Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberle 
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gberler Anzeiger. 
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M 190. FBt 
Sonntag, den 80. November 
1879. 
Deutsches Reich. 
München, 25. Nob. So oft die Froge der Erhöhung 
der direkten Steuern besprochen wird, geschieht Dieß auf der Grund⸗ 
age des Etatsvorschlages der Regierung, wonach diese Erhöhung 
gleichmähig pro Rata alle Steuergattungen betreffen soll. Es wäre 
endlich an der Zeit, diesen Gedanken einmal aufzugeben und für 
den Fall des Bedürfnissez einer Steuer- Erhöhung ins Auge zu 
fassen, daß dieser Vorschlag jedenfalls unrichtig und ungerecht wäre. 
Wir wollen keine Erhöhung der direkten Steuer und glauben jetzt 
noch nicht an das Bedürfniß. Sollte aber dasselbe durch unerwar⸗ 
seten Kammerbeschluß geschaffen werden, dann erinnern wir noch⸗ 
mals daran, das nicht bezüglich aller Steuergattungen in gleichem 
Ddaße die Ungerechtigkeit der Veriheilung und der Druck der Be⸗ 
astuag behauptet werden kann. So kann wohl das Grosßkapital 
und die Großindusttie viel leichter als das Kleingewerbe und die 
daudwirthschaft einige Mehrbelastung vertragen, aber gaanz unmög⸗ 
lich ist es, die Haussteuer noch weiter zu erhöhen. (EFr. K.) 
München, 27. Nov. Die nächste Plenarsitzung der 
dammer der Abgeocdneten ist auf Samstag den 29. d. anberaumt; 
nuf der Tagesordnung stehen die Nachweisungen bezüglich der Berg⸗ 
verls⸗, Hütten⸗ und Salinengefaäͤlle pro 1877, des Reservefonds 
dro 1876777, des Etats der Reichszwecke pro 1876/77 und bezüg⸗ 
ich der Ausgabenauf Straßen⸗, Brücken⸗ und Wasserbauunterhalt 
oro 1877/78; ferner Petitionen, die zur Erörterung im Plenum 
nicht geeignet sind, außerdem kommen die neuen Steuergesetze zur 
Votlage. 
Berlim, 26. Nov. Die Conferenz bezüzlich des öster⸗ 
teichischen Handelsvertrages wird eine Unterbrechunag von 10 - 14 
Tagen erfahren. Die österreichischen Commissare sind heute Nach⸗ 
nittag nach Wien zurückgelehrt, um sich directe Insormationen zu 
jolen. Auch die sächsischen und bayerischen Commissäre wollten 
hdeute noch abreisen. 
Auch aus Hamburg wird ein Wiederaufleben der Geschäfte 
berichtet. Schon äußerlich — schreibt das „Fr. Journ.“ — läßt 
ich aus der gesteigerten Belebung des Straßen⸗, Speicher⸗ und 
dafenverkehrs erkennen, daß das Geschäft angezogen hat und in der 
That wird von allen Seiten bestätigt, daß ein Aufschwung unver⸗ 
ennbar, ja in manchen Geschäfiszweigen sehr bedeutend ist. In 
erster Linie dürfle derselbe allerdings auf die günstigen Nachrichten 
nus England, den Vereinigten Staaten, ja aus Mexico und anderen 
dändern zurüchzuführen fein, die eine Rüdwirlung auf unser Ge⸗ 
schäflsleben Außern. 
abgetretenen albanesischen Districke Plava und Gusinje zu übergeben. 
Dieser Uebergabe scheint sich die Bevölkerung widersetzt und den 
ürkischen Befehlshaber getödtet zu haben). 
Lermischtes. 
*Sit. Inobert, 30. Novb. Wir können die angenehme 
Mitiheilung machen, daß von heute (Sonntag) ab, der Güterzug 
362 Abgang hier 1 Uhr 48 M. Nachmittags, zwischen hier und 
Zaarbrücken an Sonne und Feiertagen Personen in allen Wagen⸗ 
lassen befoͤrdert. 
Mainz, 25. Nov. Im Bahnhofe wurde dem Bremser 
Werner aus Laubenheim, der von seinem Sitz herab auf die Schienen 
iel, ein Arm abgefahren. Der Mann halie noch so viel Geistes⸗ 
jegenwart, in den Bahnhof zu ellen und den Fall zu melden, damit 
tine Stelle durch einen anderen Bremser ersetzt, werde cß. 
F Frankfurta. M.“ Die Zeichnungen zum Garanlie⸗ 
onds für das im nächsten Jahr hier stattfinvende flͤnfte allge⸗ 
neine deutsche Turnfest nehmen einen erfreulichen Frtgang. Die 
hoͤhe der gezeichneten Summen beläuft sich schon jetzt, nachdem die 
zisten erst acht Tage circuliren, auf über 75, 000 Mark. Das 
tisilo ist übrigens voraussichtlich nicht sonderlich groß, denn bei 
inigermaßen vorsichtiger Leitung dürfle kein Defizit zurn Vorschein 
ommen. Bei ähnlichen Festen, z. B. in Leipzig, wo man sich in 
jolge übermäßig luxuriös und monumental aufgeführter Bauten zu 
jJanj außerordentlichen Ausgaben veranlaßt sah, betrug das schließ⸗ 
ich zu deckende Defizit etwa nur 15. Prozent der gezeichneten Ga⸗ 
antiesumme, in Dusseldorf nur 7 Prozent. Nicht nur von Seite 
des hiesigen Publikums, sondern auch von auswärts mehren sich 
nie Anzeichen reger Theilnahme an diesem Fist, welches großartige, 
u werden verspricht. J 
FIn Frankfurt a. M. hat eine Versammlung von 
„Interessenten“ sich mit 55 von 74 Stimmen fur das Projelt 
iner in Frankfurt a. M. im Jahre 1881 abzuhaltende Kunst⸗ und 
Lewerbeausstellung ausgesprochen. 
Die Universität Heidelberg ist in diesem Winter auf⸗ 
allend gering besucht, am Geringsten jedoch die theologische Falulät, 
vo nur 19 Siudirende in diesem Semester inskribirt wurden. So 
venig verfangen die vielen und reichlich ausgesetzten Stipendien! 
Man hat die Erfahrung gemacht, daß Nichtbadenser um dieser Sti⸗ 
zendien willen in Heidelberg studiren, in Karlsruhe ein theologisches 
Ztaatsexamen machen und fodann, wenn sie eine kurze Zeit in Baden 
mtirt haben, wieder austteten, um eine Unterkunft in ihrer Hei⸗ 
nath zu suchen. 
7 Aus Stuttgart wird der N. Fr. Pr. gemeldet: Der 
Steuerprozeß Hacklander (der Fislus haite bekannilich von den Er⸗ 
zen drs Dichters eine hohe Nachtragfumme begehri) wurde endlich 
)efinitiv entschieden. Zwei Drittiheile der Steuerstrafe sind „durch 
jes Königs „Gnade“ den Erben nachgelassen worden.“ 
7 Im Badeorlte Schwalbach sind am Mittwoch drei 
dotels mit fämmtlichen Nebengebäuden, sowie das Kurhaus zum 
Kranich“ abgebrannt. 
7 Altena, 20. Nov. Gestern eiloͤste der Tod einen noch 
n den besten Lebensjahren stehenden Bürger! unserer Stadt von 
chrecklichen Leiden. Der Mann war vor etwa 4 Wochen von 
inem fremden Hunde in die Bacen gebissen worden. Dieser Hund 
vurde bald darauf auf der Helbecke als toll erschossen. Erst einige 
Tage nach dem Bisse nahm der Mann ärztliche Hilfe in Anspruch, 
ohne vorher nur eine Ahnung von dem Tollsein des betreffenden 
)andes gehabt zu haben. In den letzten Tagen nun kam bei dem 
inglücklichen Manne die Tollwuth in entsetzlicher Weise zum Aus⸗ 
zruch; gestern trat der Tod ein. Der Verstorbene hatte die Feld⸗ 
üge von 1806 und 1870 -71 mitgemacht, war glüdlich aus dem 
driege zu den Seinigen zurückgelehrt und nun mußte ihn bier ein 
olch trauriges Loos treffen. — — 
Berhin, 27. November. Die Norddeuische Allge⸗ 
neine Zeitung“ veröffenllicht folgendez Schreiben Bismard's aus 
darzin vom 25. Nop.: „In Folge der durch die Prefse über 
neine Gesundheit verbreitelen Nachrichten gehen mir von den ver⸗ 
hiedensten Seiten, nächst Deutschland namentlich aus England, 
Ausland. 
London, 27. Nov. Schuwalow dinirt hente bei der Ko⸗ 
nigin; morgen erfolgt seine Abreise nach Franlreich. 
Peterbburg, 285. Novb. Wie aus bester Quelle ver— 
lautet, findet in Kurzem hier eine Volschafter-Konferenz statt. 
Fürst Lobanoff nimmt, seinen Weg zu derselben über Wien. Auch 
der angeblich zukünftige österreich:sche Botschafter Fürst Windischgrätz 
vird ebenfalls zur Konferenz bereits hier sein, die wahrscheinlich 
chon vor Rückkunft des Kaisers ihren Anfang nehmen wird. Die 
onferenz soll eine vollstaändige Regelung verschiedener, unter Anderem 
nuch der Arabtabia ⸗-Frage, vor Allem aber die erneute möglichst 
zroße Annäderung Rußlands an Deutsqhland und Oesterreich zum 
Zweck haben. Der Köln. Zig. zufolge verlautet, Graf Schuwaloff. 
Ddelcher auch in Petersburg erwartet wird, werde, nachdem er der 
ꝛdnigin Vickoria sein Abberufungsschreiben übergeben hade, direlt 
aach Berlin reisen, dürfte daselbst mit Gorischakoff zusammentreffen 
and, wenn ihm Zeit bleibt, Bismark besuchn. Gerl. Tabl) 
Newyotk, 27. Nov. Hiesige Zeitungen melden aus Mont⸗ 
real: Die britische Regierung bildete in Canada Reservekorps von 
10,000 Milizsoldaten zum aklliven Dienst in Canada, erfsorderlichen⸗ 
alls auch im Auslande. 
Cettinje, 27. Novb. Nach heute eingetroffenen Nachrich- 
en wurde Multar Pascha von Albanesen in Gusinje getödtet. 
Der geiddtete Pascha hatte sich mit 18 Bataillonen Rizams nach 
Bufinje degeben, um dem in Andrijebice eingetroffenen montene⸗ 
arinischen Senatsprasidenten Petrowitich die beiden an Montenegro