Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

reierte, und wohl noch nie wurde hier eine vaterländische Feier 
degangen, an der alle Schichten der Bevölkerung so lebhaften An⸗ 
theil nahmen, wie gestern an der Festfeier des Allerhöchsten Ge⸗— 
hutts und Ramensfestes und des 700jährigen Regierungsjubiläums 
— Glockengeläute auf bei— 
den Kirchen wurde am Vorabend des Festtages die Feier einge⸗ 
leilet. Viele Gebaͤude hatten schon ihren Fahnenschmuck angelegt 
Gegen 8 Uhr nahmen die hier wohnhaften Angehörigen der Knapp⸗ 
schaft, etwa 200 Mann, in ihren Uniformen und mit brennenden 
dichtern Aufstellung vor dem Musikhause, in regelmäßigen Ab— 
ständen zwischen denselben traten noch circa 100 Lampionsträger, 
Mitglieder der Feuerwehr und des Kriegervereins, ein. Dann 
setzte sich der ganze Zug, an der Spitze die Kapelle der Knapp⸗ 
schaft, durch die Haupistraße in Bewegung. Es war ein präch 
niger Anblick, diese Lichterschlange durch die Straße sich bewegen 
zu sehen, gefolgt von einer großen schaulustigen Menschenmenge. 
Schon in der Frühe des Festmorgens donnerten wieder die 
Boͤller, die Glocken läuteten und dazu ertönten die Klänge der 
Tagreveille. Um 10 Uhr begann in den beiden Kirchen und in 
der Synagoge der Festgottesdienst. In wohlgeordnetem Zuge und 
im Takte der Musik trat die Knappschaft den Weg zur Kirche und 
aus derselben an. Für die Mitglieder derselben fand im Hotel 
dehnert und im Café Oberhauser das Festessen statt. Die 
Beamten, und die Bürgerschaft hielten im Hotel Zur Post! ein 
Festessen. Hr. Bürgermeister Custer brachte hier den ersten Toast 
dus auf S. M. den König; begeistert stimmten die Anwesenden in 
das S. M. gebrachte dreifache Hoch ein. Hr. Inspektor Krieger 
hielt darauf eine längere Rede, in welcher er besonders hervor hob, 
wie der erste Herzog in Bayern aus dem Geschlechte der Wittels⸗ 
bacher, Pfalzgraf Otto, sich burch seine Treue zu Kaiser und Reich 
auszeichnete und wie er zum Lohne für diese Reichstreue im Jahre 
1180 von Kaiser Friedrich J. mit dem Herzogthum Bayern belehnt 
wurde; wie sich diese Reichstreue wie ein rother Faden durch die 
ganze Geschichte der Winelsbacher hindurchziehe und wie es beson⸗ 
ders unser aligeliebter König Ludwig L., der „Deutsche“, sei, der 
bei jeder Gelegenheit diese Treue so lebendig zum Ausdrucke bringe. 
Das Hoch des Redners galt dem greisen deutschen Kaiser Wil⸗ 
helm J. Abermals begeisterte Zustimmung seitens der Anwesenden. 
Gegen 4 Uhr seßzte sich der Festzug von der Hauptstraße aus, 
wo er Aufstellung genommen hatte, in Bewegung. Voran zog die 
Schuljugend mit Faͤhnchen, dann folgte die Knappschaft, die Musik, 
der Stadtrath, die Beamten und Bürger, die Feuerwehr, der Krie⸗ 
gerverein und eine unzählbare Menge, die sich dem Zuge anschloß. 
Es war ein Wogen und Treiben auf dem Wege nach dem Fest⸗ 
platze im nahen Walde, wie es hier noch nicht erlebt wurde. Wir 
behaͤupten nicht zuviel, wenn wir sagen, außer den Kranken war 
ganz St. Ingbert auf den Beinen. 
Auf dem Festplatze angelangt, wurde von der Schuljugend 
unter Musikbegleitung die Königshymne gesungen. Dann hielt 
Hr. Inspektor Krieger eine kernige Ansprache, in welcher er dem 
Zwangsversteigerung. 
Mittwoch den 1. Sep⸗ 
ember nächsthin, Morgens 10 
Uhr versteigere ich vor dem 
Stadthaufe dahier, 1 Clavier,1 
Rähmaschine, 1 runden Tisch 
und 1Pfeilerschränkchen, zwangs⸗ 
weise gegen Baarzahlung. 
St. Ingbert, 24. Aug. 1880. 
Faßbender, 
Gerichtsvollzieher. 
Eine Nähmaschine, mit 
Fußtrittbewegung, ist zu verkau⸗ 
fen. gRbenet in der Exbedition 
98. Bl. 
Restitutions⸗ 
Schwärze 
das vortrefflichste Mittel, um 
abgetragene dunkle 
graue braune blaue), haupt⸗ 
aͤchlich schwarze Klei⸗ 
der, auch Möbelstoffe, 
seien sie aus Wolle, 
Baumwolle oder 
Sammit, besonders noch 
die dunklen Militär⸗ 
kleider, schwarze Filz⸗ 
hüte ꝛc. ꝛc. durch einfaches 
hürsten mit dieser Flüssig⸗ 
keit, ohne sie zu zer⸗ 
trennen, wieder aufzu⸗ 
ärben, daß sie wie neu 
erscheinen, ist in Flaschen 
u 50 und 14 zu be⸗ 
iehen vom Fabrikanten O. 
ZautermeisterzurObern 
Apothele Rottweil a. N. 
owie aus der Niederlage für 
St. Ingbert: Philipp 
linck. Blieskastel: Geor 
Kolling. Zweibrücken: 
W. Auag. Seel. 
Wittelsbachischen Geschlechte, S. M. dem König, der tapferen 
haher. Armee ,Hochs“ ausbrachte, in die die Menge begeistert 
instimmte. Darauf fand die von der Schuljugend heiß ersehnte 
Bretzelvertheilung Statt, die bei dem Gedränge nicht wenig Mühe 
verursachte. Die Musik spielte jetzt noch verschiedene Piecen, und 
die Schuͤljugend sang noch unter Musikbegleitung das Lied: „Weiß 
ind Blau.“ Die Menschenmenge war so groß, das Treiben und 
Drängen so lebhaft, daß es schwer war, ein Plätzchen zum Aus- 
ruhen bei einem Glase Bier zu erhalten. 
Nach einem etwa 2stündigen Aufenthalte im Walde trat die 
Knappschaft mit ihrer Kapelle wieder den Rückweg zur Stadt an, 
po nun in dem schon genannten Hotel Lehnert und im Café 
Oberhauser ein Fesiball fuͤr dieselbe Statt fand. Erst bei ein— 
zrechender Dunkelheit wurde der Festplatz von den letzten Gästen 
geräumt. — 
Wir wiederholen, es war ein schönes Fest gestern, das aufs 
Neue bekundete, daß auch in der südwestlichsten Ecke des Bayer— 
andes die Herzen warm und treu für das angestammte Wittels- 
hachische Herrscherhaus schlagen. Möge es immerfort zum Heile 
Baherns blühen und herrschen! 
FIn Zweibrücen findet am 26. Sept. ds. Is. wie 
alljährlich ein Rennfest Statt, wobei nachbenannte Preise ausge— 
setzt wurden: 1. Preis der Pfalz zu 400 M., 2. Eröffnungsrennen⸗ 
Preis zu 500 M., 3. Preis der Pfalz zu 400 M., 4. Offiziers⸗ 
jürdentennen Preis zu 800 M., 5. Preis der Pfalz zu 400 M., 
5. Jagdrennen Preis 1000 M. und endlich 7. Preis der Stadt 
Zweibrüchen im Werthe von 2000 M. 
eFrankenthal. Der diesjährige Versandt von neuen 
dartoffeln hat sich im Allgemeinen sehr günstig gestaltet. Bis am 
23. August wurden im hiesigen Bahnhof 230 Waggons, jeder zu 
10,000 Kilogramm, verladen, von denen allein 125 nach Holland 
zingen. Nimmt man den Durchschnittspreis von 6 M. für 100 
tild, so giebt sich ein Erlss von 138,000 M., welche Summe 
hier und in nächster Nähe vereinnahmt wurde. Der Kartoffelbau 
ist demnach gewiß lohnend. 
Speyer, 22. Aug. Der heutige Sonntag führte eine 
große Anzahl Landleute in unsere Stadt, die zum Dome wallfahr— 
eten, wo die Priesterweihe von Herrn Bischof Dr. Ehrler vollzogen 
wurde. 18 Diakone haben das heil. Sakrament empfangen. Unter 
diesen sind folgende Pfälzer; Joseph Becker aus Clausen; Joh. 
Nit. Dengel aus Landstuhl; Ludwig Dörr aus Marienthal; Karl 
Fischer aus Herxheim; Joh. Jos. Henrich aus Flemlingen; Karl 
Müller aus Maikammer; Franz Scharding aus Schneckenhausen; 
Josef Schermer aus Ramberg; Alfons Weigel aus Berg; Michael 
Weber aus Roxheim; die übrigen 8 sind aus der Diocese Trier. 
4 Nach dem „FIrkth. Tgbl.“ wird die Prüfung um Zulassung 
zum Einjährig-Freiwilligen⸗ Dienst in Speyer dieses Jahr am 
8. Nov. abgehalten werden. 
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demes. 
Von meiner Reise 
zurück. 
LD. EÆWicKke. 
Augenarzt, 
Saarbrücken. 
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Sonntag, 29. August 
Tanzmusik 
bei Veter Schweitzer, 
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