, die siberartige Glasmasse, ist aber zehumal spröder, 
als gewöhntiches Glas. Im ersten Falle explodirt der Klintengriff 
aus Cellutoid: Elfenbein, wenn wir uns demselben mit einem bren⸗ 
nenden Lichte oder einer Tabakspfeife unvorsichtig nähern, im zweiten 
valle zerbricht er leicht durch den Druck der Hand, und man zer⸗ 
chneidet sich dieselbe durch die Splitter.“ (Es werden auch imi⸗ 
irte Eifenbein⸗Billard Basse aus Celluloid angefertigt, darum— Vorsicht!) 
Gemeinnuͤhiges. 
Anleitung zur raschen und augenblicklichen Versilberung. 
Nachstehende Pulbermischung dient, wie mehrmals erprodt wurde, 
ur schnellen Versilberung kupferner, messingener und eiserner Gegen⸗ 
tande. Chlorũlber 3,0; gereinigter und gepalverter Weinstein 20.0; 
dochsalz gepulvertes 135,0. Diese Bestandtheile werden gemischt, 
das Pulber wird dann mit Wasser zu einem Breie angerührt und 
auf die gut gereinigte Metallfläche aufgerieben. Durch Reiben mit 
inem Bausch Fließpapier bewirlt man die Versilderung. Man 
reibt dann mit fehr fein gepulverter Kreide, wodurch der Silber—⸗ 
lanz erst recht hervortritt, wäscht mit Wasser und reibt mit einem 
duche ab. Das Sammeln von Chlorsilber bei analhtischen Versuchen 
ꝛpfiehlt sich daher besonders. Es ist noch zu bemerlen, daß Waagen, 
Tara⸗ und Handwaagen von Messing durch die leicht ausführbare 
Versilberungs Methode ein elegentes Anaiehen erhalten. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 9 Oltober. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Beizen 11 M. 32 Pf. Korn 8 M. 80 Pf., Gerste zweireihige 0 M. — Pf. 
ierreihige 6 M. 54 Pf., Spelz 0O M. — pf. Spelzkern — Mi. — Pf. 
Dinkel — M. — Pf., Mischfrucht ¶ M. — Pf. Hafer 6 M. 02 Pf. 
irbsen 5 W. F Pf. Widcen 0 M. — Pf., Kartoffeln s M. — ppff, 
deu 3 M. 20 Pf., Stroh 2 M. 40 Pf., Weißbrod 12/3 Kilogr. 54 Pf. 
kornbrod 3 Kilogr. 76 Pf., 2 Kilogr. 51 Pf. 1Kilogr. 26 Pf. Gemischt⸗ 
zrod 3 Kilogr. 92 Pf., das Paar Wedck 100 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
30 Pf. II. Qual. 50 Pf. Kalbfleisch 80 Pf. Hammelfleisch 80 Pf. Schweinefleisch 
6 Vf., Buiter !/3 Kilogr. IM. — Pf., Wein J Liter 80 Pf. Bier 1 Liter 24 Pf 
vur die Vedaction ver· rilio F. 55 — F 
Im̃ allgemeinen Interesse 
inden wir uns veranlaßt, auf die im heutigen Blatte enthaltene Annonce der 
derren Löwe & Co. in Ham bur'g ganz besonders hinzuweisen. Die 
ingekündigten Originalloose sind mit dem bayrischen Slempel versehen und 
dadurch im ganzen Konigreich Bayern gesehlich zu spielen erlaubt. Die 
steellität und Solidität oben genannten Hauses ist bekannt und daher nichts 
zatürlicher, als die vielen beĩ demselben einlaufenden Aufträge, welche eben 
so rasch als sorgfältig ausgeführt werden. 
—238 
Größere Quantitä⸗ 
ten frisch geschossene 
Hasen kauft zu den 
höchsten Preisen. 
GC. A. Couturier 
Zweibrücken. 
F 203200220000022 20 
Umnwiderrusflich 
findet amn BO. OtoOber die Ziehung der 
Ludwigshafener Kirchenbau-Lotterie Patt. 
Loose à 2Marix 
Gesammt⸗Gewinne Mark 115,400 
auf 20 Loose ein Treffer 
sind zu beziehen durch die General-Agentur 
J. C. Voltz oder Zul. Goldschmit, 
Ludwigshafen am Rhein, 
und von Herrn Franz Wou in St. Inabert. 
Eine Grube guten 
—5 
Strohdung 
hat zu verlaufen 
V. Weisgerber. 
JäCò TTAINVDCGCC 
dtollworokebe 
Ohocoladen 
und Oacdaos. 
dorgfaltigsto und voll- 
kommene Pabrikation. Un- 
hbedingte Garantie für den 
Wortlaut der PLtibkette. 
Preise jeder Tafel aufge- 
druckt. 
Verkauf in den meistep 
guten Conditoreien, grös- 
seren Colonialwaaren-Hand- 
Iungen vnd Apotheken. 
— 
De⸗ von Herrn Hermann 
Lau bisher bewohnte 
Logis, beslehend aus 4 Zimmern, 
Mansarde, stellerraum ꝛc., ist bis 
Novembder dezehbar zu ver⸗ 
niesthen. Dosselbe kann auch 
jetrennt vermiethet werden. 
Naͤhere Auskunft ertheilt der 
kigenthümer P. Waisgerber. 
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2* 
Iv* 
eiten aller Art 
verden rasch und billig anzefertigt in der 
J. J. Demetz'schen Buch⸗ und Steindrucerei.