Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberker Anzeiger. 
der St. Ingberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlich mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonnmtags mif illustrirter Bei⸗ 
—QDI Diensstag, Donneretag, Samstag und Sounutag. Der Abonnemeutspreis beträgt vierteljahrlich 
A 40 Z einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen IA 60 —, einschließlich 40 3 Zustellgeblhr. Anzeigen werden mit 10 4. von Auswärtz 
mit 15 — für die viergeipaltene Zeile Blattichrisoder dexen Raum, Neclamen mit 30 urs Seit⸗ derecheet. 
*2 
— — — 
M 80. Donnerstag den 20. Wai 
— — 
Deutsches Neich. 
Der Kaiser von Oesterreich ist am 17. Mai in München 
eingetroffen. 
Wie kürzlich die oberbayerische Handels- und Gewerbekammer, 
io hat sich auch das Generalcomite des landwirthschaftlichen Ver— 
eins in Bayern gegen ein Reichsgesetz über Versicherungswesen 
ausgesprochen, da ein solches Gesetz sür Bayern kein Vedürfniß sei. 
In etwa 14 Tagen werden die beiden Prinzessinen von 
Schleswig-Holstein-Augustenburg mit ihrer Mut— 
sex und dem Prinzen Christian, ihrem Oheim, in Berlin er— 
wartet, und es wird alsdann die offizielle Verlobung des Prinzen 
Bilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria stattfinden. 
Die preußische Regierung beabsichtigt — nach der „Frkf. 
Ztg.“ —. der Nachsession des Landstags eine Maßregel vorzu— 
chlagen, wonach für 1880,81 ein kleiner Steuererlaß 
vermuthlich sehr, sehr klein) erfolgen soll. — Die We her st eu er⸗ 
porlage ist vom Bundesrathe definitiv für die nächste Session 
urückgestellt. 
Ausland. 
Die Arbeitseinstellungen im Norden Frankreichs scheinen 
einen ziemlich ernsten Character angenommen zu haben. Der 
Strike in Roubair dauert fort, und es ist die Hoffnung auf eine 
Besserung geringer geworden. Einige Arbeiter, welche letzte Woche, 
die Arbeit wieder aufgenommen hatten, haben dieselbe neuerdings 
wieder aufgegeben. Die Strikenden scheinen einem Losungsworte 
u gehorchen. 
Die „Times“ erfährt, auf Wunsch der Großmächte werde 
Frankreich wahtscheinlich daran gehen, von der Pforte die Annahme 
einer internationalen Commission zur Ueberwachnng der türkischen 
VBerwaltung zu verlangen. 
Auf der Spanien gehörigen Insel Cuba hat sich, neueren 
Tachrichten aus New-York zufolge, eine republikanische Regierung 
Jebildet. welche einen gewissen Garcia zum Präsidenten wählte. 
Die Antwort der Pforte auf die letzte Kollektivnote der 
Signatarmächte des Berliner Vertrages in der montenegri⸗ 
nischen Angelegenheit ist nunmehr den Botschaftern der betreffen⸗ 
den Mächte zugestellt worden. Die Pforte schlägt darin den 
Mächten die Niedersetzung einer internationalen Untersuchungs⸗ 
tommission vor. 
—— 
Vermischtes. 
St. Ingbert, 20. Mai. Gestern gegen Mittag traf 
mittelst Extrazug der Verwaltungsrath der pfälzischen Eisenbahnen 
—R——— eröffneten Linie St. 
IngbertSt. Johann hier ein. Nach der Besichtigungsfahrt fand 
im Wartesaal 1. und 2. Klasse unferes Bahnhofes eine Sißung 
tatt. Nach derselben fuhren die Herren nach dem Eisenwerke der 
hrn. Gebr. Krämer und dinirten sodann bei Hrn. Osk. Krämer. 
Hegen 4 Uhr reisten sie über Zweibrücken, Annweiler . wieder ab. 
*St. Ingbert. Von den Arbeiten, welche hiesige Lehr⸗ 
linge auf der Ausstellung von Lehrlingsarbeiten in Kai— 
erslautern ausgestellt hatten, wurde diejenige von Johann 
darth (ehrling bei Schneidermeifter Märker) vom Preisgericht 
als preiswürdig befunden, jedoch beanstandet, weil dasseibe Zweifel 
jegte, daß die Arbeit vom Lehrling allein ausgeführt worden sei. 
Im Ganzen wurden die Arbeiten von 28 Lehrlingen (bei 26 
MNeistern) beanstandet. 
In der Pfalz standen im Jahr 1879 in Betrieb: 277 
Brivat⸗ Braunbier⸗ Brauereien, die zusammen 240366 Hektoliter Malz 
nerbrauchten, und 5 Actien⸗Brauereien. deren Malzverbrauch zusammen 
4,782 Hektoliter war. Nach der Groͤße des Malzverbrauches scheiden 
ich diese Brauereien aus in 6, die von 10,000 bi⸗ 50,000 Hekto⸗ 
iiter, in 5, die von 5000 bis 10,000 Heltoliter, in 49, die von 
000 bis 5000 Helioliter und 222, die unter 1060 Hekto⸗ 
liter Malz verbrauchten. Die Menge des erzeugten Bieres betrug 
585,370 Hektoliter. — Weißbierbrauereien vaten in Betrieb 2, 
ie 93 Heltoliter Bier erzeugten; ferner Branntweinbrennereien, 
37 gewerbsmäßige und 1338 als Rebengewerbe betriebene die 
HG.385 Heltoliter Vranntwein erzeugten Essigsiedereien wurden 
11 fabrikmäßig und 37 im Kleinen betrieben, mit einer Pro⸗ 
»uction von 32,029 Hektoliter; Germsiedereien (Hefensiedereien) 
vurden 19 fabrikmäßig und 50 im üleinen betrieben. 
FAus Trippftadt, 17. Mai, schreibt man der „Kirsl. 
3.“: Hier herrschen immer noch Halsbcäune und Scharlach; es 
ind bereits einige sechzig (7) Menschen daran gestorben. 
* Die von uns nach dem „Pf. K.“ gebrachte Nachricht von 
dem Tode des Hrn. Dekan Vogt in Kaiserslautern hat 
ich glücklicherweise als unwahr herausgestellt. Der Todtgesagte, 
der zur Zeit bei Verwaundten in Karlsruhe lebt, befindet sich viel— 
nehr auf dem Wege der Besserung. 
Der am 17. Mai in Kaiserslautern abgehaltene 
Berbandstag pfälz. Gewerbevereine nahm folgende Resolution an: 
„Der Verband der psälzischen Gewerbebereine erachtet die besonders 
von Norddeutschland ausgehende Agitation gegen die Gewerbefrei⸗ 
jeit, sowie die Beschlüsse des Reichstags vom 5. Mai do. Irs. 
ür die freie Entwickelung des Gewerbestandes als äußerst schädlich 
ind beauftragt den zeitweiligen Vorort des Verbandes pfälzischer 
Hewerbevereine, gegen jeden Eingriff in die Gewerbefreiheit ener 
zisch zu protestiren.“ — Stern von Zweibrücken beantragte noch, 
er Vorort wolle Massenpetitionen der pfälzischen Gewerbetreibenden 
jegen Beschränkung der Gewerbefreiheit veranlassen. Auch dieser 
Antrag wurde angenommen. Dagegen, wie gegen die Resolution, 
timmten nur Prof. Medicus und vie Vertreter des Neustadter 
Hewerbevereins. 
F Der Stadtrath von Kaiserslautern sprach sich mit 
illen gegen drei Stimmen gegen die Einführung eines Orisftatuts 
aus, wonach die Concession zu Gast⸗ und Schenkwirthschaften von 
dem Nachweis des vorhandenen Bedürinisses abbängig gemacht 
werden soll. 
F Aus Freins heim berichtet der „D. Anz.“, daß in 
)er dortigen Gemarkung bereits reife Kirschen gefunden werden. 
Zofern das Wetter günstig bleibt, könnte⸗ aller Voraussicht nach 
die Kirschenernte daselbst in ungefähr 14 Tagen beginnen. * 
F In Freins heim wurde am Pfingstmontag dem dortigen 
driegerverein von den Freinsheimer Frauen eine Fahne verehrt und 
ugleich die jährliche Friedensgedenkfeier gehalten. Von auswärts 
waren an 40 Kriegervereine zu der Feier gekommen. 
Das Edenkobener Gericht wuͤrde über die Feiertage 
in ganz besonderer Weise in Anspruch genommen, indem * 
veniger als drei in umliegenden Ortschaften vorgekommene Selbst⸗ 
norde bei demselben angemeldet wurden 
Speyer. Die nächste Prüfung von Apothekergehilfen 
vird am 23. und 24. Juni ds. Is. stattfinden. Anträge auf 
Zulassung sind längstens bis zum 10. Juni vorschriftsmaßig be⸗ 
egt bei dem Kreismedicinalrath Dr. Karsch hier einzureichen. 
F Am 17. Mai ertrank im Rhein bei Speyer ein Soldat 
des in Speyer liegenden Pionier-Balaillons Er wollte haden 
und kam zu weit in den Sirom. 
F In unserer Zeit, welche soviel klagt wegen des Ueberhand⸗ 
nehmens von Wirthschaften, dars wohl festgestellt werden daß es 
m badischen Oberland, in dem etwa 500 Seelen zählenden Orte 
—A— factisch keine Gastwirthschaft, Weinschenke 
»der dergl. giebt. Die Schallbacher haben ihr eigenes Gewächs im 
eller. gegen Fremde wird alt⸗ alemannische Gastfreundschaft geübt. 
Eine am Montag in R oth bei Nürnberg abgehaltene 
Versammlung der Volkspartei, in welcher über die Tabaksteuer ver— 
handelt werden sollte, wurde polizeilich aufgelöst, weil nach Ansicht 
des überwachenden Beamten die gehaltenen Reden gehassig und auf⸗ 
teizend gewesen seien. 
F.Aus Oberammergau wird berichtet: Der Andrang 
ur Eröffnung der Aufführungen des Passionsspiels ist ganz au— 
zerordentlich groß, namentlich von Seiten des Auslandes Alle⸗ 
Jotels und Privathäuser sind überfüllt, der Zustrom dauert noch 
ort. Sänmtliche größere ausländische Zeitungen sind vertreten 
Das Wetter ist vorläufig sehr günstig.“‘ Ein eigenes englisches 
hotel ist errichiet, das Publikum besteht anscheinen zu zwei Drit⸗ 
eln aus Engländern. 
In Wena bei Landshut haben 4 Bursche einem anderen