Slt. Ingberler Anzeiger.
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M 179. Dienstag, den 11. November
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Deutsches Reich.
Berlin. Das Wolffsche Telegraphenbüreau hat nach aus⸗
värts ein Telegramm versandt, wonach die Nachricht von dem Rück⸗
tritie des Vizepräsidenten des Staatsministeriums, des Grafen Stol⸗
herg, sowie die über bevorstehende Aenderungen in der Diplomatie
zemachten Meldungen für vollständig unrichtig erklärt werden. Dem
zegenüber hält man indessen in konservativen Abgeordnetenkreisen den
Kücktritt des Grafen Siolberg aus der verantwortlichen Stellung
des Vizelanzlers und zwar schon im Frühjahr nächsten Jahres für
zurchaus sicher, da Graf Stolberg selbst den Wunsch, aus diesem
Posten zu scheiden, seit längerer Zeit schon zu erlennen gegeben hat.
—A
sler Zeit grötzere Veränderuugen zu erwarten, die auch die Straß⸗
zurger Garnison zum Theil mit berühren. Zunächst hat der kom⸗
mandirende General des 5. Korps, General v. Kirchbach, seinen
Abschied eingereicht, General Goeben, der kommanditende General
jes 8. Korpo soll dasselbe im Dezember beabsichtigen. General v.
Pape, Kommandeur der 1. Garde-Dipision, würde dann ein Armee⸗
orps bekommen, seine Division Generallieutenant v. Thiele aus
Frankfutt a. M. An dessen Stelle würde General v. Ziemießly
dommandeur der 81. Divesion in Straßburg treten und diesen wieder
Beneral v. Voigts⸗Rhetz, Director des Allgemeinen Kriegsdeparte⸗
nents ersehzeun. Das letztere wird vorausfichtlich durch den General
d. Verdy de Vernois, nach anderen durch General v. Capribi, be⸗
etzt werden, wäͤhrend füt den General: Inspelteur Posten der Artillerie
der Prinz v. Hohenlohe in Aussicht genommen ist. Diese Nach⸗
ichten heruhen, wie gesagt, vorläufig noch auf Gerüchten, die jedoch
sehr biel Wahrscheinlichkeit haben. (Berl. Tabl.)
Aaussfand.
Aus Petarsburg wird bestätigt, daß Kaiser Alex an⸗
der wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des November die Reise
nach Cannes zu seiner Gemahlin antreten und die Gelegenheit be⸗
utzen werde, um Kaiser W i th el m in Berlin zu begrüßen.
Zermischtes.
Auf der Goffingsmühle Gemeinde Hornbach, gerieth
zor einigen Tagen der Arbeiter Schäfer mit der Hand in die Fut
lerschaeidmaschine, wodurch ihm die Finger an drei Stellen durch⸗
ichnitten wurden.
F In Neust adt fuhr am Donnerstag die Equipage der
derren Gebt. Hoch mit solcher Gewalt in ein Weinfuhrwerk, daß
die Deichsel des lezteren einem der Pferde in das Schulterblati
undtang und dessen sofortigen Tod deranlaßte; auch das zwete
Vferd wurde verletzt. Gebr. Hoch hatten beide Pferde eist einige
Tage vorher um 4000 Pik. erworben.
f In Manuhelm soll gegenwärtig Uüber eine Million
Tentner Frucht aufgespeichert liegen, ein für den ersten Blick colos⸗
ales Quantum. Bei eingehender Schaͤtzung jedoch dürfte dieser
Dorrath ganz den Verhältmissen angemessen sein, wenn man bedenkt,
naß Mannheim Baden und Württemberg, sowie das Elsaß und die
„chweiz zu versorgen hat.
Frankfurt, 8. Nov. Soeben erhalten wir die Nach⸗
aicht, daß sich heute Abend um 78 Uhr bei Bisgofsheim ein
qweres Eisenbahnunglück zugetragen hat. Der um 6 Uhr 55
Ninuten von Franksurt nach Mainz abgehende Personenzug stieß
u der oben angegebenen Stunde mit dem gegen 7240 Uhr aus Mainz
ibfahrenden Personenzug zusammen. Beide Moschinen wurden be—
hadigt, ein Perfonenwagen 2. Classe und zwei Gepäckwagen des
jrankfurter Zuges wurden zertiümmert. Drei Menschenleben sind
u beklagen; ein Bremser der Rheinischen Dahn und eine Frau
nit Kind (aus Mainy). Funf oder 4 Schwerverwundete legen
m Wartesaal zu Bischossheim, wo ihnen die pöthigste ärztliche Hilfe
u Theil wurde; sämmiliche Verunglückte gehören dem aus Frant⸗
urt abgefahrenen Zuge an. Die Strecke, wo sich der Unfall er⸗
gnete, ist gegenwärtig noch unbenutzbar, soll aber noch Sonutag
Morgen jreiĩ wirden. (Ir. 3.)
fMainz, 9. Nov. Der gestrige Zusammenstoß fand in
Jolge falscher Weichenstellung statt. Getoödtet sind Frau Hauptmann
datrisch don Kulmberg und deren Iwenahtigen Tochhrchen aus
Mainz, und Wagenwärter Münze aus Koblenz. Erheblich verletzt
vurden im Spital hier untergebracht: Ingenieur Klein und Fraut
iebst Schwägerin aus Bingen; Zugführer Kern aus Aschaffenburg;
datry Wum, Kaufmaunn aus New ⸗NYork, ferner unerheblich verlegt
Personen von hier.
tEin beklagenswerthes Unglück trug sich nach dem ‚Westf.
Merk.“ in Reklinghausen kürzlich zu. Drei Knaben fanden.
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In einem unbewachten Augenbdlicke spielt das siebenjährige Söohn⸗
hen eines hiesigen achtbaren Bürgers mit einer dieser Patronen,
velche sich in den Händchen des unglücklichen Kindes entladet und
eaiselben sieben Finger mehr oder weniger beichädigt. Die Pa⸗
ronen sind muthmaßlich der Jacken⸗ oder Hesentasche eines Berg⸗
nannes, bei deren Reinigung an dieser Stelle, entfallen. Vielfach
oͤrt man darüber klagen, daß Bergleute oft größere Quantitäten
Rynamit in ihren Wohnungen aufbewahren, und sind dann schließ⸗
ich solche Vorlommnisse die Folgen des leichtsinnigen Umganges
nit dem gefährlichen Material.
Ein wohl einzig in seiner Art bestehendes Jubelfest beging
im 31. Oct. der 95jahrige General v. Schreibershosen, in Dres
en wohnhaft. Derselbe feierte nämlich sein 50)ähriges Generals⸗
ubiläͤum: Als Sohn eines sächsischen Hauptmanns wurde Schreibers⸗
sofen in der Schlacht bei Jena von den Franzosen gefangen; mit
28 Jahren war er Major und Adjutant eines französischen Gene⸗
als, darauf — nach dem Beitritt Sachsens zu den Alliirten —
Udjutant Wellingtons, und am 1. Nov., 1829 wurde er General.
gzis 1850 commandirte er das sachsische Cadetteneorps und nahm
dann aus Gesundheitsrüdssichten seinen Abschied.
Für die Nedaction verantwortlich: F. X. Deme ß.
Bekanntmachung.
Pfälzisches Dienstbotenstift —V
An sämmtliche kal. Bezirksämter und die Bürgermeister⸗
ämter der Pfalz.
Nach den Sialuten für das pfälzische Dienstbotenstift werden
nus den Zinsen des Kapitalstockes zur Belohnung braver Dienst-
»oten der Pfalz alljährlich in der ersten Woche des Monats Januar
Preise vergeben.
Unter Hinweis auf die der Ne. 10 des Kreisamtblalles für
1876 beigefuͤgten Statuten werden insbesondere folgende Bestimm⸗
ingen hervorgehoben:
l. Auf einen Aufmunterungspreis haben jene Dienstboten An⸗
spruch, welche sich durch mindestens 5jährige, bei ein und der⸗
selben Herrschaft geleistete treue und eifrige Dienste bei siets
ladelloser Aufführung ausgezeichnet haben und KoßK und Lohn
beziehend mit der Herrschaft im Familienbande leben.
Die Dienstjahre werden vom vollendeten 16. Jahre des
nännlichen und 14. des weiblichen Diensiboten gerechnet.
Beldbelohnungen und bei Verheirathung Aussteuerprämien kön⸗
ien Dienstboten erhalten, welche nach mindestens 10jähriger
Dienstzeit bei derselben Herrschaft eine besondere Auszeichnung
perdienen; Präbenden endlich solche Dienstboten, welche beiĩ
anger treuer Dienstzeit nach Erfüllung der Voraussetzungen
iur 2 Aufmunterungepreise billigen Anspruch auf ein ruhiges
und dor Mangel geschütztes Alter haben, oder im Dienste
perunglüden.
Bewerbungsgesuche, welche im Lause des Monats November
hbei dem Bezirksamte des Dienstortes einzureichen und — von
diesem langstens b's 1. Dezember bei Vermeidung des Aus⸗
schlusses mit gutachtlichem Berichte der unterferngten Stelle
dorzulegen sind, haben zu enthalten:
2. Vor⸗ und Zuname, dann Alter des sich bewerbenden
Dienstboten;
Name, Stand und Wohnort der Dienstherrschaft;
kigenschaft, in welcher der Dienstbote vermendet ist;
Ungabe des Diensteintrittes mit der vom Bürger⸗
neisteramte det Dienstortet zu bestätigenden Schilder⸗