St. Ingberler Anzeiger.
Der St. Ingberter mzeiger und das (2 mal wochentlich; mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unter! tungt latt, (Sonntagz mij illustrirter Bei⸗
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M 168. ea Donnerstag, den 28. Oktober — J 1879.
Deutsches Reicß.
Mängcqchen, 20. Okt. In der 107. öffentlichen Plenar⸗
sizung der Kammer der Abgeordneten haben nachstehende 43 Abge⸗
ordnete gegen den Gesetzentwurf „den Malzaufschlag betreffend“
zestiumt: Artbinger, Böckl, Becher, Crämer, Dr. Daller, Dr.
Diendorfer, Eckart, Erl, Föckerer, Al. Frank, Dr. Frankendurger,
Geiger, Gunzenhäuser, A. Freiherr v. Hafenbrädl, F. X. Freiherr
d. Hafenbrädl, Herz, Huhn, Kihn, Kircher, Kopp, Lang, Langlois,
Ostermann. Ponschab, Graf v. Rambaldi, Rausch,. Dr. Rittler,
Röckl, Rosenberger, Rottmeyer, Ruppert, Dr. Schäfler, Schels,
Schmelcher, Senestrey, Frhr. v. Soden, Strauß, Theyson, Trauth,
Triber, Wildegger, Winkelhofer, Zach. (Die HH. Theyson und
Trauth sind Pfaͤlzer. Von den übrigen pfälzischen Abgeordneten
fehlten in der beir. Sitzung die HH. Freyburger, Wolf, Bezirks⸗
amtmann G. Schmitt (beurlaubt) und Kuby.) —sV
München. Die Notare der Pfalz haben an die Kammer
eine Petition gerichtet um Erlassang eines Gesetzes, das die Ab⸗
schaffung der Zeugen bei Notariatsurkunden verfügt.
Vom Hrn. Abg. Schels wurde in der Freitagssitzung der
Kammer die Einflührung einer Klassen⸗Lotterie in Baheren in
Anregung gebracht; wie die „Allg. Ztg.“ nun vernimmt, wird es
bei dieser Anregung nicht verbleiben, vielmehr von anderer Seite
ein formlicher Antrag an die Kammer gebracht werden.
Berlhin, 21. Okt. Die „Nordd. Allgem. Ztg.“ enthält
eine von Rauchhaupt, Minnigerode, Liebermaun und Busse unter⸗
zeichnete Aufforderung an Alle, welche sich zu einer großen konser⸗
bativen Fraktion vereinigen wollen, zu einer am 27. Oltober
Abends staufindenden Zusammenkunft.
Die „Nordd. Allgem. Zig.“ erfaͤhrt, es dürfe wohl jetzt mit
Sicherheit angenommen werden, daß Se. Maj. der König am 28.
d. M. den Landtag im Weißen Saale des koniglichen Schlosses
in Person eröffnen werde.
Der „Reichs-Anzeiger“ schreibt; „Der Staatsselreliär im Aus⸗
wärtigen Amt, Staatsminister v. Bülow, ist auf dem Wege nach
Cannes gestern in Frankfurt a. M. einem Nervenschlage er⸗
legen. Die Hingebung für den Dienst und die unermüdliche Thä⸗
tigkeit, welche seine Gesundheit untergraben haben, sichern ihm ein
ehrendes Andenken.“
Ausland.
Paris, 21. Olt. Der jüungst zum Munizipaltath von
Paris gewählte Amnestirse Humbert wurde heute zu 6 Monaten
Gefängniß und 2000 Francé Geldbuße wegen Behördenbeleidigung
und Verherrlichung von Handlungen, welche Fich als Verbrechen
Fualifiziren, begangen im Blatt ,Marseillaise“, verurtheilt. Der
Gerant des Journals ‚La Marseillaise“ wurde zu 2 Monaten Ge⸗
jangniß und 500 Fres. Geldbuße verurtheilt wegen Abdruckes der
Rede Humberts und zu 1000 Fres. Geldbuße wegen Veröffent⸗
lichung des Rochefort'schen Briefes; außerdem wurde das Verbot
des Blaites auf 15 Tage ausgesprochen.
Paris, 21. Ott. Zwelf Maires der Vendee und drei der
Marne wurden wegen Betheiligung an royalistischen Bankeis vom
Umt entfernt.
Die communistische Bewegung in Frankreich hat derartig
Aberhandgenommen, daß sich der Prasident der Republik und die
Regierung entschlossen haben, energisch dagegen aufzutreten. Es
sind nun einige Regietungsbeamte und Mairs, welche sich an com⸗
munistischen Banketten betheiligt haben, abgesetzt worden und die
maßlose Sprache der radiealen Blätter wird streng bestraft. Jules
Brevy erwirbt sich durch dieses Auftreten den Dank aller gemäßig⸗
sen Republikaner, welche einsehen, daß die Republik gegenwäctig
einen größeren Feind habe, als die Communisten und Radikalen.
Die Reputlit in Frankteich ist noch immer nicht derart gefestigt,
daß sie der fortwährenden Vorsicht und Mäß!gung entbehren könnle.
Der ‚Koln. Zig.“ wird aus Peterbburg gemeldet, daß
Qaiser Alexander auf seiner Reise nach Cannes in Südfrapireich,
vo sich die Kaiserin von Rußland gesundheitshalber aufhält, Berlin
derühren und dort auch einen Aufenthalt nehmen werde. Dieser
knischluß soll in Folge eines tigenbandicen Vrsefes unsetes Kaisers
aun Kaiser Alexander entstanden sein. Wir würden die dadurch
möglich gewordene, wenn auch nur vorübergehende Besserung in
inseren Bezlehungen zu Rußland freudig begrüßen.
Washington, 21. Okt. Der Gesandie von Haiti in
Washingion hat die amtliche Meldung erhalien, daß in der Nacht
;om 3. Oktober in Port⸗au⸗Prince eine Rebolution ausgebrochen,
ie provisorische Regierung gestürzt und eine neue Verwaltung unter
Leneral Salomon eingeführt worden fei.
Bermilchtes.
F Die mit der pfälzischen landwirthschaftlichen Aus⸗
tellung verbundene Verlosssung ist auf unbestimmte Zeit verschoben
vorden. Anlaß zu der Verschiebung soll die vorgangige Austra⸗
zung finanzieller Fragen gegeben haben.
f Auf dem Eschweilerhofe verunglüdte am 16. dss.
MNis. die 10jährige Tochter des Ackeres Christ. Hochweg. Das
dind war in Abwesenheit seiner Eltern mit seinen Geschwisterchen
in der Küche und machte sich am Herd zu thun. Dabei fingen seine
leider Feuer. Verzweifelt stürzte es hinaus und schrie nach Hilfe,
vaͤhrend die Flammen schon hoch über es schlugen. Die Rachbarn
amen zu spät, das furchtbar zugerichtete Mädchen erlag nach mehre⸗
zen Stunden seinen Wunden. Man muß nur froh sein, daß die
zeiden kleineren Geschwister nicht auch Schaden genommen haben,
pas ja sehr leicht hätte geschehen können. Gegen den Befehl ihrer
nuf dem Felde beschäftigten Eltern hattten sich die Kinder aus dem
Bette und in die Küche geschafft.
fKaiserslautern, 18. Olt. Ganz wunderbar
ind die Leistungen und das musilalische Gehdr eines noch nicht
7 jährigen Knaben in unserer Sladt. Gelegentlich einer mufsitalischen
Abendunterhaltung in einem Privat-Zirkel hatten wir gestern Ge⸗
egenheit, den noch nicht 7 Jahre alten Knaben Frißz Binder zu
jören, das Söhnchen des Hrn. Restaurateurs Binder in der Glocken⸗
traße. Der Knabe, der noch keine Oltave spannen kann, spiell ohne
stoten und fehlerfrei eine Mozart'sche Sonate; was aber ans Un⸗
jlaubliche grenzt, ist die Thatsache, von der wir uns überzeugt
saben und für die wir einstehen, daß das Kind mit abgewendetem
Besichte nicht allein jede auf dem Klavier berührte Note nennt,
ondern auch die Noten von vollstaändigen Allorden in ihrer Reihen⸗
olge nennt. — Wie wir hoören, werden sich die Herren Kapellmeister
des Mannheimer Hoftheaters, vor denen sich der Knabe kürzlich
zrivatim produzirte, der musikalischen Ausbildung des talentirten
dindes annehmen. (Pf. Vzig.)
7Kaiserslautern, 20. Olt. Am Samstag begab
ich bon hier aus eine Depulation, bestehend aus drei Herren,
Mitgliedern des Stadtrathes, und einem Herrn von Lautereden,
rach Muünchen, um an maßgebender Stelle wegen des Baues der
zauterthalbahn zu petitioniren. Die jüngsten Verhandlungen des
deichsrathes haben die Erbauung dieser Linie sehr in Frage gestellt.
f Die landwirthschaftliche Ausstellung in Kaiserslautern
vurde gestern Abend (19.) geschlossen: wie die „Pf. Z.“ wissen
vill, wird sich bei der Bilanz ein ungefähres Deficit von 6000
Mark herausstellen, wofür der freiwillige Garantiefonds in˖ Angriff
Jenommen werden muß, wenn wicht aus Kreis oder landwirthschaft⸗
lichen Fonds dasselbe gedecht werden kann. Wir erfahren dagegen,
aß der landw. Kreisverein allein über 56000 Mark verfügt, welche
ür diesen Zwed verwandt werden sollen, so daß die Garantiescheine
vohl nicht zur Verwendung kommen dürften. (K. 3.).
F Reustadt, 19. Ott. Die heute hier statigehabte Ver⸗
ammlung älterer pfälzischer Landgerichtsschreiber, welche in ihren
dezügen aus Gebühren in Folge der neuen Gerichtsordnung mit⸗
inter in hohem Betrage geschädigt sind, hat einstimmig beschlossen,
zie noͤlhigen Schritte sofort zu thun, und wird hievon den Be⸗
heiligten, welche nicht zugegen waren, naͤchstens Mittheilung gemacht.
Die gehoffte Entschädigung ist bis heute leider nicht gewährt
vorden.
f In Erhbenbach (Kanton Olterberg) brannte am Sonn⸗
ag das gemeinschaftliche Anwesen der Wiltwe Korn und des Jakob
zuckendiehl — Haus, Scheuer und Stall — ab. (K. 3.)
4 Das kal. Staatbministerium der Finanzen hat den Bewoh⸗