Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wochentlich mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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—*E 178. .. Sonntag, den B. November — 1879. 
Deutsches Reich. 
Fuͤr die bevorstehende Reichstagssession werden von Handels⸗ 
und Industriekorporationen aus vielen Theilen Deutschlands Peti⸗ 
ionen vorbereitet, welche sich über die durch die Bestimmungen des 
Zolltarifs hervorgerufenen Mißstände beschweren. Im Vordergrunde 
der Beschwerdeführer stehen die Handelslammern ver Seestädte, 
vesche Abhilfe in Betteff der Mißstände bei der Zollabferligung 
vichtiger Handilsartilel verlanzgen werden. Unter Anderen ergreift 
ie Haudelskammer von Bremen in einem Cirkular au die übrigen 
die Initiative, betreffend des Hrljes. Es wird nachgewiesen, daß 
zaselbst, seitdem die Zollpflichtigkeit des Holzes eingeführt wurde, 
ahlreiche Mangel bei der Abferligung eingelreten sind, die einer 
Remedur bedürfen. Die Haupitlage wird darüber geführt, daß keine 
hestimmten Normen für die Feststellung des zu verzollenden Holzes 
hestehen. Die Handelskammern werden ersucht, Feustellungen über 
as Verhaltniß zwischen Meßbrief und Ladungsfahigken, wie es sich 
n der Praxis an' anderen Plätzen ergiedt herbeizuführen und Be⸗ 
icht zu erstattien. 7 
Ausland. A 
Wien, 6. Nov. Lemberger Blaͤtter bringen die aus russischen 
Zeitungen entnommene Notiz (welche also die russische Censur un⸗ 
oean standet paffirte), daß in der Richtung von Idongtod die Forti 
ilationen eifrigst fortgesetzt werden. Vier nene Foris werden am 
zechten Weichseluser bei Stenzyca, Mierzviecze, Mossyw und Skoli 
uind zwei am linken Weichselufer aufgeführt. 
Bermischtes. 
rWenn Jemand' ein ba ares Darlehn gibt, so thut er 
dei dem jehigen Berichtsverfahren gut, wenn ec das Geld vor 
Not ar und Zeugeg zahlt und den Gelynehmer in dem Schuld 
chein verpflichtet, daß er sich bei nicht pünktlicher Rückzahlung der 
Zwangsvollstredung unterwirfi. In diesem Fall kann der Gerichts⸗ 
aollziehet die Schusdforderung sofort eintreiden. Wird das Zwangs⸗ 
erfahren in dem Schuldscheln nicht festgesetzt, so kann ein böswilliger 
Schuldner sich dadurch jeder Zwangsberbindlichleit entzieden, wenn 
er auf einen Freund einen Schuldschein mit kurzer Frist und Zwangs⸗ 
oollstredung ausstellen und dadurch dem älteren Darlehnsgeber das 
Borzugsrecht wegnehmen läßt. — 
fErfweiller, bei Blieskastel, 4. Nob. Alierthumsfreunden 
diene zur Nachricht, daß man hier bei einer Wiesenarbenn auf mehr⸗ 
jache, unstreitig römische Fundamente und Fußböden gestoßen ist, 
wobei man einige gut erhaltene roͤmische Münzen fand. Saͤmmiliche 
ragen auf der einen Seile den siegreichen Feldherrn in seiner Stell⸗ 
ung auf, dem Triumphwagen. Sie find von Kupfet und Silber 
und stammen aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Eine 
raͤgt die deutliche Inschrift: Imp. 6. M. Aur. Probus Aug. Auf 
der anderen ist deullich DTacitus“ zu lesen. * 
tkAnnweiler,“8. Nov. Heuie früh 640 Uhr erschoß 
sich in der Wwe. Kuhn'schen Mühle dahier der daselbst als Mühl⸗ 
bursche beschäftigte Philipp Rübel aus Theisbergstegen. Wie man 
agt, soll die Schuld an diesem Selbstmorde ein Liebesverhaͤltniß 
jewesen sein. Gestern Abend unterhielt Rübel mit seinen Collegen 
n der Muͤhle noch Trinkgelage, wodel er schon eine auf sein Vor— 
jaden bezuͤgliché Aeuberung gelhan haben soli. (c. A.) 
fGermersheim, 83. Nod. Wie uns berichtet wird, 
erlaufte Jacob Silbernagel, Lammwirth in Schwegenheim, letzten 
Samstag die Trauben von zwei Morgen Wingert um 10 Pfennige. 
FDet zweite Treffer der Lud wugshafener Kirchen⸗ 
baufLotterie im Belrag von 10,000 Mart siel einem Dienst⸗ 
nadchen in Augaburg zu. Als Gewinnertin des dierlen Treffers 
der hiesigen Kirchenbau Loiterie, 2800 M., hat sich eine Wittwe in 
—XX gemeldet. — Der erfle Treffer, 80,000 M. ist, wie 
derSchwäb. Merk.“ meldet, den Atbeitern der M. Rommel'schen 
Lichtdrudanstalt in Stuttgart zugefallen, welche zusammen das Loos 
jerommen hatten. 
7 Die Kaiserliche General⸗ Dlreclion 
klfaßeLothringen macht Folgendes 
es gegenwärlig starken Güterandrangs und 
der Eisenbdahnen in 
dekannt: In Folge 
des dadurch hervorge⸗ 
rufenen Wagenmangels tritt die Nothwendigkeit ein, vom 10. d. M. 
ab die unterm 7. Juli v. J. widerruflich auf 12 Stunden ver⸗ 
angerte Frist für die Be⸗ oder Entladung der offenen Guterwagen 
instweilen auf 8 Stunden — bezw. 10 Stunden für mehr als 
Kilometer von der Ankunftsstation entfetnt wohnende Empfänger — 
jerabzuse tzen. 
F Mentz. In La Mare wurde am Sonnlag in die Wohnung 
des Gutsbesitzers Bourk, während dieser fich in der Kirche befand, 
»ingebrochen, ein Schrank gewaltsam erbffnet und daraus die Summe 
von 22,000 Mark in Werthpapieren gestohlen. Der von dem Dieb⸗ 
tahl benachrichtigten Polizei gelang es glücklicherweise bereits am 
nächsten Tage, Montag, den Dieb in der Person des aus Metz ge⸗ 
hürtigen. 18 Jahre alten Ernst Adolph Lorfanfant in dem Momenle 
estzunehmen, als er im Banthause Goudchaux in der Prieserstraße 
Jierselbst einen Theil der Werthpapiere versibern wollie. Der jugend⸗ 
icht —I die That eingestanden, fämmtliche gestohlene 
Papiere fanden sich noch in seinem Besitze vorr. (M. 3.) 
Wöorthe 5. Nov. Kutz nach vem Heldelsheimer Bahn⸗ 
angluck hätte fast eine ähnliche Katastrophe im Worlher Bohndof 
vorlonimen boönnen. Der Gliterzüg von Lauterburg kommend, erhrelt 
die Weisung, in der Richtung nach Germersheim fortzufahren, bevor 
edoch der Kandeler Personenzug (8.18) eingelaufen war. Beide 
nußlen an der Kreuzung zusammentreffen, wenn nicht, Dant der 
Jujmeitsamkeit der beiden Weichenwärier, durch das noch rechtzeitig 
wpn denselben abgegebene Nothsignal; dieses Schreckliche verhindert 
vorden wäre. Der Personenzug war ziemlich mit Paßsagieren be⸗ 
etzt und mußte von dem deranbrausenden Güterzuge om Falle eines 
Zusammenstoßes direlt in die Flanken gefahren werden. (T.f. S.) 
. FVom haußblichen Heerd. Bef einer Familie zu 
Mainz sollte vor einigen Tagen eins gebratene Gans das Mittags⸗ 
nahl krönen. Als jedoch servirt wurde, feblte der wohlschmeckende 
Bogel und war nach Angabe des Dienstmädchens gestohlen. Wohl 
der übel mußte man daher das Mittagsmahl ohne Gans verzeh⸗ 
n. Alt die Familie Abends aus dem Theater eiwas früher als 
jewöhnlich heimlehrte, roch sie süßen Bratenduft, der aus dem Zim⸗ 
ner des Dienstmädchens herborquoll. Eine Lokalbesichtigung ergab 
ils Resultat: die Gans, zwei Vaterlandsvertheidiger, drei Flaschen 
Jaubenheimer und das Dienstmädchen. 
rSchriesheim (Baden), 8. Nop. Gestern Abend ge⸗ 
ijethen zwei Burschen beim Heimgehen aus dem Wirthshaus in 
Streit, wobei der Kine dem Andern einen Stich in den Hals ver 
etzie, in Folge dessen er nach *4 Stunden an Verblutung siarb. 
rMunchen, 28. Oct. In Pasan starb der Häusler und 
Weber G. Hohengarten im vor. Monat.“ Derselbe war 85 Jahre 
alt und Gmal verheirathet. Seine 6. Frau flatbedor 6 Jahren. 
Bor 4 Jahren wollje er sich in seinem 81. Jahre zum siebenlen⸗ 
nale verheirathen, war bereits Bruͤtigum' und wurder dor dem 
Bange ins Pfarramt — von seinen Freunden und Kindern gehindert 
Mun stse r'a? Sl, 5. Nob. Einer Zigeunerbande, welche 
miweit Langenlonsheim lagerte, wurden gesiern Abend durch den 
on Bingerbrück kommenden Zug Nr. 313 ubel Pferde uberfahren; 
ins wurde total zermalnt, so daß voch Fleischtheile desselben in 
Nünster in den Radern der Vtaschine hingen, dem andern wurden 
wei Beine abgefahren. Die Pferde weideten nämlich in den in der 
Nähe deß Bahnkörpers] liegenden Wiefen. Ein weiteres Unglück 
vurde dadurch nicht herborgerufen. —V 
Die, Berliner „Wespen“ fallen folgendes Urtheil über das 
eut preußische Abgeordnetenhaus: — 
„Diestes Haus gefällt uas nicht * 
Und sein Bau ist nicht zu lobenrꝛ?; * 
Erstens 3 es ihm an Licht,. 
Zweitens— in der Köller oben “ 
FWerebezahlt in Préeußen die meisten 
S5teuern? Darübder gibt eine von der Regierung dem Abgeord⸗ 
nekenhause übergebene Nachweisung Auffchlutß oder anch keinen, wie 
nan das nehmen will Gs sind nur. die Steuersummen augegeben, 
ind man hat hierüber in Abgeordneteunkreisen Berechnungen ange⸗ 
dellt. Darnach zahlt Freiherr Carl Mayer v. Rothschild in Frank⸗