Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Arderung nach, und Dies veranlaßie den Ang eklagten Klein wirklich, nach Schruuß 
der Sitzung zum Amisrichter zu gehen und demselben zu bekennen, seine in der 
Sitzung gemachte Depofition sei falsch, er habe fie gemacht aus Furcht vor 
den beiden Beschuldigten, und seine frühere Angabe sei die richtige. 
Am 2. Maͤrz 1. Is. fand nun eine neue Verhandlung gegen Schuck und 
Frech Stati, wobei Klein wiederum als Zeuge erschien. Runmehr modifizirte 
et seine Aussage dahin, er habe gesehen, wie Frech einmal geworfen habe; 
ob Schuck geworfen habe, wisse er nicht. Er habe ein Fenster rappeln hören 
und im naämlichen Moment sei Frech mit der Aeußerung vom Fenster wegge⸗ 
sprungen: „Das Fenster liegt drin, es hat die Kränk.“ 
Wiegen dieser unverlässigen Aussagen wurden Schuck und Frech vom 
Schoͤffengericht freigesprochen, Klein aber wegen Meineides in Unterjuchung 
genommen und vor das Schwurgericht zur Aburtheilung verwiesen. 
Der Angeklagte wird als ein Mensch geschildert, der, wenn er auch nicht 
— für dumm Hhehalten werden kann, doch uußerst schüchtern und ängstlich 
ein soll. 
Der Vertheidiger plaidirte auf Freisprechung. Die Geschworenen theilten 
auch die Anschauungen des Vertheidigers und sprachen den Angeklagten frei. 
7. Sept. Verhandlung gegen Michael Vosselmann, 28 J. a-, 
Muller auf der Weidelmäühle bei Niederotterbach, wegen Brandstift— 
un g. Siaatsanwalt: Dr. Krell; Vertheidiger: Rechtsanwalt Kieffer. 
Es gehörte in der letzten Zeit nicht mehr zu den Seltenheiten, daß Leute, 
die in ihren Vermögensverhältnissen zurückgegangen waren, es verjuchten, auf 
dem Wege des Verbrechens noch Rettung zu suchen. Zu dieser Klasse Men⸗ 
schen gehört auch der heutige Angeklagte. Schon seit geraumer Zeit waren 
seine Vermögensverhältnisse nicht nur jeine günstigen mehr, sondern vollständig 
errutiet. Sein Geschäft ging äußerst schlecht und war schon überschuldet. An⸗ 
jangs Mai dieses Jahres faßte er deßhalb den Entschluß, die um die Summe 
hon 4200 M. versicherte Oelmühle in Brand zu setzen, um sich mit der ihm 
ausbezahlt werdenden Bersicherungsfumme wieder aufzuhelfen. Eine bisher in 
der Scheuer unterebrachte Dreschmaschine, die um den Betrag von 300 M. 
dersichert war, sollte diefem Vorsatze gleichfalls zum Opfer fallen und wurde deß⸗ 
halb aus der Scheuer in die Oelmuͤhle verbracht. Um dem Feuer eine schnelle Ver⸗ 
reitung zu sichern, verbrachte der Angeklagte am 10. Mai etwa 50 Stüuck eichene 
Wellen auf den Speicher der Oelmühle, um welche später noch eine Quantität Stroh 
derumgestreut wurde. Am 17,. Abends begab er sich mit Frau und Kind nach 
Riederotterbach, wo Tanzmusik abgehalten wurde, zum Tanze (!) und verweilte 
hort bis J Uhr, um wecche Zeit er erst den Heimweg antrat Zu Hause an⸗ 
zgekommen, verbrachte er noch einige Bosen Stroh auf den Speicher der Oel⸗ 
muüuhle und setzte diese zuerst oben, daun auch unten in Brand. Wahrschein⸗ 
sich hätte dieser Vrand bei seiner reichlichen Nahrung entsprechend schnell die 
dom Angeklagten gewünschten Dimensionen angenommen, wenn derselbe nicht 
don drei von der Tanzmusik heimkehrenden Musikanten noch frühzeitig genug entdeckt 
worden wäre Es gelang denseiben mit Hilfe herbeigeeilter Leute vor Eintrit 
des beabsichtiglen Zweckes zu löschen. Der Angeklagte gestand seine verbrecheri⸗ 
he Thathandlung reumüthig ein. Die Geschworenen erklärten denn auch den 
Angeklagien der Brandstiftung in betrügerischer Absicht unter Annahme mildern⸗ 
der Umstande schuldig, und wurde dieser zu einer Gefängnißstrafe von 2 Jahren 
verurtheilt. 
1 —— 
Vermischtes. 
* St. Ingbert, 8. Sept. In heutiger Schöffensitzung 
kamen folgende Faͤlle zur Aburtheilung: 1. Ein Mann von Blies⸗ 
kastel wurde wegen Unterschlagung zu 1 Monat 14 Tage Gefäng— 
niß verurtheilt. 2. Wegen Verübung groben Unfugs wurde ein 
Mann von hier zu 2 M. Geldstrafe verurtheilt. 3. Eine Dienst- 
magd von Reichenbach erhielt wegen Betrugs unter Annahme mil—⸗ 
deruder Umstände eine Geldstrafe von drei M. 4. Wegen Miß 
handlung erhielt eine Frau von Eschringen 8 M. Geldstrafe. — 
Herichtigend ist zu bemerken, daß in der Sitzung vom 1. Sept. 
abhin die Verurlheilung eines Schöffen wegen Nichterscheinens nicht 
Statt fand, indem die Aburtheilung — 
Zuständigkeit des Schöffengerichts gehört. 
»St. Ingbert, 9. Sept. (Auch ein seltenes Jubiläum.) 
Wegen Geschäfts⸗ 
Aufgabe und Wegzug bittet 
nan alle bei mir liegenden ge—⸗ 
ärbte und gewaschenen Gegen⸗ 
stände innerhalb 8 Tagen abzu⸗ 
jolen, weil später nicht mehr 
Jarantirt wird. 
St. Ingbert, 5. Sept. 1880. 
Jakob Diel, Färber. 
z. Dhann⸗vanrbrücker 
Volkszeitung. 
In den drei Städten St. Jo⸗ 
hann, Saarbrücken und Malstatt 
Burbach an der Saar zusam⸗ 
mengenommen das gelesenste 
Blati. Wöchentlich 7mal. Vier⸗ 
leljährlichh nur 2 M. 50 Pfg. 
Eignet sich wegen großer Ver— 
hreitung vorzüglich fuͤr Inserate 
eder Art. 
Zeitungsmakula' 
Gestern waren es 50 Jahre, daß der igl. Bergmeister dahier, Herr 
J. Kamann, im Erzbergwerke zu Amberg seine bergmännische 
daufbahn begann. Anläßlich dessen begab sich gestern Nachmittao 
eine Deputanon von Grubenbeamten und Knappschaftsältesten aus 
das Bureau desselben, um ihm zu seiner 50jährigen bergmännischen 
Thatigkeit ihre Glückwünsche darzubringen. — 30 Jahre! das ist 
eine dange Zeit, und nur Wenigen mag es, wie dem genannten 
Herrn, vergoͤnnt sein, dem aufreibenden bergmännischen Berufe so 
aͤnge obzuliegen, noch Wenigere mögen sich aber nach so langer 
Arbeitszein einer solchen körperlichen und geistigen Rüstigkeit erfreuen, 
wie er. Möge ihm der Himmel diese noch lange erhalten! 
*Der Kassier des Saarbr. Bankvereins Mar Scheuch 
soll in Nizza festgenommen worden sein. 
4 In die Ministerialkommission für die Hauptprüfung aus 
den philologisch⸗historischen Fuüchern wurde aus der Pfalz berufen 
der kgi. Stuͤdienrektor in Landau Joh. Dreykorn. 
F In der Kohlengrube zu Mittelberbach verunglückte 
zin noch ziemlich junger Bergmann aus Höchenn. Derselbe hinter— 
aßt zwei unerzogene Kinder. 
FDer Notär Milster von Billigheinm, der zu einem 
Besuche der Schlachtfelder nach dem Elsaß gereist war, wurde in 
der Nähe von RPeichshofen vom Schlage getroffen und war nach 
wenigen Minuten eine Leiche. 
7 In Speyher gab vor etwa 4 Wochen ein 6 Jahte alter 
Znabe einem Sjähtigen Kinde einen Stoß, daß dieses Kind aus 
ein in einer Haustreppe angebrachtes Eisen fiel und sich an der 
dirnschale derart verletzte, daß die Wunde seither eiterte und nun 
der Tod des Kindes eingetreten ist. 
F In Stieringen bei Forbach wurden am Sonntag 
dem Bremser Meyer, der während der Fahrt auf seine Bremse 
pringen wollte, dabei aber fehltrat und auf das Geleise fiel, beide 
Beine abgefahren. 
Cimburg. Hier ist der Oberamtsrichter Ling von 
sKatzenelnbogen, der von seinem Hühnerhund gebifsen worden war, 
an der Tollwuth gestarben. 
F Das schrealiche Unglück am Ebro in Spanien, bei 
welchem so viele Soldaten den Tod fanden, hat nach einem Tele— 
gzramm der „Daily News“ folgende Ursache. Pioniere hatten über 
en Strom, der in Folge anhallender Regengüsse sehr angeschwollen 
war, eine Brücke geschlagen, deren Stärke durch ein Bataillon von 
Balencia probirt werden sollte. Kaum hatte die Spitze des Ba⸗ 
saillons das jenseitige Ufer erreicht, als die Pontons nachgaben,. 
die Brücke brach und die Hälfte des Bataillons in den reißenden 
Strom hinabstuͤrzte. Hilfe wurde versucht, aber vergebens; man 
onnte nuͤr weit unterhalb der Brücke die angeschwemmten Leichname 
bergen. Acht Offiziere und neunzig Mann sind bereits todt an's 
Land gebracht worden. Gegen den Commandanten, der den Bau 
reer Bruͤcke und die Probe leitete, ist eine Untersuchung angestrengt 
worden. 
Dienstesnachrichten. 
Aus Anlaß des Wittelsbacher Jubiläums erhielt das silberne Ehren— 
seichen des Verdienstordens der bayerischen Krone Lehrer Drescher in 
Wolfersh ei in. — 
Für die Redection deramwortich: F. x. Demesß. 
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Schaufelpflüge 
bedeutend verbessert. unter Ga— 
rantie, bei 
Wilh. Herz. 
vis⸗a·vis Herrn Schanl 
St. Ingbert. 
Hanf-Couverts 
per 1000 Stück von 3.50 Ml. an 
zu haben bei F. X. Demetz. 
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nelten Heilerfolge tann bdas bereits in 
io. Ans erschienene reidiuußtrirte Vuch: 
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Waͤrmste zur gee empfohlben 
rerven. In diesem 844 Seiten fiarken 
Werke sindet ein Jeder, gleichviel an 
welcher Krankheit leidend. tauseudsach 
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Heisen, oft selbst chwertraunten 
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Truckh und Verlag von F. X. Demeß in St. Ingbert.