Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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As 17. 
Donnerstag, den 80. Januar 
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Deutsches Reich. 
München, 27. Jan. D'e Kammer der Reichsräthe nahm 
einst'mmig die vier Ausführungsgesetze zu den Reichsjuftizgesetzen au— 
München, 28. Jan. Das Münchener Fremdenblait“ 
hört, daß Prof. v. Pettenkofer gestern im Auftrage der bayerischen 
Regierung behufs Verabredung rascher und energischer Maßregeln 
degen d'e Verbreitung der Pest nach Berlin abgereist ist. 
Dem „Pf. K.“ wird unterm 28. Januar aus München 
geschrieben: Der Gesetzentwurf in Beireff der Befleuerung der 
Wanderlager ist heute an das Präsidium der Abgeordnetenkammer 
gelangt. Wie ich vernehme, sollen darnach die Wanderlager nach 
der Dauer des Geschäftsbetriebes derselben aa einem Oit derart 
besteuert werden, daß bis zu einem vierzehntägigen Aufenthalt ?4, 
bis zu 30tägigem Aufenthalt die Hälfte, bei einem Aufenthalt über 
30 Tage das Ganze der Jahressteuer (Gewerbesseuer) zu entrichten 
sein wird. 
* Durch kaiserliche Verordnung ist der deulsche Reichsstag zum 
12. Februar einberufen. 
Die am 20., 21. und 22. Juli v. Irs. im Deutschen Reiche 
stattgefundenen Sammlungen der Wilhelm⸗Sdende haben mit den 
nachträglich, insbesondere von Deutschen im Auslande eingegangenen 
Beiträgen, nach Abzug der jür Drucksachen, Potti u. s. w. ent⸗ 
dandenen Kosten, einen Reinertrag von 1,749, 780,87 M. ergeben. 
Diese Summe ist bei der Preusischen Seehandiung zinsbar angrlegt. 
Ber lin, 27. Januar. Die Nationalztg.“ erfährt im Ge—⸗ 
gensatz zu anderen Angaben von wohlunterrichteter Sei'e: Das 
preußische Slaatsministerium sptach sich gegen das Tabakmonopol 
und für die Gewichtssteuer aus und überlies dem F nanzmimister die 
Ausarbeitung der betreffenden Vorlage. 
* Am 27. de. begannen in den Ausschüssen des Bundesraths 
die Berathungen über den Bericht der Tabak⸗Untersuchungs⸗Com⸗ 
mission. Dem Resultat derselben sieht man mit Spannung entgegen. 
Berlin,, 28. Jan. Heute fand eine Sitzung des Bun⸗ 
desraths Statt, in welcher sich derfelbe mit der Berathung der 
Maßregeln gegen die Einschleppung der Pest beschäftigte. 
Ansland. 
Wien, 27. Januar. Alle russischen Dampfschiffe mit den 
Ranonen, sowie die Schleppscheffe, welche während des Krieges in 
der Donau stationirt waren, sind Serdien zum Geschenk gemacht 
worden. 
Wien, 27. Jan. Zußjßolge eingeleiteter Vorbesprechungen 
ist die Erwartung berechtigt, daß auch Italien den deursch öster⸗ 
reichischen Beschlüssen, bezüglich der Abwendung der Pestgefahr, 
beitritt. Auch mit anderen Mächten werden Verhandiuungen 
zeführt. 
Die lerbische Vollsvertrelung, die in der vom Berliner 
Kongreß geregelten Judenfrage zuerst die Absicht hatte, den euro⸗ 
paischen Großmächten ein kolossales: „wir wollen nicht“ entgegen zu 
schleudern, hat sich zu guterletzt noch besonnen und die Regierungs⸗ 
dortlage, betreffend die Aufhebung des Verfossungsartikels, welcher 
die Juden in Bezug auf die denfelben zustehenden bürgerlichen Rechte 
beschränkt, eiastimmig angenommen. 
—Frankr eich scheint wieder einmal vor einer Krisis zu 
slehen. Die Majorität der Deputirtenkammer verlangt Veränder⸗ 
ungen in den Oberlommandos der Armee. Schon sind mehrere 
monarchistisch gesinnte Generale d'esem republikanischen Verlangen 
zjum Opfer gefallen. Marschall Mac Mahou glaubt damit genug 
gethan zu haben und erklärte, er werde eher seine Entlassung neh⸗ 
men, als in dieser Frage noch weiler nachgeben. 
Der Praͤsident des Schwurgerichts in Neapel Chevalier 
Ferri, hat dem Gesuche des Vertheidigers Passodante's deuselben 
iner ärzilichen Untersuchnng über seinen Geilleszustand zu unter⸗ 
siehen, nach sorgfälliger Durchlesung der Processacken und der 
Schriften des Delinauenten willfabren. 
ermischtes. 
Si. Ingbert, 27. Jan. Die in der Sonntagsnummer 
deröffenilichten Mittheilungen über den unter hiesigen Schmelzar⸗ 
heitern bestehenden Hilfs Verein geben uns Veranlassung, hier eines 
andern Vereins ähnlicher Tenderz zu erwähnen. Deriselbe wurde 
uinter dem Namen „Sterbe⸗Verein“ im Jahre 1875 gegründet. 
Seine Mitglieder zählt er hauptsächlich unter den in den preußischen 
hruben arbeitenden Bergleuten. Doch kann jeder gesunde Mann, 
)er das 45. Lebensjahr noch nicht überschritlen hat und sich eines 
zusen Rufs erfreut, Milglied werden. Bei dem Tode eines Mit⸗ 
liedes werden an dessen Hinterbliebenen aus der Kasse des Vereins 
30 M. ausbezahlt. Bei seiner Gründung zählte der Verein 44 
Mitglieder; Ende Dezember v. J. hatte er deren 67. Aus seiner 
dasse wurden während seines Besehens 434 M. 61 Pf. veraus⸗ 
nabt. Nach der latzten Rechnungstellung verbleibt derselben ein 
leberschuß von 709 M. 43 Pf. Die monallichen Beiträge sind 
'o gering, daß auch der Aermste in der Lage ist, sie zu leisten. 
Möge darum der genannte Verein in der hiesigen Bevölkerung die 
Beachtang finden, die sein edletr Zweck verdient! 
* In Nr. 12 des Anz. berichteten wir nach der „Pf. Pr.“ 
pon einem Brande auf dem Montsforter Hof, der mehrere Scheunen 
und Stallungen zerstörte. Dieser Tage wurde nun ein Bursche 
nus Kallbach bei Obermoschel, der im Verdachte steht, das Feuer 
angelegt zu haben, verhaftet und nach Kaiserslautern abgeiührt. 
t Vielfach herrscht im Kleinverkehe die Unsitte, daß Verkäufer 
hren Kunden, die ein Vrertel Pfund verlangen, 120 Gramm siait 
25 zuwägen, somit 4pCt. weniger geben, als bezahlt wird. In 
Berlin ist jungst ein Kaufmann, wvelcher Sali und Zucker in Vier⸗ 
elpfunddküten von seinem Lehrling mit nur 120 Gramm abwiegen 
and für ein Viertel Pfund verkaufen ließ, wegen Betruzes mit Ge⸗ 
ängnißstrafe belegt worden. 
*BDiesfer Tage fiarb in Rodalben enn alleinstehender be⸗ 
ahrter Mann, Namens Jager. Er hatte sich vor einigen Jahren 
pahin zurückzezogen, nachdem er etwa 30 Jahre hindurch in Patis 
ils Handlanger dei Bauarbeiten thätig gewesen war. Da er in 
eht dürftigen Verhältnissen lebt, gall er allgemein als sehr arm. 
Nicht gering war darum das Erstaunen, als sich in seinem Nachlasse 
angefähr 12,000 Franks fanden. 
F Am Sonntag Abend wollie ein schon bejahrlter Mann 
Pamens Leibrock von Limbach sich von Altistadi nach seinem 
Det begeben, gerieth aber vom Wege ab und haite das Ungläc, 
in die Blies zu fallen. Sein Leichnam wurde heule in der Nahe 
der Bliesbrücke aufgefunden. Der Verunglücktte war eia achtbarer, 
allgemein beliebter Bürger, dissen trauriges Schickial von Allen, die 
ihn kannten, aufrichtig bellagt wird. Gw. 3.) 
fLandau, 27. Jan. (Frühlingsboten.) Vorgestern sind 
die ersten Störche hier angekommen, nach kurzem Ausenthali in dem 
NReste auf dem Dache des Stadthauses jedoch wieder weötergezogen. 
fF.Speyer. Der qu. Pfarrer Biebinger gibt den Brief⸗ 
narkensammlern in der „Speierer Zig.“ bekannt, daß im Jahr 
1878 an den Centralsammler der Pfalz, Schullehrer Behringer in 
Ludwigshafen, 208,540 Marken abgeliefert wurden und zwar 
88,599 neue bayerische und deuische, wovon das Taufend m't 
35 Pf., und alte nebst autländischen, wovon das Taufend mit 
2u3 M. bezahlt wird, der Erlss also 249 M. 20 Pf. beträgi. 
Pfarter Biebinger bemerlt dabei, daß das Geld nur für Zwecke 
dristlicher Liebe und Wohlthätigkeit verwendet werde. 
FWäürzburg, 285. Jan. Die Verhandlung gegen den 
Unteroffizier Bude, der den Studenten Siecken erschossen hat, wird 
Ende Fedruar vor dem hiesigen Militärdezirksgerichte Stalt finden. 
In Niederbayern haben Edeleute einen 5 Jahre 
alten illegtt men Sohn der Ehefrau buchstäblich zu Tode geschlagen 
und gehungert. Die Rabeneltern wurden verhaftet. 
Wie man dem „Nürnb. Corr.“ schreibt, wird binnen 
urzem der Vorstand des Oberbahnamts Kempten, Oderiuspector 
Seitz, aus dem bayerischen Staatsdienst ausscheiden, um die Stelle 
eines technischen Directors der türlischen Bahnen (bei welchen unser 
Landsmann O. Kühlmann bekanntlich administrativer Director ist) 
in Konstantinopel zu übernehmen. 
f Munchen. Der fur die zukünftigen schweren Reiter⸗ 
Regimenter slait der bdisherigen Kütaffier⸗Regimenter bestimmte Helm