Rascher Todesfall. Ein Kölner Bürger, welcher ein
kleines Geschwür an der Oberlippe hatte, ließ sich dasselbe am
vorigen Sonntag von seiner Frau mit einer Nadel aufstechen. Als—
hald schwoll der ganze Kopf ungewöhnlich an, und der Mann er—
lag trotz des besten ärztlichen Beistandes den Folgen jener anscheinend
zeringfügigen Operation. Ohne Zweifel hatte eine Blutvergiftung
tattgefunden.
Aus Stteele schreibt man der „Ess. Volksztg.“. In
seiner Schöffengerichtssitzung dahier kam unter anderen ein Fall
zur Verhandlung, der wieder zeigt, wie vorsichtig man mit Be—
hauptungen sein muß. Ein Herr, der wegen Freiumherlaufens
feines Hundes in Polizeistrafe genommen war, hatte die richter⸗
liche Entscheidung angerufen. Vor der Verhandlung bat er, sei⸗
nen Hund vorführen zu dürfen, um feststellen zu lassen, ob dieser
wirklich auf der Straße angetroffen sei. Nachdem dem Gesuche
nachgegeben worden war und die beiden Beamten eidlich erhärtet
hatten, daß dieser derselbe Hund sei, den sie auf der Straße an⸗
getroffen, bewies der Angeschuldigte zu nicht geringem Erstaunen
der Beamten, daß der zur Stelle geschaffte Hund gar nicht ihm
gehöre, sondern daß sein Hund sich in seiner Wohnung befinde.
Selbstverstaäͤndlich erfolgte Freisprechung.
Der Lehrling eines Geschäftshauses zu Crefeld, so erzählt
die „Barm. Ztg.“, hatte vor einigen Tagen einen Brief mit 800
M. Einlage zu adressiren, was jedoch so mangelhaft ausgeführt
wurde, daß der Principal ihm aufgab, die Adresse von Neuem zu
schreiben. Als dieses ganz sauberzausgeführt und der Brief gehörig
bersiegelt hingelegt worden, warf der Lehrling die schlechte Adresse
ins Feuer, vergaß aber, daß die 800 M. noch darin steckten, welche
mit zum Schornstein hinausrauchten. Einige Fetzen wurden noch
dem verzehrenden Elemente entrissen, womit jedoch schwerlich bei
der Bankstelle etwas zu machen sein wird.
Wie sehr man in Ber lin bemüht ist, dem deutschen Ge—
schäfisleben Vorschub zu leisten, mögen folgende Thatsachen be—
weisen. Während einer der jüngst abgehaltenen großen Hoffestlich—
keiten in Berlin, drückte der Kaiser den Botschaftern und Gesandten
der auswärtigen Mächte den Wunsch aus, daß dieselben im Laufe
dieses Winters größere Festlichkeiten veranstalten mögen, um der
Geschäftswelt in Berlin Gelegenheit zum Verdienen zu geben.
F In Hamburg wird am 18. und 19. Mai d. J. der
dritie deutsche Lehreriag abgehalten werden.
Die Kaiserin von Oesterreich hat sich, wie alljährlich, so
auch heuer zur Fuchsjagd nach Irland begeben.
F Für das Großherzogthum Luxemburg werden 12,000
Centner gute Saatkartoffeln zu kaufen gesucht; Probesendungen mit
Preisangabe sind an den Landbau⸗Ingenieur Enzweiler in Luxem—
hurg zu richten. Ebenso werden sür den Ktreis Berncastel, Regier⸗
ungsbezirk Trier, 5000 Centner Saattkartoffeln gesucht; Probesend⸗
ungen sind an den kgl. Landrath von Kühlwetter in Berncastel zu
richten. Bei den Preisangaben ist zu berüchsichtigen, daß die Kar—
taffeln franco zu liefern sind.
4Paris. Im Publikum herrscht große Aufregung über
das Eisenbahnunglück bei Argenteuil. Es sind bei diesem Vor—⸗
falle ganz empörende Scenen vorgefallen. Unter den Bewohnern
der Umgegend, die gleich nach dem Zusammenstoße herbeieilten,
vefanden sich mehrere, welche die Gelegenheit benutzten, die Ver—⸗
wundeten und Todten auszuplündern. Die Sache klingt unglaub—
lich, aber scheint außer Zweifel zu stehen.
Der Papst spendete den Armen Irlands 10,000 Lire
— Aus Sicilien und Sardinien werden große Verheerungen durch
Ueberschwemmungen gemeldet.
7 Eine sinnreiche Einrichtung zur Entdeckung entzündlicher
Gase in Gruben hat ein schottischer Gelehrter, Professor Georg
Forbes, hergestellt. Wie er bei öffentlicher Vorzeigung des Instru—
ments in der philosophischen Gesellschaft zu Glasgow erklärte, hat
das bedauerliche Grubenunglück in Blantyre seine Aufmerksamkeit
auf diesen Gegenstand gelenkt, und er hat seitdem eifrig nachge⸗
sonnen, wie solchem Uebel vorzubeugen wäre. Er glaubte, daß sich
dies durch Zuhilfenahme der Aklustik thun lassen werde, weil der
Unterschied in der Dichtigkeit der Luft genügend sein müsse, um
eine Aenderung in dem Zeitmaße der Fortpflanzung eines Lautes
hervorzubringen. Versuche mit einer Stimmgabel und einer mit
Luft gefüllten Röhre ergaben, daß die Rohre nur dann den Laut
der Stimmgabel aufnimmt und nachhallt, wenn sie eine gewisse
Lange besißt. Durch weitere Bemühungen brachte es Forbes so
weit, daß er jetzt mit dem einfach aus einer Stimmgabel und einer
Rohre hergestellten Instrumente die leichte Anwesenheit des Kohlen⸗
gajes bis auf ein halbes Procent anzugeben vermag. Die Fort⸗
»flanzung des Tones erfolgt in dem leichten Kohlengase erheblich
chneller als in der gewohnlichen Grubenluft, und die zunehmende
Geschwindigkeit zeigt die Zunahme des stohlengases an. In einer
Grube soll sich das einfache Instrument bereits gut bewahrt haben.
Riesen-Nahmaschine. In einer englischen Fabrik ist
eine Riesen-Nähmaschine fabrizirt wotden, die wohl die großte der⸗
artige Maschine in der Welt ist. Sie wird mit Damypf betrieben.
viegt 80 Zentner und ist von so gewaltigen Dimensionen, daß sie
n keinem gewöhnlichen Zimmer untergebracht werden kann.
7 Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die Kaserne in
Beikos, einer Ortschaft am Bosporus, einstürzte, wobei 200 Sol⸗
daten und Offiziere todt blieben und 200 verwundet wurden.
F Lesseps, der behufs der Erforschung des Isthmus von
Panama die Häfen an der dortigen Küste jetzt besucht, erzählt in
einem Reiseberichte, daß die Armee von Venezuela folgendermaßen
gekleidet sei: kurze leinene Jacke, do. Hosen, beides durch einen
Ledergürtel szusammengehalten, Fußbekleidung fehlt gänzlich. Man
jielt Lesseps zu Ehren eine Revue, die Soldaten erschienen mit
chwarz gewichsssten Füßen und die Beine bis zur Höhe der ge—
vöhnlichen Militärstiefel schwarz gefärbt, so daß man auf einige
5Entfernung glauben konnte, die Armee trüge wirklich Fußbeklei⸗
zung, Welche Ersparniß würde diese Neuerung boi den europäi⸗
chen Armeen abgeben!
F Ein Formular zu einem Gevatterbriefe, wie er im Jahre
740 geschrieben wurde, theilt der „Hamb. Cour.“ mit. Der
Adressat ist eine „gelahrte Person“: Hoch-⸗Edler, Vester und Hoch⸗
Jelahrter, insbesonders großgünstiger, lieber, hochzuehrender und
yochgeschützter Herr Gevatter, vornehmer Freund und großer Gön⸗
ier! Demselben kann aus hocherfreutem Gemüthe nicht verhalten,
iachdem sintemal und dieweil der allgewaltige GOtt meine Haus⸗
khre und Ehe⸗Liebste ihrer bisher getragenen weiblichen Bürde und
dast heute Morgen, welches just präcise um 3Z Uhr, in Gnaden und
Zegen entbunden, und uns beyderseits mit einem wohlgestalten,
ungen, artigen und lieben Söhnlein verehrt; wenn denn solch
inser Kindlein und Knäblein gleich andern Menschen in Sünden
mpfangen und gebohren, und dahero uns Eltern obliegen will
ind soll, solches zur heil. Taufe befördern zu lassen, wir aber zu
mserm hochzuehrenden Herrn Gevatter das Vertrauen habende, daß
s dieses christliche und nöthige Werk auf sich nehmen werde; als
rgehet an demselben mein und meiner Haus-Ehre dienstschuldiges
yöfliches und ehrenfreundliches Bitten, er beliebe von seinen vor—
jehmen Geschäften sich so viel abzumüßigen sonder Beschwerde und
zönnets GOtt morgen Abends 4 Uhr zu erscheinen ⁊x.
F Ueber die Temperatur des electrischen Lichtes sind neuer—
zings von Rossetti interessante Untersuchungen angestellt wor⸗
d»en. Derselbe bediente sich hierbei einer mit astatischem Spiegel⸗
zalvanometer verbundenen Thermosäule, welche den Einwirkungen
der von einer bestimmten Oberfläche der Electroden kommenden
Wärmestrahlen ausgesetzt wurde. Aus einer Reihe von Versuchen,
zei denen bis 160 Bunsen'sche Elemente zur Verwendung klamen,
ergab sich, daß die Temperatur der positiven Kohle zwischen 2400
und 39000 E., diejenige der negativen Electrode zwischen 2138
und 25300 C. schwankt; die Temperatur ist um so höher, je kleiner
vie strahlende Fläche ist.
Marktberichte.
Zweibrücken, 12. Februar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.
Weizen 11 M. 56 Pf., Korn 10 M. — Pj., Gersie zweireihige O M. Pf.
vierreihige O M. — Pf., Speiz 7 M. 20 Pf., Spelztern — M. — Pf.
Dinkel — M. — Pf. Mischfruht — M. — Pf., Haser 7 M. 34 pf.
rbsen — M. — pf., Widen 6 M. 10 Pf. Kariofjeln ——A
heu 83 M. 20 Pf. Stroh 83 M. — Pf., Weißbrod In/⸗ Kilogr. 57 Pf.
Kornbrod 3 Kiloar. 71 Pf., 2 Kilogr. 48 Pf., lKilogr. 24 Pf. Gemijchi⸗
drod 3 Kilogr. 80 Pf., das Paar Weck 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual.
30 Pf. II. Qual. 50 Pf., Ralbfleisch 40 Pf. Hammielfleisch 60 Pf. Schweinefle isch
56 Vj., Butter 1 Niloat. O M. 90 Pf., Wein 1 Viter 80 Pf.,Bier 1Liter 24 Pf.
Homburg, 11. Februar. (ruchtmittelpreis und Victualienmartt.) Weizen
il De. 82 Pf Korn 10 M. 81 Pf., Spelztern —M. — pjf., Spelz 7 M.
Pi. Gerfte Zreihige O M. — RPi., G.rste Areihige O M. — Pf. Hafer
7 M. 66 Pf., Mijchirucht 1I0 M. 30 Pf., Erbsen 0O M. — Pf., Widen
M. — Pf., Bohnean — M. — pf., Klecsamen — M. — Pf. Korn⸗
drod 6 Pfund 85 Pf., Gemijchtbrod 6 Pfund — Pf., Ocsenfleish — pf.
Rin dfleisch 50 Pf. Kalbseisch 36 Pf. Hammelileisch — Pf. Schweinefleisch
bu Pf., Butter I Pfund 1 M. — Pf., Kartoffeln ber Ctr. 3 M. Pf.
Kaiserslautern, 10 Februar. (Fruchtmitlelpreis and Victualienmarkt.)
Weizen 11 M. 57 Pf., Korn 9 M. 74 Pf., Spelzietn — M. Pf. Spelz
7 M. 85 Pf., Gerste 9 M. 09 Pf., Hafer 7 We. 3e Pf., Erbsen 10 Mo
bo0 Pf., Wicken 6 M. — Pf. Linsen 12 M. — Pi., Kleesamen — W. —
Pf. Schwatzdrod 6 Pfund 1. Qual. 76 Pf. do. 3 Vsd. 88 pf. Gemischibrod
3 Pfund 43 Pfg. Butter pet Pfd. — M. 85 Pfj. Cier 2 Siuck Ie Pf.,Kar⸗
toñeln ver Cent. 3 MM. 80 Pi. Strob 2 M z0Rij. G”n mMm. 60 Pfy.
—
Tür die Redaction verontwortliv-st x Deme w.
— — * ZD ——C————————&«—
Maschinentchniker. Wer sich als jolcher ausbilden will, um später
entrde der als Constructeur, Maschinen⸗Ingenieur und dergl., oder auch als
Werkfuhrer Stellung einnehmen zu konnen, findet im Programm des Tech⸗
jieum Meittiwweida (Sachsen), der bekannten höheren Majschinentechnisch ew
Fachichule, die nöthigen Raͤthschläge, Lehrpläne und dergl. Am 185. April
eginnt der Sommercuts an der genannien Anstalt und gleichzeitig das 14.
chuljahr. Der lezte Jahresbericht, der nebit Programm gratis dvon der
Direction zu dezieden ift, zeigt eine Frequenz von 4905 namentlich angeführten
Zchulern aus fast allen europäischen xandern, ferner aus Afien und Amerika.
der älteste Schuler war 33 Jahee, dann 31 39, 2) u. s. f. Jahre bis het⸗
anter zum 165. Die Eltern der Schüler gehören fast allen Standen an, ve
onders statk vertreten sind Fabrikanten, Fabrik⸗ Direcktoren, Werkfuhret,
Mühlenbesißer, Schlosser, Baugewerken u. dergl. mit zusammen 185, ein
beweis des Vertrauens aus den maaßzebenden technischen und industriellen
reisen; dem folger Landrirthe 60, Braate 0, Gewerbireidede derichiedener
Art 34 »x 26