und drohte mit Klage. Unler dem Einfluffe dieser Drohung ver⸗
laufte er damm weiter einen jungen Stier an B. um 120 Mart
und liieß sich daun einen Schuldschein im Gesammibetrage von
106 Mes68 pfausstellen, welcher die Bemerkung erhielt: „zahl⸗
bar bis Weihnachten 1879.“ Im Februar l. J. klagte Freiberg
plötzlich die ganze Forderung ein,. worauf B. eine Kuh verkaufte
imd das fehlende Geld bei Belannten lieh, um den Freiberg zu
befriedigen. Nachdem B. auf diese Weise in den Besitz seines
Schuldscheines gelommen war, zeigte es sich, daß Freiberg an dem
Schuldscheine die Zahl 9 in 8 umgewandelt hatte, so daß es nun
hieß: zablbar bis Weihnachten 1878. B. maͤchte von dieser Fal⸗
schung Anzeige, worauf Freiberg vom k. Zuchtpolizeigerichte Kaisers⸗
jautern wegen Urkundenfälschung zu 1 Jahre Zuchthaus verurtheilt
wurde. Das Appellationsgericht bestätigte dieses Urtheil.
Landstuhl, 18. Ott. Am nächften Miltwoch, 22. d.
Mis., hält der Verein pfälzischer Schrifisteller, Künstler und Freunde
der Kunst und Wissenschaft im Ganning'schen Lokale dahler seine
Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen u. A. fol⸗
gende Vorträge: „Ueber pfaͤlzische Dialeltdichter“, von Heren Pfar⸗
er Bädring in Minfeld. „Dichter und Dichterlinge der Haar—
beutelzeit? bon Herrn Eduard Jost in Landau. — Man sieht hier
der Versammlung mit lebhaftem Interesse entgegen.
Ansang der Weinlese in Gimmeldingen, Landau,
Bodramstein, Ärzheim, Siebeldingen, Albersweiler, Birlweiler und
Nußdors am 20. Oktober. (Im Kastanienbusch von Birkweiler be⸗
ginnt die Lese am 23. Oktoder.)
Otiseiler, 18. Okt. Als große Seltenheit dürfte
es erscheinen, daß der Gäriner Konrad Reinshagen dahier um
d. Juni d. J. Kartoffelkraut abschnitt und dasselbe versuchsweise
einpflanzte. Sein Versuch haite auch Erfolg, indem er von diesem
abgeschnittenen Kartoffelkraut schöne dicke Kartoffeln erzielte, welche
er“ gein bertit ist, auf Wunsch vorzuzeigen. (S.⸗ u. Bl.⸗3.)
(Ein aͤhnliches Experiment ist bereits schon früher von einem Mat⸗
gliede des Garienbauvereins in Saarbrücden gemacht worden.
D. R. d. S. Ztg.)
7Aus 9 meskeil wird geschrieben: Dieser Tage war
ein Feldhüter von Bierfeld hier am Gericht vorgeladen, weil er
kein Protokoll wegen eines begangenen Vergehens gemacht hatte.
Der Richter beschuldigte den Feldbüter, seine Pflicht nicht erfüllt
ind dadurch seinen ümtseid gebrochen zu haben. Der Felohüter
entgecnete dem Richter daß er s. 3. den Bürgern von Bierfeld
den Eid geleistet habe, keinen Unierschied zu machen und Einen zu
behandeln wie den dindern.“ Er habe während seiner Dienstzeit
PYiemand ein Protokoll gemacht und somu seine Pflicht erfüllt.
Man sah das damals verfaßle Schrifistück nach und war darin
wirklich weiter nichts gesagt, als daß ein Bürger wie der andere
zu behandeln sei, weshaͤlb das Gericht den Feldhüter freisprach.
4 Daß die berühmte Stiefelparade in Strabburg unseren
Truppen thatsachtich zur Ehre gereicht, wahrend der Spott ein seht
wohlseiet war, davon legen jetzt auch französische miluarische Be⸗
richterstatter das gewiß unbesangenste Zeugniß ab. Ein solcher
— werden einsehen, was ein
Defiliren in diesem großen Sumpf heißen wollte, denn die Wagen⸗
ladungen voll Kies, welche in der Marschrichtuug aufgeschüttet
waren, hatten das Terrain kaum verbessert. Nun, iq stehe nicht
im Verdacht, in meinen Urtheilen besondere Zartlichteit für die
Deuischen zur Schau zu tragen, aber ich muß es laut bekennen,
daß, als ich jene Raͤhen im Parademarsch hetanrücken sah, die
weiße Hose bis zum Oberschenkel mit Koth bespritzt, als ich sah,
die die Mannschaften ihre Stiefel im Koih stechen ließen, ohne
mit einer Wimper zu zucken, ohne die Marschladenz zu ändera, als ich
dort, wo ich einer allgemeinen Patscherei beizuwohnen glaubte, die
Kompagnieen fast ohne Schwanlen mit beinahe tadelloser Beobacht⸗
ung der Distanzen vborkommen sah, da wußte ich nicht, was ich
mehr bewundern sollte, die unerschütterliche Disziplin der Truppen,
die Amotuat der Offiziere und der Kadres, oder das Vertrauen der
Generale, welche nicht Anstand genommen haben, ihre Truppen auf
zinem solchen Terrain vorzuführen. Man spricht dem deuischen
Soldaten die Gewandtheit, die Geschmeidigkeit, die Intelligenz, den
Instinkt, die Initiative des französischen Tirailleurs ab. Wenn
man Rehl hat, um so desser: aber was als unwiderleglich gellen
muß, ist, daß die französischen Regimenter noch viel zu hun haben
werden, um so in die Hand uihrer Oifiziere zu lommen, wie es
ohne Ausnahme und ohne Unterschied des Kontingents die deutschen
dei Königshofen in Parade gestandenen Regimenter sind. Das ist
ie Thassache, welche ich mich nicht fllechte, offen auszusprechen.“
7'Frantfuͤrt. Es ist beabsichtigt, im Jahre 1881 hier
eine Gewerbeausftellung für Süd- und Mitteldeutschland adzuhalten.
FMunchen, 15. Olt. Derx Schriftsteller Dt.
Ferdinand Kürnberget i gestern Abend im hiesigen allgemeinen
rankenhause gestorben.
f Boyerischer Wiß. In Münchener Blaͤttern finden wir fol⸗
zendes Gespräch vom Kaiser-Mandver in Straßburg. Sitraßburget
u en banerischen Soldaten); „Kennet mer nit sage, weswea⸗
Iht Bayere jetzl än Ouuff'n Helm haͤn; früher isch ez doch än
Mugsin?“ — Baher: „Dos is doch ganz klar: früher han mer
Maßkrüg' g'habt, jetze han mer nur noch Liter·“
phus Stüärzelberg bei Düsseldorf wird als Kuriosum
mitgetheilt, daß eine 80 Jahre alte Frau einen neuen Zahn be⸗
sonmen hat.
Essen, O. Olt. GWiederanblasen von Hochöfen.)Nach
der „Essener Ztg.“ beabsichtigt die Attiengesellschaft „Phönix“ dem⸗
nächsii wieder zwei Hochdfen anzublasen; außerdem sollen dem Ver⸗
nehmen nach in Foige der in den letzten Tagen sich äußerst lebhaft
zestalteten Nachfrage nach Gießereieisen und des daraus für diese
Fisensorte bereiis eingetretenen Preisaufschlages von 7 bis 8 Mart
per 1000 Kg. in nächster Zeit in Rheinland und Westfalen un⸗
gefähr 10 - 12 weitere Hochöfen wieder in Betrieb gesetzt werden.
F In Minden verlor ein Rentner einen 500-Markschein.
Zwei Kmder fanden denselben und brachten ihn dem Eigenthümer
Jurück, welcher großmüthig jedem der Kinder eine Birne schenkte.
F Berlun, 12. Oit. Am Samstag sind hier sechs Frauen⸗
simmer und sechs Maänner verhaftet worden, die sämmtlich falsche
Markscheine, und zwar Fünfs⸗, Fünfzig⸗ und —A
dertrieben haben. Unler den Verhafteten glaubt man auch den
Berfertiger der Faͤlschungen ergriffen zu haben.
Der in Berlin am Schloßplatz —X
Dito Sch. wird wegen Defraudalion von ca. 300 000 Mark steck⸗
zriefl'ch verfolgt. Sch. datte, wie die Volkszeitung“ meldet, sein
Beschäst am 26. Sept. geschlossen, weil, wie er vorgab, er eine
Keise zu Verwandten in Frankfurt o. M. unternehmen mußte. Er
jatie siih an diesem Tage auchh von seiner in der Kronenstraße
vohnenden Familie verabschiedet, dann aber nichts mehr von sich
Jören lassen.
7.,„Wenn ich nicht Zeitlebens belomme, hilfts nichts, dann
nuß ich, wenn ich rauskomms, es wieder machen,“ schrie der ehe⸗
nalige Ober-Kellner Siegelring am Mittwoch Abend unter den
zinden 15 zu Berlin vor dem Laden des Kaufmenns Lichtenstein
ötzlich aus, und schlug dabei mit einem starken Kaüttel dessen große
—„chaufeuster⸗ Scheiben im Werthe von 600 Mark in Stouͤcke. S.
vurde in Haft genommen. J
fErne Mohrenhochzeit. Am Montag den 8. Olt.
Nachmittag wurde in der Bartholomäuskirche, am ehemaligen Neuen
Zoͤnigsthor in Berlin durch den Prediger Herrn Vorberg die
aͤrchliche Einsegnung der vorher standesamtlich abgeschlossenen Ehe
des Mohten des Prinzen Karl mit der 19jahrigen Tochter einer
ziesigen Gemüsehändlerin in feiertichster Weise vollzogen. Der
chwarze Ehegatte heißt Wilson und ist jetzt 25 Jahre alt; er
mmt von der Süolüste Afrikas, wo sein Vater heute noch ale
hrsamer Schmied bei den Negern in hohem Ansehen stehen soll.
Wilson, der als kleines Kind nach Europa gebracht wurde, fand
amals in der Provinz Hannover Aufnahme in einem graͤflichen
dause. Dort wurde ecr in der cheistlichen Religion erzogen und
erhielt einen guten Schulunterricht. Set mehreren Jahren gehoͤrt
r zur Dienerschaft des Prinzen Karl und ist eine stadtbekannte
Hersönlichkeit. Die Nachricht von der Mohrenhochzeit hat au
Nontag die ganze Gegend am Neuen Konigsthor in erklätliche
Auftegung und namentuch die weiblichen Bewohner derfelben aul
zie Beine gebracht. Die Kirche war deshalb bdis zum Erdrücken
nit Neugietigen gefüllt und das Gedränge war so mächtig, daß
rotz zahlreicher Schußleute, die zur Aufrechterhaltung der Oronung
inwesend waren, Gitier eingedrückt und Bänke nund Stühle zer⸗
rummert wurden. Auqh vor der Kirche hatte sich ein tausend⸗
dpfizes Publikum zusammengefunden, so daß dort vielsach der Ver⸗
ehr gehemmt war. Daß die schwarzewei ße Alliance in der Gegend
Jeute noch das erste Gesprächsihema bildet, veisteht, sid
von selbst.
pEine neue Zeit⸗Eintheilung. Für die Uhr⸗
nacher eröffnet sich die Aussicht auf eine ganz ungeheure Conjunt
ur. Sin Berliner Blatt jchreibt nämlich: Das Zehntheilungs
System ist durch die Munz⸗, Maß, und Gewichtsteform zur⸗ Herr⸗
chaft gelangt, somit dürfen wir, sofern wir consequent sein wollen,
nuch nicht davor schrecken, unsere Zeit hach dem De cimalsysten
einzutheilen. Vor fünf Jahren hat bereits ein Herr Ferdinand
stoll in Brandenburg a. d. Havel vocgeschlagen, den Tag in 20
Slunden und die Stunde in 100 Minuten zu theilen, dann aber
die Bezeichnung der Stunden hintereinandet 1 Uhr bis 20 Utze ein⸗
uführen. Post⸗, Eisenbahn⸗ und Telegraphendienst besonders er⸗
sielten dierbei eine wesentliche Erleichterung, denn dadurch wurden
zie Zeitbejeichnungen Tag und Nacht, Vormittags, Nachmittags
Motgens und Abends überflüssig. —
Pesth, 6. Oct. Die amlliche Schätzung der ·durch die
debershwemmung in Szegedin verursachten Schaden ist nun beendet.
Im Ganjen erscheinen 13,762 Parteien, die in 5600 Haufer⸗
pohnhast waren, mit der Gesammtsumme von 10,827, 449 BGulden
heschadigt. Die aus dem In- und Auslande eingelausenen Unter
dutzungogelder dez ffers sich zauf etwa 2,300,000 Gulden.
173 8040 unfere Sliadt hatte leicht der Schou