macher von Franlfurt und Umgegend eine Versammlung, welche sich
sehr energisch gegen den von einem Theil der deutschen Gerber
oerlangten Schutzzjoll auf Leder, Kode, rohe Haäute 2c. aussprach.
7Pforzheim. Die hiesige Jagdaesellschast hat fuͤt die
Familie des getödteten Jagdaufsehers 2230 Mark zusammen zebracht,
die auf der Sparkasse hinterlegt wurden.
7.Stadtamhof, 28. Jan. Vor einigen Tagen ist dahier
ein Geizhalz gestorben, wie man deren wenice findet. Nachdem
zerselbe zuerst dersucht, sein nicht undedeutendes Vermsgen sich selbst
zu vermachen, damit er am jüngsten Tage nicht detteln ju gehen
brauche, aber darüber belehrt worden war, daß das nicht angehe,
dersuchte er kurz vor seinem Tode seine sämmtlichen Werthpavbiere
Rurch Feuer zu vernichten, woran er nur durch einen Schlaganfall
zehindert wurde.
7 VEine Annonce, die Manches zu denken gibt, war gestern in
einem Mülachener Blatt zu lesen: „Am Dienstag u. s. w. versteigere
ch in der J.eStratze 1 Fleischstoc, 1 Ladenbudel, 1 Fleischwaage
und 50 Ctr. Kartoffelmehl. X. Berichtsvollieher.
oHamburg. Die soeben erfolgie Freisprechung der Ehe⸗
leute Letd, welche der Vergiftung des ersten Mannes der Frau
Leh angeklagt waren, erregt hier ein ungeheueres Aufsehen und eine
iebhafte Theilnahme für die Freigesprochenen, welche auf den Ver⸗
dacht hin, vor 12 Jihren den ꝛc. Engerer ermordet zu haben, in
Nürnberg, woselbst sie wohnten, verhaftet und hierher transportirt
worden sind. Nachdem sie seil etwa 9 Monaten in Untersuchungs⸗
haft gewesen, Aachdem Hahllose Zeugen vernommen, nachdem alle moöͤg⸗
iichen Analysen vorgenommen und 15,312 Mark fuͤr Prozeklosten
dom Staat angewendet worden sind, wurden die Leute nach acht⸗
Mgiger Verchandlung freigesprochen.
rBerlin, 28. Jan. Der verstorbene Borstiz hatte in
der leßten Zeit seines Lebens in seiner Maschinenfabrik wenngleich
mit Verlust, fottarbeiten lassen, um seine Arbeiter nicht außer Brod
zu fehen. Da sich die Geschäftslage nicht gebessert hat, wollen die
Testamentkvollstrecker, welche das AÄcheiten mit Verlust nicht auf
hre Verantwortung nehmen zu können glauben, demnächst die
Werkstätten schließ en. Neuerlich hat die Regierung, wie man hört,
der Fabrik den Bau von 8 8Socomotiven angeboten; es wären aber,
jo heißt es, größre Bestellungen nothig, um den Belrieb in Gang
ju halten. Wenn die Fabritk geschtossen wird, treten 2000 Arbelle
außer Arbeic. I
FBerlin, 29. Jan. Ueber die Pest in Rußland schreibt
die Provinzial⸗Correspondenz: Odwohl der Stand de— Dinge bis⸗
her zu gröͤßeren Besorgnissen keinen Aalaß gewährt, v elmehr er⸗
warten lät, daß die Keankheit in dem bisherigen Bereiche erstickt
werde, wird doch seitens der Regierung Nichts versäumt werden,
am moͤglicher Gefahr rech zeitig und energisch vorzubeugen.
221 Die Bevdtlerung Beruͤns umfaßle nach den Veroffenilich
ungen des städtischen Büreaus am 1. Januar 1,049, 171Selen.
F In neunundneunzig Tagen um die Welt und für die Lap·
dalie von zehn Pfennig — Eine solche Reise, schteibt das Berliger
Tageblait“ hat eine uns vorliegende Postkarte gemacht, welch ihre
Tour voa Beclin aus antrat, um hier auch wieder die ohlver⸗
piente Ruhe zu finden. Die Postkarte ging am 17. Octr. 1878
don Betlin ab und traf daselbst wieder am 21. Januar d. J. ein.
f, Man muß sich nuur zu trösten wiffen. Die „Dresdener
Nachrichten“ erzählen: Ein hiesiger Beamter, ein Kallulator, der
in einer entlegenen Vorstadt wohnt, begab sich dieser Tage in den
»xühen Morgenstunden nach Hause. Aa einer Ssraßenecke begegnete
ha im WMondenschein ein strolch irtig aubsehendes Indibviduum, das
Re derdächtige Frage an ihn richtete: „Welche Zeit ist es wohl se
Der LZalkulator talkalirte natürlich, daß es auf seine Uhr abgesehen
ei. Igs diesem Augenblick brummte es vom Kreuzihurm Eins.
Sich besinnend, daß in dem Vocstoße die beste Vertheidigung liege,
zaute er den Strolche eine gepfefferte Odrfeige mit den Worsen
jn's Gesicht: „Es hat eden Eins geschla zen“ und entfernte sich eili⸗
gen Schrittes, hörte aber noch, wie der Geschlagene hinter ihm her
cief „Donnetwetter, is das ä Glick, daß ich'n nich glei nach
3woͤlfen nach der zet gefrat' habe.“
Ein Balljen mint Dynamit⸗Ecplossion. Aus Steler⸗
or in Oesterreich wird der „Temesvarer Ztg.“ geschrieben:
Mitwoh am 15. d. M. fand hier ein eleganter Kasinoball Statt,
el welchem die Elite der Gehellschaft vertreien war. Gegen Wil.
sernacht, alb die Tanzlust ihren Höhepuakt erreicht hatteentstand
pldzlich eine furch bare Explosion, welcher ein gräßlicher Aufschrei
und das Krachen der Scheiden von 80 Fenstern folgte. Das Ent⸗
eßliche der Situation wurde noch dadurch erdoͤht, daß saäͤmmtliche
dichter erloshhen. Als der erste Shrecken doruber war und wieder
dicht gesbracht warde, sah man, daß mehtere Personen verwundet
daren. Die vorlaufige Unteriuchung ergab, daß Jemand das un—
rhoͤrte Babenstück begangen hatte, eine Dy amit⸗-Patrone auf eines
zer Feaster zu lezen und, als der Ball im besten Zuge war, jur
krplosion zu briugen. Min betrahlet es als wahrscheinlich, daß
s Babenstück von einem Acbeiter derübt wocrden, wilhet sich
wegen der vor Kurzem eingelrelenen Lohnverminderung rachen
wollte. Die eingeleiteten Recherchen werden den vder die Urheber
dieses schändlichen Verdrechens wohl ans Tageslicht bringen.
fNach rufsfischen Blättern sind im Geudernemenm Astrachan
hereits 9000 Menschen theils an der Pest gestorben, theils aus
Furcht vor der Seuche in andere Gouvernemenis de⸗ Reiches aus⸗
zewandert. Die Einwohner vieler an der Wolga gelegenen, von
der Pest zu allererst heimgesuchten Orte in den Gonvernementen
Astrachan und Saraglow existiren jetzt entweder gar nicht mehr oder
nur zum geringen Theile. Bereits ist auch der Vorschlag gemachi
worden, zur Verhütung der Weiterverbreitung der Krankhest ein
Radikalmittel anzuwenden und die verseuchten Ortschaften niederzu⸗
zrennen. Dieser Vorcschtag ist thatsächlich gar nicht so furchtbar,
wie es auf den ersten Blick aussteht. Die Huͤten in den Kofaken⸗
stanstzen sind an und fur sich ziemlich wertyios, die dafür zu zah⸗
lende Entschädigung köante daher, auch der weitgehendster Ausfüh⸗
rung der gedachten Maßregel, kaum mehr als einige Hundernaufend
Rubel betragen, und ein Radikalmittel wäre es jedenfalls
cEin ameritanisches Heiratsburenau. SIn
dem Augenblicke, wo sich die Siatistiker verschiedener Staaten, zu⸗
nal die Frankreichz, mit der Entvöllkerungeofrage beschäftigen, dürftt
3 gewiß von Interesse sein, auf ein in Rew York neu gegründetes,
eigenthümliches Institut hinzuw isen. F
Im Hintergrunde eines Square, zwischen schattigen Bäumen
und netten Gartenanlagen, erhebt sich ein hübsches Gebäude, auf
dessen Frontseite man in vergeideten Lettern das Wort; Matri-
monium“ liest. — Das Gebäude umschließt zwei getrennte Saͤle,
welche zwei, von / einander unabhaängige Thuͤren haben, wovon em⸗
zum Eintritt, die andere zum Außgang dient. In einem der Sãle,
ꝛer mit dem Buwstaben A bejseichnet und ausschließlich nur fur
Herren bestimmt ist, welche sich zu verheirathen wünshen, sind die
Photographieen jener Damen ausgestelli, die gleichfalls dejfe Absicht
Jahen. Im zweiten mit Bubezeichneten Srale befinden sich die
Photo araphieen der Mäaner, welche eine Frau wüns hen. Hier ist
der Eintritt nur den Damen gestaitet, die einen Heircahscandidaten
uchen. Suͤmmtliche Portraits And in einer Ede miu iner deut
iichen, mit rother Tinse geschriebenen Ordnuggsnummer bezeichnet.
— Alle Personen, welche an dieser Ausstellung Theil zu nehmen
wlnschen, haben den biden Damen in den Bar⸗ourx, welche sich in
der Kähe der beiden Sale deftaden, ihre Ppologropyleen, ihren Ge⸗
urtsschein und ihre Adresse zu: ũbrrreichen. Fern⸗r hat die sich
anmeldende Person Auskunft über ihr: Bermoͤgen — ihre Aussteuer,
alls es eine Dane ist — und sonstige finanzielle Verhaltnisse zu
ertheilen, deren Summe nicht unter 1000 Dollars dtragen darf.
Alle diese Einzelheiten werden auf eine Karte verzeichnet, welche
zieselbe Nummer wie die Photographie der Heirathslustgen traͤgt.
Die jo gesammelten Karten werden gleichfalls ndch den beiden Ge⸗
chlechtern sortirt und von den angestellien Bureau ⸗ Damen in jzwei
Faͤcheckästchen uach den Sälen A und B gebracht, wo die Karten
on den heirathslustigen Damen und Herten nach Belieben einge⸗
ehen werden koönnen. Jede Person, welche ihte Photo raphie aus⸗
ustellen wünsscht, bezahlt einen Dollar Taxe für jedes Tausend
hres angegebenen Vermözens und erhaͤlt einen Empfangschetin, der
leichfalls mt der Rummer der Pjotographie und der dami corte⸗
bpondirenden Harte bezeichnet ist.
Jedem Manne, dessen Photozraphie nicht ausgestellt, dist der
kintritt jiu das Etablesseinent absoluit untersaat. Dagegen finden
Damen, deren Poriraits nicht aushängen, welche sich aber zu ver⸗
)errathen wänschen, im Damensaale untet folgenden Bedingungen
Zatritt: 1) Angabe ihres Aufenthaltes und ihrer Wohnung; 2)
later eichnung einer Erklärung, daß sie unverheitathet ist; 3) De⸗
onierung von 10 Dollars, welche für die Ri htigket der Angaben
rter l und 2 haften. Die Summe wird fanerodalb der ersten
ht Tage zurückgestellt, falls in den obigen Angaben keine Fälsh⸗
Angen nachgewiesen werden; 4) Bezah'ung einer Einirlttstaxe von
3 Dollarz Jiur jedean Besuch des Etoablssemenis.
Sehen wir nun, wie in diesem, Matrimonium“ die Heitathe⸗
lustigen beider Geschlechter sich zu naͤhern pflegen. Falls einem
herra eine Damenphotograpbie im Saale A gefällt, so nimmt er
yon der vorher bescheiebenen mit der Photographie cotrespondi renden
Karte Einsicht. Sind die darauf verzeichneten Einzelnheiten nach
seinem Sinne, so schreibt er auf die gewaͤhlte Photographie mil
Bleistift die Nummer feiner eigenen, weiche im Damensaale R haängt,
and überreicht alsdann die Damenphotographie dem Bureau. Dieses
schilt dat Bild sammt seinem Noten⸗Appendix nahh dem Damen⸗
saale B und placirt es zwischen den Maͤnnerphotogcaphieen.
Belbstversländlich wird das Mannerbild bald von der erwaͤhlten
Dame bemerlt. Gefällt jenes der Dame nicht, oder fiud die Ver⸗
jältnisse des Candidaten nichtl nach ihrem Geschmace, so nimm fie
zie Photozraphie fort und wirft sie in ein Behaͤltniß, das man
den „Todenkasten“ nennt. — In Damensaale ͤgeschehen die An⸗
herungsebersuche ganz auf demselben Wege, wie in dem der
Raͤnner. — Gefallt sic indeß ein Paar, so werden die Eliern