Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

weiß, 683 Jahr alt, Wwa des Schneiders Jakob Bar o n von Olter— 
berg wegen Meineids. Ssaalsanwalt Dr. Krell. Vertheidiger: Rechtscandi⸗ 
hal Wagnet 7). Am selben Tage, Rachmittags 8 Uhr, Berhandlung gegen 
Thristian Ei s III., 28 Jahr aut, Fabrikarbeiter in Einöd wegen Körper⸗ 
derletzung mit swödilichem Erfolge. Staatanwalt Kieffer. Vertheidiger: 
Rechtscandidat Goldmann. 8) Freitag, 12. März, Vormittags 8/ñ Uhr, 
Herhandlung gegen 1. Franz Makay, Weinwirth und Weinhändler, 
daiserslautern, zuletzt in Mannheim, wegen betrügerischen Bankerotts, 2. 
Rikblaus Herbrand, Zinngießer in Kaiserslautern wegen Meineids. 
Slaatsanwalt Dr. Krell, Vertheidiger des sub Genannten: Reqtscandidat 
doew, des Herbrand: Kechtsanwalt Kieffer. 9) Samstag, 13. März. Vor⸗ 
mittags 8/2 Uhr, Verhandlung gegen Wilhelm Kugler, 34 Jahr alt, 
Bader und Spezereihändler in onigsbach, jetzt Wirth in Germersheim, we— 
gen betrügerischen Bankeroits. Staatsanwali Petri, Vertheidiger Rechts⸗ 
didat Schuc. 10) Montag, 15. März. Vormittags 83 Uhr, Verhand— 
hung gegen Johann Kil ingel, 46 Jahr alt, Oekonom in Obersülzen, 
vegen Meineids. Staͤatsanwalt Petri, Vertheidiger; Rechtsanwalt Schmidt. 
11) Verhandlung gegen Miaria Fva Deh'of, 22 Jahr alt, Dienstmagd 
zus Westheim, wegen Kindsmord. Staalsanwalt Or. Krell, Vertheidiaer 
ind Sißungstag noch nicht bestimmt. 
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9— BVermischtes. 
* St. Ingbert, 5. März. Der hiesige katholische Kirchen⸗ 
hauberein vereinnahmte im verflossenen Jaͤhre, dem ersten seines 
Zestehens, circa 3000 M. an freiwilligen Beiträgen. —D 
*St. Ingbert. Die Armenrechnung unserer Stadt 
schloß für das Jahr 1879 mit einer Einnahme von 3,304 M. 
22 Pf, und einer Ausgabe von 3299 M. 71Pf. Die Einnahme 
tcheilt sich in eine außerordentliche und eine gewöhnliche; die außer⸗ 
ocdentliche betrug 744 M. 42 Pf., die gewöhnliche 2659 M. 
30 Pf.Außerordentliche Ausgaben gab es keine, 
J3Zweibrücken. Die Regierung der Pfalz, K. d. J., 
hat nach öffentlicher kontradiktorischer Verhandlung eine höchst wich- 
sige Entscheidung für. Wirthe erlassen. Es handelt sich hiebei um 
die Interpretation der Gewerbeordnungs⸗Novelle vom 23. Juli 1879. 
Der Wirth F. in Zweibrücken besaß und betrieb bis zum 1. Ok⸗ 
lober 1879 in hiesiger Stadt eine Wirthschaft, welche er au die⸗ 
sem Tage verpachtete. Der Pächter mußte nach 8 33 der rebid. 
Fewerbeordnung bei dem k. Bezirksamte hier um die Erlaubniß 
zum Betriebe dieser Wirthschaft nachsuchen, welche ihm nicht er⸗ 
heilt wurde, da die Bedürfnißfrage in diesem Falle verneint 
Zurde. Der Verpächter F. wollte nun wieder selbst die Wirth⸗ 
schaft weiter betreiben und hielt sich für verpflichtet, dazu um die 
Eclaubniß des k. Bezirksamtes einzukommen. Auch das k. Be⸗ 
zirksamt hielt die Erholung der Erlaubniß für nothwendig, indem 
s auf das bezügliche Gesuch einging und es abschlägig verbeschied. 
Die Nichtertheilung der Erlaubniß war dabei natürlich ebenso mo— 
rivirt wie bei der Abweisung des früheren Gesuchs des Pächters. 
F. ergriff Rekurs gegen den bezirksamtlichen Beschluß, und mil 
Erfolg: der Beschluß wurde aufgehoben und ausgesprochen, daß 
F. zum Betriebe seiner Wirthschaft die Erlaubniß des k. Bezirks— 
umtes nicht nöthig habe, und zwar aus folgenden Gründen: 
Wer bei dem Inkrafitreten der Novelle bereits eine Wirthschaft 
betrieben hat, wird so angesehen, als ob er die nöthige Erlaubniß 
zum Betriebe erhalten hätte. F. hat nun seine Wirthschaft vor 
ind nach dem 23. Juli 1879 bis zum 1. Oktober 1878 be⸗ 
frieben, und finden demgemäß alle Bestimmungen des Gesetzes ihm 
Jegentiber ebenso Anwendung, als ob ihm eine ausdrückliche Ge⸗ 
Jehmigung geworden wäre. Nun bestimmt aber 8 49, Abs. 3 
der revy. Gewerbeordnung, daß die ertheilte Genehmigung nur dann 
als erloschen zu betrachten ist, wenn der Inhaber derselben seinen 
Gewerbbelrieb während eines Zeitraumes von 3 Jahren eingeitellt, 
ohne eine Fristung nachgesucht und erhalten zu haben. F. hat nun 
aber seinen Wirthshausbetrieb nur vom 1. Oktober 1879 an un— 
lerbrochen, kann ihn also bis zum 1. Oktober 1882 immer wieder 
bon Neuem beginnen, ohne dazu einer neuen Erlaubniß zu be— 
dürfen. Es war deshalb das Gesuch um Ertheilung der Kon— 
zession unnöthig und der abschlägige Bescheid des k. Bezirksamtes 
Zweibrücken demnach aufzuheben. 
4 Aus dem Dorf Dell feld bei Zweibrüscken wandern 
in den nächsten Tagen wieder drei Familien und einige junge Leute 
nach Amerika aus; aus diesem Ort sind bereits mehrere junge 
Leule sowie eine Familie ausgewandert. Aus dem Ort Stambach 
gehen demnächst ebenfalls einige junge Leute fort. Auch aus anderen 
denachbarten Ortschaften finden Auswanderungen statt. 
F Der Unionsdenkmals⸗Ausschuß wird am nächsten Samstag, 
den 6. d. Mts. in Kaiserslautern zusammentreten, um 
mit dem dortigen Presbyteriiim in der Stiftslirche einen Platz für 
daz Denkmal auszuwählen. 
' In Lambrecht fand am 1. März eine wiederholte 
Gemeinderathswahl statt (der erstgewählte Gemeinderath hatte 
abgelehnt). Man glaubt, daß wiederum die sozialistische Arbeiter— 
dartei gesiegt hat. 
p' Auf der Tagesordnung der am Sonntag den 14. Maärz 
im Saalbau zu Neusftadt stattfindenden Delegirtenversammlung 
der pfälz. Gewerbevereine steht u. A. auch folgendes Thema: 
Das Hafipflichtgesez von 1871, die Mittel zur Sicherung gegen 
zie Folgen desselben. das Wesen der Unfallversicherung und die 
Beleuchtung derselben. Referent über diese wichtige und umfang— 
reiche Materie ist Hr. Fabrikant Andres in Zweibrücken. 
F Letzten Sonntag hat in Nenstadt eine vertrauliche 
Partei⸗Versammlung der Konservativen der Pfalz stattgefunden, 
in welcher, wie die „Pf. P.“ schreibt, über Mittel und Wege 
beralhen wurde, die konservative Presse der Pfalz anderen Orga⸗ 
nen gegenüber immer konkurrenzfühiger zu machen und ihr Fort⸗ 
bestehen auch für den Fall zu sichern, daß die Leitung event. in 
andere, bezahlte Hände übergehen sollte. (Das klingt so, als ob 
Pfarrer Fleischmann von der Leitung der Parteipresse zurücktreten 
werde. 
In Orbis bei Kirchheimbolanden kam ein Verkauf zu 
Staude, der des selisamen Bezahlungsobjektes halber erwähnt zu 
werden verdient. Ein dortiger Bewohner · verkaufte an einen an⸗ 
dern eine Wiese für tausend — Eier. Bedingung bei dem Han⸗ 
del ist. daß keines der sonderbaren Geldstücke beim Vorzählen 
zerbricht. (Pf. Pr.) 
FAus Frankenthal wird gemeldet: Im Kartoffelgeschäft 
ist etwas Flaue eingetreten. Die Vorräthe mindern sich und Eigner 
derselben einen Preis, den die holländischen Käufer nichi 
anlegen zu konnen glauben. Mehrere derselben haben sich deshalb 
nach Sqchsen und anderen Gegenden Mitteldeutschlands gewendet, 
um'dort ihre Einkäufe zu machen, da ihnen mitgetheilt wurde, daß 
die dortigen Vorräthe noch groß sind und die Producenten dort 
zum Preis von 6 bis 7 M. pro 100 Kilo gern abgeben. 
Die Generaldirection der bayerischen Verkehrsanstalten giebt 
bekannt, daß mit Genehmigung Sr. Maj. des Königs vom J. April 
l. J. an im inneren bayerischen Telegraphenverkehr statt 
der bisherigen Worttaxe von 3 Pf. die Worttaxe von 5 Pf. zur 
Srhebung kommt. 
F Den Directionsräthen der Pfalzischen Bahnen Lavale 
und Hessert wurde der preußische Kronorden 3. Classe verliehen. 
In Oberhochstadt wurde die Communalschule vom 
Minisierium nicht genehmigt, dagegen verfügt, die zwei ersten 
Schuljahre der proiest. Schule dem kathol. Lehrer zu überweisen. 
4In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde an einem 
Wegübergaug bei Dudweiler ein Bergmann auf dem Geleise 
durch einen Eisenbahnzug überfahren. Dem Unglücklichen wurde 
der Schädel sowie der rechte Arm zermalmt und der linke Arm 
gebrochen. Er hinterläßt eine Wittwe und Z kleine Kinder. Ledig⸗ 
uͤch seine eigene Unvorsichtigkeit führte den schrecklichen Tod des 
Mannes herbei. (Saarbr. Ztg.) 
7 Jung gefreit, hat Niemand gereut. Aus St. Wende! 
meldei die dortige „Nahe-Blies-Ztg.“, daß ein erst 80jähriger Greis 
sich mit einer schon 20 Jahre alten Dame verlobt habe. 
F. Die katholische Kirchenverwaltung in Kissingen ver— 
öffentlicht eine Ertlärung, in welcher sie gegen den Ziehungsmodus 
der doriigen Kirchenbaulotterie erhobenen Bedenken als unbegründer 
darlegt und hervorhebt, daß dieser Ziehungsmodus vom Ministerium 
des Inneren genehmigt war. 
PaAus Unterfranken berichtet die „Würzb. Presse“: Ein 
Landwirth, den das Vertcauen seiner Mitbürger in den Landtag 
berief und welcher diese Stelle so verdienstlich ausfüllte, daß er 
iich während eines Winters 1000 Mark baar ersparte, rühmte im 
Kreis don Genossen seine und seiner Partei Thätigkeit. Er fand 
jedoch keineswegs den gehofften Anklang, es wurden im Gegentheil 
nur tadelnde Aeußerungen laut und er insbesondere auch zur Rede 
gestellt, wie er und seine Partei seiner Zeit für das Hundsgeset 
ein konnten, nachdem er als Bauer doch wissen müsse, wie nützlich 
ein Hund auf dem Land sei. „Leute,“ sagte er, „ihr hättet sehen 
ollen, wie ich auf den Tisch gehaba (gehauen) ho und wie da die 
Underen geguckt habe.“ 
7 Die Feiertagsschüler von Hallbergmos in der Nähe von 
Freising haben am verflossenen Sonntag beim Unterricht im 
Schulhause nach gemeinsamer Verabredung den Hilfslehrer ohne 
die geringste Veranlassung an Hals und Brust gepackt, mit Fausten 
auf den Kopf geschlagen und als der Pfarrer auf das Hilferufen 
des Lehrers in der Schule erschien und diesem Beistand leisten 
vollte, da fiel die wilde Horde auch über diesen her und zerkratztt 
ihm das ganze Gesicht. Untersuchung ist eingeleitet. 
4 In einer berbaherischen Landgemeinde wurde einem 
Bauern ein abgeschlachtetes und über Nacht im Hofe zum Abkühlen 
mifgehängtes Schwein gestohlen. Die Polizei des nächsten Amts- 
tädichens fand trotz eifriger Haussuchung bei den Nachbarn nicht 
Verdachtiges vor. Die Familie des einen Nachbarn befand sich 
ogar in tiefer Trauer, denn auf dem Bette lag mit einem Lein⸗ 
uch zugedeckt die Großmutter, welche heute gestorben; unter Bei— 
eidsbezeugungen entfernten sich die Herren wieder. Draußen an— 
gekommen, glaubte der eine der Beamten, die Großmutter soeben 
am Fenster gesehen zu haben; man wurde stutzig, begab sich soforl 
an das Todienbett und fand unter dem zurudgeschlagenen Leintuck 
— — das geschlachtete Schwein. 
F In Birkenfeld sind nach der „Pf. Pr.“ in der 
Nacht zum 2. März 4 Wohnhäuser und 4 Scheuern abgebrannt