Sl. Ingberler Nuzeiger.
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöoͤchentlich mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei—
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M91.
Dienstag, den 8. Zuni
18sHsR
Deutsches Reich.
Se. Maj. König Ludwing soll beabsichtigen, bei dem bevor—
—— Wittelsbach
eine allgemeine Amnestie fuͤr Alle, die in Bayern wegen preß⸗
politischer oder militärischer Vergehen verurtheilt worden sind, zu
erlassen.
Im Auftrag Sr. Maj. des Königs von Bayern reiste
Prinz Arnulph nach Petersburg, um dem Begräbniß der Kaiserin
von Rußland beizuwohnen.
Wie das „Deutsche Mont.⸗Bl.“ hört, ist der Oberstallmeister
des Königs von Bayern, Graf v. Hol nsie in, mit einem könig⸗
lichen Spezialauftrage in Berlin ceingetroffen. Graf Holnstein
ist bekanntlich schon mehrfach zu politischen Missionen benutzt worden,
und gehört zu den Intimen des Reichskanzlers. Man dürfte wohl
nicht fehl gehen, die Anwesenheit des Grafen Holnstein mit der
Affaire Rudhardt in Verbindung zu bringen.
Der Zusammentritt der Botschafter-Conferenz in Berlin ist
zur Berathung über die noch nicht ausgeführten Punkte des Ber⸗
liner Vertrags) nunmehr auf den 16. Juni festgesetzt.
Der deutsche Kronprinz begab sich im Auftrage des Kaisers
nach Petersburg, um den Trauerfeierlichkeiten beizuwohnen.
Ausland.
Der König von Griechenland hat auch in London eine
ireundliche Aufnahme gefunden und wurde ihm auch dort, wie in
Paris, das Versprechen gegeben, die Ansprüche Griechenlands auf
ser in Berlin abzuhaltenden Conferenz zu unterstützen.
Fräulein Klein, welchen wir an dieser Stelle für ihre Freundlich—
eit unsern besten Dank sagen, hören zu können.
Troßt der ungünstigen Witterung war die Unterhaltung zahl⸗
reich besucht, der Saal vollständig gefüllt. Wir bedauerten nur,
daß so biele unserer Mitglieder wegen der gleichzeitig im Musik—
vereine stattgefundenen Abendunterhaltung der unfrigen nicht bei—
vohnen konnten.
— In der Generalversammlung von Montag Abend
vurde Herr Sattlermeister Stutzmann wieder zum J. Vorstande
und Herr Tünchermeister J. Woll l zum Rechner gewählt.
m. Aus dem Kanton Waldmohr. In der Nacht von
Freitag auf Samstag wurden die Bewohner der Dörfer Sand
und Grie⸗s durch Feuerlärm aus dem tiefsten Schlafe aufgeschreckt.
Es brannte in der zwischen beiden Dörfern gelegenen Hut sch⸗
mühle. Dank dem energischen und raschen Eingreifen der Be⸗
wohner von Sand und Gries (eine speziell organifirte Feuerwehr
haben die beiden Dörfer noch nicht) gelang es, das Feuer auf den
Mühlenraum zu beschränken; das Wohnhaus, das unter demselben
Dache steht, wurde größteniheils gerettet. Die Mühls ist Eigen⸗
hum einer Wittwe Pflüger und war von einem ziemlich mittellosen
Mühlburschen aus Gries um eine so hohe Summe gepachtet, daß
er schwerlich gute Geschäfte hätte machen können.
F Nachfolgendes verdient in weiteren Kreisen bekannt zu
verden: Zwingt Jemand einen Andern, welcher eine Strafthat
»egangen, zu einer Geldleistung an die Ortsarmenkasse zum Zwed
der Sühne der Strafthat mit der Drohung, daß, wenn Dieser die
Beldbuße nicht freiwillig leiste, er die Sache zur Anzeige bringen
werde, so ist er nach einem Erkenntniß des Reichsgerichtes (I.
Strafsenat) von 19. März d. Is wegen Erpressung nach F 253
des St.⸗G.«B. zu bestrafen.
F In Albersweiler starb ein Kind an dem in Privat⸗
häusern selten auftretenden Impfrothlauf. Da noch andere Kinder
in der mit der Impfung verbundenen Allgemeinerkrankung ärztlich
dehandelt werden, so kann man sich leicht das ängstliche Besorgt-
sein jeder Mutter für ihr Kind denken.
F Die „Pf. Pr.“ berichtigt ihre Mittheilung über den Wald⸗
brand bei Imsbach dahin, daß nicht 115 sondern nur 18 Tag-
verke abgebrannt sind.
FæDie Kaiserslauterer Blätter enthalten jetzt auch
ꝛeine Anzeige, daß Zehnpfennigstücke vom Jahr 1878 zu kaufen
gesucht werden. Angebote mit Preisangabe werden erbeten.
F In Lambsheim verkaufte ein Oekonom ein Partie
elbstgezogenen 1874er Ungsteiner Wein um den respectablen Preis
pon 2400 Mark das Fuder!
— Die diesjährige Wanderausstellung des, pfälzischen Kunst ⸗
vereins soll während der Tage vom 27. Juni bis 8. Juli ds. J.
im großen Saale des Eisenbahndirectionsgebüudes in Lund wigs⸗
dafen abgehalten werden.
4 Es ist nun endgiltig bestimmt, daß die achte Hauptver⸗
ammlung des pfälzischen Kreislehrer⸗Vereins am 15. und 16.
September in Speyer abgehalten werden soll.
4 Unser in der Gelehrlenwelt rühmlichst bekannter pfäl—
isscheer Landsmann Admiralitätsrath und Direktor der Seewarte
dr. Neumayer in Hambur gwurde durch Verleihung des
rothen Adlerordens 3. Kl. mit der Schleife ausgezeichnet.
Ein Mainzer Extrazug mit etwa 300 Mitgliedern des
Bereins Moguntia, von einer Heidelberger Vergnügungspartie heim⸗
ehrend, erfuhr am Sonntag Abend 10 Uhr bei Lampertheim einen
Zusammenstoß, wodurch mehrere Passagiere leicht beschädigt wurden.
F Zu der Sammlung fur die „Wittelsbacher Stiftung“
jat die München-Aachener Feuerversicherungsgesellschaft einen Bei⸗—
tag von 15,000 M. und die Baher. Hypotheken. und Wechsel⸗
jank einen solchen von 10,000 M. gespendet.
F Aus Augsburg wird dem „Schwäb. Merkur“ ge—
chrieben, daß Fabrikdirectot Haßler von Augsburg und Landtags⸗
ibgeordneter Keller aus dem Algäu dem Abg. Dr. Völk im Na—
nen seiner Freunde, Verehrer und Gefinnungsgenossen in Augs⸗
zurg und im Algäu zu seinem 25jährigen Abgeordneten⸗Jubilaum
als Ehrengeschenk ein Heim angeboten. Zu diesem Zweck war
Viälzisches Schwurgericht.
II. Quartal 1880.
Um /9 Uhr gestern wurde die diesmalige Session durch den Vorfitzen⸗
den, Herrn Oberiandesgerichtsrath Eugen S ch midit, eröffnet. Sämmtliche
Geschworenen waren erschienen. Der Vorsitzende setzte in einer kurzen An—
prache das Wesen des Geschworenenamtes nuseinander und inachte die Ge⸗
chworenen auf den Gang des Verfahrens sowie auf ihre Pflichten als Richter
nufmerksam. Hierauf wurde jur Verhandlung der ersten Sache geschritten
egen Josef Hiaͤmmiel, Schieferdecker von Neufstadi wegen Not h⸗
uchtverfsuchs. Urtheil: 1 Jahr 6 Monate Gefängniß.
— —
Vermischtes.
*St. Ingbert, 8. Juni. dDie am Sonntag Abend
tattgehabte musikalisch⸗theatralische Unterhaltung des „Musikvereins“
oerlief bei gut besetztem Lokale in der befriedigendsten Weise. So—
wohl der musikalische wie der theatralische Theil derselben fand
jebhafte Anerkennung. Ein Tänzchen schloß die Unterhaltung.
Wie wir hören, besteht bei den altiven Mitgliedern des „Musik⸗
ereins“ und der „Gemüthlichkeit“ die lobenswerthe Absicht, in
Zukunft bei Unterhaltungen und Conzerten sich gegenseitig zu
interstützen.
— Als Beitrag für die Wittelsbacher Landesstiftung zeich—
deten die Herren Gebrüder Krämer dahier die respectable
Summe von 5000 Mark. Damit beziffert sich das Gesammt—⸗
ergebniß der Sammlung bis heute in unserer Stadt auf Mk. 5522,87.
M St. Ingbert. (Arbeiter-Bildungsverein.) Die
am Sonntag Abend stattgehavte Unte rhaltung darf als eine
höchst gelungene bezeichnet werden. Die „Männerchöre“ wurden
in präcisem Takte und mit reiner Betonung vorgetragen. Das
Theaterstück, „der Elefant um 3000 Mark“ wurde mit großem
Beifalle aufgenommen. Allen dabei Betheiligten gebührt fuͤr ihre
Mühe und gutes Spiel die vollste Anerkennung. Eine baldige
Wiederholung des in feiner Weise sehr humoristischen Stückes wurde
oon verschiedenen Seiten gewünscht. Die aktiven Mitgliedern des
Vereines wollen wir bei dieser Gelegenheit die Ermunterung zu⸗
rufen, in ihrem bisherigen Fleiße und Eifer recht wacker fortzu⸗
rahren. Einen erheblichen Beitrag zu dem genußreichen Abende
lieferte die freundliche Mitwirkung der zufällig auf Besuch hier an⸗
wesenden beiden Fraͤulein Klein'aus Burbach. Dieselben hatten
die Güte, drei sehr schöne Duette mit Harmoniumbegleitung einzu⸗
egen und überraschten durch ihre klangvollen und sicheren Sopran⸗
uind Altstimmen alle Anwesenden; sie ernteten dafür aber auch
ceichen und lebhaften Applaus. Hoffentlich haben wir in einet
inseren nächsten Unterbaltungen nodmals Gelegenheit, die beiden