F Nach dem „Bayr. Kur.“ sind um die erledigte Stelle
eines Scharfrichters in München nicht weniger als 280 Be⸗
werber aufgetreten, darunter auch ein Friseur und ein — Schau—
pieler. —
Das Militärbezirksgerich Mümnchen derurtheilte den
Secondelieutenant Frhrn. v. Horn vom 3. Feldartillerie- Re⸗
ziment, welcher zwei Soldaten seiner Batterie, die ein Kom—
nandowort bei'm Ererziren nicht richtig verstanden hatten,
»eohrfeigte, wodurch einem der Mißhandelten das Trommelsell des
linken Ohres beschädigt wurde, in Folge dessen er sechs Wochen
im Lazareth zubringen mußte, zu 20 Tagen Stubenarrest. Die
Beschworenen hatten auf Körperverletzung und vorschriftswidrige
Behandlung von Untergebenen erkannt.
F Goher Besuch für das Bad Kissingen.) In Kissingen
teht außer dem alljährlichen Besuch des Fürsten Bismarck derjenige
)es Kronprinzen des deutschen Reiches, des Großfürsten Wladi—
nir von Rußland, der Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin
mit Familie, der gesammten Großherzoglich Oldenburgischen Familie,
der Frau Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar und des päsum—
tiven Thronerben Herzogs Moritz wie der Prinzessin Auguste Luise
yon Sachsen-Altenburg bevor. Die Familie des deutschen Kron⸗
prinzen wird während dessen Kissinger Aufenthaltes in dem benach⸗
barten Brückenau Aufenthalt nehmen.
FIn Düssel dorf begannen vor der dortigen Strafkammer
die Verhandlungen in einem Monstre-Proceß gegen Eisenbahndiebe,
velcher unter der Bezeichnung „Kölner Proceß“ die Justiz des
In⸗ und Auslandes schon seit Ende 1877 beschäftigt. Es sind
25 Angeklagte und 74 Zeugen geladen, die Verhandlungen wer—
den 14 Tage in Anspruch nehmen. Die Angeklagten haben ihr
Wesen seit dem Jahr 1875 mit eben so großer Frechheit als Ge⸗—
wandtheit getrieben und die Handelswelt sowie die Bahnverwalt-⸗
ingen um enorme Summen geschädigt. Soweit sie hier in Be—
racht kommen, zählen die Rheinische, die Köln-Mindener und die
Bergisch-Märkische Bahn zu den Geschädigten, namentlich hat die
erstgenannte große Verluste zu beklagen.
F In Hanno ver find fünf Soldaten des Füsilier-Regts.
ser. 73 ertrunken, welche eine Kahnfahrt auf der Leine unternommen
jatten. Das Fahrzeug kenterte und die Soldaten waren nicht im
Stande sich zu retten.
— Einen schrecklichen Vorfall meldet der Privatbrief einer
Dame aus Mag deburg ap ihre Verwandten in Bielefeld, den
die „Westph. Ztg.“ mittheilt: Z den letzten Tagen ging da ein
iebenjähriges Mädchen an einem Nachmittag auf den Kirchhof
and pflückte bei seinem Herumstreifen eine Blume von einem der
Bräber ab. Der Todtengräber, der dies bemerkte, ergriff die Kleine
and wollte dieselbe nicht ohne eine empfindlichte Strafe wieder ent⸗
lassen. Zu diesem Zweck sperrte er das Kind — man deake —
in die Leichenhalle ein, in welcher zur Zeit vier Todte aufgebahrt
lagen. Der Tag neigte sich zu Ende, es wurde Nacht, und die
Eltern suchten angstvoll ihre Tochter, welche immer noch nicht heim⸗
zekehrt war. Die Nacht verging, und am Morgen, als der Todten⸗
zräber wieder an seine Arbeit gehen wollte, fiel es dem Mann
erst ein, daß er gestern ein Kind in die Leichenkammer gesperrt
und es herauszulassen vergessen hatte. Ein schrecklicher Anblick bot
äch ihm dar, als er in die Kammer eintrat. Da lag das kleine
Mädchen zusammengekrümmt in einer Ecke, mit krampfhaft zusam—
nengeballten Händchen, mit von den Zähnen durchbissenen Lippen,
veit aufgerissenen starren Augen und war iodt. Die Angst hatte
das arme Wesen getödtet. Des Mannes bemüchtigte sich sofort
die Polizei, welche Noth hatte, die Leute abzuhalten, die in ihrer
Wuth den Todtengräber lynchen wollten.
x Wie stark das de ut sche Element in der russischen Armee
dertreten ist, beweist die Thatsache, daß bei einer vom Kaiser Ale—⸗
cander in St. Petersburg abgehaltenen großen Frühjahrs-Parade,
un der sich 48 Generale betheiligten, 25 Träger deutscher, vielfach
ideliger Namen sich befanden, während die Zahl der Generale
russischer Abftammung nur 23 betrug.
7Ungarisches. In Churgo hatte sich am Pjingstsonntag
ein reicher Landmann auf dem Dachboden seines Hauses erhängi.
Zeine Gattin nahm ihren Mann noch rechtzeitig wahr, anftatt
denselben aber abzuschneiden, eilte sie erschreckt in die Nachbarschaft
zu einem jüdischen Greißler. Derselbe traute sich aber auch nicht
auf den Dachboden hinauf und lief nach einem Panduren. Die⸗
ser scheint aber etwas von dem Raaber Falle gehört zu haben,
denn er verweigerte jede Hilfe und erklärte, daß nach der neuen
Verordnung jeder Gehängte eine Stunde lang hängen bleiben
nüsse. Der unglückliche Landmann war, als man ihn endlich ab⸗
chnitt, natürlich eine Leiche. Die Geschichte meidet man dem
Ellenör“.
Paris, 23. Mai. Einige Volkshaufen, im Ganzen etwa
300 Personen, zogen heute nacheinander über den Bastillen⸗Platz
ind begaben sich nach dem Friedhofe Pere Lachaise, um an der
Mauer, wo die Communards erschossen worden waren, Kränze
niederzulegen. Einige Indididuen, die den Polizeiagenten, welche
ie zum Weitergehen aufforderten, den Gehorsam verweigerten, wurden
zerhaftet. Ein Zwischenfall von Bedeutung fand nicht Statt. Die
Menge bestand vorzugsweise aus Neugierigen. Varis ist voll⸗
kommen ruhig.
Der „Pol. Corr.“ wird aus Madrid geschrieben, in
hortigen Hofkreisen rede man davon, daß Prinz Ludwig Ferdinand
pon Bayern (Sohn des verstorbenen Prinzen Adalbert) sich mit
ꝛiner Schwester des Königs Alphons zu vermählen gedeuke. Vor—
derhand ist es nur ein Gerücht, zu welchem die Reise des Prinzen
rudwig Ferdinand und seines Bruders Alphons nach Madrid
Anlaß gegeben haben mag. Die beiden Prinzen find schon vor
einiger Zeit über Paris dahin abgereist.
F Die Er-Kaiserin Eugenie hatte, wie man sich erinnerte
bor ihrer Abreise nach dem Zulu-Lande der Parise Kirche Rotre—
Dame⸗des-Viktoires die mit Inwelen reich geschmückte Krone, welche
ie bei ihrer Kronung tragen sollte, mit der Bestimmung verehrt,
daß sie die Stirne der Mutter Gottes in dieser Kirche zieren soile.
Der Pfarrer der Kirche, Abbe Chevajou, hat, wie jetzt verlautet,
dieses Geschenk abgelehnt und die Herzogin von Mouchy, welche
»s übererbracht hatte, ersucht, es der Ex⸗-Kaiserin nach ihrer Rüdk.
tehr aus Afrika wieder zuzustellen.
. Von NeweNork aus werden am 6. Juni mehrere
dundert nordamerikanischer Turner deutscher Junge auf einem
Dampfer die Fahrt über den Ocean antreten, um' sich an dem
illgemeinen deutschen Turnfest in Frankfurt a. M' zu betheiligen.
Die wackeren Turner,“ sagt eine in Cincinnati erscheinende deutsche
Zeitung, „werden drüben Zeugniß ablegen, daß auch in der gro⸗
zen vamerikanischen Republik die deutsche Sprache, deutsche Sitte
ind deutscher Geist eine Heimftätte, ein neues Vaterland gefunden
jaben, Sie werden Kunde geben von der Stellung, dem Ansehen
uind dem Einfluß, die das Deutschthum hier zu Lande sich errun⸗
jen hat. Manche falsche Vorstellung, manche irrige Meinung, die
)rüben noch über Amerika verbreitet ist, wird dadurch berrichtigt
verden. Besser als Briefe, Zeitungen und Bücher wird der muͤnd—
iche Verkehr dazu beitragen, Aufklärung über die hiesigen Ver⸗
ältnisse und Zustände zu verbreiten. Ist es doch eine nicht zu
äugnende beklagenswerthe Thatsache, daß selbst die gebildeten
reise Deutschlands über Amerika und das hiesige deutsche Element
aur wenig unterrichtet find und die Forischritte der amerikanischen
Civilisation noch immer bedeutend unterschätzen. Aber die ameri—⸗
kanischen Gäste werden nicht unterlassen, die Größe unseres Landes,
die Großartigkeit seiner Ressourcen, die Segnungen seiner Freiheit
in allen Gegenden Deutschlands zu verkünden.“
r Die Zahl der während des Monats April in New vork
jelandeten Einwanderer beziffert sich auf 48,281, eine Anzahl, die
isher noch nie zuvor in einem Monat erreicht wurde; die höchste
isher in einem Monat — im Avril 1873 — erreichte Zabl be—
rug 42,743.
F William Smoak zu Charleston in Südcarolina, der
m 79. Lebensjahre steht, hat kürzlich das freudige Ereigniß erlebt,
daß sein jüngstes und dreizehntes Kind Großmutter geworden.
Papa Smoak hat nicht weniger als 100 Enkel. 391 Urentkel und
70 Ururentel.
Die Mormonenbevölkerung von Ut ah beträgt nach dem
der letzten Jahresversammlung der Mormonen vorgelegten Bericht
111,820 Personen. Die Secte verlor im letzten Jahre 600 Mil-
zlieder, gewann aber 1500 neue. Die Eintünfte der Kirche be⸗
rugen in dieser Zeit über 1,000,000 Doll. Die Mormonenkirche
jat sechs Töchter Brigham Young's excommunicirt, weil dieselben
m dem jüngst gegen die Kirche angestrengten Proceß als Kläger
zufgetreten waren.
——— —— ç —
Marl berichte.
Zweibrücken, 26. Mai. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.)
Beizen 12 M. 35 Pf. Korn — M. — pjf., Gerfie zweireihige — M. — pf.
»ierreihige — M. — Pf., Spelz — M.— pf. Spelzkern — M. — Ppf.
Dintel - M. — Pf, Mischfrucht — M. — pff. Hafer 8 Mg38 Pf.,
ẽrbsen — M. — Pf., Wicken — M. — pf., Kartoffeln 2 M. 80 p
deu 3 M. 20 Pf., Stroh 8 M. — Pf., Weißbrod 12/3 Kilogr. 58 Pf.
dornbrod 8 Kilogr. 72 PfGemischtbrod 8 Kilogr. 87 Pf., paar Weck jd0
Sr. 6 Pf.. Rindfleisch J Qual. 60 Pf. II. Qual. 84 pf. Kalbfleisch 530 Pf.,
dammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf., Buiter 2/2 Rilogr. i . Vi..
Wein 1 Liter 80 Pf. BVier J Liter 24 Pf.
Homburg, 26 Mai. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen
12 M. 40Pf., Korn 10 M. 46 Pf. Speizlkern -M. & Pf., Spelz O M
— Pi. Gerste 2reihige — M. — Pf., Gerste Areihige O M. — pff. Hafer
3 M. 19 Pf., Mischfrucht 10 M. 60 Pf., Erbsen — Mmy Pf., Wicken
d M. — Pf.Bohnen M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf, Kecn-
rod 6 Pfund 80 Pf. „Gemischtbrod 6 Pfund — Pf. Ochenflesche— Pf.
Kindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 40 Pf. Hammelfleisch — Pf., Schweinefleisch
39 Pf. Butter 1 Pfund 1 M. 20 Ppf. Kartoffeln per Ctr. 3 M. — pjf.
Kaiserslantern, 28 Mai. (Fruchtmällelpreig und Victualienmarkt.)
Peizen 12 M. 26 Pf., Korn 10 M. 38 pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelj
3 M. 16 Pf., Gerste 00 M. 75 Pf., Hafer 8 M. 05 Ppf., Erbsen 0 M.
— Pi Widen O M. — Pji. Linsen — M. — Pf., Kleesamen — M. —
hf. Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 3 Pfd. 40 pf., Gemischtbrod
3 Pfund 45 Pfg. Butter per Pfd. 0O M. 90 Pf., Eier 2 Stug 0o9 Pf., Kar⸗
offeln ver Cent. 5 M. — Pf., Stroh 3 M. — Pf. Sen 2 M. 20 Vfg.
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Für die Redackion veraäntwortlice *
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