Sl. Ingberker Anmzeiger.
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A 140. Donnerstag, den 2. Sevtember
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18805.
Zum 2. September.
Ansprache des deutschen Kaisers an die Armeec:
Soldaten des deutschen Heeres!
Es ist Mir heute ein tief empfundenes Bedürfniß, Mich mit
kFuch in der Feier des Tages zu vereinigen, an welchem vor zehn
Jahren des allmächtigen Gottes Gnade den deutschen Waffen einen
der glorreichsten Siege der Weltgeschichte verliehen hat.
Ich rufe Denen, welche in jener Zeit schon der Armee ange⸗
hörten, die ernsten Empfindungen in die Erinnerung zurück, mit
zenen wir in diesen Krieg gegen eine uns in ihren ausgezeichneten
Eigenschaften belannte Armee gingen, ebenso aber auch die allge—
neine Begeisterung und das erhebende Gefühl, daß alle deutsche
Fürsten und Völker eng verbunden sür die Ehre des deutschen
Vaterlandes eintraten.
Ich erinnere an die ersten Tage banger Erwartung, an die
hald solgenden ersten Siegesnachrichten, an Weißenburg, Wörth,
Spichern, an die Tage vor Metz, an Beaumont und wie endlich
zann bei Sedan die Entscheidung in einer unsere kühnsten Hoff⸗
aungen und größten Erwartungen weit übertreffenden Weise fiel.
Ich erinnere auch mit wärmstem Dankgefühl an die hoch—
derdienten Männer, welche Euch in jener Ruhmeszeit geführt haben,
und Ich erinnere endlich an die schweren, schmerzlich betrauerten
Opfer, mit denen wir unsere Siege erkämpften.
Es war eine große Zeit, die wir vor zehn Jahren durchlebt
haben; die Erinnerung an sie läßt unser Aller Herzen bis zum
etzten Athemzuge hoch schlagen, und sie wird noch unsere späteren
Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer Vorfahren erfüllen.
Wie in Mir die Gefühle des tiefsten Dankes für des gütigen
Fottes Gnade und der höchsten Anerkennung — insbesondere für
Alle, die in dieser Jeit mit Rath nund That hervorgetreten sind —
eben, Das habe Ich oft ausgesprochen, und Ihr kennt das Herz
kFures Kaisers genug, um zu wissen, daß diese Gefühle in Mir
dieselben bleiben werden, so lange Gott Mir das Leben läßt, und
»aß Mein letzter Gedanke noch ein Segenswunsch für die Armee
ein wird.
Möge die Armee aber in dem Bewußtsein des Dankes und
der warmen Liebe ihres Kaisers, wie in ihrem gerechten Stolz
zuf ihre großen Erfolge vor zehn Jahren auch immer dessen ein⸗
zedent sein, daß sie nur dann große Erfolge erringen kann, wenn
ie ein Musterbild für die Erfüllung aller Anforderungen der Ehre
ind der Pflicht ist, wenn sie unter allen Umständen sich die
trengste Disziplin erhält, wenn der Fleiß in der Vorbildung für
den Krieg nie ermüdet und wenn auch das Geringste nicht miß-
ichtet wird, um der Ausbildung ein festes und sicheres Fundament
u geben.
Möogen diese Meine Worte jederzeit volle Beherzigung finden,
— auch wenn Ich nicht mehr sein werde — dann wird das deut⸗
cche Heer in künfligen Zeiten schweren Ernstes, die Gott noch lange
von uͤns fern halten möge, jederzeit so wie vor zehn Jahren der
jeste Hort des Vaterlandes sein!
Schloß Babelsberga, 1. September 1880.
qez. Wilhelm.
tür Ihr so freundschaftliches und gütiges Glückwunschtelegramm
us Anlaß Meines heutigen Doppelfestes und des 700jährigen
zubiläumsfestes Meines Hauses Meinen tiefinnigsten Dank aus dem
hrunde Meines Herzens aus. Ew. Majestät treu ergebener Vetter,
Zruder und Freund Ludwig.“
Das Programm der neuen liberalen Parteid. h. des
aisherigen linken Flügels der nationalliberalen Partei isi jetzt er⸗
chienen. Die Unterzeichner erklären ihren Austritt aus der national⸗
iberalen Partei. Das Programm fordert Widerstand gegen die rück—
hrittliche Bewegung und Festhalten an den errungenen politischen
rzreiheiten. Nur auf der gesicherten Grundlage wirthschaftlicher
Freiheit sei die materielle Wohlfahrt dauernd verbürgt; nur unter
Wahrung der constitutionellen Rechte, unter Abweisung aller un—
nöthigen Belastungen des Volkes und solcher indirecten Abgaben
ind Zoölle, welche die Steuerlast vorwiegend zum Nachtheil der ärmeren
klassen verschieben, dürfe eine Reform der Reichssteuern erfolgen.
das Programm verlangt kirchliche und religiöse Freiheit, verbuͤrgt
zurch selbstständige Staatsgesetzgebung und Wahrung der unver⸗
iußerlichen Rechte des Staates; die Schule dürfe nicht der kirch—
ichen Autorität untergeordnet werden. Unterzeichnet haben das
Brogramm 25 Abgeordnete; weitere Beitrittserklärungen stehen zu
rwarten. Von den pfälz. Reichstagsabgeordneten ist bis jetzt noch
einer der neuen Partei beigetreten.
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ hört, die in Malta stationirte deut—
che Corvette „Victoria“ sei deutscherseits zuu Theilnahme au
der Flottendemonstration bestimmt, (welche, von Kriegs-
chiffen aller Großmächte ausgeführt, einen Druck ausüben soll,
im die Abtretung von Dulcigno an Montenegro in's Werk setzen
u helfen) und habe Befehl erhalten, sich' in diesen Tagen nach
Brindisi zu begeben.
Der deutsche Kronprinz wird in allen Orten, welche
er auf seiner Inspektionsreise in Bayern berührt, enthusiastisch
yon der gesammten Bevölkerung begrüßt.
Fürst Bismarck ist von Berlin nach Friedrichsruh
ihaereist.
Ausland.
Am Dienstag trat Kaiser Franz Joseph von Oesterreich
eine vor längerer Zeit angekündigte, auf vier Wochen berechnete
steise nach Mähren, Galizien und der Bukowina und von dort
jach Ungarn an. In Mähren war der Kaiser schon seit 8, in
halizien seit 27 Jahren nicht, die Bukowina hat er überhaupt noch
jar nicht besucht. Der Zweck der großen Rundreise ist also der
Zesuch jener Gebiete überhaupt, daun aber die Abhaltung von
Truppenübungen, die freilich auch sonst alljährlich um diese Jahres-
eit dort stattzusfinden pflegen, denen aber der Kaiser diesmal per—
önlich beiwohnen will. Das weitaus meiste Interesse bei dieser
stundreise findet der Besuch Galiziens. In diesem Lande wird sich
der Herrscher in der That am längsten aufhalten und die dortigen
Manöver werden die größten sein. Die Truppen zu denselben
ind auf den vollen Kriegsstand gebracht und feldmäßig ausgerüstet,
ind sogar die Landwehr ist dort zu den Uebungen einberufen.
Im französischen Ministerium ist der in den Kammern
ereits angekündigte Gesetzentwurf, nach welchem derjenige Theil
er Krondiamanten, der keinen besonderen historischen oder künst⸗
erischen Werth hat, veräußert werden soll, nunmehr fertig gestellt,
o daß der Unterstaatssecretär ihn gleich bei Beginn der neuen
Zession wird einbringen können. Das auf 7 bis 8 Millionen ge—
chätzte Erträgniß soll nach diesem Entwurf als erster Fonds für
ine „Kasse der Nationalmuseen“ dienen, mit deren Hilfe die
etzteren in die Lage gesetzt werden könnten, bei den sich durch
ffentliche Versteigerungen oder sonst darbietenden Gelegenheiten
runstwerke von besonderem Werih und Interesse käuflich zu erwerben.
Deutsches Reich.
Der „Nordd. Allgem. Zig.“ zufolge richtete der deutsche Kaiser
anläßlich des Wittelsbach-Jubiläums folgendes Telegramm
in den König von Bayern: „Ew. Majestät feiern heute einen zwei⸗
'achen Erinnerungstag, den Ihrer Geburt und den 700jährigen
Jubiläumstag der Wittelsbacher Dynastie. Die Vorsehung, welche
Ew. Majestät noch fernere Jahre gnädig segnen und schützen wolle,
hegnadigt Sie sichtlich, Sie den hohen, fast einzig in der Geschichte
dastehenden Jubildumstag erleben zu lassen. Die Geschicke Deutsch⸗
ands, so wechselvoll sie in dem so langen Zeitraum auch sein
mußten, sind immer mit der Geschichte der Wittelsbacher verbunden,
wie in neuester Zeit durch Ew. Majestät erneuert in den Vorder⸗
grund getreten, was in herzlicher Dankbarkeit erlennt Ew. Majestät
reu ergebener Veiter, Bruder und Freund Wilhelm.“ — Der
König von Bayern antwortete hierauf; „Ew. Maiestät spreche Ich
Vermischtes.
4St. Ingeert. Die hiesige kgl. Steuereinnehmerei
vurde dem bisherigen Steuer⸗ und Gemeindeeinnehmer in Kirr⸗
veiler, Herrn Anton Ader, seinem Ansuchen entsprechend, ver⸗
ieben.