Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

e —2 
Der St. Jugberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
lage) erlscheini woöͤchentlich viermal: Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sountag. Der Abonnementsépreis beträgt vierteljahrlich 
1A 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen IA 60 , einschließlich 40 Zustellgebühr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswäri 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blatischrist oder deren Raum, Neclamen mit 30 H pro Zeile berechnet. 
M 32. 
Dienstag den 54. S⸗bruar 
8o. 
Deutsches Reich. 
(Bayerischer Landtag.) Der Vorschußcredit für außer— 
ordentliche Heeresbedürfnisse wurde von der Abgeordnetenkammer 
nach dem Ausschuß⸗Antrag mit 144 gegen 8 Stimmen genehmigt, 
ferner mit 139 gegen 11 Stunmen der definitive Credit für außer. 
ordentliche Heeresbedürfnisse mit dem Antrage Fugger (wonach der 
zu bewilligende Credit statt auf 1,467,454 M. auf 967,454 M. 
gemindert wird.) Vor der Abstimmung erklärte Kriegsminister v. 
Maillinger, er constatire mit Bergnügen, daß die Vertra gsver⸗ 
pflichtungen gegen das Neich vom Jahre 1873 zum ersten Male 
un Hause offene Anerkennung gefunden haben; man habe ihm die 
Erfüllung der Pflichten gegen das Reich wohl schwer, aber nicht 
aunmoͤglich gemacht; er ziehe das Regierungspostulat zurück und er⸗ 
läre sich mit dem Antrage Fugger einverstanden. — Nach längerer 
erregter Debatte warden die vom Reichsrath bewilligten 20,000 M. 
für die Jubiläumsfeier der Würzburger Universität mit 76 
gegen 75 Stimmen wiederholt abgelehni. 
Der Neichsrath nahm in seiner Sitzung vom Samstag das 
Branntweinaufschlag⸗Gesetz wesentlich in der von der Abgeordneten- 
lammer angenommenen Fassung an, so namentlich auch den Satz 
von 8 M. 70 Pf. pro Heltoliter 5006 Tralles für Nachsteuer. 
In der Abendsitzung desseiben Tages trat die Abgeordnetenkammer 
dem Gesetz, wie es aus dem Reichsrathe kam, mit 116 gegen 16 
St. bei und da auch in derselben Sitzung die erzielte Ueberein⸗ 
timmung mit dem Reichsrathe in Beireff der außerordentlichen 
Militarkredite und des Finanzgesetzes belannt gegeben werden konnte, 
'd wurde hierauf der Landtag durch königl. Reskript bis auf Wei— 
eres vertagt. Die Ziffern im Finanzgesetz für jedes Jahr der 
5. Finanzberiode (1880 und 1881) sind festgestellt: Die Ein— 
nahmen mit 220,581,122 M., die Ausgaben mit 221.741,445 
M. Es übersteigen demnach die Ausgaben die Einnahmen um 
.I60,323 M., welche aus dem Verlagskapital vorzuschießen sind. 
Der Magistrat von München hat in seiner Sitzung vom 
Freitag einstimmig beschlossen, an höchster Stelle um die Bewil⸗ 
igung zur Vornahme einer Sammlung im ganzen Köonigreich für 
eine „Wittelsbach⸗Stiftung“ nachzusuchen. 
* Der Bundesrath hat dem Gesetzentwurf über Ver— 
angerung der Dauer des Sozialistengesetzes aus 5 Jahre vom 1. 
April 1881 ab zugestimmt. 
Nach dem „Berl. Tgbl.“ kostet das Heer dem deutschen 
Reiche im l. J. 455 MN., wovon 381 Biꝛ. aus den laufenden 
Sinnahmen bestritten werden müssen. 
Die österreichische Armee kostet dem Staate beiläufig 200 
Heill. Mk., wobei aber zu bedenken ist, daß das öfterreichische ste⸗ 
gende Heer weit kleiner ist als das deutsche. 
Die französische Armee kostet jährlich 460 Mill. Mt.; 
a dieser Summe siud indessen die Ausgaben fuͤr die Gendarmerie 
und die Kosten für Algerien inbegriffeu. 
Ausland. 
Ueber das Petersbhurger Attentat liegen weiter folgende 
Nachrichten vor. Die Arbeiter, welche in dem Zimmer, wo die 
Erblosion stattfand, regelmäßig zu thuün hatten, sind jetzt alle er⸗ 
mittelt; wie die „Agence Russe“ sagt, scheint ihre Unschuld festzu⸗ 
tehen. — Von den durch die Explofion verwundeten Soidaien 
tatb am 20. Febr. noch einer — also jetzt elf Todte. Unter den 
noch lebenden 48 Verwundeten sind sieben schwer verwundet. Dat 
Leichenbegängniß der zehn ersten Todten fand im Beisein des Re— 
zimentsinhabers Großfürsten Constantin statt; die Särge wurden 
von Officieren getragen; eine Menge Officiere und andere Leute 
vohnten dem Leichenbegängniß an. Det Kaiser und der Großfürst⸗ 
Thronfolger wohnten den Leichenfeierlichkeiten in der Caserne det 
Kegiments an und besuchten die Verwundeten im Lazatetb. 
den erhalienen Verletzungen erlag. Hofmann war Vater von 9 
Kindern, von denen jedoch die äliesten schon verheiratet sind. 
*—Nach einer hierher gelangten Privatnachricht ereignete sich 
gestern Morgen auf der Station Benningen bei Forbach ein 
entsetzliches Unglück, wobei es außer einem Todten eine große An⸗ 
zahl Verwundeter gegeben haben soll, so daß nach mehreren Plätzen 
um ärztliche Hilfe telegraphirt werden mußte. Der vom Unglück 
betroffene Zug soll hauptsächlich von Arbeiiern, welche nach Saar⸗ 
zemünd zur Arbeit fahren wollten, besetzt gewesen sein. 
F Der kath. Kirchenbauverein Pirmasens, welcher sich neu⸗ 
lich in Pirmasens zur Beschaffung der Mitlel zur Erbauung einer 
neuen Kirche daselbst bildete, zählt bereits über 100 Mitglieder 
mit einem jährlichen Beitrag von circa 4000 M. Der Ausschuß 
des Vereins ist aus 11 Kalholiken, 5 Protestanten und 1 Israe⸗ 
liten zusammengesetzt. 
F In der Nacht vom 16. auf 17. Febr. l. Irs. wurden 
aus einem Stalle zu Dbermiesau zwei fette Schweine ge⸗ 
tohlen. Als man sich am Morgen nähet umsah, fand man auf 
dem Felde nicht weit bom Orte eine Biutlache und die Eingeweide 
ꝛines Schweines, und in weiterer Entfernung fand man das zweite 
Schwein blutend, das fehlgestochen und den Händen der originellen 
Diebe entflohen war, die es in der Dunkelheit der Nacht auch nicht 
mehr auffinden konnten. 
xIn Kirchheimbolanden hat sich schon am Samstag die 
erste Schnepfe, die nach altem Jägetspruch erst um Oculi lommen 
soll, gezeigt. Sie wurde von einem Arbeiter durch einen Stein⸗ 
wurf getödtet und an einen Liebhaber edlen Geflügels zu 80 Pf. verkauft. 
., Ein prächtiges Jagdstückchen hat sich dieser Tage in Bar⸗ 
belroth zugetragen. Ein dortiger Bürger ging am Donnerstag 
als am 19. d. Morgens in seinen Hof, auf einmal fingen dessen 
hühner an zu schreien, die hinter dem Haus im Garten waren, 
ein Huhn kam in den größten Aengsten, und flüchtete sich in den 
»ffen stehenden leeren Schweinstall, und ein Fuchs hinterher; der 
Mann verriegelte schnell die Thür und der Fuchs war gefangen. 
Dieser hat besonderer Weise keinen Appetit mehr gezeigt um seine 
Beute zu erhaschen, denn als man ihn durch den andern Stall zu 
erlegen suchte, sah man Fuchs und Huhn ganz friedlich beisam⸗ 
men sitzen. 
fIhre Mitwwirlung an dem im August ds. Is. in Lud— 
wigs hafen stattfindenden 6. pfälz. Sängerfeste haben 33 Vereine 
mit 813 Sängern definitiv erlläri. Die Vereine sind folgende: 
1) Annweiler „Singverein“ mit 20 Sängern; 2) Billigheim „Ge— 
angverein“ 20; 8) Blieslastel „Mannergesangverein“ 17; 4) 
Dürkheim „Liedertafel“ 28; 8) Ebdenkoben „Liederkranz“ 163 6) 
Frankenthal Liederkranz' 86; 7) Grünstadt „Liederlranz“ 16; 8) 
)aßloch „Gesangverein“ 20; 9) Kaiserslautern, Musikverein“ 40; 
10) Kaiserslautern, Sängerkreis“ 36; 11) Kaiserslantern „Lieder⸗ 
afel“ 26; 12) Kirchheimbolanden „Liedetkranz' 18; 13) Kusel 
Liederktanz“ 25; 14) Lambrecht, Gesangverein“ 24; 15) Landau 
„Männerchor“ 20; 16) Landstuhl „Gesangverein“ 20; 17) Lau⸗ 
serecken „Männergesangverein“ 15; 18) Ludwigshafen „Frohsinn“ 
29; 19) Maikammer Liederltanz“ 20; 20) Mußbach „Gesang⸗ 
verein“ 25; 21) Reustadt „Liederlafel“ 16; 22) Nußdotf, Män⸗ 
nergesangverein“ 40; 23) Niederauerbach „Einiracht“ 24; 24) 
Rohrbach „Mannerchor“ 80; 25) Roxheim „Liederkranz“ 29; 26) 
Saarbrücken „Eintracht“ 40; 27) Speyer „Liedertafel“ 40; 28) 
Speyet , Frohsinn“ 24; 29) St Ingbert „Musikverein“ 145 
30) Webenheim „Gesangvetein“ 20; 31) Weilerbach „Sänger⸗ 
bund“ 15; 32) Wolfstein Gesangdetein“ 20; 33) Zweibruͤten 
Mannergesangderein“ 30. 
sain die Medecnon veramrern 72 em 2 
vie icg l 
stellung des Pfalzgaues in Mannheim. 
Das allgemeine Intereffe, welches fich in der lesten Zeil bei oten gard. 
zeren und kleineren Gewerber und Industtie-Ausstelluugen in lebendiger Weise 
regte und dessen Grund theils in dem Wiederaufdlahen des wirthichaftlichen 
kebens theils in dem anerlennenswerihen Streben nach Vervolkommnung in 
illen Branchen, des Gewerbes, der Judustrie, Landwirthschaft und Technif ge- 
unden werden muß, beginnt jett in erfreulicher Weise sich auch jur unsere 
Vermischtes. 
St. Ingbert, 24. Febr. Am Sonntag Nachmittag wurde 
n Schnappbach der circa 60jahrige Hafenmacher Hofmann von 
dort von dem Fritz Neumann'schen Fuhrwerk dvon hier so unglücd⸗ 
lich überfahren, daß er in der Nacht von Sonntag auf Montag