Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlichj mis dem Hauptblatte verbundene Unkerhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint wöchentlich Siermal: Dienstag „Dounerstazg, Samstag und Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljahrlich 
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1879. 
M 206. —— Sonutag, den 28. Dezember 
* 1 9 
Deutsches Reich. 
München, 25. Dez. Vom, Staatsmin'sterium der Finan⸗ 
zen erging folgende Entichließung: Gemäß Art. 224 Abs. 3 des 
Besetzes uͤber das Gebührenwesen vom 18. August l. J. sollen die 
(nichi notariellen (Urkunden über gebührenpflichtige Mob l'arversteiger⸗ 
ungen binnen längstens einer Woche nach Beendigung der Versteiger⸗ 
ung dem einschlägigen k. Rentamte behufs der Gebührenbewerthung 
in Vorlage gebracht werder. Diese Frest wird in der Regel zu der 
rechtzeitigen Erfüllung der in dem Gesetze vorgesehenen Verpflicht⸗ 
ung auch vollständig ausreichen. Sollle ausnahmsweise in einzelnen 
besonderen Fällen, z. B. bei mehreren rasch auf einander folgenden 
groͤßeren Holzversteigerungen, die Eindaltung der gesetzlichen Frist 
fur den pjflichtigen mit unverhältnißmäßigen Schwieriglkeiten ver⸗ 
knüpft sein, so kann demselben auf enssprechend mativirtes Ansuchen 
die obige Frist von dem einschlägigen k. Rentamte nach Bedürfniß 
verlängert werden, sofern solches nach Lage der Verhälinisse ohne 
Gesährdung der ätariaüschen Interessen als thunlich erscheint. In 
reinem Falle soll jedoch die geshliche Frist über die Dauer von 
zwei Monaten ausgedehnt werden. In den renlamtlichen Kontrol⸗ 
verzeichnissen ist von desfollsigen Fristverlängerungen an treffender 
Stelle enisprechende Vermerkung zu machen. 
lehtien sollen der Meinung sein, daß die fraglichen Produlte 
Diamanten sind. 
pDie schneliste Seefahrt. Der neue Dampfer 
„Orient“ hat, seine erste Reise von Plymouth nach Australien, 
ainschließlich des Aufenthalts an den verschiedenen Haltstationen, 
in 37 Tagen 22 Stunden zurückgelegt. Dies ist die schnellste 
Reise, die dis jetzt dagewesen. Da die Entfernung von Plymouth 
noach Adelaide über das Kap circa 12,000 Seemeilen betraͤgt. 
so muß der „Orient“ während seiner ganzen Reise eine durch⸗ 
chnittliche Fahrgeschwindigkeit von 14 Knoten per Stunde auf⸗ 
cht erhalten haben, eine Leistung, die im Hinblick auf die große 
kntfernung in den Annalen der Dampfschifffahrt ohne Gleichen 
—XW 
F Eine Parabel.) Im Auftrage des Heren stieg eine 
zute Fee zur Erde nieder mit einem Füllhorn von Gaben, die sie 
inter die Frauen vertheilen sollte. „Gebt mir,“ rief die Spa⸗ 
nierin, „schwarze Haare, so dicht, daß ich mich ihrer wie eines 
Manlels bedienen iann!“ „Gebt mir Augen“', rief die Italienerin, 
aus denen Blitze fahren wie Flammen aus dem Vesup um Mit⸗ 
ernacht!“ — „Mache mich rund wie den Vollmond“, rief die 
Türtin, „und ssbwellend wie Ederdaunen!“ — ‚Mir die beweg⸗ 
iche Grazie!“ rief die Französin. — „Mir die empfindsame Farbe 
der Monaisrose!“ rief die Engländerin. — „Die tönigliche Hal⸗ 
ung mir!“ rief die Russin. Ein Weib aber blieb schüchtern im 
Hinergrunde; kein Mensch hatte sie noch beachtet. „Ich habe 
neine ietzte Gabe übrig: ein Herz voll ir uee, opierfäbiger Liebe. 
Wer will es haben ?“. — Man verzog die Lippen spött sch im 
Thor. „Da hinten steht Eine“, ricfen Ade, „die noch gar nichts 
dekommen hat. Laß sie den Rest haben!?“ „Der Rest ist mein 
Bestes“, sagte die Fee, „und weil sie um Nichts gebelen, so soll 
sie von Allem haben und den Rest obendrein. Komm nähec, 
—X— 
Fur die Redaction veraniwortlich: F. X. Demeß. 
RVermischtes. 
7 Mainz, 10. Dez. Die letzten Kohlen waren verbrannt 
und die letzten Pfennige für Brod ausgegebzn. Vater, Mutter und 
zwei Kinder schratter ten vor Froft z52 die lte steigerte fich gestern 
Abend in höchst empfindlichen Grade. Das Wasser träufelte von 
den Wänden der armseligen Stube. Da griff der Mann nach 
einer alten von der Großmutter die schon längst im Schooße der 
Erde gebettet liegt hinterlassenen Truhe, warf die wenigen Lumpen 
heraus und riß das alte Stück Möbil auseinander, um es zur 
Feuerung zu verwenden. Als er den Boden der Truhe auseinan⸗ 
der riß, zeigte es sich, daß es ein Doppelboden war und heraus⸗ 
rollten aus demselben — Goldstück⸗. Die Ueberraschung der armen 
Deute war grenzenlos, sie glaubten im Augenblicke an Zauber und 
Wunder. ünd erst, als sie die Goldstücke aufrafften und zahlten 
en — 
Mfe Eliern falleten die Hände und richteten Blide des Dankes nach 
oben. Kohlen wurden geholt; warmes Essen wurde hereitel und 
die Truhe wieder zusammengeleimt. Alle Noth war verschwunden. 
pus der Stadt der Intelligenz. Eine Berlimer Dame 
wollte dieser Tage ihre alie bewährte Waschfrau für einige Tagt 
nach dem Weihnachtsfest engagiren. Dieselbe wies jedoch den Auf⸗ 
irag mit den Worten zur ck: „Nauu, Madam, det wissen Se nich 
mal, det sich zwischen Weihnachten un Neujahr keene rechtschaffene 
Frau an det Waschfaß stellt?“ Auf weiteres Befragen erfuhr denn 
die Dame zu ihrem größten Erstaunen, daß unter den hiesigen 
Waͤscherinnen der Aberglaube verbreitet ist, nach welchem entweder 
die Reinigungsfee“ selbst, die in der angegebenen Zeit ihrem Ge⸗ 
schäfi nachgeht, oder ein Mitglied der Familie, für die sie arbeiten 
würde, im Laufe des neuen Jahres unbedingt sterben müsse. 
Erzeugung von Diamanten. Mr. James Maclean 
von der Chemischen Fabrik von St. Rollox beansprucht die Ent— 
dedung der Herstellung wirklichet Diamatnten gemacht zu haben; 
er hat kürzlich in der Glasgower Philosophischen Institution einen 
Vorttag üder die Refultate gehalten, die er nach 18jähriger dor— 
schung erzielt hat. Diese Resultate sind dem Professor Tyndall 
und sanderen Gelehrten vorgelegt und befinden sich derzeit in den 
Dänden Mr. Maskelynes, vom brittifchem Museum. Diese Proben 
snd vollkommen reines und durchsichtiges Carbon und besitzen alle 
iichtstrahlenbrechenden Eigenschaften des Diamanten; sie haben 
sowohl Saäuren und Altalien, als der ungeheueren Hitze des Löth— 
rohrs widerstanden; noch unentschieden ist die Frage, ob das Fa— 
brikat den Diamanten schneidet, die Probe soll demnächst gewacht 
werden. Mr. Macleau und die von ihm zu Rethe gezogenen Ge— 
Schloß Silbitz. „Senden Sie für St. Excellenz den Oder 
Ceremonsenmeister Sr. Majestät des deutschen Kaisers und Königs 
Herren Doltor Brafen von Stillfried Alt-Kantara von Ihren well⸗ 
berühmten Brustkaramels.“ 
Die Brustkaramels Maria Benno von Donat werden gebraucht 
bei Husten, — Schnupfen, — Heiseikeit, Halsweh, Lungenschwind⸗ 
iucht — Magen und Nervenschwäche. 
Der rasche Absatz und die neidische Konkurrenz haben vielfache 
Fälschungen, Imitationen und Nachahmungen hervorgerufen. Echt 
ind die Brustkaramels und der Kakao-Thee Maria Benno von 
Donat nur dann, wenn sich auf der Vorderseite eines jeden himmel⸗ 
zlauen Kartons nichts anders gedrudt findet, als die 4 Worte: 
Mario Benno von Donat. 
Von dem echten Kakao⸗Thee Maria Benno von Donat, dieses 
illige (20 Pfg.) wohlschmeckende und nahrhafte Getränt, für 
Zinder und Erwachsene nimmt man auf eine Tasse Wasser einen 
Theelöffel voll und loßt dies eine halbe Stunde kochen. Dann 
gießt man ihn durch ein Sieb und schüttet eiwas Zucer und Milch 
daran, wie in den Kaffe., 
Devpot in St. Inabert bei Herrn Jean Veters. 
Musixk- 
Voéoroin. 
Sonntag, den 28. Dezember Abendz 8 Uhr findet in 
Oberhaufser's Saal 
Abend ⸗ Unterhaltung — 
stalt. Nach derselben 
TAnm 2. 
Nur Fremde dürfen eingeführt werden. 
Der vVorftand.