Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

werde. Alles rennt hin, um den neuen Virtuosen zu hören, und 
eine große Einnahme wurde erzielt. Vor Schluß der Vorstellung 
wird ein schönes, nagelneues Pianoforte mitten in den Cirkus hin⸗ 
eingestellt und der Deckel abgehoben. Lautlose Stille. Der Ele— 
phant tritt nach den üblichen Verbeugungen an das Instrument, 
hebt endlich seinen Fuß und setzt ihn auf die Klaviatur. Ploͤtzlich 
erhebt er ein schreckliches Geschrei, das wie Weinen klingt und die 
Zuschauer mit nicht geringer Angst erfüllt. Der Besitzer des Thieres 
tritt endlich hinzu und nachdem er seinen Kopf in den Rachen des 
EFlephanten gesteckt, um dort die Ursache des Weinens zu erfahren, 
läßt er den dickhäutigen Virtuosen vom Klavier wegführen, indem 
er der staunenden Menge verkündet: „der Elephant könne auf 
diesem Klavier nicht spielen, da er zu tief ergriffen sei, weil er in 
den Tasten der Klaviatur die Zähne seiner armen Mutter er—⸗ 
annt habe!“ 
— Eine papierne Gesellschaft wurde kürzlich in Rew-York 
gegeben, bei welcher eine Dame ein Kleid von Dolly Varden Ta— 
oetenpapier und eine Taille in glatt lila Papier trug. Eine an— 
dere erschien in glatt blau mit silbernen Sternen bestreut und eine 
ehr lebhafte Schöne stellte ein in braunes Papier gepacktes Bündel 
dor, mit der Inschrift an den Schulern: „Diese Seite ist mit 
Sorgfalt anzufassen.“ — Wir überlassen Geyer's Stationer die 
Verantwortung für diese von ihm mitgetheilte Begebenheit. 
Während des Gottesdienstes wurde am verflossenen Sonn⸗ 
tag eine Kirche in Mount Carey (Ohio Nordamerika) durch 
einen Wirbelwind zerstört. Der Prediger wie mehrere Gemeinde— 
zlieder wurden unter den Trümmern der eingestürzten Kirche todt 
hervorgezogen und 20 weitere Personen schwer verletzt. 
F Abgedrehte Reichsgoldmünzen kommen jetzt öfter in 
den Verkehr. und zwar ist die Abdrehung so künstlich erfolgt, daß 
die Stücke nur der Umschrift am Rande „Gott mit uns“ ent— 
dehren und nur mit der größten Aufmerksamkeit von den voll⸗ 
vichtigen Münzen zu unterscheiden sind. Die durch die Manipu— 
iation vorgenommene Entwerthung ist indessen nach der „Voss. 
Ztg.“ eine erhebliche, denn sie beträgt beim Zehnmarkstück 180 Pf., 
hbeim Zwanzigmarkstück 220 Pf. 
— Deutsche Kolonialpolitik. Wie verlautet, wird im Juni 
d. J. eine Gesellschaft von Landwirthen unter Führung eines be— 
geits mehrere Jahre dort gewesenen und mit don dortigen Ver— 
hältnissen vertrauten Betheiligten nach Süd-Brasilien gehen, um 
auf dem Hochlande der Provinz St. Katharina große Flächen des 
dorzüglichsten Weidelandes zur Viehzucht, hauptsächlich Schafzucht, 
zemeinschaftlich zu erwerben. 
— Wie früher det „Goldregen“, so wird jetzt auch der Ole— 
inderbaum als giftig bezeichnet. Vielfach angeftellte Unter—⸗ 
uchungen ergaben, daß die aus den Blättern und Blüthen gezogenen 
Ertracte dagegen am stärksten wirken. Als den Tod des Menschen 
jerbeiführende Dosis genügen 142 Drachmen. Größeren Säuge— 
thieren, Kühen, Schafen u. s. w. ist das Fressen der Blätter sehr 
zefährlich; letztere krepiren, wenn sie Wasser saufen, in welchem 
Dleanderblätter liegen. Das giftige Princip der Oleanderbäume 
sst ein gelbes scharfes Harz, das sich am meisten in der Rinde 
yorfindet. 
Gemeinnüutziges. 
Gegen den Stich giftiger Fliegen soll sich — 
borausgesetzt, daß eine Blutvergiftung noch nicht eingetreten ist — 
folgendes Mittel selbst noch in solchen Fällen bewährt haben, wo 
dasselbe erst nach 18 Stunden angewendet wurde. Der Fliegen— 
ttich bildet eine aufgeschwollene Pocke, welche nach einigen Stunden 
einfällt. Man nehme nun ein Stück Heftpflaster von der Größe 
eines Zweithalerstückes, schneide in dasselbe je nach der Größe der 
Pocke ein Loch und lege das Pflaster derartig auf, daß die Pocke 
durch das Loch tritt. Hierauf mache man mit einer Lanzette in 
die Pocke überkreuz zwei tiefe Einschnitte, bringe den Patienten in 
eine solche Lage, daß die Wunde wagrecht zu liegen kommt, streue 
dali causticum start auf die Pocke und lege ein zweites geschlossenes 
Heftpflaster darüber, damit das Pulver nicht abfallen kann. Das 
pflaster bleibt so lange liegen, bis es von selbst abfällt; alsdann 
st der Patient gesund. 
Ein gutes Mittel gegen Brandwunden, das ich viel⸗ 
ach an mir und anderen ingewendet, ist Kochsalz und Spiritus; 
edoch darf das Salz auf der Wunde nicht trocken werden, sondern 
nuß immer wieder mit Spiritus angefeuchtet werden. Dieses 
Mittel verhindert, wenn es sogleich angewendet wird das Entstehen 
»on Blasen, und stillt sogleich volllommen den Schmerz. Wenn 
Blasen schon erschienen oder die Haut losgelöst sein sollte wende 
cch eine dunne Salbe, bestehend aus Leinol, Bleiweis und ein 
venig Silberglätte, täglich zweimal angewendet, sehr erfolgreich an. 
Behufs Ermöglichung des Beschlagens wi— 
erspenstiger Pferde wird das folgende Verfahren em— 
»fohlen: Man stedt die beiden Ohren des Pferdes (haufig reicht 
nuch eins schon hin) unter den Nackenriemen des nicht allzu lose 
Lrensenzaumes. Das Ueberraschende dieser höchst einfachen Mani— 
pulation an dem sich sonst in voller Freiheit der Bewegung befind⸗ 
ichen Thiere bewirkt eine eigenthümliche Unempfindlichkeit; es läßt 
iich ruhig beschlagen. Sollte der Versuch etwa bei Racepferden 
uicht gleich glücken, so kann man ihnen noch ein Tuch über die 
Ohren hängen. Noch habe ich, berichtet Ochsenius in der „Allg. 
ztg. für L. u. F.“ kein Pferd, das berüchtigt war, sich nicht be⸗ 
chlagen zu lassen, gefunden, das nicht auf diese bequeme Art zum 
Stillstehen gebracht worden wäre. Jedenfalls lohnt es sich sehr der 
Mühe es zu versuchen, da kein Apparat erforderlich und keine Miß— 
jandlung nöthig ist, die das Thier für spätere Operationen noch 
cheuer macht. (Oest. 1dw. Wochenbl.) 
Die Verwendung des kohlensauren Natrons in der 
dauswirthschaft ist eine sehr vielfältige. Um das Sauerwerden 
der Milch zu verhüten, setzt man derselben auf je einen Liter einen 
Theelöffel voll zu. Sauer gewordenes Gemüse und Fleischbrühe 
ind wieder genießbar zu machen, wenn man sie mit kohlensaurem 
datron aufkocht. — Ranziger Butter, wie auch ranzigen Fetten 
'ann man den vollkommenen frischen Geschmack dadurch zurückgeben, 
zaß man die eine wie die anderen mehrmals im Wasser auswäscht, 
vorin ein Eßlöffel voll kohlensaures Natron aufgelöst ist. Wollen 
dülsenfrüchte, wie dies bisweilen vorkommt, troß längeren Kochens 
nicht weich werden, so braucht man denselben nur ein wenig kohlen⸗ 
aures Natron zuzusetzen, damit die halsstarrigen Früchte sich nach 
inigen Minuten von ihren Hülsen lösen. Schüttet man endlich 
ohleusaures Natron in das Wasser, womit man Kaffee oder Thee 
ereitet, so werden beide Getränke besser und stärker. In England 
yedient man sich des kohlensauren Nattons sehr häufig anstatt der 
ielfach sehr unangenehm schmeckenden Hefe zum Bereiten von allerlei 
zackwerk. 
Kitt für Aquarien wird auf folgende Art hereitet: Man 
hymelze fein gepulferten Bimstein mit gleichviel Schellack oder 
Schwefel zusammen und trage diese Masse heiß auf. Sie kittet 
dolz, Glas und Metall aneinander. 
Entfernung von Fettflecken aus Zeichnungen Schrif— 
en u. dal. Man überschütte die Oberfläche der Zeichnung oder 
Schriften da, wo Fettflecke vorhanden sind, mit Benzol. Nachdem 
die fettigen Stellen damit getränkt sind, schütte man Bolußpulver 
darauf. Man kann letzteres lose auf den Stellen liegen lassen 
der durch die Hand fest andrücken. Nachdem das Pulver ungefähr 
ꝛine Minute gelegen hat, kann dasselbe abgeschüttelt werden. Sind 
die Flecken nicht vollständig entfernt, sa wiederholt man das Ver— 
sahren. Auf diese Weise lassen sich sämmtliche Fettflecken aus 
Zeichnungeu, Schriften, Drucksachen ꝛc. entfernen, ohne eine Spur 
zu hinterlassen. 
Marö Lberichte. 
Zweibrücken, 10. Juni. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 12 M. 76 Pf. Korn 11M. 28 Pf., Gerste zweireihige — M. — Pf. 
ierreihige — M. — Pf., Spelz — M. — Pf. Spelzkern — M. — Lj. 
Dinkel - M. — Pf., Mischfrucht 11 M. 31 Pf., Hafer 8 M. 26 Pf. 
Erbsen — M. — Pf., Wicken — M. — Pf., Kartoffeln 3 M. 20 p̃f, 
deu 8 Me20 Pf., Stroh 3 M. — Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 61 Pf. 
dornbrod 3 Kilogr. 77 Pf. Gemischtbrod 8 Kilogr. 91 Pf., paar Weck 100 
r. 6 Pf. Rindfleisch J Qual. 60 Pf. II. Qual. 54 Pf. Kalbfleisch 50 I 
dammelfleisch 60 Pf. Schweinesleisch 60 Pf., Butter!/2 Kilogr. d Mi, 85 Pf., 
Wein 1 Liter 80 Pf., Bier J viter 24 Pf. 
Homburg, 9 Juni. (Iruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen 
2 M. 64 pf., Korn 10 M. 85 Pf., Spelztern — M. — Pf., Spelz O M. 
— Pf., Gerste 2reihige — M. — Pf. Gerste 4reihige O M. — Pf. Hafer 
3M. 20 Pf., Mischfrucht 11 M. — Pf., Erbsen — M. — pf.,Wicden 
) M. — Pf., Bohnen O M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf, Korn- 
»rod 6 Pfunod 83 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund — Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
indfleisch 530 Pf., Kalbfleisch 30 Pf., Hammelfleisch — Pf., Schweinefleisch 
30 Pf., Butter 1J Pfund 1 M. — Pf. Kartoffeln per Cir. 3 M. — Pf. 
Kaiserslautern, 8 Juni. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 12 M. 49 Pf., Korn 10 M. 90 Pf. Spelzlern — M. — Pf. Spelz 
3 M. 56 Pf., Gerste 10 M. 12 Pf., Hafer 8 M. 17 Pf., Erbsen 0 M. 
— Pif. Widen 6 M. 20 Pf., Linsen — M. — Pf., Kleesainen — M. — 
Pf. Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 8 Pfd. 40 Pf., Gemischlbrod 
3 Pfund 453 Pfg. Butter per Pfd. O M. 83 Pf., Eier 2 Stuck Oo Pf. Kar⸗ 
offeln per Cent. M. — Pf. Stroh O M. — Pf. Heu 8 M. — Vfg. 
Für die Medaction verann —in. F. Demen. — 
* —DVA———3227 
Gewerbliche und landwirthschaftliche Ausstellung des 
Pfalzgaues. 
Mannheim, 7. Mai 1880. 
Je näher wir dem Eröffnungstermin für unfere Ausstellung entgegengehen, 
im so umfassender werden die Vorarbeiten für dieselbe bei den einzelnen Kom⸗ 
nissionen, um so rühriger aber auch schaffen deren Mitglieder an den ihnen 
ugetheilten Aufgaben. So find die Plätze in der Maschinenhalle an die ein⸗ 
elnen Aussteller definitiv vertheilt und ist das Bureau gegenwärtig mit der 
rxpedition der diesbezüglichen Mittheilungen beschäftigt; ebenso sind auch die 
inzelnen Zimmer endgültig vergeben. Innerhalb der nächsten acht Tagen 
verden außerdem die Platzeintheilungen für sämmtliche Aussteller bewirkt sein 
ind sollen letztere sodann sofort über den ihnen zugetheilten Raam verstän— 
»igt werden. Recht erfreulich ist die Wahrnehmung, daß sämmiliche Arbeiten 
uür die Ausstellung im Berhältniß zu der noch vor uns liegenden Zeit ent— 
chieden weiter vorgeschritten sind als dies bei andern Aussteliungen z. B. in 
Dffenbach der Fall war, sodaß man dem Eröffnungstermin mit voiler Zu⸗ 
ersicht auf ein durchaus fertiges Werk entgegensehen kann. Der 15. Juli, 
ils definitiver Eröffnungstag, wird deßhalb für den ganzen Pfalzgau ein 
benfo bedeutungsvoller als freudiger Tag werden, umsomehr als mit Sicher⸗ 
eit zu erwarten steht, daß der hohe Proteltor des Unternehmers S. Kgl. 
doheit der Großherzog, die Ausstellung in Verson eröffnen wird.