St. Ingberter SAnzeiger.
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AMe 55. Dienstag den 6. April ——— 1880.
—A
Muͤnchen. Se. Maj. der König hat aus Selbsteigener
Bewegung geruht, den Staatsminister a. D. A. v. Pfretzschner,
Staalsraih im außerordentlichen Dienste, lebenslänglichen Reichs⸗
rath der Krone Bayern, Großkreuz der kgl. Verdienstorden der
hayerischen Krone und vom heiligen Michael ꝛtc. in huldvoller An⸗
erkennung seiner durch langjähriges erfolgreiches Wirken als Staats-
ninister erworbenen hervorragenden Verdienste, in den Freiherren⸗
stand des Königreiches zu erheben.
ESe. Maj. der deutsche Kalser hat den General von der
Tann zu seinem 25jährigen Generalsjubiläum beglückwünscht. Auch
hon dein deutschen Kronprinzen traf aus Darmsiadt an den Jubi⸗
at ein Beglückwünschungstelegramm ein. Der Kriegsminister, die
Generalität und die Obersten der Münchenet Truppenabtheilungen
gratulirten dem General persönlich. Auch von auswärtigen Garni⸗
sonen trafen zahlreiche Beglückwünschungen ein. W
Der deutjche Kaiser war in den letzten Tagen durch eine
Erkaltung mit Heiserkeit gendthigt, das Zimmer zu hüten. Das
allgemeine Befinden ist aber jetzt wieder besser und die Heiserkeit
geringer.
Das Praͤsidium des deutschen Reichstages beabsichtigt,
die Militärgesetznovelle am 8. April zur zweiten Berathung im
Reichstage zu stellen. —
Min Rndsicht auf die drohende Einführung des Tabal⸗
monopols hat der Verein deutscher Tabakfabrikanten und
Händler auf den 12. April eine Sißung der Vorstandsmitglieder in
Zraunschweig anberaumt.
Rach einer vom preußischen Kriegsministerium aufgestell⸗
en Nachweisung hat die deutsche Armee, mit Ausschluß Bayerns
ind Wuritembergs, gegenwärtig 378 Garnisonen.
Wie die Berliner Volkszeitung“ aus „guter Quelle“ hört,
zeht die preußische Regierung mit der Absicht um, vor den
Zandtag in seiner bevorstehenden Nachsession mit einem Vorschlage
zezüglich des Ausgleichs zwischen Staat und Kirche zu treten.
Man bestätigt dem Blatte, daß die Regierung von dem Land—⸗
age sich die diskretionäre Befugniß ausbitten will, das Gesetz
siber die Vorbildung der Geistlichen, das sog. Eramengesetz, nach
den jeweiligen Umständen in Anwendung zu bringen oder nicht.
Der Werth der Waarenausfuhr aus Deutschland nach den
Bereinigten Staaten von Nordamerika während des Jahres
hom IJ. Oktober 1878 bis 30. September 1879 beträgt 133,966,667
Mt. (im Vorjahre nur 114,181, 716 Mt.). Die Ausfuhr betrug
besonders Wollen- und Webe⸗ Putze und Posamentierwaaren im
Werthe von zusammen 64 887,521 Mtk., dann Metallwaaren,
Maschinen, Instrumente, Uhrwerke im Werthe von 10,194,761
t. nd Droquen, Themtalien, Farben im Werthe von 9.311. 718 M
Ausland.
Aus Frankreich wird gemeldet, daß in einer Versamm⸗
lung der Oberen der Kongregationen definitid beschlossen wurde.
die Staluten nicht mitzutheilen, auch die Autorisation nicht nach⸗
zusuchen, sondern auf dem Boden des gemeinen Rechts zu bleiben
In Paris veranstaltete am Samstag der „Cercle du Par⸗
lement ein Klub, dem viele Senatoren und Deputirte angehören,
in feierliches Diner zu Ehren der deutschen Journalisten in Paris.
Das Fest verlief in der schönsten Weise und bildet die erste An⸗
näherung dieser Art zwischen Franzosen und Deutschen seit dem
Frankfurter Frieden.
Die franzssische Regierung wünscht das Genossenschafts-
vesen in der Weise, wie es von Schulze⸗Delitzsch in Deutschland
oxganisirt ist, einzuführen. Veranlassung dazu gab vielleicht ein
degat von zwei Pillionen Francs, das in Paris für diesen Zweck
dermacht worden ist. Die französische Regierung hat einen Kom⸗
missarius nach Berlin geschickt, der unter Anleilung von Dr.
Schulze⸗Delitzsch sich genaue Keuntnisse über das deutsche Genoj⸗
senschaftswesen verschaffen soll.
In hervorragendem Maße nehmen die englischen Parla⸗
mentswahlen das Interesse Europas in Anspruch. Nach dem bis
jetzt belannt gewordenen Ergebniß derselben bringen sie der libe⸗
dalen Partei den Sieg, d. h. die Maiorität im künftigen Varla—
ment. Die unbedingte Folge dessen wäre der Sturz des —XI
lonservativen Kabinets. Für Deutschland ist die Sache in so ferne
don Wichtigkeit, als die liberale englische Partei die deutsch⸗
ʒsterreichische Allianz nicht mit besonders günstigen Augen betrach⸗
et.Auch würde sie den russischen Bestrebimgen im Orient nicht
vesonders energisch entgegentreten. —1
Seit einiger Zeit hat in Schweden eine förmliche Aus⸗
vanderungsepidemie, namentlich unter der Landbevölkerung, um sich
jegriffen. Man erwartet, daß in diesem Jahre etwa 40,000 Per⸗
den die schwedische Heimath verlassen werden. Die Auswanderer
ind meistensÄ jüngere Leute im Alter von 20 bis 30 Jahren und
war zu etwa dreiviertel männlichen Geschlechtes. Ein eigentliches
Frolelariat befindet sich nicht unter denselbnn. B
Der tuͤrkische Sultan hat den Beschluß seines Ministerraths
genehmigt, welcher den in der Gegenproposition Montenegros be⸗
anspruchien Gebietsaustausch zugesteht.
Der Londoner Standard“ meldet aus Petersburg: Die
russische Regierung sendet nächstens ein Dokument bezüglich der
uridischen Seite des Hartmann'schen Falles nebst Note nach Paris.
Letztere ist etwas scharf abgefaßt. Wenn dann Frankreich versöhn⸗
iche Disposition zeigt. wird Rußland dieselbe unterstützen und dann
durfte der russische Botschafter, Fuͤrst Orloff nach Russisch⸗Ostern
nach Paris zurückkehren.
Verschiedene Blaͤtter verbreiten die Nachricht, 20,000 Chinesen
zätten die russische Grenze überschritten und seien in das Amurge⸗
iet eingerüdii; 40,000 Chinesen ständen ferner unmittelbar an den
Frenzen des Kludsha⸗Gebiets. Die Nachricht bedarf noch der Be⸗
zatigung. (Erfolgt dieselbe, dann wäre ein russisch⸗ chinesischer
rieg wohl unvermeidlich.)
Vermijschtes. —
»St. Ingbert. Am Sonntag Abend gegen 9 Uhr ent⸗
X Stadt das erste
Gewitter dieses Jahres. In Vvolge dessen erlitt die Temberatur
eine merkliche Abkühlung.
gHerr Kaufmann Otto Weigand hat im Garten hinter
seinem Hause schon seit einigen Tagen mehrere blühende Aprilosen⸗
bäumchen.
F Für den Telegraphenverkehr können seit 1. April
folgende Abkürzungen gebraucht werden; (D) für „dringendes
Telegramm,“ (P. P.) „Post bezahlt,“ (k. P.) „Anwort bezahlt,“
X. P)., Eilbote bezahit,“ ET. O.) „verglichenes Telegramm.“
R. Oj ‚oͤffen zu bestellen,“ (O. R.) Empfangsanzeige,“ EP. V.)
Post unbezahli.“ (F. 8.) „nachzusendendes Telegramm.“ Die
genannten Chiffern sind vor die Aidresse zu stellen und einzullam⸗
mern, um sie der Bezeichnung von Vornamen gegenüber kenntlich
zu machen.,
p'Aus dem Bliezgau. Für die Pferdezüchter des
Bliesgaues und der Umgegend dürfte es nicht ohne besondetes In⸗
eresse sein, daß die kgl. Gestütsdireltion Zweibrücken die Beschal⸗
tation Aßweiler mit2 Hengsten bedacht hat.
4 Der Hr. Bischof von Speyer wird am 11. Mai in
DOrmesheim, am 12. Mai in Erfweiler und am 13. Mai in
Blieskastel die Firmung spenden.
4 Der Stadtrath in Pirmasens ertheilte den protest.
Diakonissinen die Genehmigung zur Errichtung einer Kleinkinder⸗
schule in Pirmasens neben dem schon längere Zeit bestehenden
Frobel'schen Kindergarten. Auch für Errichtung einer Spiel⸗ und
Strichschule sprach er sich aus.
'In Kirchenarnbach ist vor einigen Tagen das erst
im Jahre 1872 erbaute Anwesen des Ackerers Ludwig Mar⸗
böfer fast vollstandig niedergebrannt.
p'In Landstuhl siarb vor einigen Tagen ein 34 Jahre
alter Drahtzieher am Starrkrampf, den er sich in Folge Eindringens
eines Nagels in die Hand zugezogen hatte.
Kaiserzlautern. Die Loose für die Gewerbemuseums⸗
hotterie werden dieser Tage zur Abstempelung und Ausgabe gelangen.
Dieselben zeigen auf der Aversseite den in xylographischem Schwarz⸗
ruce auzgesührten Bau in seiner Vollendung. Der höchste Treffer