Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlich? mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗— 
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M 1817. 
Dienstag, den 25. November a 
1879. 
Deutsches Reich. 
München, 21. Nov. Der Abgeordnete F. X. Frhr. v. 
Hafenbrädl hat einen Antrag auf Anfhebung des 7.Schul⸗ 
ah res eingebracht. 
München, 22. Nov.. Die Gesetzentwürse zur Reform der 
Steuergeseze werden im Laufe der nächsten Woche im Staatsrath 
»erathen und innerhalb der nächsten acht Tage der Kummer vor⸗ 
zelegt werden. 
Das Reichshatentamt hat einen für die gesanmte deutsche 
Eisenindustrie hochwichtigen Beschluß gefaßt, indem 8 defchloß, dem 
Antrage auf Ertheilung eines Patents zur Ausnutzung des von dem 
knglaͤnder U. S. Thomas erfundenen Verfahrens zuc Entphosphor⸗ 
ang des Roheisens zu entsprechen. Die Anwendung dieses fur die 
Zonkurtenz der deusschen Stahlindusirie mit der englischen ensschei⸗ 
denden Verfahrens ist damit auf diejenigen Werke beschräult, welchen 
)er englische Erfinder die Ausnutzung seiner Erfindung übertragen 
jat. Die Entscheidung des Patentamts hat in den betheiligien 
Zreisen große Sensation hervorgerufen und wird ohne Zweifel an— 
jefochten werden. 
Neuest:n Meldungen zufolge ist der Besuch des Kaisers Alexander 
n Berlin wieder in den Bereich der Müͤnlichteit getreten. Der 
Befundheitszustand der russischen Kaiserin soll sich derari verschlimmert 
zaben, daß dieselbe nicht daran denken lann, nach Petersburg zurück 
ukehren und wahcscheinlich den Winter in Sizilien wird verbringen 
nüssen. Dort würde sie der Kaiser besuchen und bei dieser Ge— 
egenheit unserem Kaiser in Berlin einen Besuch abstatten. 
Baden⸗Baden, 23. Nov. Nach den Vorbereitungen zu 
chließen, welche in der Umgehung des ruffischen Staatskanzlers ge— 
roffen werden, gedentt Fürst Gortschaloff schon Ende der heut be⸗ 
rinnenden Woche auf der Rückceise nach Peiersburg zu mehrtägigem 
Aufenthalt in Berlin einzutreffen. 
Straßburg, 20. Nob. Die Wahlen für den Landes 
nusschuß von Elsaß ⸗Lolhringen sind, wie das „Eis. Journ.“ her⸗ 
vorhebt, sehr befriedigend für diejenigen ausgefallen, denen die 
ruhige und forischrittliche Entwicllung der Einrichtungen des Landes 
im Herzen liegt. Die Meisten der Gewählten sind Männer, von 
denen weder vorausberechnete leidenschaftliche Ergüsse, noch eine der 
Form wegen veranlaßte Aufregung, noch eine systematische Vernein⸗ 
ung zu befürchten steht. Einzeln genommen, gehören d'e neuen 
Mitglieder des Landesausschusses ohne Zweifel verschiedenen Schat⸗ 
cirungen an, und es waͤre gewagt, vorauszusagen, daß in allen 
ünftigen Sitzungen unserer parlamentatischen Versammlungen eine 
vollständige Einigkeit herrschen werde. Allein das kann man er— 
warten, daß der Landesausschuß in seiner neuen Zusammensetzung 
rine fruchtbringende Arbeit liefern und den Erwartungen des Landes 
ntsprechen werde, ohne daß man Gefahr läuft, die aͤgenen Wunsche 
sür Thatsachen zu nehmen und sich großen Tauschungen hinzugeben. 
Aussand. 
Der jüngste Erlaß des französischen Cultusministers an die 
Prafelten, welcher dieselden anhält, darauf zu achten, daß die Geift⸗ 
ichen bei ihren Kirchengebeten für die Republik beten, hat natür⸗ 
lich in der klerilalen Presse einen Sturm der Entrüstung erregt; 
hert v. Cassagnac sagt, daß man aus dem Irrerhause bon Cha⸗ 
enton entsprungen sein müsse, um vom lieben Goit zu verlangen, 
zaß er die Republik schütze! Diese schmeichelhafte Ertlaärung wird 
ndessen die Kirchendiener nicht davor schützen, das Gebet, wenn 
nicht aus dem Innersten des Herzens, doch in der gewollten Form 
um Himmel oufileigen lassen zu müssen. Det Cultusminister hat 
ingeordnet, daß vom 23. Nobember an die Einhaltung seiner Vor⸗ 
chrift in allen katholischen Kirchen und Capellen des Landes speziell 
ontrolirt werde. Die Proteste der Clerikalen gegen die minifier⸗ 
elle Maßregel, die übrigens auch von den Rabikalen bespoͤttelt wird, 
nüssen erfolglos bleiben; denn dieselbe entspricht dem sirilten Wort⸗ 
aut des Att 8 des Concordals und des UArt 20 des Gesetzes vom 
Berminal des Jahres X. 
Aus Petersbutg wird berichtel, daß sich dort allmälig 
an Umsctwung in der auswärtigen Politit Rußlands vorbereite 
kaiser Alexander wünsche eine entschiedene Annahetung seines Reiches 
an Deutschland und Oesterreich und dieser Wunsch wird durch die 
krschöpfung des Landes, welche eine Folge des letzten russisch· türkischen 
drieges ist, unterfilttzt. Ob dieser Umschwang nicht ein vein dußer⸗ 
licher ist und der Erwägung entspringt, daß ein Krieg Rußlands 
Jegen Deutschland und Oesterreich jür Rußland ungünstige Chancen 
eröffnei, muß die Zukunft leyren. Aber selbst, weun im Laufe der 
nachsten Monaie eine weniger deutschfeindliche Stroömung in Peters⸗ 
jurg zum Durchbruch kommen sollte, so würde diet nauc eine Auf⸗ 
chiebung unferer Auteinanderfezung nn Rußlaud bedeuten.“ 
Peruischtes. 
n. St. Inabert. Der Bezirkslehrerverein Blieskastel⸗ 
Z„t. Ingbert hält morgen, Mittwoch, im Cafeè Seiler dahier seine 
J. dieej. Generalversammiung. Beginn: 1302 Uhr Nachmitiags. 
Mitglieder und Freunde Zes Vereins sind zur Versammlung einge⸗ 
aden. 
*St. Ingbert, 25. Nob. Zum Burgermeifter in Ens⸗ 
eim wurde Herr Ednatd Adet gewählt und zum Adjunlten Herr 
heintrich Karren. Zu Adjunkten wurden wiedergewählt in 
Jassel: Herr Jos. Pet. Unbehend und in Eschringen Herr Georg 
Volter. — Heute findet in Rohrbach die Gemeinderaths⸗ 
vahl statft. 
Die neue Bahn Mannheim⸗Frankfurt wird der Main⸗RNeckar⸗ 
Bahn eine fühlbare Conkurren; machen; sie besoͤrdert die Reiseaden 
ascher und theilweise zu gelegeneren Zeiten· 
T. Metz, 20. Nov. [Garnisonsveistärkung.) In militari⸗ 
hen Krreisen wird die weilere Verstärkung der Festungsgarnison, 
amentlich au Infanterie und Artillerie, sür wahrscheinlich gehaiten. 
Die Vorfchiebung der französischen Garnisonen nach Osten in Ver⸗ 
»indung mit den neuen Eisenbahnlinien beuntuhigt fortwähtend; 
namentlich die französische Cavallerie ist fast ganz in der dftlichen 
dandeshälfle garnisonirt. Die hiesige Garnison besteht zur Zeit aus 
en baierifchen Infanterieregimenter Nr. 4 und 8. dem i. Ba⸗ 
aillon des 2. baierischen Fußartillerieregiments dem jachsischen Fuß⸗ 
ittillerieregiment Nr. 12. dem braunchweigischen Infanierieregiment 
c. 92, dann an preußischen Truppen aus dem 15. Pionierba⸗ 
a'llon, Theilen der 8. und 15. Artilleriebrig ide, den Infanterie⸗ 
egimentern Nre. 42 und 45 und den Dragonerregimenter N. 9. 
iud 10. 
Worms, 21. Nob. Ein Handelsmann von Dalsheim 
vurde durch einen Kartoffeihandler in der Schwreiz um 10,000 Mt, 
lt bezogene Kartoffel beschwindelt und dadurch fimncieil ruimen 
dierdurcch werden naheju 100 Leute aus den Doͤrfern Gundheim, 
hermersheim, Moͤlsheim, Ober⸗ und Nieder⸗ Flörsheim und Gauers⸗ 
jeim in Mitleidenschaft gezogen, die roch auf Bezahlung für die 
gelieferien Kartoffeln watien. Wie wir hören, hat der unglückliche 
dandelsmann seine Gläubiger auf nächsten Sonntag Nachmutag 
ach Nieder Floͤrsheim eingeladen, um mit denselben ein gütliches 
Lblommen zu treffen. Mit Aufbietung aller ihm zu Gebot fieheunden 
Nittel soll es ihm moͤzlich sein, seinen Gläubigern nahezu die 
hälfte ihrer Guthaben zu bezahlen. 
Dortmund, 19. Nov. Auf dem Eisenmarkt ist sort⸗ 
vuͤhrend große Nachfrage, lebhafte Thätigleit und steigende Conjune⸗ 
ur zu verzeihnen. Die verschiedene Produkte der Hochofenwerke, 
vie Spiegeleisen, Gießerei⸗Rozeisen, sowie Puddelroheifen haben 
janz vorzüglichen Absatz, auch das deutsche Bessemer Roheisen wird 
iel begehrt und hat daher einen Preisausschlag von e'nigen Mart 
rfahren. Die Walzwerke sind eveichlich deschäftigt und die Preise 
zrer Fabrikate steizend. Einige Werke sordera sür Stabeisen vom 
.5. November ab 5 Mark mehr pro 1000 stilb, ebenso noliren 
Bleche von da aa as mehrere Matk höher. Im Kohlengeschäft 
jat der Absatz die ungewöhnlichen Dimensionen des Vorinonats 
ticht allein behalten, sondern auch noch etheblich überschritten. 
fHamburg, 22. Rov. [Großes Brandunglück] Ein schred⸗ 
iches Vrandunglüd ereignete sich gestern Nachmittag in der Werftraße 
3b, dem leider mehrere Menschenleben zum Opfer fielen. Nachdem 
gegen 5 Uhr die Nachbarn und Vorübergehenden einen dumpfen 
dnall verno nien hatten. standen bald darauf das Innere det 
hauses in hellen Fiammen. Im Hinlerzimmer des Pelzwaaren⸗ 
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