Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mil wohentlity) mit dem Hruptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Wei 
Lage) erscheint wöchentlich viermil: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsepreis beträgt vierteljährlid 
1A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.AM 60 , einschließlich 40 Zustellzebuhhr. Anzeigen werden mit 10 B, von Aus wari⸗ 
mit 15 4 fuür die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Neclamen mit 30 Opro Zeile berechnet. 
AM 25. Donnerstag, den 13. Februar 
1879 
— 
αα & 
Deutsches Reich. 
Mänchen. Der Eisenbahn Ausschuß der Abg. Kammer ge⸗ 
nehmigte einstimmig den Bau der Lauterthalbahn (Kaiserslautern⸗ 
Wolffslein ˖ Lauterecken). 
Muüunchen, 9. Febr. (Zur neuen Gerichts⸗Organisation.) 
Für die Pfatz sind 4 künftige Landgerichte und 30 Amäisgerichte 
vorgeschlagen, so daß a'so die jetzigen 4 Bezirksgerichte bleiben und 
2 Landgerichte (Hornbach und Göllheim) aufgehoben werden sollen. 
Jedoch schweben dezüglich der Aufhebung dieser 2 Gerichte noch die Bermischtes. 
Erhebungen auf Gtund der gegen die Aufhebung erhobenen Rella⸗ *St. Ingbert. Es geht uns von geschätzter Seite eine 
—XV (K. 3.) Mittheilung über die am Sonntag stattgehabte Unterhaltung des 
München. Die Kammer der Reichsräthe hat den Antrag „ArbeiterBildungsvereins“ zu, nach der diese den 
der Abgeordnetenkammer auf Maßregeln gegen den Wucher ein⸗ ingenehmsten Verlauf nahm. Die erste Nummer des Programms 
fltimmig angenommen; ferner hat sie mit allen gegen 9 Stimmen nach dem Eröffnungsgesang bildete ein Vortrag über Karl den 
auch den Antrag der Abgeordnetenkammer bezüglich des Gesetzent⸗ Zroßen, dessen Lebeusweise, Regierung und Kriegsführung. Von 
wurfs über die Strafgewalt des eichsstags angenommen. darls Rheinschlössern auf die Scene der Einweihung des Nieder⸗ 
Die Kammer der Reichsräthe hat in geheimer Sitzung den valddenkmals übergehend, gedachte der Redner des jetzigen Kaiser⸗ 
Regierungsrath Hertlein in Würzburg zum Arch'var des Landtags dauses, dessen Repräsentanten jenem Feste persönlich anwohnien. 
gewählt, während bekanntlich die Abgeordnetenkammer ihren Bureau- Der auregende Vortrag schloß mii dem innigen Wunsche, daß unser 
Vorstand Dobner wählte. deutsches Vaterland nur immer regiert werden moͤge von einem so 
Partfamentarisches. Von unseren Abgeordneten, sarken und weisen Herrscher wie Kaiser Karl einer war, und wie 
welche Mitglieder des Reichsstages find, be geben sich vorerst nur die unser verehrter Kaiser Wilhelm einer ist. Die Stimmung, welche 
Freiherren v. Stauffenberg und v. Soden nach Berlin. Diese die Rede herbvorrief, fand ihren Ausdruck in einem dreimaligen Hoch 
beiden Herren gehören bekanntlich dem Reichstagsbureau. Die auf das deuische Batetland. B1 
anderen Herren werden noch an den nächsten Sitzungen der Kammer Auch die jungen Bühnendilettanten traten wieder auf, und 
Theil nehmen. war in einem „Dramaunschen Scherz mit Gesang“, der die Auf⸗ 
München. Der Koͤnig hat dem Präsidenten Greyh von merksamkeit und Heiterkeit der Zuschauer in hohem Maße erregte. 
Frankreich durch den bayerischen Geschäftstiäger in Paris die übliche Eine dritte größere Nummer des Programm's war eine Reise 
Beglücwünschung aussprechen lassen. um die Welt, per Dampf auszuführrn in 97 Tagen.“ An der 
Der ‚„Reichsanzeiger“ meldet: Nachdem die Reigierung der dand des Fühters und auf der Wandkarte legte die Gesellschaft, 
Samoainseln durch die vorläaufie Uebereinkunft vom 3. Juli 1877 uf den Stationen Suez, Aden, Ceylon, Sydney, Neuseeland, 
sich dazu verpflechtet, Deutschland die Rechte der meistbegünstigten dan Frauzisco anhaltend und sich nach Land und Leuten kurz 
Natisn einzuräumen, ist am 24. Jan. 1876 ein definitiver Meiste umsehend, dann über die Pacifichahn und New York zurüdkehrend, 
begünstigungsvertrag zwischen dem deutschen Reich und den Samoa⸗ ziese ‚Reise um die Welt“ ohne Dampf in eiwa 20 Minuten 
insesn unterzeichnet worden. Die Regierung der Samoainseln hat urüld. 
diesen Vertrag bereits rattfizirt. Der „Neichsanzeiger“ fügt hinzu: Bor, zwischen und nach diesen Vorträgen kamen dann Gesänge 
Sollte auf den Samoainseln ein Bürgerkrieg wirklich zurt Ausbruch und Deklamationen, in Ernst und Scherz wechselnd, zur Ausführung, 
kommen, so wird die „Ariadne“ und der „Albatros, zum Schutze bis mit der elften Stunde die Gesellschaft ihrer laulen Helterlau 
der dortigen Deutschen und deren Rechte und Inkeressen zweifelsohne einen Dämpfer aussette, eingedenk des Spruches; Auch des Ver— 
ausreichen. znügens muß ein Ende sein. 
Die Rinderpest im Regierunzabezirk Gumbinnen ist laut Kund⸗ * Die vom Stadtrath zu Zweibrücken vor einiger Zeit be⸗ 
gebung des Reichslanzleramis erloschen. Im Ganzen sind nur (clossene Autdehnung der Verbrauchsteuer an Petroleum wurde hð⸗· 
noch 10 preußische Ortschaften verseucht. heren Ortes nicht genehmigi. 
Ausland. *Die Pirmasenser Backer haben den lobenswerthen Beschluß 
London, 11. Februar. Eine gestern zur Besprechung jefaßt, den Preis für den Laib Brod (6 Pfund), den jetz'gen 
der Nothlage des Handels gehaltene große Versammlungzvon Kaus- Fruchipreisen entsptechend um 10 Pf. herad zu setzen. 
leuten der City beschloß, dem Premierminister eine Denkschrift zu 7 Dieser Tage geriethen zwei junge Manner aus Woliers⸗ 
berreichen, in welcher eine Untersuchung beantragt wird, um ju heim auf der Straße zwischen Blicweiler und Wolfersheim wegen 
ermitteln, bis zu welchem Grade der Freihandel den gegenwärligen hrer Fuhrwerle in Streit. Ein gewisser Jacob Hunfider schlug 
Rothftand verschuldet habe. (Und in Deutschland behaupten die mit einem Wagenreitel seinem Kameraden Brunner der Art auf 
Schutzzoͤllner, vermöge des Freihandels sauge un x England ganz den Schädel, daß an dessen Aufkommen gezweifelt wird. (Pf. Pr.) 
aus! Am Ende bringen die englischen Schutzzöllner noch heraus, F Aus Haßloch schreibt man der „Rheinpfalz“: Im August 
daß winr sie autsaugen!) zorigen Jahres wurde der hiesige Ackerer J. Litzl, dessen Pferd 
London, 11. Febr. Nachrichlen aus der Kaplolonie vom cheute, durch einen daherdrausenden Zug au der Uebergangstelle 
27. Jan. melden: Eine englische Truppenabtheilung, bestehend aus iherfahren. Letzel und sein Pferd bliebin todt, und der Wagen 
Theilen des 24. Regiments, 600 Eingeborenen und einer Batterie, vurde theilweise zertrümmert. Das scheue Pferd war wider die 
erlitt im Kampfe mit Zulukaffern eine schwere Niederlage; sie wurde Fette, welche den Uebergang sperrte, gesprungen, welche riß, wodurch 
vollständig vernichtet, verlor 2 Geschüße und ihre Fahne 60 Of- Pferd, Fuhrmann und Wagen auf das Bahnbett kamen und hier 
ficiert, 500 Mann todt. Die Zulu's verloren 39000 Todte. Der om Zuge erfaßt und zermalmt wurden. In Folge dieses Unglücks 
Geneneralgouverneur erbat aus England Verstärkungen. erhob die Wittwe Litzel gegen die Eisenbahnverwaltung Klage 
London. „Times“ glaubt, die Operationen gegen Afghae vegen „ungenügenden Verschlusses beim Uebergang mittels bloßer 
nistan dürften nicht vor zwei Monaten wieder beginnen. ette“. Nach mehrfachen Verhandlungen wurde die Sache, w'e 
Haag, 11. Febr. Die niederländische Regierung legte den ch höre, heute dahin geschlichtet, daß die Bahn auf dem Wege des 
Generalstaaten Gesetzentwürfe über Besteueruug der inländischen und Vergleiches der Wittwe Lihzel und ihren Kindern 7000 M. jahlt. 
aukländ schen Werihpapiere mit Eins vom Tausend des Börsen- Haßloch, 9. Febr. Auf Linladung des Herrn Dr. 
werthes und über Heranziehung der Besißthümer der todten Hand Buhl versammelten sich heute dahzier ungefäht 700 Tabaltprodu⸗ 
zur Steuer vor. zenten, welche sich einstimmig unter Freigabe der Pflanzungen wie 
Konstantinopel. Die Frage des Kostenersahes für bisher, jür daz Tabalsmonopol entschieden. Es wurde eine Kom⸗ 
die türkischen Kriegsgefangenen wurde dahin entschieden, daß die 
Pforte die Erhaltungekosten bits zur Unterzeichnung des Berliner 
Vertrags vergütet, wogegen ein enssprechender Betrag für die von den 
Befangenen in Rußland geleisteten Arbeiten abgezogen wird. 
Laut Meldung der „Times“ aus Udrianobel hat der 
Abmarsch der Russen begonnen.