Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlich; mi dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntagt mit illustrirter Vei⸗ 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsovreis betragt vierieljahrlich 
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M 175. Dienstag, den A. November 1879. 
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Deutsches Reich. 1*. 
Müncqchen, 29. Oct. Der diesmalige Zuzang von ein⸗ 
Jährig Freiwilligen in der bayerischen Armee war ein außerordent⸗ 
lich starker, besonders bei der Kavallerie und Artillerie, welche 
Waffengattungen mit Vorliebe von Norddeutschen gewählt werden; 
so traten Freiwillige ein: beim Leibregimente 47, beim. 1. und 2. 
Inf.⸗Reg. 40 bezw. 54, beim 1. und 83. Feld⸗Art.Keg. 26 und 
I9, beim 1. schweren Reiter⸗ und 8. Chev.⸗Reg. 11 und 13. Weit⸗ 
aus die Mehrheit dieser jungen Leute hatite den Berechtigungsschein 
in Folge Besitzes von Zeugnissen höherer Lehranstalten erhalten; 
auch sind unter den Eingetretenen viele Nichtbayern, besonders Han⸗ 
noveraner und Schleswig⸗-Holsteiner, sowie Preußen, Sachsen und 
Wurttemberger. 
München, 1. Nov. (Malzaufichlag) Se. Maj. der Koönig 
hat zufolge Allerhöchster Verordnung vom 31. Okltober d. Is. zum 
Vollzuge des Gesetzes über den Malzausschlag betreffend verfügt, 
was folgt: 8 1 vom 1. November l. Is. ab wird bis zum Ablauf 
der XV. Finanzperiode (1880/81) a) die Uebergangsabgabe von 
Bier mit 3 M. 25 Pf. vom Hektoliter und b) die Uebergangsabgabe 
don dem zur Bierbereitung bestimmten geschrotenen Malz mit 6 
M. vom Hektoliter erhoben. &F 2 an Malzaufschlagsrückbergütung 
wird geleistet: 1) vom 1. November l. Is. ab für das in Flaschen 
ausgeführte Bier; a) 1M. 60 Pf. vom Helktoliter braunen Bieres, 
b) 80 Pf. vom Hebtoliter weißen Bieres; 2) vom 1. Januar 
1880 ab bis zum Ablauf der XV. Finanzperiode für das in Ge⸗ 
dinden oder Flaschen ausgeführte Bier: a) 2 M. 60 Pf. vom 
Hettoliter brauren Bieres, p) 1M. 20 Pf. vom Hektoliter weißen 
Bieres, die Rückvergütung nach den Sätzen unter Ziffer 2 Lit. a 
und b kann auch für die im Laufe des Monats Dezember 1879 
zur Ausfuhrbehandlung gelangenden Biersendungen gewährt werden, 
wenn in der Anmeldung die ausdrückliche Bestätigung enthalten ist, 
daß zu dem auszuführenden Biere nur Malz zum Steuersatz von 
6 Matk vom Hektoliter verwendet wurde. Die Richtigleit der vor⸗ 
gedachten Bestätigung ist auf Verlangen der Aufschlagverwaltung 
durch Vorlage der Bücher oder in sonst glaubwürdiger Weise nach 
zuweisen. Das Igl. Staatsministerium der Finanzen ist mit dem 
Vollzuge dieser Verordnung beauftragt. 
—Berlin, 2. Nov. Das Präsidium des Abgeordnetenhauses, 
die Herren von Köller, von Benda und Freiherr von Heereman, ist 
heute Mittags 12 Uhr vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen 
worden. 
General Schweinitz, der deutische Bolschafter am Hose von 
St. Petersburg, ist gestern Abend von einem dreitägigen Besuche 
beim Fürsten Bismarck, von Varzin hier wieder eingetroffen und ist 
zu heute Mittag zum Kaiser ins königliche Polais belohlen. 
direct über St. Ingbert, Zweibrücken, Landau, Germersheim und 
Bruchsal ihren Weg nehmen, wodurch einerseits die billigsten Fracht⸗ 
ätze erzielt, andererseits einer raschen Beförderung wesentlicher Vor⸗ 
chub geleistet wrd. Aber auch im internationalen durchgehenden 
Herkehr für Reisende dürfte diese Bahn zur Bedeutung gelangen. 
Fin Blick auf die Laudkarte zeigt, daß die directeste Route von 
darlgruhe, Stuttgart oder Münch en einerseits nach Metz, Luxem⸗ 
zurg, Brüssel, Ostende, London oden beschriebene Linie durch die 
Pfalz berührt, und die Eisenbahnverwaltungen haben diesem Umftand 
m neuen Fahrplan in so fern Rechnung getragen, als ein directer 
S‘chnellzug von München und Stuttgart bis Ostende über Germers⸗ 
seim, Saarbrücken, Metz, Brüssel — allerdings ohne officielle An⸗ 
eige — jetzt besteht, während früher die beste Influenz durch die 
stoute Köln⸗Aachen- Brüssel gehoten war. Die Strecke von Stuttgart 
is Ostende über Metz beträgt 685 Kilometer, über Köln 738 
dilometer. Der Fahrplan ist folgender: Abgang in Munchen 6 
Uhr 40 Min. Früh, von Stutigart 12 Uhr 12 Min. Mittags, 
von Bruchsal 2 Uhr 20 Min. Mittags, von Zweibrücken 5 Uhr 
;55 Min. Abends; Ankunft in Saarbrücken 6 Uhr 55 Min. 
Ibends, in Metz 9 Uhr 23 Min. Abends, in Brühsel 6 Uhr 28 
Nin. Morgens, in Ostende 10 Uhr Vormitlags, in London 5 Uhr 
30 Min. Äbends. Rückreise: Abfahrt aus London 7 Uhr 45 Min. 
Norgens, aus Ostende 3 Uhr Nachmittags, aus Brüfsel 7 Uhr 30 
Nin. Adbends, aus Metz 5 Uhr 6 Min. Morgens, aus Saar⸗ 
rücken 6 AUhr 44 Min. Morgens, aus Zweibrücken 7 Uhr 58 
MNin. Norgens, aus Germershein 10 Uhr 15 Min. Morgens, 
uus Bruchsal 11 Uhr 14 Min. Morgens; Abgang aus Stuttgart 
l Uhr 3 Min. Nachmittags, Ankunst in München 7 Uhr 25 Min. 
Abends. Die Einreihung eines direcken Wagens von München oder 
Stuttgart bis Metz, wo die Influenz auf den Kurierzug „Basel⸗ 
Istende“, der Schlafwagen führt, besteht, dürfte dieser Route er⸗ 
öhten Werth verleihen, nicht minder die Einführung von Rund⸗ 
ahrtbilleten mit ermaßigten Preisen von Stuttgart nach Saarbrücken, 
Vtetz, Trier, Coblenz, Mainz, Darmstadt retour. 
— Nach Einführung des neuen Gerichtsverfahrens 
ritt auch die ia der Cibilprozeßordnung angeführte Zwangsvoll⸗ 
treckung wie folgt in Kraft:? 
Hat eine vorgenommene Pfändung zu einer vollständigen 
Deckung der Schuld bez. Befriedigung des Gläubigers nicht ge⸗ 
ührt, so ist der Schuldner auf Antrag verpflichtet, ein Verzeichniß 
eines Vermögens vorzulegen, sowie den Offenbarungseid dahin zu 
eisten, daß er sein Vermögen vollständig angegeben und wissen⸗ 
chaftlich nichts verschwiegen habe. 
Verweigert ein Schuldner den Offenbarungseid zu leisten, so 
ann behufs dessen Erzwingung an ihm eine Haft bis zu 6 Mo⸗ 
aten vollstreckt werden, er kann auch auf Antrag eines anderen 
Bläubigers von Neueri zur Leistung dieses Eides durch Haft an⸗ 
zehalten werden, wenn glaubhaft nachgewiesen wird, daß der Schuld⸗ 
ner später Vermögen erworben hat. 
Der Gläubiger hat die Kosten, welche durch die Haft ent⸗ 
teht, incl. Verpflegungskosten von Monat zu Monat voraus zu 
ezahlen. 
Wer gepfändete Sachen vorsätzlich bei Seite schafft oder zer⸗ 
dört, wird nach 5 187 des St.G.«B. mit Gefängniß bis zu ei⸗ 
nem Jahr bestraft. 
*In Ens heim stürzte ein verheiratheter Arbeiter, welcher 
dei Gutsbesitzer Fleck in Dienst stand, von dem mit Früchten be⸗ 
jetzten Gerüste herab in die Scheuer und fand den Tod. 
ANiederwürzbach, 1. Nov. In hiesiger Gemeinde 
ritt die gefährliche Scharlachkrankheit epidemisch auf. Bereits 
ind einige Kinder ein Opfer deeser Ktankheit geworden, und lie⸗ 
jen noch andere Kinder schwer krank darnieder. Diet Orispolizei 
jat durch öffenlliche Bekauntmachung auf die Größe der Gefahr 
zufmerlsam gemacht und socgfäaltige Wachsamkeit empfohlen. 
TSchweigen, 29. Oct. Seit letzten Sonntag wurde 
der 17jährige Sohn des hiesigen Feldschützen vermißt. Heute fand 
nan denselben im Holzschuppen erhängt. CcG. W.) 
hHeuchelheim, 31. Oct. Gestern Abend 6 Uhr, 
Awa 50 Meiler von seiner Wohnung, wurde der seit Montag ab⸗ 
Sermilqtes. 
*St. Ingbert. Einem von hier aus gestellten Ansuchen, 
um Errichtung einer Agentur der „Baherischen Notenbank“ am hie⸗ 
figen Platze, wurde von zuständiger Seite entsprochen. Die neu⸗ 
errichteie Ageniur wird am 1. Januar kommenden Jahres ihre 
Thatigkeit beginnen und ist Heren Kaufmann Louis Grewenig 
dahier übertragen. 
— Wir entnehmen dem „Schw. M.“ folgenden die Wichtigkeit 
der nenen Bahnstrecke St. Ingbert⸗Saarbrücken hervor⸗ 
hehender Artikel: Nachdem der Winterfahrplan auf sämmilichen 
deutschen Bahnen am 15. v. Mts. in Ktraft getreten ist, dürfte es 
angezeigt sein, daranf aufmerksam zu machen, daß in der Pfalz eine 
bor Monaten schon im Bau vollendeie, neue LTahnstrece St. Ing⸗ 
dert· Saarbrücken nunmeht dem Betrieb übergeben wurde. Obgleich 
nur 12,5 Kilometer lang, hat diese Bahn doch sehr große Bedeut⸗ 
ung sowohl für die Personen⸗ als auch fuͤr die Güterbesörderung, 
weil sie den directen Verlehr Süddeuischlands mit dem industrie⸗ 
reichen Saargediet der Rheinprovinz vermittelt. Die Kohlen aus 
den Saargruben, die Producie der Eisen⸗, Steingut⸗, Porzellan⸗, 
Blas⸗Industrie von Lothringen und der an der Saar gelegenen 
zroßen Etablifsements, wie Saargemund, Dillingen, Saarlouis 
(Staulautern und Wallerfangen), Mettlach, werden statt der dis jetzt 
eingehaltenen Route über Neunklirchen, nun von Saarbrücken aus