Unglück zugetragen. Der dortige Orisbürger Sch. und seine Frau
gingen des Morgens an ihre ländlichen Arbeiten, er in die Scheune
dreschen und sie auf das Feld arbeiten. Ihre drei kleinen Kinder
don I. 4 und 6 Jahren lagen noch im jüßen Morgenschlafe. Auf
einmal bemerkte ein Nachbar Rauch zum Fenster des Hauses her⸗
nusdringen und sah dann innen die Stube damit angefüllt. Beim
Findringen in dieselbe brannte schon ein Bett lichterloh, und das
sleinste Kind wälzte sich brennend und winselnd vor fürchterlichem
Schmerz darin umher. Der 4jährige Knabe aber hatte sich in
die Kammer zu der älteren Schwester in's Beit geflüchtet, und
diese beiden kamen auch unverletzt davon. Das so elend verbraunte
Find wurde erst am 23. Ott. durch den Tod von seinen Leiden
erlost. Wie das Feuer entstand, kann man nicht mit Gewißheit
hehaupten. (P. A.)
fKaiserslautern, 29. Oct. Deei hoffaungẽvolle
Bürschchen von hiet, im zarten Alter von kaum 12 Jahren, unter⸗
nahmen gestern eine Entdeckungsretse nach Kindsbach. Um nun auf
Fillige Weise ihre Heimreise ausführen zu können, benutzten sie einen
Moment, in welchem der Siationsverwalier von Kiadsbach sein
Zurean verlassen hatte, schlichen sih in dasselbe ein, össaeten den
Hilleischtank, an welchem der Schlüfssel stedte, und stahlen einige
Fahrdillete. Zwei von den vielversprechenden Pflänzchen wurden
zrtappt und der hiesigen Polizei eingeliefert, der Dritte im Bunde,
der Rädelsführer, welcher die Reise per Bahn nicht ganz gedeuer
sand, schletzte aus und setzte seine Reise in die Heimathezu Fuß fort.
pSaarbrüden, 30. Okt. Wodi in Folge des letzten
zuf dem hiesigen Bahnhofe vorgekommenen gräßlichen Unglücksfalles,
sind seit Kurzem die Pertous abgesperri. Das Publ.kum hat bis
jur Abfahrt in den Wartesaälen des Auftufes zu den betreffenden
Zugen zu harren; die antommenden Reisenden aber, haben nach
Zeriassen des Zuges den Perron schleunigst durch die Huuptaus.
Jangepforte resp. durch die Tunnelauszänge des Mittelperrons zu
Lerlassen. Es wird diese Einrichtung gewiß allerseits mit Genug⸗
huung begrüßt werden. (S. 83.)
1Saargemuünd, 29. Okt. Nachdem auch der bay rische
Reichsrath in seiner Sitzung vom 25. ds. die für die Verbendungs⸗
ürde bei Saargemünd erforderlichen Mittel genehmigt hat, dürfte
hit dem Bau derselben demnächft begonnen werden. Die Peojekte
r diese Anlage sind bereits bearbeitet. Die Kosten werden je zur
Halfte vom Reich und der pfalzischen Bahnverwaltung getragen.
Is handelt sich bekanntlich darum, zwischen den Bahnen von Hagenau
hezw. von Zweibrücken nach Saatgemünd einer⸗ und von Saarge—
nünd nach Saardurg andrerseits eine unmittelbare Verbindung her⸗
zustellen, die etwa von einem diesseits Fopersweiler gelegenen Punkte
der Hagenauer bezw. Zweibrücker Linie über die Saar und den
Saakkanal mit Umgehung ds hiesigen Bahnhofes nach der Station
Neuscheuern der Saarburger L.nie fuͤhren und eine Lärge von tund
Iu Kilometer haben würde.
FDem Sluttgarter „Beob.“ geht von der Generaldirektion
der Württ. Eisenbahnen die Mitthe lung zu, daß es fest⸗
stehe, daß am 13. Oktober zur Zeit des Umglüdsfalls in Hei—
Felshesim auf und bei der Station Stations⸗ und Wärterla—
sernen in Gebrauch und mit Licht versehen waren. Von den bei
dem Unglüdsfall Verwundeten ist jetzt auch noh der ESchullehret
»on Helinsheim gestorben und liegen in Heidelsheim noch zwei
cbwet und ein leicht Verwundeter. Die Zahl der in Folge der
Fatastrophe Gestorbenen beträgt bis jetzt sichs.
p Bei dem Schdoffengerichte m Nütn berg kan am 28.
Oti. der Fall vor, daß ein einberufener Schöffe (Hetr Kaufmang
Schäfer) nicht zu der für Beginn der Sttung sestgesetzten Zeit
(Sija Uhr) erschienen war und daher ein Hiljsschöffe emberufen
verden maßte. Nach Anttag der Amtsanwaltschaft wurde Herr
Schafer alsdann in eine Ordnungesstrafe von 50 M. und in die
rosten verurtheilt. Hett Schäfer etschien später, als bereits die
Hethandlung des ersten vperwiesenen Falles begonnen hatte, und
bat um die Zurücdnahme der erlannten Strafe, angebend, daß er
den Einberufungszetiel verlegt gehabt hude und der Meinung ge⸗
wesen sei, daß er erst morgen zu fungiren habe. Den Antrage
der Amtsanwaitfchaft entsprechend dlieb es bei der ausgesptochenen
Strafe, indem bemnerkt wurde, daß ein Versehen nicht von Schuld
und Strafe bifreie.
p'Berlin, 23. Oit. Ein Kusscher, der 5 Pferden seines
dZerrn die Schweifhaare ausgerissen, wurde gestern, der „Post“ zu⸗
solge, von dem Schöffengericht zu 9 Monaten Gefängniß und 1
Jahr Ehrverlust verurtheilt.
fBerlin, 28. Ott. Eins der gestern lagenden Schöffen⸗
gerichie war wieder in der üblen Lage, die angesehzten Termine
aufheben zu müssen, weil der eine der beiden einberusenen Schöffen
idhlich verstorben wat und es dem umhergesandten Boten bis 20
Ahr Nachmittags nicht gelang, einen Huifsschoöffen zur Stelle zu
tingen.
*Aus Berlin wird geschrieben: Kaum ist der. Tabal⸗
Zell in Wirlsamteit Feiterien und schon beginnt der Tabak⸗Schmuggel
im allergrößesten Maßstabe sich zu entwickeln. Voag Hamburg aus
* odieser SZage, wie man von dort mittheilt, ein Lranm don fun
Baggons mit zum Theil recht werthvollen Tabaken aufgehalten
vorden, die durchweg unverzollt waren. Es haadelt sich dabei um
sen Versuch einer Zoll-Defraudation von nicht weniger als zwei⸗
inddierzigtausend Mark bei diesem einzigen Posten. Die Waare,
ie inmshen eo ficirt· worden ist, dat einen Werth von clrca
weihunderttausend Mark. Uebrigens wird auch von Holland aus
zer Schmuggel schwunghafl zu insceniren versucht und an der
— Orgaui⸗
anon des Schmugqels mit bewundernswerther Schnell gkeit sich be⸗
zeits vollzogen haden.
4 Ein echter ‚Berliner Stromer“, der Schuhmacher⸗
eselle Wenzel, der schon oftmals wegen Bettelns unb Arbeitsscheu
estraft ist, halte sich aun 27. wegen Sachbeschaͤdigung und ruhe⸗
szrenden Lärmens vor dem Schoöffengericht zu Ber lin zu ver⸗
intworten. Wenzel's ganze Erscheinung betundet vollendete Ver⸗
ommenheit. Ein trunkseliges, in's Kupfrige spielendes Gesicht,
lruppiges, schwarzes Haar ohne jede Spur eines Kammstriches,
ine zerftzie schwarze Hose, ein fadenscheiniger dunkler Ueberrock
iad eine alte Tuchmütze, deren Schirm der Zahn der Zeit zur
dälfte abgenagt hat — in diesem Aufzuge präsentirt sich der An⸗
etlagte vor Gericht. Er ist beschuldigt, eines Abends im Sep⸗
ember in einem Schankkeller Streit angefangen, mehrere Gläser
ettrümmert und, als er deshalb an die frische Luft gesetzt wurde,
zuf der Straße durch lautes Schimp'ea einen großen Auflauf ver⸗
jacht zu haben. Pꝛäs.: Wie sind Ihre Vornahmen ? — Angekl.:
det weeß ick nich! — Pras.: Wie alt sind Sie ?8 Angetl.:
Weeß ick ooch nich. — Präs.: See werden doch wessen, ob Sie
z0 oder 40 Jahie alt sind? — Angekl.: Ick sage Ihnen: nee!
— Präsident: Was haben Sie auf die Auklage zu sagen? —
Ungetl.: Jar nischt! Ick räume Alles ein, wat Se wollen. Be⸗
trasen Se mir, det is mr janz egal. — Präs.: Wenn Sie in
esem Tone forlfahren, muß ich Se hinausbringen lassen. —
ungekt.: Is mir ooh recht! Wat soll ick denn sagen, wenn ick
nir 'n ordeutliches Quantum inpumpe, mir 'nen Affen andrehe
in denn Dummheten mache? Ick weeß von Nischt! Die Zeugen
rzählen den Hetrgang so, wie ihn die Autlage angibt. Der An—⸗
eilagte thut bei jeder Zeugenaussage sehr verwundert. Der Ge⸗
chishof verurthetit ihn aber trotzdem zu 3 Wochen Gefängniß.
uUeber Bismarcks erste Liebe schreibt das „Ber⸗
'iner Tageblatt“ Folzendes: In dem Dörschen Mitterbad, in der
Nähe von Merar, hatte bekanntlich der jugendliche Otto v. Bis⸗
naick seiner Zeit seine ersie Liebe gefurnden. Der Josefa Holgner,
ver schmuchen Tochter eines doctigen Bauern, hate er damals auf⸗
richtig sein Herz zugewendet; in allen Ehren wollte er sie heirathen
ind sih ein suilles Plätzchen im Alpenthale aussuchen, glücklich und
rn bom geräurschvollen politischen Leben. Doch der Vater wollte
em Kind nur cinemn katholischen Christen geben. Bismarck ging
ind kam nicht wieder. Die schöne Josefa heiralhete nach Salz⸗
zurg, schenkte dort einem blonden herzigen Mägdelein das Leben,
ind stard später still und ergeben, in der leßzien Pinute noch der
ersien Liebe gedenlend. Jüngst heiratheie ein Herr Rzzi in Trient
nes holde bloade Mädchen, und Fürst Bismarck schicte dem
Rädchen eine ziemlich bideutende Aussteuer zur Erinnerung an die
chone Zeit serner ersten Leebe.
fLondon, 20. Ott. Abermals wird eine Coll sion zwi⸗
chen zwei englischen Kriegsschiffen, ‚Encountre“ und ‚Foxhound“
Jemeldet. Der Zusammenstoß fand dei Perang statt und wurden
eide Schiffe start beschadigt. Auch das seither oft genannte Trup⸗
enschiff „Himalaya?“ gerieth dicser Tage in Collision mit einer
rorwegischen Baile, die schwer beschädigt nach Gibraltar bugfirl
berden mußte. Das der Peninsular und Ociental Companh ge⸗
sörige Packetboot, Australia? wurde heute Nachmittag mit gebroche⸗
ser Schraube von zwei Schleppfcheffen von dem Startt Point nach
3Zymouth bugsirt, um daselbst repacirt zu werden. Um dieses Bild
u verballstaudi zen, lassen Sie mich hinzusügen, daß in der letzten
Woche 25 Schifforüche vorkamen, welche die Gesammtzadl derselber
in diesem Jahre quf 1208 (gegen 1148 im Botjahr) bringen.
fDer Schatz Napoleon J. Der römische Korrepon⸗
dent eines Moskauer Blaites berichtet demselben folgenden interessanten
Fall: Am 27. September empfiig der Papst die Pilger aus Tolosa
in Audienz. Unter denselben vefand sich auch eine Frau, welche
zorgab, dem Heiligen Vater etwas sehr Wich iges miltheilen zu
vossen, zu welchem Zwecke sie uar eine geheime Audienz bat. Be—
ragt, worin diese wichtige Mittheilung bestehe, antwortete die Frau,
vaß sie das nuc Seiner Heiligleit allein uater dier Augen mittheilen
onue. Der Papst, hieruber henachrichligt, verweigerte die „geheime
ludienz“ und die Frau maßte vor allen übrigen Frommen dem
)eiligen Vater mitthe len, daß fie von ihrer sterdenden alten Muttet
Folgendes erfahren habe: „Als Napoleon J. von Mostau flüchten
nußte, vergrub derselbe in eiuem russischen Dorfe seinen Schatz iw
Werthe von 6,000,000. Rabil in Gold.; Diefen Schatz könne jes
aur der Papst in Gemeinschaft mit einem Kapuzinermönche finden