Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

8* t. Ingberler Anzeiger. 
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M 88. 
Donnerstag, den 3. Juni 
188so. 
Deutsches Reich. 
Das bayerische Militärbudget für das Etatsjahr 1880 — 
1881 ist in seinen einzelnen Sparten nunmehr aufgestellt. Der 
Etatsberechnung ist eine Heeresstärke von 2136 Offizieren, 197 
Aerzten, 48,244 Mannschaften, 91 Zahlmeistern, 54 Veterinären, 
74 Büchsenmachern, 10 Sattlern, dann 8726 Dienstpferden zu 
Grunde gelegt. 
Am Montag begannen die für heuer angeordneten Landwehr⸗ 
ibungen der Infanterie und Artillerie; sie dauern bis 12. Juni; 
jei der Infanterie des ganzen bayerischen Heeres sind 80 Offi⸗ 
iere und 7000 Mann einschließlich 8 Unteroffizieren, bei der 
Feldartillerie 12 Offiziere, 60 Unteroffiziere und 204 Kanoniere, 
bei der Fußartillerie 6 Offiziere, 20 Unteroffiziere und 180 Kano— 
rnere einberufen. Die Uebungen der Landwehr⸗Infanterie und 
Fußartlillerie finden in besonders formirten Compagnieen, bezw. 
Bataillonen, welche von Offizieren der activen Armee befehligt 
verden, statt. 
Die Nachrichten von einer Kissinger Badekur des deutschen 
ronprinzen wie dem gleichzeitigen Brückenauer Aufenthalt seiner 
Familie werden von Berlin aus officiös dementirt. 
Der Bundesrath hat die Vorschläge, mit der Volkszähl⸗ 
ung am 1. Dezember d. J. Aufnahmen über Bodenstatistik und 
ine Viehzählung zu verbinden, definitiv abgelehnt. 
Das vom Reichstag angenommene Wuchergesetz wurde 
m „Reichsanzeiger“ verkündigt. 
Die Novelle zum Militärgesetz, welche der Reichstag in 
einer letzten Session beschlossen hat, ist bereits amtlich veröffentlicht. 
Das Kriegsministerium ist vollauf mit den Ausführungsbestimmun— 
zen beschäftigt. Die Bildung neuer Regimenter wird erst mit dem 
1. April 1881 in die Erscheinung treten, inzwischen wird das 
Aushebungsgeschäft, welches jetzt bereits seinen Anfang genommen 
hat, an der Hand der gebotenen Neuformationen ausgeführt. 
Außerdem sind Anordnungen getroffen, daß die sämmtlichen be— 
tehenden Regimenter das erforderliche Material an Unteroffizieren 
ind Offizieren stellen können. 
Die Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses zur 
Vorberathung der Kirchenvorlage hat sich am Montag alsbald kon— 
tituirt; ihren Berathungen wird der Kultusminister mit Geh. Rath 
Hühler beiwohnen. 
F. In Homburg hat die am 26. Mai bethätigte Samm⸗ 
ung für die Wittelsbach-Stiftung 8306 M. 63 Pf. ergeben. 
Das Bürgermeisteramt Homburg fordert zur Namhaft⸗ 
nachung Derjenigen auf, welche kürzlich von den an dem Wege 
n der Vorstadt nach dem Schießhause angepflanzten Bäumchen 12 
heils abgeschnitten, theils abgebrochen haben, und setzt eine Be⸗ 
ohnung von 25 M. für die Beanzeigung aus. 
.Kirchheimbohanden (pf Pr.) Hr. Daniel Kreh⸗ 
ziel auf dem Neuhofe besaß ein zahmes Reh, welches sich befonders 
in Frau Krehbiel attachirt hatte und derselben auf Schritt und 
Tritt folgte. Im August vor. Is., während der Brunstzeit, lief 
as Thierchen in den Wald und blieb aus, während es sonst regel⸗ 
näßig von seinen Ausflügen zurückgekehrt war. Vor einigen Tagen 
iun trafen Arbeiter in der Nähe des Albertskreuzes ein Reh mit 
wei Jungen an. Entgegen dem scheuen Character dieser Thiere 
prang das Reh nicht davon, ließ sich aber auch nicht einfangen. 
Das eigenthümliche Benehmen dieses zierlichen Geschöpfes brachte 
die Leute auf die Vermuthung, das Reh sei das Herrn Krehbiel 
entlaufene. Sie riefen Frau Krehbiel hinzu, auf deren Ruf eilte 
)as Thierchen herbei, die Jungen wurden mitgenommen, und 
nunter sprang die Alte nebenher. Jetzt ist die ganze Rehfamilie 
uuf dem Neuhof. 
F. Der diesjährige Verbandstag der pfälzischen Kreditge⸗ 
nossenschaften wird, nach vorläufiger Vereinbarung mit der An—⸗ 
valtschaft, die Herr Parrisius vertreten wird, am 10. und 
I. Juli in Neustadt a. H. Statt sinden. Außer den fest⸗ 
tehenden Gegenständen der Tagesordnung kommen folgende Punkte 
ur Verhandlung: 1) Es ist den Vereinen zu empfehlen, beim Tod 
ines für den Konto-Korrent-Verkehr besiellten Bürgen stets für 
inderweitige Bürgschaft Sorge zu tragen, ehe der Konto⸗Korrent. 
Verkehr mit dem Schuldner weitergefuͤhrt wird. — 2) Resolution 
)es Grafen Bismarck, Beschränkung der Wechselfähigkeit betreffend. 
— Weitere Anträge sind bis zum 15. Juni an den Verbanbsdi— 
ektor Herr Dr. Knecht in Neustadt a. H. einzusenden. 
F Ein 12 Jahre alter Knabe aus Frankeneck fiel beim 
holzsammeln im Staatswalde von einem Baume und war sofort 
ine Leiche. Derselbe hatte eine Axt auf dem Rücken hängen, 
velche ihm beim Fallen auf die Erde das Genick brach. 
Bei dem außerordentlich zahlreich besuchten Missionsfeste 
n Haßloch hat die Kollekte 8308 Nt. 32 Vf. nebst derichiedenen 
S„chmucksachen ertragen. 
In Meckenheim hielt am Sonntag der 28. Bezirk 
Pfalz) des deutschen Kriegerbundes seine Delegirtenversammlung 
ib, deren hauptsächlichster Zweck die Vereinigung sammtlichet 
ofälzischer Kriegervereiee war. Es wurde eine Commission von 
16 Mitgliedern (8 vom Kriegerbunde und 8 von der Kampfge⸗ 
gossenschaft) gewählt, welche die Grundlagen zu einet Vereiniqung 
erathen sollten. 
In Friesenheim hat ein Schuhmacher ein etliche Wochen 
altes Gänschen mit vier Füßen. Das Thierchen ist stärker als 
seine zugleich mit ihm aus den Eiern gekrochenen Genossen. 
fDer in Berlin wohnende, gegenwärtig in seiner Heimath 
Frankenthal weilende Komponist Georg Vierling, der Autot 
des weltlichen Oratoriums „Der Raub der Sabinerinen“, hat ein 
neues Werk derselben Gattung vollendet, betitelt „Alarich“. Sein 
Librettist (Verfasser des Textes) ist wiederum der Bremer Malet 
Fitger, der Verfasser der „Hexe“, einer der hervorragendsten Gaben 
)er neueren dramatischen Literatur. „Der Raub der Sabinerinen“ 
st mit großem Beifall in St. Louis (Nordamerika) aufgeführt 
vorden und soll in Bälde auch in Milwaukee zu Gehör ebracht 
verden. 
F Die „Fr. Z.“ berechnet das Brutto⸗Erträgniß der Franken⸗ 
haler Kanal⸗Eisenbahn für 2 Jahre und 2 Monate auf ganze 
99 M. 
fSpehyer. Ein Schneiderlein, aus Medenheim gebürtig, 
auf den Namen Türk getauft und 33 Jahre alt hatte in zärt · 
iches Verhältniß mit einem Dienstmädchen eingefädeit. Die Vor— 
bereitungen zur Hochzeit wurden getroffen, die nöthige Hausein⸗ 
ichtung aus dem Ersparten des Maͤgdleins angeschafft, aus gleicher 
Ausland. 
In einer zu Nevers (Frankreich) anläßlich der landwirth⸗ 
chaftlichen Ausstellung gehalkenen Rede wies Minister Cochery auf 
die Schritte der Regierung zu Gunsten der Landwirthschaft hin— 
Die günstige finanzielle Lage des Landes gestatte fortgesetzte Ent⸗ 
lastungen. Frankreich werde seinen friedlichen Weg fortsetzen und 
dabei Achtung und Sympathie nach außen hin finden, während 
es im Innern die nothwendigen Reformen vorbereite, ohne legi⸗ 
timen Rechten zu nahe zu treten und ohne sich, durch Ungeduld 
fortreißen zu lassen. 
In der Nachbarschaft des englisch- indischen Reiches, in 
Birma, ist ein bedeutender Aufstand ausgebrochen, der bereits 
die Hauptstadt von Birma, Mandalah ergriffen hat und moglicher⸗ 
veise auf die Tyrannei des Königs von Birma eines grausamen 
nfiatischen Despoten, zurückzuführen sein dürfte. 
General Ulysses S. Grani wird allem Anschein nach officieller 
republikanischer Kandidat für die nächste nordamerikanische 
Präfidentschaftswahl. Für den Fall des republikanischen Wahl⸗ 
iäeges wird er dann dreimal Präsident gewesen sein; Washington, 
Ifferson, Madison, Monroe, Jackson, Lincoln sind nur je zweimal 
gewählt worden. Es ist bekannt, welches Ansehen in Ametika der 
winzigste europäische Adelstitel befitzt; ohne einen großen Säbel 
mag auch die dauerhafteste und maͤchtigste aller neueten Republifen 
aicht gern lange existiren. 
Rexrmischtes. 
SM Niederwürzbach, 2. Juni. Die hierorts vorge⸗ 
ommene Sammlung zur Wittelsbacher Landeszstiftung geigte den 
hetrag von 55 M. 49 Pf