Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Berletzungen am Kopfe, so daß derselbe auf einem Wagen nach 
Straßburg transportirt werden mußte. Nur mit vieler Mühe ge— 
ang es, den gereizten Stier hinwegzubringen. Zum Tode ver— 
urtheilt, wird derselbe demnächst seinen verdienten Lohn finden.“ 
FHamburg. Die Summe, mit welcher Hasselmann 
einen Gläubigern durchgebrannt ist, soll sich auf über 30,000 M. 
elaufen. 
— Das ausgegebene Juniheft der deutschen Reichsstatistik ent⸗ 
zält u. A. die Ausweise über Deutsscchlands Eisenausfuhr im 
Juni und in den ersten sechs Monaten d. J. Danach hat sich der 
Frport im Monat Juni im Vergleich zum Monat Mai bei Roh— 
ind Brucheisen auf derselben Höhe gehalten und bei Maschinen 
ʒedeutend erhöht, während er bei Materialeisen und groben Eisen— 
waaren und zwar ziemlich gleichmäßig bei allen Hauptartikeln nicht 
mwesentlich zurückgegangen ist. Für die ganze erste Hälfte d. J. 
st nichtsdestoweniger für alle Kategorien ein Umfang der Ausfuhr 
u konstatiren, wie ihn die deutsche Eisenindustrie bisher noch nie— 
nals auch nur annähernd erreicht hat. Exportirt wurden nämlich 
in dieser Zeit an Roh— und Brucheisen 8,729,752 Centner, an 
Materialeisen und groben Eisenwaaren 6,6500,672 Etr. und an 
Maschinen aller Art 512,1832 Etr. Die Hauptposten bilden 
2,526,380 CEtr. Eisenbahnschienen, 2,182,818 Etr. Roheisen, 
11439,426 Ctr. Stabeisen, 908,052 Ctr. Eisendraht, 342,618 
Ttr. Platten und Bleche. Die ganze Ausfuhr des Halbjahres re— 
xxäsentirt, gleichmäßig auf Roheisen reduzirt, ein Quantum von ca. 
1324 Millionen Ctr. Roheisen. Die Bedeutung eines solchen Exports 
tann man danach beurtheilen, daß die höchste Jahresproduktion von 
Roheisen, welche bisher in Deutschland und zwar im Jahre 1873 
rreicht worden ist, noch nicht ganz 45 Millionen Ctr. betrug. In 
der diesjährigen Ausfuhr sind wahrscheinlich auch ansehnliche Posten 
ilten Eisens, insbesondere alten Brucheisens und alter Eisenbahn⸗ 
chienen enthalten. Wenn man aber auch diese aus der Handels— 
tatistik nicht ersichtlichen Posten schätzungsweise in Abrechnung bringt, 
o stellt die Ausfuhr im ersten Semester 1880 doch noch immer 
reichlich die Hälfte der gesammten deutschen Eisenproduktion in dem— 
elben Zeitraume dar. 
— Die Bürgermeister der belgischen Gemeinden, ungefähr 
2000 in Anzahl, werden am 16. ds. Monats am Tage des großen 
olitischen Festes, dem König eine Ergebenheitsadresse überreichen. 
Die Belgier organisiren ihr Manifestationen auf wirklich schreckliche 
Die Deputation von 2000 Bürgermeistern ist nur mit 
ent. belgischen Frauen, die 1878 bei Gelegenheit der silbernen 
Hochzeitsfeier der Königin ein Diadem überreichten, zu vergleichen. 
Es war damals auch jede Gemeinde durch eine Frau vertreten. 
Der Chef des weltberühmten Champagnerhauses Röde— 
der, Louis Röderer, ist letzten Mittwoch in Rheims gestorben. 
Er war bei den letzten Wahlen zum Deputirten gewählt, seine 
Wahl wurde jedoch annullirt. Seiner politischen Farbe nach war 
söderer, wie dies bei dem Erzeuger eines so vornehmen Getränkes 
nicht gut anders denkbar war, Konservativer. Er war verheira⸗ 
chet und nun giebt es weben der weltberühmten veure Cliquot 
raturgemäß auch eine veuyo Röderer. Der verstorbene Cham⸗ 
»agner⸗Koönig soll 6 Millionen Frank hinterlassen haben. 
F Eine Heroine. In den Hallen, schreibt das Journal 
»es Débats, kann man jeden Morgen eine etwa 55jährige Frau 
nit vollem schwarzen Haar, frischer Gesichtsfarbe und energischen 
zügen sehen, welche Gemüse verkauft. Sie heißt Annette Drevon 
ind war Marketenderin im 22. Linien- und 2. Zuaven⸗-Regiment, 
welche sie nach Afrika, nach der Krimm, nach Italien und den 
Khein begleitet hatte. Es gibt in Frankreich fünf oder sechs Frauen, 
velche das Kreuz der Ehrenlegion tragen, aber Annete Drevon 
—V 
Schlachtfelde erhalten hat. Es war bei Magenta. Zwei öster— 
eichische Soldaten hatten sich im Handgemenge einer Fahne des 
2. Zuaven⸗Regiments bemächtigt. Annette Drevon stürzte sich unter 
inem Kugelregen auf die Oesterreicher, tödtete den einen, verwundete 
»en anderen mit Revolverschüssen und kehrte frohlockend mit der 
rahne zu den Ihrigen zurück. Für diese heldenmüthige Handlung 
vurde sie dekorirt. Es war dies nicht das letzte Mal, daß Annette 
ich durch Kühnheit auszeichnete. Während des deutsch-französischen 
drieges war sie Markedenterin im 32. Linien⸗-⸗Regiment. Nach dem 
Waffenstillstand wurde sie eines Tages an den Thoren von Dieden⸗ 
jofen auf öffentlicher Straße von einem bayrischen Soldaten be—⸗ 
ichimpft. Ohne sich lange zu besinnen, streckte sie ihn mit einem 
Revolverschusse nieder. Man verhaftete sie fast sogleich und ein 
riegsgericht verurtheilte sie in Metz kurz darauf zum Tode. Am 
Tage der Hinrichtung führte ein Zufall den Prinzen Friedrich Karl 
iach Metz. Als er hörte, daß eine Frau füßsilirt werden sollte, 
ieß er sich die Prozeßakten zeigen, die Hinrichtung wurde verschoben 
ind Annette Drevon vier Tage später begnadigt und in die Hei⸗ 
nath zurückgeschict. Diese muthige Frau, welche dreißig Jahre 
ang die Feldflasche trug, ist aus Clermont-Ferrand gebürtig. Im 
Juni 1874 hatte sie eine Privataudienz bei dem Marschall Mac 
Mahon, der ihr eine kleine Geldunterstützung gewährte. Mit diesem 
geringen Kapital richtete sie einen Gemüsehandel ein, der ihr eine be— 
cheidene Unabhängigkeit sichert. 
Eine außerordentlich fruchtbare Ehe ist unbedingt jene der 
kheleute Laurencich in Rozzol bei Triest; die junge, erst 27⸗ 
ährige Gattin hat ihren nur ein Jahr älteren Gemahl bereits vier— 
nal mit Zwillingen und zweimal mit einzelnen Kindern beschenkt. 
Dieser Tage hat sie nun zum fünften Male Zwillingen, zwei Knaben 
das Leben gegeben. 
In Neapel wurde vor einigen Tagen ein Beamter der 
Cassa maritima“, welcher mit 70,000 Lire von der National⸗ 
ank zurückkehrte, am Mittag auf offener Straße von vier Indivi— 
nuen angefallen, verwundet und ausgeraubt. 
FeIn Philadelphia hatte sich vor Kurzem eine Nege— 
rin ein Billet zu einer Vorstellung im Arch Street-Theater ge⸗ 
anft, wurde jedoch trotz allen Widerstandes aus dem Theater ge⸗— 
chafft. Sie erhielt von den Gerichten 900 Dollars Schadenersatz 
‚uerkannt. Die Eigenthümer des Theaters appellirten, doch hat 
dieser Tage das Ober⸗Appellationsgericht endgillig zu Gunsten der 
Negerin entschieden. Seitdem diese Entscheidung bekannt wurde, 
inden sich allabendlich außerordentlich zahlreiche Neger im Theater 
ein; sie werden aber, zu ihrem tiefen Schmerze, auf ihren Plätzen 
zelassen. 
Oberst Evelyn Wood, der Reisebegleiter der Kaiserin 
Fugenie, hat jetzt nach der Rückkehr derselben aus dem Zulu— 
and den Londoner Zeitungen einen Bericht über den Todeskampf 
des jungen Prinzen Louis Napoleon geschickt. Aus dem Berichte 
Jgeht herbor, daß ungeführ zwölf Zulus den Prinzen angegriffen 
jatten. Derselbe vertheidigte sich auf das Tapferste und kämpfte 
nit dem Antlitze gegen seine Feinde hart für sein Leben. Die 
Zulus umringten ihn endlich, feuerten ihre Flinten gegen ihn ab, 
ind bewarfen ihn mit Speeren. Der Prinz, obwohl schon ver— 
vundet, feuerte seine Pistole ab, und ergriff schließlich einen Zulu— 
peer um sich zu wehren, da ihm sein Säbel beim Versuche des 
Besteigens seines Pferdes entfallen war. Die Zulus wagten sich 
uicht dicht an ihn heran, bis er vor Erschöpfung in die Knie ge— 
'unken war. Oberst Wood fügt hinzu, er habe die Zulus abge— 
ondert von einander examinirt, und auf diese Weise obige Thatsache 
estgestellt. 
Dienstesnachrichten. 
Der kathol. Lehrer Friedr. Gust. Mos bache r in Bierbach wurde zum 
Lehrer an der konfessionell-gemischten Schule in Kaiserslautern ernannt. 
Die Funktion des Zeichnenlehrers an der Studien⸗Anstalt und an dem 
Schullehrerseminare zu Kaiserslautern wurde dem geprüften Lehramtscandidaten 
Johann Mathäus Eisert übertragen. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 5. August. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen — M. — Pf., Korn 09 M. 12 Pf., Gerste zweireihige — M. — Pf. 
ierreihige 8 M. 62 Pf., Spelz 7 M. 10 Ppf., Spelzkern — M. — Pf. 
Dinkel - M. — Pf., Mischfrucht — M. — Pf., Hafer 7 M. 84 Pf., 
ẽ?rbsen — M. — Ppf., Wicken — M. — Pf. Kartoffeln 2 M. 60 Pf., 
deu 2 M. 90 Pf., Stroh 8 M. — Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 60 Pf. 
dornbrod 3 Kilogr. 67 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 84 Pf., paar Weck 100 
r. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 60 Pf. II. Qual. 54 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., 
dammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf., Butter! /3 Kilogr. O M., 90 Pf., 
Wein 1 Liter 80 Pf., Bier J Liter 24 Pf. 
Homburg, 4. August. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen 
12 M. 41 Ppf, Korn 9 M. 36Pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 0 M. 
— Pif., Gerste Lreihige — M. — Pf. Gerste 4Kreihige dO M. — Pf. Hafer 
3 M. — Pf., Mischfrucht — M. — Pf. Erbsen — M. — Pf., Wicken 
) M. — pPpf., Bohnen O M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf., Korn⸗ 
»rod 6 Pfund 80 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund — Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
Rindfleisch 50 Pf., stalbfleisch 40 Pf., Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 
30 Pf., Butter 1J Pfund 0 M. 85 Pf., Kartoffeln per Ctr. 4 M. — Pf. 
Kaiserslautern, 3 August. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 12 M. 18 Pf., Korn 69 M. 51 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 
7? M. 90 Pf., Gerste 08 M. 65 Pf. Hafer 8 M. 16 Pf., Erbsen 0 M. 
— ppf., Wicken O M. — Pf., Linsen — M. — Pf., Kleesamen — M. — 
f., Schwarzbrod 6 Pfund 78 Pf., do. 8 Pfd. 39 Pf., Gemischtbrod 
zPfund 44 Pfg. Butter per Pfd. O M. 80 Pf., Eier 2 Stück 10 Pf. Kar⸗ 
offeln ver Cent. O M. — Vf.. Stroh O M. — Pf. Heu 0 M. — Pfg. 
Ir die Nedecuion erworrich . Deme . — 
Gewerbliche und landwirtheschaftliche 
Ausstellung des Pfalagaues. 
BZDIUMAMXMNIIEBRNEIM ISSO. 
Unter dem Proteéctorat Sr. Kgl. Hoheit des Grossh 
Friedrich von Baden. 
0 * 
Eröffnet am 11. Juli 1880. 
Pahrpreis-⸗Ermãssigung bei der Badischen Pfalzischen Hes- 
sischen und Main Neckar-Bahn 
Loose A 2 Marlc. (Auf 10 Loose 1 Freiloos) durch 
Herrn W. Wostle E B.2.