Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberker AAnzeiger. 
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M 66. 
Sonntag den 25. Aproi 
18s0O. 
Deutsches Reich. 
Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Berathung 
des Wuchergesetzes fort. Zu Z83 hatte Abg. Reichensperger 
(Centrum) den Antrag gestellt, daß das Recht der Rückforderung 
der Vermögensvortheile, welche der Schuldner dem Wucherer ge— 
leistet hat, nach Ablauf von 5 Jahren (Lasker hatte 3 Jahre be— 
antragt) erlöschen soll. Bei der Abstimmung wurde 8 3 nach dem 
Vorschlag der Commission mit dem Reichensperger'schen Antrag an— 
zenommen. — Dann folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs 
über Unterstützung der „deutschen Sechandelsgesellschaft“ (welche 
die Besitzungen der fallirten Firma Godeffroh auf den Samoa⸗ 
Inseln übernehmen will). Reichsschatzsekretär Schelz und Abg. 
Fürst Hohenlohe-⸗Langenburg befürworten den Gesetzeutwurf, der 
von Bamberger scharf angegriffen wird. Die Debatte darüber 
wurde dann auf die nächste Sitzung vertagt. 
Durch den jetzt dem Bundesrath zugegangenen Gesetzentwurf 
jaben sich die seit Monaten verbreiteten Angaben über die beab— 
jichtigte Einführung einer Wehrsteuer bewahrheitet. In parla— 
mentarischen Kreisen wußte man vor einiger Zeit bereits, daß der 
Entwurf den Regierungen zur Begutachtuüng zugegangen und dort 
mancherlei Bedenken begegnet sei. Man wollie ferner wissen, daß 
der Ertrag damals auf 17 Millionen veranschlagt und dazu be— 
stimmt war, den Mehraufwand durch die jetzt angenommene Mili— 
lär⸗Novelle zu decken. Wie weit diese letzteren Angaben zutreffen, 
bleibe dahingestellt. Jetzt wird behauptet, der Entwuͤrf veranschlage 
den Ertrag der Wehrsteuer auf rund 10 Millionen Mark. Be— 
teuert werden nach den jetzt umlaufenden Angaben alle Dienst- 
oflichtigen, welche ausgemustert oder ausgeloost, der Ersatzreserve 
i. oder 2. Classe zugewiesen werden, oder vor Ablauf der Dienst⸗ 
oflicht aus dem Militärdienst ausscheiden. Alle solche Personen 
ahlen ohne Unterschied zwölf Jahre hindurch erstens eine feste 
Steuer von 4 M., ferner eine Einkommen- bezw. Classensteuer, 
naämlich bei einem Einkommen von 6000 M. 3 pCt., bei einem 
Einkommen unter 6000 Mark einen geringeren Procentsatz. So 
ange der von der Militärpflicht befreite unselbstständig und ohne 
eigenes Einkommen ist, sind diejenigen, welche zu seiner Unterhalt⸗ 
ung verpflichtet sind, auch verpflichtet, die Steuer zu tragen. Das 
Besetz soll schon mit dem 1. October d. J. in Kraft treten. Das 
würde voraussetzen, daß es der Reichstag noch in dieser Session 
erledigt. (K. Z3.) 
Der Bundesrath hat am Donnerstag die Anträge der Refe— 
renten zur Revision der Geschäftsordnung in erster Berathung mit 
wenigen Aenderungen angenommen. 
Der officiosen Provinz.Corresp.“ zufolge gedachte der Kaiser 
am 24. April sich nach Wiesbaden zu begeben und dort etwa 
bis zum 9. Mai zu verweilen. 
Ausland. 
Der österreichische Consul in Scutari meldet, daß die 
albanesischen Häuptlinge beschlossen hetten, sich mit Gewalt auch 
der Abtretung der (durch die neue Convention bestimmten) türkischen 
Bezirke an Montenegro zu widersetzen. 
Aus Paris schreibt man der „Köln. Ztg.“: „Der Graf von 
Paris befindet sich im Augenblick in Goritz beim Grafen von Cham⸗ 
zord! Wie es heißt, soll dort ein Plan ausgebrütet werden, um 
die Republick über den Haufen zu werfen. Daß man Ernst machen 
will, geht daraus hervor, daß der Graf von Chambord im Augen⸗ 
olick versucht eine Anleihe von 20 Millionen zu machen, da ohne 
Hheld in Frankreich nichts anzufangen ist. Die Prinzen von Or—⸗ 
eans sind sehr reich und könnten die Gelder liefern; sie sind aber 
ils zu geizig bekannt, daß der Graf von Chambord auch nur 
daran gedacht hätte, sie in Anspruch zu nehmen. Sehr zweifel⸗ 
zaft ist es, daß diese neue Anstrengung des „Roy“ Erfolg haben wird. 
Die französische Deputirtenkammer wurde am Dienstag 
vieder eröffnet, doch ist es bis jetzt dort sehr still geblieben. 
Madrid, 22. April. Der pästliche Nuntius verlangte von 
Spanien ein Asyl für die Jesuiten', die aus Frankreich vertrieben 
vürden. Minister Canovas versprach, einer bestimmten Anzahl un⸗ 
gehinderten Aufenthalt in Syanien, ausgenommen in den baskischen 
Provinzen, zu gestatten 
Die türkischen Armee- und Marine-Lieferanten machen 
Strike. Da absolut kein Geld vorhanden ist, so ist zu befürchten, 
aß die Lieferungen von Vorräthen für die Armee eingestellt werden. 
Vermischtes. 
In Niederauerbach' wurde am 20. d. M. ein Denk⸗ 
nal zu Ehren der im Kriege von 1870,71 Gefallenen errichtet. 
—Ebenso beabsichtigt der Kriegerverein von Pirmasens den im 
—— 
. Die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern hat für die 
fälz. Ausstellung von Lehrlingsarbeiten 100 M. gespendet. Der 
tintrittspreis für die Ausstellung beträgt für Erwachsene 50 Pfg., 
ür Kinder 20 Pfg.; Abonnementskarten auf die ganze Dauect 
osten 1M. 50 Ppig. 
f.Aus Hagenbach werden dem „Fr. T.“ folgende Fälle 
ibscheulicher Rohheit berichtet: Einem Herrn Kaufmann Bumiller 
jehörigen Pfau wurde ein Flügel gänzlich abgeschnitten und ein 
Fuß durch Messerstiche verlezt. — Ein Bube, Sohn reicher Eltern, 
iagelte eine lebende junge Katze an das Scheuerthor uod zog sie 
ib. Dasselbe Früchtchen stieß einem geflügeltem und noch lebenden 
Raben einen glühenden Schürhaken in den Rachen. Gewiß schlecht 
rzogene Buben! Und was soll aus solchen Kerlen später werden? 
Vor einigen Tagen wurde in einer Sitzung des Frankfur— 
er Amtsgerichts prinzipiell die Frage der Feierabendstunde entschie⸗ 
en. Eine große Anzahl Wirthe schlossen Nachts 11 Uhr die 
Virthschaft, um sie 1214 Uhr nach Mitternacht unter dem Vorge⸗ 
nen, es sei jetzt ein neuer Tag augebrochen, wieder zu öffnen: 
ẽs vergingen Strafverfügungen in der Höhe von 15 — 20 Mk. 
das Urtheil erklärt, daß wenn eine Wirthschaft dem Feierabend⸗ 
wang unterliegt, sie um 11 Uhr geschlossen und bis zum anderen 
Tag, Sommer um 5 Uhr und Winter um 6 Uhr, gesperrt bleiben muß. 
F In Berlin wurde am 20. d. M. eine große interna— 
iionale Fischerei⸗Ausstellung eröffnet, die sich außerordentlicher An⸗ 
erklennung zu erfreuen hat. Die meisten europäischen und außer⸗ 
»uropäischen Staaten haben Vertreter zur Ausstellung nach Berlin 
gesendet. Die beiden asiatischen Staaten Japan und China haben 
die höchste Auszeichnung für ihre Ausstellung erhalten. Die Ein— 
ichtung der Ausstellung ist außerordentlich gelungen und gibt Hoff⸗ 
iung auf einen großen Erfolg derselben. 
Das Ausbleiben des englischen Schulschiffes Atalanta“. 
vird immer bedenklicher, und der Glaube, daß es mit Mann und 
Maus zu Grunde gegangen, verstärkt sich. 
Ner achrichten. 
Der Amtsrichter Jul. Sien eiber. in Pirmasens wurde zum zweiten 
Staatsanwalt am Landgericht Kaiserzlautern befördenn 
Fur die Redaction verantwortlich: 
Oberhauser's Saal. 
Heute Sonntag 5 Uhr für 
die Mitglieder des 4.L.V. 
ind geehrte Subsribenten: 
Dr. Waltemath's 
Vortrag: 
Leben und Wirken der Deut⸗ 
chen in Nordamerika.“ (Nach 
Zeobachtungen und eigenen Er—⸗ 
ebnissen.) 
NB. Man ersucht um pünkt— 
iches Erscheinen und bittet, nach 
zeginn des Vortrages vor der 
hause nicht einzutreten. An— 
ang kurz nach 5 Uhr. 
Eine Wiese im Almenl umd 
iin Kleestück im Roth hat 
zu verpachten 
Minn 6G44* 
Unterzeichneter 
bringt sein Lager in 
ur⸗ und Trottoirplat⸗ 
ten sowie Dachfalzziegel Ja. 
Zualität, billigste Preise, in 
mpfehlende Erinnerung. 
Die besten Zeugnisse für die 
Zualität obiger Waare, von Ar⸗ 
hitekten und Baumeister, kon⸗ 
nen bei mir eingesehen werden. 
Joseph Hellenthal, 
Pfarroasse 
Warnung. 
Ich ersuche hiermit Jedermann 
neinem Sohne Joseph auf 
neinen Namen weder etwas zu 
horgen oder zu leihen. indem 
ch keine Zahlung für denselben 
leiste MMennngec