Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberler Anzeiger. 
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Aß 99... 
Dienstag, den 22. Juni 
1880. 
Deutsches Reich. 
Das k. bayerische Staatsministerium für Kirchen- und 
Schulangelegenheiten hat unterm 1. d. M. folgende Entschließung 
erlassen: „Eine Kreisregierung regte an, ob nicht die Feier des 
Wittelsbach-VJubiläums an den Volksschulen mit Rücksicht auf die 
Erntezeit und die Schulferien früher zu halten sei, als am 25. 
August (Königstag.) Eine derartige Trennung kann nicht gebilligt 
werden, da einerseits die Betheiligung der Schuljugend an der all⸗ 
gemeinen Jubelfeier besonders auf dem Land und in kleineren 
Städten einen hervorragenden Bestandtheil des Festprogramms bilden 
wird und zweckmäßig bilden soll, dann da andererseits hierbei an 
den Volksschulen die Ferien keinen störenden Einfluß äußern werden, 
gleichwie auch bei der eingeschränkten Festdauer die Erntezeit nicht 
in Betracht kommt. Schließlich wird noch bemerkt, daß nach Vor— 
gang des Münchener Festprogramms mit Rücksicht auf die Bedeut⸗ 
ung der Jubelfeier die Abhaltung von Gedächtnißgottesdiensten, 
denen die Schuljugend anwohnt, an dem auf den Festtag folgenden 
Tag angemessen erscheint.“ 
Am Samstag hat das preuß. Abgeordnetenhaus in 
zweiter Berathung den Art. 2 der Kirchengesetz-Vorlage (Berufung 
gegen die Entscheidungen der kirchlichen Behoͤrden) abgelehnt. (Tags 
vorher hatte Art. 1 das gleiche Schicksal.) Art. 3 (Erkennung auf 
Unfähigkeit zur Bekleidung eines kirchlichen Amtes) wurde in der 
Fassung der Vorlage angenommen. Gegenüber Windthorst erklärte 
der Kultusminister, der Gedanke sei keineswegs ausgeschlossen, nach 
dem Zustandekommen der Vorlage neue Verhandlungen mit Rom 
anzuknüpfen. Eine Garantie für die glückliche Durchführung der— 
selben könne er aber selbstverständlich weder in Aussicht stellen, 
noch übernehmen. 
Vor seiner Abreise nach Ems hat der Kaiser noch eine längere 
Unterredung mit dem Kultusminister v. Puttka mer über den 
Stand der Kirchenvorlage gehabt. Man will in parlamentarischen 
Kreisen wissen, daß der Kultusminister dem Kaiser gegenüber die 
Hoffnung nicht aufgegeben hat, das Gesetz zu Stande kommen zu 
sehen, unter der Voraussetzung, daß der Art. 4, die Rückkehr der 
Bischöfe betreffend, preisgegeben wird. 
Kaiser Wilhelm ist von Düsseldorf, wo er Vormittags mit der 
Kaiserin Augusta die Ausstellung besucht hatte, Samstag Abend 
in Ems eingetrofsen. 
Ausland. 
Die Vorlage betreffs Erlaß einer allgemeinen Amnestie der 
verbannten Kommune-⸗Mitglieder ist nun doch richtig der franzö— 
sischen Deputirte nkammer zugegangen. 
In Rußland arbeiten die Militärs eifrig an der Befestig— 
ung der russischen Westgrenze. In Warschau tagt eine eigene 
Commission, welche diese Frage eingehenden Studien unterwirft. 
Wie aus Athen gemeldet wird, beschloß die griechische 
Regiernng, Vorbereitungen zur Ausführung der Beschluͤsse der Ber— 
liner Conferenz zu treffen. Es sollen die Reserven zu den Fahnen 
gerufen und für alle Eventualitäten ein Armeekorps von 38.000 
Mann kriegsbereit gemacht werden. 
Durch die mit dem 1. Juli ds. Is. in's Leben tretenden 
Gesetze, den Branntweinaufschlag und die Besteuerung des Tabaks 
betreffend, wurde unter A. auch in Ludwigshafen, Kaisers— 
lautern und Landau die Aufstellung von Sieuer-Obercontro— 
leuren nöthig. 
F Fresserei. Im Gasthaus „zum Rehberg“ zu Ann— 
weiler verzehrte ein 17jähriger Knecht von Lauterschwan wie 
von Augenzeugen berichtet wird, 5 Würste mit 10 Brod, 2 Por— 
tionen Käse mit 4 Brod, 1 Teller voll Kartoffeln und Salat mit 
Weck, Brod und circans Schoppen Senf vermengt, 1 Portion 
Schwartemagen mit Brod, 6 Glas Bier, J Servelat- und 1 Leber— 
wurst ohne Brod, 1 große Tasse schwarzen Kaffee und 1 Schoppen 
Wasser in einem Zeitraume von 3 Stunden. (A. W.) 
FIn Frankenthal wurde ein Faß fertiggestellt, welches 
10,000 Liter Wein zu fassen im Stande ist. 
Im Bezirksamt Frankenthal hat die Sammlung für 
die Wittelsbacher Stiftung 2954 Mk. ergeben, im Bezirksamt Kai— 
serslautern 3715 Mk. 32 Pf.; im Bezirksamt Landau circa 3440 M. 
München. Von der Anordnung des Kriegsministers, zur 
Formirung der 18. Infanterie-Regiments je 1 Kompagnie abzu—⸗ 
geben, werden nicht betroffen das Infanterie-Leibregiment, dann 
die Infanterie-Regimenter Nr. 4, 8, 16 u. 17. 
Der 10. Passionsvorstellung in Oberammergau am 
16. d. wohnten u. A. etwa 1000 kath. Geistliche aus allen 
Gauen Deutschlands bei. 
F In Schwetzingen wird der diesjährige Spargelertrag 
auf 200 Centner mit einem Geldwerth von etwa 100,000 Mk. 
geschätzt. 
Dienste nachrichten. 
Der erste Staatsanwalt am Landgericht Kaiserslautern, August Eckhard 
wurde wegen nachgewiesenen körperlichen Leidens auf ein Jahr in den Ruhe— 
stand versetzt und auf dessen Stelle der Lendgerichtsrath Julius Bossert 
in Frankenthal befördert. 
Die zweite protest. Pfarrstelle mit dem Decanate zu Kirchheimbolanden 
wurde dem Pfarrer und Decan W. H. Ruckdeschel in Lauterecken verliehen 
Flir die Redaction verantwortlich: F. xX Déemeßn. 
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Herzogi, Braunschweigische 
Landes-Lotterie, 
vom Staate genehmigt und garantirt. 
Dieselbe besteht aus 94,000 Original-Loosen und 48,000 
Gewinnen. 
lHaupttreffer ev. 450,000, 
à 300,000, 
50,000 
00,000, 
75,000, 
*0,000, 
000, 
3,0900, 
25,000, 
20,000, 
15,000,1 
Reichs-Mark u. s. w. 
Die erste Ziehung findet statt 
am 15. uud 16. Juli 1880, 
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zu welcher ich Original⸗Loose 
Ganzo RHalbe Viortol Achtol 
Ofl. 40 4fl. 70 2fl. 35 ufl. 18 
gegen Einsendung des Betrages oder Postvorschuß versende 
Jeder Spieler erhält die Gewinnlisten gratis. 
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ner der Vraunschw. Landes⸗Lotterie 
imn Rraunscehweig. 
QROCCGCCT 
Haupttreffer 4 12,000 
10.000, 
8000, 
6000, 
5000, 
4000, 
3000. 
2000 
109000, 
500 
Vermischtes. 
*St. Ingbert. Dem Antrage des Stadtrathes entspre— 
chend, wurde Hr. Lehrer Schmelzer von Ensheim vom 1. Juli 
an zum Lehrer an der hier vakanten 6. katholische Kna benschul⸗ 
stelle ernannt. 
— Der gestrige Jahrmarkt war wie gewöhnlich fast stärker 
von Verkäufern besucht als von Käufern. Mancher der fremden 
Berkäufer mag darum kaum soviel eingenommen haben, als seine 
Unkosten betrugen; aber trotzdem wird er wohl auch das nächstemal 
wieder da sein, um dieselbe Erfahrung zu machen. 
Am Sonntag fand im Walde bei Einöd das dritte Sän— 
gerfest des Bezirks-Sängerbundes Zweibrücken statt. 17 Gesang⸗ 
oereine mit etwa 50 Sängern betheiligten sich daran. 
F In Niederschlettenbach bei Dahn wurde vergangenen 
Mittwoch ein Kind überfahren und blieb auf der Stelle ilodt. 
F In Blaubach fiel, der „Pfälz. Pr.“ zufolge, ein 50 
Juhre alter Mann in seinen Ziehbrunnen und ertrank.