Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

dentsche Patrioten veranlaßt, den 1122 Pfund schweren Humpen 
zu kaufen und denselben an den deutschen Kaiser zu senden. Die 
Außenfeite des merkwürdigen Stückes ist nämlich, wie der Kölni-— 
nischen Zeitung gemeldet wird, eine geschickte Zusammenfügung 
euischer Thaler aus jener Zeit, wo das deutsche Reich noch so 
zlücklich war, einige 30 Landesväter zu besitzen. Jedes Land, 
sedes Ländchen ist in dem Gepräge vertreten. Unter diesen Tha⸗ 
serstücken — und darin besteht eben der Werth der interessanten 
Arbeit — ist halb erhaben das Brustbild des Großen Kurfürsten 
ingebracht, welchem der Künstler in prophetischem Geiste die deutsche 
Kaiserkrone in die Hand gegeben. 
7 Durch ein Meteor getödtet. Aus Kansas wird wie 
die „N.«Y. H.eZtg.“ berichtet, das gewiß selten eintretende Ereig⸗ 
niß gemeldet, daß ein Viehtreiber durch ein Meteor getödtet wurde. 
Der ganze Körper des Mannes soll furchtbar verstümmelt worden sein. 
New-York, 8. Jan. Die Barke „Giacomino“ ist in 
Baltimore mit 5 Passagieren und 6 Personen von der Mannschaft 
zer „Borussia“ eingetroffen, welche in einem kleinen Boot 250 
Meilen von den Azoren aufgefunden wurden und furchtbar ge⸗ 
itten hatten. 
4 Ein Fall von grauenhafter Frühreife kam vor Kurzem in 
Saint-Pinore auf der Insel Martinique vor den Assisen zur 
Verhandlung. Der elfjährige Knabe Emilien Demare hatte mit 
bollster Ueberlegung den kleinen drei und einhalbjährigen Paul 
Sargon ermordet. Mit erschreckender Kaliblütigkeit schilderte der 
ugendliche Mörder im Verhöae den Vorgang. Ich forderte Paul 
am Nachmittag auf, mit mir zu spielen. Er folgte mir, wir 
pielten kurze Zeit mit einander, dann führie ich ihn an den Rand 
einer Grube, stürzte ihn hinein, warf mich über ihn, stieß und 
jchlug ihn mit Händen und Füßen, biß ihm in die Kehle und 
zab ihm den Rest mit einem Steine. Emlich, weil ich fürchtete 
daß er noch nicht völlig todt sei, legte ich ihn mit dem Gesicht 
in eine Wasserlache und denselben Stein ihm auf den Kopf, da⸗ 
mit er sich nicht erheben konnte. Als der Vorsitzende den jugend⸗ 
ichen Mörder fragte, weshalb er den Kleinen getödtet hätte, ant⸗ 
vortete Demare: „Ich haßte ihn.“ „Und warum haßtest Du 
hn?“ „Weil ich seinetwegen von meiner Mutter einen Verweis 
erhielt.“ — „Als Du das unglückliche Kind im Todeskampfe 
iingen sahst, hast Du nicht Gewissensbisse gehabt, regte sich in 
Deinem Herzen nicht das geringste Gefühl des Mitleids?“ — 
„Nein“. — Der Angeklagte wurde zu der höchsten zulässigen 
Strafe, zu zwanzig Jahren Einschließung in einem Corrections⸗ 
jause verurtheilt. 
7 Ueber die deutsche Ausstellung in Sydnei fällt das Pa— 
riser „Journal des Debats,“ nachdem es sich vorher in nicht be— 
onders schmeichelhafter Weise über die franzosische Abtheilung ge— 
inßert hatte, folgendes Urtheil: „Unsere Nachbarn über dem Rhein 
ählen mehr als 600 Aussteller mit einem Generalkommissär, der 
siich ernstlich mit seiner Abtheilung beschäftigt. Die Ausstellung 
von Tuchen, Geweben und Stoffen im Allgemeinen ist gut oder, 
im genauer zu sprechen: sie ist reich; aber sie stellen Federn, Sil⸗ 
verwaaren, Konfektionen aus, womit sie uns direkt Konkurrenz 
machen. Ihre Bijouterien sind schwer im Golde: einer der Aus— 
teller hat an einem Tage seine ganze Auslage abgesetzt. Die 
Photographieen und Chromolithographieen sind unzählig und dem 
Beschmacke dieses Welttheiles, wo man die billige Dekoration liebt, 
zut angepaßt, Ihre Pianos sind reichlich genug vertreten, um hier 
ine Invasion zu machen. Die Möbelausstellung, welche in unserer 
Abtheilung nahezu gänzlich fehlt, ist in der deutschen Sektion reich 
dertreten.“ 
r Eine Stadt durch brennendes Petroleum zerstört. 
Aus Bradford in Pennsylvania wird vom 12. December vorigen 
Jahres berichtet: In der Nacht von gestern auf heute gerieth E. O. 
ẽmersons Oelquelle in Red Hook in Brand. Das zeuer theilte 
ich mit einem 250 Gallonen enthaltenden Oelbehälter mit, der im 
Ru lichterloh brannte. Das brennende Oel floß bergab, und ein 
zroßer, 25,000 Gallonen Oel enthaltender Behälter gerieth in Brand. 
und brannte bis 5 Uhr heute früh. Aus dem Behälter floß das 
rennende Oel in gewaltigen Stromen bergab und ergoß sich in die 
Hauptstraße des Fleckens Red Hook. Der ganze Ortk wurde einge— 
aschert. Dreihundert Familien sind obdachios. 
F Zur Geschichte der Heirathsgesuche. 
Wer der Erste in Deutschland gewesen, welcher auf dem heute 
nicht mehr ungewöhnlichen Wege“ eines Zeitungsinserats ein Hei— 
rathsgesuch veroffentlichte, wäre zwar interessant zu erfahren, dürfte 
ich aber wohl schwerlich feststellen lassen. Sicher ist dieses heute so 
veliebte Verfahren viel älter, als die Meisten glauben. Die ersten 
chüchternen Anfänge zeigten sich bereits im Beginn der neunziger 
Jahre des vorigen Jahrhunderts in den Hamburger Zeitungen, 
indem einige sich besonders vereinsamt fühlende Männer sich öffent⸗ 
ich darüber aussprachen, wie seht es ihr Wunsch sei, an der Hand 
iner liebenden Gattin durch's Leben zu wandeln. Nachdem auf 
nese Weise der Reigen eroffnet worden war, wurde der neue Kul— 
arzweig bald in österreichischen ZJeitungen weiter gepflegt. Bishet 
hatten die Bittsteller ihren Namen verschwiegen. Einen wahren 
Fortschritt in dieser Richtung bezeichnete es daher, als im Juli 
1794 in einem Wiener Blatte ein Heirathsgesuch erschien, dessen 
Einsender sich ungenirt nannte. Die denkwürdige Aufforderung, 
velche sich in etwas gemischter Gesellschaft befand — denn gleich 
daneben las man von einem Mittel, Wanzen zu vertreiben, von 
inem zu verkaufenden Pferde, einem verloren gegangenen 
dunde u. s. w. — lautete: „Ehegattin wird gesucht. Ein 
urz (kürzlich) verwittibter Mann, mit Namen Bruderhofer, 
wvelcher sehr gut denket und vermöglicht ist, aus Oesterreich 
zebürtig, seines Alters etlich und dreißig Jahre, mit zwei erwach⸗ 
enen Kindern, ein gewesener bürgerlicher Bäckermeister wohnhaft 
heim Aug' Gottes als Hausinhaber, suchet, weil er ein wenig be⸗ 
rannt ist, durch diese Gelegenheit eine Ehegattin. Die Person, die 
rus unbekannter Weise ihr Vertrauen zu ihm hätte, kann sich nach 
Belieben entweder persönlich oder durch Briefe erkundigen. Sie 
mag von hier oder vom Lande sein, eine Wittib oder ledig, nur 
zarf sie nicht häßlich sein, auch weder zu jung noch zu alt, muß 
ruuch wenigstens die Halbscheid seines Vermögens mitbringen.« Die 
nähere Auskunst würde sich besser finden, als man hoffen wird.“ 
Da heute auch selbst der Heirathslustigste in solchem Falle schwer⸗ 
ich den Muth hat, mit geöffnetem Visier vor die Oeffentlichkeit zu 
reten, so war man hiernach im vorigen Jahrhundert auf diesem 
Wege eigentlich weiter als jetzt. Nur Gesuche von Frauen, welche 
das süße Joch der Ehe zu tragen verlangten, vcröffentlichten damals 
die deutschen Zeitungen noch nicht. Erst einer späteren Zeit war 
es vorbehalten, auch in dieser Beziehung mit dem Herkommen zu 
hrechen und damit eine neue Aera in der Geschichte der öffentlichen 
deirathsgesuche einzuleiten. Zum Schlusse sei endlich noch ein Hei⸗ 
rathsgesuch mitgetheilt, welches am 25. Januar 1797 eine Wiener 
Zeitung brachte und welches namentlich um der darin gestellten 
zilligen Bedingungen willen bemerkenswerth ist. Dasselbe lautete: 
„Zum Heirathen wird ein Weibsbild gesucht. Ein verwittibter 
Mann, von gesetzten Jahren, munter und frisch, der sich bei höch— 
ten und hohen Herrschaften Meriten gemacht und noch machen 
tann, auch kein Kind hat, aber an Werth und Wissenschaften Vieles 
hesitzt, ist gesonnen, ein offenes Gewerb mit extra Vortherl anzu— 
reten und sucht ein Weibsbild; sie muß 36 oder mehre Jahre 
haben, kann ledig oder eine Wittwe mit 2 unerzogenen Kindern 
sein; er scheuet auch keinen Naturfehler, sie muß aber 300 Gulden 
saben, welche er ihr durch seine Sachen genugsam versichern und 
exproben kann. Wann ein solches Weibsbild zu dem Vorbeschrie⸗ 
jenen ein Belieben trägt, so kann sie ihn hohlen lassen oder in 
eine Logie kommen, er wohnet am Spitalberg in der Fuhrmanns— 
gasse beim goldenen Luxr Nr. 98 im ersten Stock beim Bartholo⸗ 
näus Graf, pensionirten Bedienten.“ 
Mark“berichte. 
Zweibrücken, 8 Januar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 11 M. 56 Pf. Korn 9M. 86 Pf., Gerste zweireihige 8 M. 31 Pf. 
vierreihiged M. — Pf., Spelz 6 M. 81 ppf., Spelzkern — M. — Pf. 
Dinkel — M. — Pf., Mischfrucht — M. — Pf., Hafer 7 M. 02 pij. 
ẽkbsen — M. — Pf., Widen 5 M. 88 Pf., Karioffeln 2 M. 80 Pf.. 
deu 8 M. 20 Pf., Stroh 8 M. — Pf., Weißbrod 1/5 Kilogr. 56 Pf. 
tornbrod 8 Kilogr. 69 Pf., 2 Kilogr. 56 Pf., 1 stilogr. 23 Pf., Gemischi⸗ 
zrod 3 Kilogr. 84 Pf., das Paar Weck 100 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 
30 Pf. II. Qual. 50 Pf., Kalbfleisch 40 Pf. Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleijch 
56 Pf., Butter?/ Kilogr. O M. 80 Pf., Wein 1 Liter 80 Pf. Vier J Liter 24 Pf. 
Homburg, 7. Januar. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen 
12 M. 28 Pf. Korn 9 M. 74 Pf. Spelzlern — M. — Pf., Spelz 7 M. 
— Pji., Gerste Lreihige O M. — Pf., Geste Areihige O M. — Pf. Hafer. 
7 M. 10 Pf., Mischfrucht 1I0 M. 31 Pf., Erbsen 0 M. — Pf., Wicken 
) M. — Pf., Bohnen — M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf., Korn⸗ 
»rod G Pfund 80 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund — Pf., Ochsenfleijch — Pf. 
Rindfleisch 44 Pf. Kalblleisch 36 Pf. Hammelfleisch — Pf., Schweinefleisch 
44 Pf., Butter 1I Pfund 1M. — Pf., Kartofjeln per Ctr. 8 M. — pj. 
ffFür die Redaction verantworilich: . .. Demeß. 
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Ssůισö 
Seit Dregert's allbeliebtem Schneiderlied hat 
kein heiteres Maännerquartet mehr aoleh freudige Auf- 
nahme gefunden, wie: 
Die FJiüstoria vom Russ. 
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ασ, 
humoristisobher Ohor 
fur 
Mmmmemn 
aunirt von 
XRVLXXX 
Op. 18. Partitur und Stimmen Mxk. 2.50. 
Gegen Finsendung des Betrages versende ich franco. 
Verzeichniss beliebter Mannerquartette gratis u. franco. 
P. F. Tongerꝰs Verlag 
Cõrann am Rhein.